froher und feierlicher Dankbarkeit von den Bewohnern der befriedeten
Kyrenaika willkommen geheißen.«
Die Kyrenaika. Attilio erstarrte auf seinem unbequemen Holzsitz. Ein
Augenpaar erschien nun auf der Leinwand, und er hatte es wiedererkannt.
Dieser Blick, dieses Lächeln hatte er nie vergessen. Es gab keinen Zweifel,
für einen Moment sah von der weißen Leinwand des einzigen Kinos von
Lugo in Romagna die Junge Beduinin herab.
Sie war es. Er war sich ganz sicher. Das Mädchen, das ihn viele Jahre
zuvor angelächelt hatte, als sie in ihrem Zelt in dem Messepavillon
Getreidekörner zerrieb. Für sie war keine Zeit vergangen, ihr Gesicht war
noch genauso, wie Attilio es sich eingeprägt hatte. Dieselben drei Zöpfe, der
merkwürdige Nasenring, von dem man den Blick kaum abwenden konnte.
Doch da war sie schon wieder weg. Andere Gesichter, andere Lächeln,
jubelnde Arme lösten einander auf der Leinwand ab.
Bis spät in die Nacht hinein konnte Attilio an nichts anderes denken als
an die dunklen Augen und die sonnenprallen Lippen. Eine nie gekannte
Sehnsucht erfüllte ihn von Kopf bis Fuß. Als er endlich einschlief, hüllte der
Traum ihn in sein feuchtes Verlangen: In weißer Gardeuniform befriedete er
mit strenger Sanftheit die Junge Beduinin.
Im Dezember 1932 fuhr Mussolini in einem Fiat Alb 48 zur Einweihung
einer neuen Stadt, in genau dem Triebwagen, dessen Prototyp Ernani an
jenem Tag bewundert hatte, als der kleine Attilio von dem unvergesslichen
fremdländischen Lächeln berührt wurde. Die neue elektrische Eisenbahn trug
vorne zwischen den Scheinwerfern ein schmales stählernes Liktorenbündel
vor sich her, wie eine Brosche am Revers. Die Waggons waren in hübschem
Milchkaffeebraun gehalten, und die runden Linien gaben ihnen einen grazilen
Anstrich. Jedenfalls war jedem sofort klar, dass es sich um eine Frau handeln
musste. Und zu Ehren der wunderseligen Littoria, der Stadt, die nach Willen
des Duce innerhalb weniger Monate aus malariageschwängertem Morast
entstanden war, nannte man sie Littorina. Selbst Ernani, der sich über das
Regime immer nur sehr zurückhaltend äußerte, spürte ein wenig
Bewunderung für diese faschistische Errungenschaft des modernen
Eisenbahnwesens.
Im nächsten Jahr, dem Jahr XI der Faschistischen Ära, erschien auf dem
Ausweis der Nationalen Faschistischen Partei hinter dem stilisierten
Liktorenbündel das Gesicht des Duce. Zum ersten Mal als reales Porträt, den
jeff_l
(Jeff_L)
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