198 Kapitel 11 | Akt & Erotik
Blickkontakt, Aufnahmen in Augenhöhe zu fertigen, die
Kamera ist also auf gleicher Höhe wie die Augen des
Modells. Wenn Sie Stolz oder Überlegenheit der zu por-
trätierenden Person darstellen möchten, wählen Sie eher
einen Aufblick der Kamera, Sie nehmen das Foto also von
unten auf. Dies erfordert ein wenig Abstand zum Modell,
um nicht von unten gegen das Kinn oder in die Nase zu
fotografieren. Mit einem Standpunkt, der es Ihnen ermög-
licht, das Modell von oben aufzunehmen, lassen sich
Unterwürfigkeit, aber auch Verletzlichkeit darstellen. Klet-
tern Sie dafür gegebenenfalls auf eine Leiter. Beachten Sie,
dass sich mit der Aufnahmeperspektive auch die Körper-
form des Modells in der Abbildung verändert.
Eine frontale Aufnahme eines sitzenden Modells lässt die-
ses wuchtiger erscheinen. Außerdem wirkt diese Aufnah-
me statisch und auch schnell langweilig, weil diese Pers-
pektive häufig gewählt wird. Abhilfe schafft eine seitliche
Körperdrehung der Person, wobei der Kopf sich wieder der
Kamera zuwendet.
Geringe Änderungen in der Kopfhaltung können dem Foto
eine komplett andere Aussage verleihen. Das vorgestreckte
Kinn und der leicht nach vorne gebeugte Oberkörper kön-
nen dem Bild einen freundliche oder offene Note verlei-
hen, zusammen mit hartem Licht aber auch Aggressivität
darstellen. Lehnt das Modell Kopf und Oberkörper hinge-
gen nach hinten, kann so Distanz oder auch Verletzlichkeit
symbolisiert werden.
Sollen die Arme und Hände mit in das Bild einfließen,
müssen Sie auch diese sorgfältig arrangieren. Wichtig ist,
dass die Armlinie den Blick des Betrachters nicht aus dem
Bild führt oder durch Fokussierung vom Gesicht der Per-
son ablenkt. Wenn Hände im Bild sind, sollten diese nicht
abgeschnitten werden. Sie können auch zur Unterstützung
des Fotos herangezogen werden, indem das Model sich mit
der Hand durch das Haar fährt oder sich aufstützt. Achten
Sie beim Aufstützen des Gesichts aber unbedingt darauf,
dass sich die Person nicht wirklich aufstützt, denn dies ver-
schiebt die Haut und die Mimik und sieht zumeist unschön aus. Die Stütze
wird also idealerweise nur angedeutet. Wenn die Arme und Hände nicht
mit einbezogen werden, sollten sie locker am Körper liegen.
Das Ergebnis von langer Brennweite, einem erhöhten Auf nahme-
standpunkt und gebündeltem harten Licht von oben konzentriert
den Blick des Betrachters auf Augen und Gesicht des Modells.
Kamera: Nikon D200 mit 80-200 mm f/2.8er Objektiv – Belichtung
1/60 Sek. bei f/2.8 – Brennweite 195 mm – ISO 640.
Foto: Carina Meyer-Broicher