Nach der Victoria Beckham-Schau
posierten die Designerin und ihr
Stargast Helen Mirren backstage
für die Fotografen, aber Mirren
wollte auch ein persönliches Er-
innerungsbild mit nach Hause
nehmen – und machte schnell ein
Selfie. Danach gesellte sich Beck-
ham wieder zu den Journalisten
und schwärmte vom Erfolg ihrer
gerade gelaunchten Beauty-Linie.
„All unsere Erwartungen wurden
übertroffen, manche Produkte
waren schon nach Stunden ausver-
kauft.“ Zu den Bestsellern ge-
hörten die Tuxedo Eye Paletteund
die Signature Eye Palette. „Nicht,
dass ich das so genau kontrollieren
würde“, sagte Beckham, die jetzt
häufig auch öffentlich lacht.
VICTORIA BECKHAM
„ICH GLAUBE, WIR
KEHREN WIEDER
ZUR FORMELLEN
MODE ZURÜCK. ES
GIBT SO VIELE
T-SHIRTS UND
WENN MAN ZU
VIEL VON ETWAS
HAT, SEHNT MAN
SICH NACH ETWAS
ANDEREM.“
VERONICA ETRO,
Designerin
HERMÈS
Mit einer im bewährten Sinn
zeitlos-femininen Kollektion
meldete sich die Designerin
Nadège Vanhee-Cybulski bei
Hermès aus ihrer Mutterschafts-
pause zurück. Sie konzentrierte
sich dabei auf die Signatur des
Hauses: Leder. Im Tennisklub
von Paris zeigte sie es in allen
Facetten: vom Top bis zum Rock,
vom Kleid bis zum Mantel. All-
in-leather-Looks treffen auf
Ton-in-Ton-Ensembles aus war-
men Cognac-, Wein- und Ta-
baktönen. Und sie ringt dem
Leder ganz neuen Tragekomfort
ab: Es fühlt sich oft so weich und
fließend an wie Seide, dem ande-
ren Fetischmaterial des Hauses.
Leder wird diesmal sogar plis-
siert oder mit zartem Organza
kombiniert. Die Sattlerschürze
war offenbar das Vorbild, das sie
in allen Variationen durchspielte:
Ein champagnerfarbenes Leder-
kleid etwa wird nach vorn gefal-
tet und mit einer Schnalle fi-
xiert. Viele der Entwürfe lohnen
den Blick zurück: Unter Kreuz-
trägern und tiefen Rückenaus-
schnitten offenbart sich un-
erwartet viele nackte Haut.
„DAS JAHR 2020.
MIT DER
KOLLEKTION
MUSSTE ETWAS
NEUES
BEGINNEN.“
ALESSANDRO MICHELE,
Gucci
Gedankenloser Konsum geht nicht
mehr, auch nicht für einen schwer-
reichen Modeunternehmer wie
Michael Kors. Den üblichen „To-
go-Becher aus Plastik, aus dem
Kors während seiner kurzen Pres-
sekonferenzen vor der Schau tra-
ditionellerweise ein eiskaltes Ge-
tränk zu sich nimmt, hatte er
durch einem wiederverwendbaren
Becher mit Kors-Logo ersetzt.
„Fast Fashion“ erklärte er zum
„Desaster“. „Zum Glück erkennen
das auch immer mehr junge Frau-
en“, sagte er. Die verstünden das
Verhältnis zwischen einem höhe-
ren Preis und einem Kleidungs-
stück, das aufgrund seiner Mach-
art die Zeit überdauert. Umso
mehr, wenn so viel von Kors’ per-
sönlicher Geschichte drinsteckt.
Der Designer ließ sich für seine
Kollektion nämlich von seiner
Ahnenforschung inspirieren. Auf
einem Ausflug nach Ellis Island
erfuhr er die Geschichte seiner
Urgroßmutter, die mit 14 Jahren
aus dem heute nicht mehr existie-
renden osteuropäischen Land
Galizien in die USA auswanderte.
„Sie hatte zehn Dollar in der Ta-
sche. Einwanderer mussten min-
destens 20 mitbringen, also lieh
ihr ein Cousin weitere zehn.“
Wenn er an ihre Geschichte zu-
rückdenke, empfinde er Stolz. „Sie
glaubte daran, dass alles möglich
ist. Und diesen Glauben brauchen
wir heute mehr denn je.“
MICHAEL KORS
Das Beste an einer Erdem-Schau
sind die Heldengeschichten, die
man im Nachhinein hört. Frauen
spielen darin die Hauptrolle. Wie
der italienische Stummfilmstar
Tina Modotti, von der Erdem
Moralioglu in einem kleinen Lon-
doner Privatpark erzählte. „Erst
lebte sie in Hollywood, dann ging
sie nach San Francisco und wurde
Fotografin und Muse des Fotogra-
fffen Edward Weston und dann zogen Edward Weston und dann zog
es sie nach Mexiko, wo sie den
politischen Aktivismus für sich
entdeckte und der kommunisti-
schen Partei beitrat. Sie hat so
viele unterschiedliche Rollen in
so vielen verschiedenen Orten der
WWWelt gespielt, das wollte ich mitelt gespielt, das wollte ich mit
der Kollektion widerspiegeln.“
ERDEM
„INTELLIGENTE REBELLION KÖNNTE
GANZ NÜTZLICH SEIN HEUTE.
DIE SEZESSION, DIE PSYCHEDELISCHEN
60ER, HABEN UNS INSPIRIERT.
UND DER ORT HIER.“
DIE JIL SANDER DESIGNER LUKE UND LUCIE MEIER,
im Innenhof der Academia di Brera, über ihre starke Kollektion
„ICH WILL EIN
MODE-STATEMENT
ABGEBEN. DU
MAGST ES ODER
HASST ES, ABER
DAS GEHÖRT DAZU.“
DANIEL LEE,
Bottega Veneta
COMMUNITY ans Modedeck!
Oberfläche und Oberflächlichkeit sind zweierlei Maß einer Branche, die schon qua Definition dem Wandel verpflichtet ist
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05.10.19 Samstag, 5. Oktober 2019DWBE-VP1
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DIE MODE IST ZU
ÜBERFRACHTET
MIT SPORTSWEAR-
ANLEIHEN. MIR
GEHT ES UM
LUXUS MIT
LEICHTIGKEIT,
ABER ICH WÜRDE
NIE HOODIES
MACHEN.
PAUL ANDREW,
Kreativdirektor Ferragamo
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