-funktionäre ergangen, solche Vorkommnisse nicht zu ahnden. Folglich
wurde der auf frischer Tat ertappte Juwelier, der zweihundert Eheringe
fälschte, nicht strafrechtlich belangt, wie auch sein Kollege aus Padua nicht,
der Eisenringe verkaufte, die denen ähnlich waren, die zum Tausch am Tag
der Zeremonie ausgegeben wurden. Tatsächlich war das eigentliche Ziel der
Zeremonie nicht der Realwert des gespendeten Schmucks. Natürlich stand es
nicht in den Zeitungen, doch dieses Gold war eine Lappalie gegenüber den
wahren Kriegskosten in Abessinien. Doch was hier eingesammelt wurde, war
viel kostbarer: die allgemeine Zustimmung. Deshalb wurden Betrügereien
ignoriert. Denn nähme man die Schuldigen fest, würde nur offensichtlich,
dass nicht alle Herzen ausschließlich für Faschismus und Vaterland schlugen.
Dass manch einer den Duce nicht lieben, sondern betrügen wollte. Nein, da
drückte man lieber ein Auge zu. Den freiwilligen Verteidigern des
Faschismus wurde gesagt, dass Rizinusöl und Schlagstöcke für andere
Gelegenheiten gut waren.
Auch Ernani schmerzte die Vorstellung, dass Viola sich von dem feinen
Goldschmiedeprodukt trennen wollte, das die Schönheit der Braut bezeugte,
in die er verliebt war. Ein paar Wochen vor dem großen Tag des Rings hatte
er vor dem sonntäglichen Rindfleisch gesessen und seiner Frau einen
Vorschlag gemacht. Er würde einen anderen Ring von gleichem Wert
kaufen – das konnte er sich mittlerweile leisten, ohne an seine Ersparnisse zu
gehen –, den sie abgeben würden. Otello, der zum wöchentlichen
Familienessen nach Hause gekommen war, hatte seine Zustimmung zu der
Idee erklärt. Dem Vaterland war es egal, so sagte er, wie der Ring aussah;
was zählte, waren die Karat.
Viola hatte den Blick von ihrem Teller gehoben, auf dem sie gerade das
Fleisch zerteilte, hatte in furchtbarer Langsamkeit Messer und Gabel aus der
Hand gelegt und dann ihrem Mann einen Blick zugeworfen, als sei er ein
Verräter. Dann sprach sie mit monotoner und düsterer Stimme wie die
Sibylle von Cumae.
»Du willst also mit minderwertigem Gold die Waffen bezahlen, die dein
Sohn tragen wird.«
»Nein, nein, wie gesagt, ich kaufe einen Ring mit dem gleichen
Goldgehalt von exakt 18 Karat. Oder auch mehr, wenn du möchtest. Es wäre
nicht minderwertig.«
Da sagte Viola das, von dem Ernani immer gewusst hatte, dass sie es
jeff_l
(Jeff_L)
#1