sehr mit ihrem eigenen Unglück beschäftigt war, aber als Oma ist sie
hinreißend.
Ilaria seufzt. Noch vor dem ersten Kaffee eine Stadtdurchquerung bis
nach Camilluccia.
»Ich komme.«
Als sie die Treppe hinabgeht, fehlt irgendetwas. Mit jeder Treppenstufe,
mit jedem Klatschen der Sandalen auf dem Marmorboden nimmt das Gefühl
zu. In der ersten Etage bleibt sie stehen. Auf dem dunklen Holz der Tür klebt
mit vier Tesastreifen ein Zettel: Wohnung beschlagnahmt – Art. 321/3 StPO.
Jemand hatte offenbar die vielen Illegalen im Schlafsaal der Bangladescher
angezeigt, woraufhin die Polizei nach Jahren des Tolerierens, Ignorierens
oder Wegschauens eingreifen musste.
Das hat also gefehlt: die Hintergrundgeräusche des Subkontinents und der
heraufwehende Currygeruch. Heute ist es still im Treppenhaus, frei von allen
Gerüchen wie in dem herrschaftlichsten aller Wohnhäuser.
Doch kaum erreicht sie das Erdgeschoss, ist der Reichen-Viertel-Effekt
verflogen. In dem Hohlraum unter der Treppe, den Ilaria bei jeder
Eigentümerversammlung erfolglos als idealen Standort für einen Fahrstuhl
anpreist, liegt ein Berg mit dreckigen Sachen: alten Matratzen, Plastiktüten
voll Kleider, ein alter Koffer. Reste einer erzwungenen Evakuierung. Der
Schlafsaal der Bangladescher ist wohl in aller Eile geräumt worden, zu
nachtschlafender Zeit. Die Regenschirme haben sie allerdings mitgenommen.
Wo sie jetzt wohl sind?
Eine Blechdose, etwa so groß wie eine kleine Hutschachtel. Vor orangenem
Hintergrund prangt das schwarze Bild einer Kaffeemühle, darunter die
Schrift: »Nationale Kaffee-Ersatz-Industrie«.
»Was ist das?«, fragt Ilaria.
»Sie gehört deinem Vater«, meint Marella.
»Oh Gott ... was kommt denn jetzt schon wieder?« Ilaria macht große
Augen. »Mir reicht es allmählich mit den Enthüllungen.«
»Reg dich nicht auf. Es sind nur alte Fotos, Briefe, Postkarten. Was kann
dir da schon passieren?«
Ilaria nimmt die Dose.
»Und wieso hat sie die Große Zerstörung überlebt?«
»Ach, ja ...« Marella lächelt gedankenverloren. »Heiliger Bimbam,