Kapitel 11 | Akt & Erotik 195
Modell sorgfältig auswählen, denn um die Rolle überzeugend
darzustellen, muss sich die Person wohlfühlen. Aber auch hier
schaffen Kopf- und Körperhaltung, der Blick und das Zubehör
sowie Make-up erst wieder das gewünschte Gesamtbild.
Beide Methoden der Darstellung geben jedoch immer nur
das subjektive Empfinden und die persönliche Sichtweise des
Fotografen wieder, sowohl was den Charakter des zu porträ-
tierenden Modells als auch den Versuch der Darstellung einer
bestimmten Situation oder Emotion angeht.
Zur Neutralisierung dieser Subjektivität ebenso wie zur Anfer-
tigung eines gelungenen Aktporträts gilt es, einige fotografi-
sche Spielregeln technischer Natur sowie hinsichtlich des Bild-
aufbaus und der Perspektive einzuhalten. Alternativ können
Sie aber auch bewusst sehr drastisch gegen eben diese Regeln
verstoßen.
In der Aktfotografie und das trifft auch auf das Aktporträt
zu, ist der Erfolg einer Aufnahme generell eine Frage des
Geschmacks, weil es viele unterschiedliche ästhetische Auf-
fassungen gibt. Sie als Fotograf müssen vorher wissen, wer
die Fotos später anschauen wird, und sich über die Wirkung
des Fotos im Klaren sein. Die Beleuchtung spielt hierbei eine
große Rolle, damit eine erotische Aufnahme später nicht billig
wirkt.
Das Licht
Für dem Lichtaufbau im Studio oder Indoor kann ich Ihnen
auch hier kein Patentrezept anbieten. Denn „den“ Lichtaufbau
für das Aktporträt gibt es nicht: Von Available Light über Bau-
strahler bis hin zu komplexen Aufbauten mit verschiedenen
Lichtquellen und deren vielfältigen Vorsätzen ist alles denkbar
und machbar. Auch beim Aktporträt ist das Arbeiten mit
vorhandenem Licht besonders schön. Denn gerade durch die
starke Fokussierung bei der Arbeit mit Offenblende ergeben
sich von ganz allein Fotos mit Konzentration auf Augen und
Gesicht.
Die Lichtsetzung ist grundsätzlich auch hier ergebnisorientiert. Ein gla-
mouröses Aktporträt wie auf Seite 194 folgt den gleichen Regeln wie die
Beauty-Fotografie. Achten Sie hier auf ausreichenden Abstand von der
Lichtquelle, denn Dekolletees und Busen neigen ebenso wie Stirn und
Eine ganz andere Aussage finden wir bei diesem Foto: Ganz
natürlich, ohne Glamour und Erotik zeigt diese Frau ihr
Tattoo. Sowohl Licht als auch Fokus liegen jedoch auf dem
Gesicht, so dass Schärfe und Helligkeit sofort abfallen und
so den Blick des Betrachters auf das Gesicht konzentrieren.
Kamera: Fujifilm FinePix S2Pro mit 50 mm f/1.8er Objektiv –
Belichtung 1/90 Sek. bei f/1.8 – Brennweite 75 mm – ISO 100.
Foto: Carina Meyer-Broicher