wusste, dass die Prozedur zur Herstellung ungefährlich war, wenn man sie
präzise und umsichtig anwandte – das Subjekt, das in Simbabwe an einem
Herzinfarkt verstorben war, während der Abdruck genommen wurde, war
eine unglückselige Ausnahme gewesen. Dennoch löste sie stets heftigen
Argwohn aus, so unbegründet der auch war.
Die einfachste Lösung war daher, den jeweiligen Residenten als
Statthalter der Kolonialmacht um Hilfe zu bitten und sich zum Beispiel
rebellische Häftlinge ausliefern zu lassen. Oder sich mit den Wohlhabenden
des Dorfes abzustimmen, damit sie ihre Diener zur Verfügung stellten. Ein
anderes Mal schickte der lokale Abun einen Mönch, der im Tausch gegen teff
für das ganze Kloster einen Gipsabdruck von sich machen ließ. Einmal
begegneten sie einer Familie, die in unsagbarer Armut in einer Höhle lebte.
Gegen ein paar Lebensmitteln und einen Topf erlaubte das Oberhaupt, dass
von seiner Frau und den Kindern Masken genommen wurden. Im
Allgemeinen jedoch war es heikel, die Leute zu einer Maske zu überreden.
Wenn nur der Dorfälteste Zweifel anmeldete, gab es keinen einzigen
Freiwilligen mehr.
Deswegen war es wichtig, das Laboratorium an einem möglichst
diskreten Ort zu errichten – im Innern einer Strohhütte am Dorfrand, in einem
Zelt abseits vom restlichen Lager. Das Objekt musste sich rücklings auf den
Boden legen, wurde an Hand- und Fußgelenken festgebunden, während ein
Askari seine Beine hielt. Weitere zwei standen bereit, um einzugreifen. Über
seiner Brust kniend verstrich Cipriani Kaliseife auf seinem Gesicht und
spachtelte dann die Gipsmasse darüber. Entscheidend war, schnell zu
arbeiten. Nur wenige ließen sich Strohhalme in die Nasenlöcher stecken, also
blieb allein die kurze Zeitspanne, die das Subjekt den Atem anhalten konnte.
Die Mischung musste genau die richtige Dicke haben. War die Luft zu kühl,
dauerte das Trocknen länger, weshalb Cipriani niemals Abdrücke am frühen
Morgen machte. Wenn während der Prozedur das Subjekt sich bewegen oder
die Paste vom Gesicht entfernen wollte, standen Attilio und die Askaris
bereit, es festzuhalten. Manche schwitzten vor Angst, einige wurden
bewusstlos, und fast alle glaubten an einem bestimmten Punkt zu sterben. Bei
manchem lösten sich die Eingeweide vor Panik und Platzangst, so dass sie in
einer übelriechenden Durchfallpfütze standen. Hätte man den noch nicht
getrockneten Abdruck abgenommen, wäre er zerbröckelt, und man hätte von
vorne beginnen müssen.
jeff_l
(Jeff_L)
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