KULTUR
Buch & Welt
Illustrationen: KAFI, Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin
100 FOCUS 41/2019
ihrem Programm richtet sie sich vor allem
an das multikulturell interessierte, lin-
ke, queere Publikum der Neustadt. Das
stellt Pirkko Husemann am Anfang des
Tages klar. 150 Veranstaltungen im Jahr,
Performance, Theater, Tanz, Musik. Wie-
der geht es in zwei langen Sessions um
Genderfragen, sexuelle Orientierung,
aber auch um praktische Ärgernisse wie
schlechte Bezahlung und Mangel an
Kinderbetreuung für abends arbeitende
„Schauspieler*innen“.
Zeitweise wirkt Grütters genervt von
der quasi-therapeutischen Selbstbe-
spiegelung, sie blättert in Akten und im
Pressespiegel. In einer Pause geht sie auf
dem Deich der Weser spazieren. Zwei
Probenbesuche gefallen ihr, sehr sogar.
Zuerst das Kollektiv „Thermoboy FK“ mit
seiner soften Männlichkeit. Fünf bärtige
Typen tanzen tapsig den „Karneval der
Tiere“. Premiere ist am 10. Oktober im
Theaterdiscounter in Berlin. Danach ein
anrührender Monolog des „angry black
man“ Mbene Mwambene aus Malawi
über Sklaverei und Kolonialismus.
Dritter Tag, Stadttheater Rendsburg
Die letzte Etappe bedeutet dann tatsäch-
lich Ankommen. In der Provinz. Das Städt-
chen Rendsburg mit seinen knapp 29 000
Einwohnern liegt am Nord-Ostsee-Kanal.
Immerhin gibt es eine prächtige weiße
Bühne, Sitz des Schleswig-Holsteinischen
Landestheaters mit 380 Angestellten.
„Wir machen ein Programm von Alban
Berg bis Andy Borg“, sagt Intendant Peter
Grisebach. Also von Klassik bis Horror.
Am Abend sehen Grütters und Beglei-
ter den skurrilen Publikumshit „Mörder
ahoi“. Regisseur Klaus Gehre schafft mit
vier Videokameras eine ganz eigene Thea-
terästhetik. Ein Stück, mit dem das Thea-
ter auch ein Dutzend Spielorte im Umkreis
von 65 Kilometern „bedient“, manche
marode, der Brandschutz oft desolat,
erzählt Grisebach. Es hat ihn zermürbt,
ständig um Geld betteln zu müssen. Bald
übernimmt er ein schickes Opernhaus in
Südkorea. Auch Kollegen geben auf.
Geschichten wie diese betrüben Moni-
ka Grütters. Ihr Fazit, als sie am Samstag
um 15 Uhr wieder ihr Büro im Kanzleramt
erreicht: Mordsrespekt für die engagierten
Intendanten, die so ganz andere Heraus-
forderungen meistern als die verwöhnten
Kollegen in der Hauptstadt. Sie können
sich auf ihr konzeptionelles Profil konzen-
trieren. Und müssen sich nicht mit logisti-
schen Fragen einer Landpartie befassen. n
Stilsicher renoviert
Frank Heibert hat
Chandlers Krimi-
Klassiker in aktuelles
Deutsch übersetzt
Ein Mann von Ehre
in einer ehrlosen Zeit
FOCUS-Autor Uwe Wittstock
über eine Romanfigur, die ihr
Buch verließ, um in unseren
Träumen Platz zu nehmen
Raymond Chandler war eine verkrachte
Existenz, 45 Jahre alt, arbeitslos und
Alkoholiker. Er lebte in einem verkrachten
Land: Seit der Weltwirtschaftskrise 1929
war halb Amerika arbeitslos oder krimi-
nell. In Los Angeles, einer Stadt, die in
seinen Augen „so viel Charakter hat
wie ein Pappbecher“, gab es kein
Gesetz mehr, nur noch das Recht des
Stärkeren. Dummerweise gehörte Chand-
ler zu den Schwachen. Es sah nicht so
aus, als würde er noch einmal auf die
Beine kommen.
Früher, am College in London, hatte er
sentimentale Gedichte geschrieben. Jetzt
las er billige Krimi-Heftchen, deren kalt-
schnäuzige Gangster ihm gefielen. Ob
man, fragte er sich, diesen Figuren unter
ihrer coolen Oberfläche eine winzige
Sentimentalität mitgeben könnte? Er
hatte nichts zu verlieren, setzte sich hin
und schrieb seine erste Crime-Story. Sie
erschien 1933. Das Honorar betrug 180
Dollar, einen Cent pro Wort.
Mit Philip Marlowe, seinem Helden,
schuf er den Inbegriff aller Privatdetekti-
ve. Jeder kennt ihn, selbst Leute, die nie
einen Chandler-Roman gelesen oder
einen Chandler-Film gesehen haben.
Marlowe bewegt sich in seiner aus den
Fugen geratenen Welt wie ein Fisch im
Wasser und ragt doch über sie hinaus.
Mitten in ehrloser Zeit ist er ein Mann von
Ehre. Während alle enthemmt nach Geld
grapschen, nimmt er nur die Honorare, die
ihm nach seinem Moralkodex zustehen.
Wo alle nur an ihren Vorteil denken, hält er
den Kopf für die Schwachen hin.
Besonders glaubwürdig war diese
Figur nie. Aber die sprachliche Perfektion,
mit der Chandler sie beschreibt, hat sie
zu einem Traum gemacht, den wir
alle nur zu gerne träumen. Jeder
seiner Sätze gibt sich den An-
schein, als sei er nur auf kalte
Kalkulation der Interessen oder
auf sarkastischen Witz aus, und
doch hört man in jedem von ihnen
zugleich das romantische Herz
Marlowes schlagen.
Kurz, Chandler ist ein Klassiker. Und
es ist gut, wenn Klassiker alle paar
Jahrzehnte neu übersetzt werden, damit
sie nicht verstauben. Frank Heibert hat
sich jetzt an die Aufgabe gewagt, Ray-
mond Chandlers Debütroman „Der
große Schlaf“ (Diogenes, 22 Euro) in
ein aktuelles Deutsch zu bringen. Und er
hat das verdammt gut gemacht. Egal, wie
oft Sie dieses Meisterwerk schon gelesen
haben: In Heiberts Übersetzung steht es
wie frisch gewaschen vor Ihnen. Ein fabel-
haftes Vergnügen.
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Widerspruch gegen die Verarbeitung, auf Datenübertragbarkeit sowie auf Beschwerde bei einer Aufsichtsbehörde. Silkes Weinkeller behält sich aufgrund von Verfügbarkeiten einen Jahrgangswechsel vor.
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ZOLLA PRIMITIVO DI
MANDURIA 2017
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fast opaken, tiefdunklen Violett. Der
Nase off enbart sich ein traumhaft
intensives und komplexes Bouquet.
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Gaumen richtig voll und saft ig, mit
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und reich an perfekt verwobenen
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LA PRIMA SCELTA
PRIMITIVO
2017
Weingut: Montedidio
Brombeeren und Backpfl aumen
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süßlichen Würze (Vanille). Am
Gaumen ist der Wein voluminös
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Weingut: Cantine San Marzano
Der San Marzano Lamadoro
Primitivo hat eine intensive,
purpurrote Farbe und violette
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Beeren, Amarena-Kirschen,
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