schmetterling

(Martin Jones) #1

der Libelle entwächst eine schimmernde Haube. Der Körper wird transparent,
man sieht eine Vielzahl tentakelartiger, hauchfeiner Drähte sich darin
verästeln. »Eine Bio-Brennstoffzelle. Sie speist sich aus dem Stoffwechsel
des Insekts. Blutzucker und Bewegungsenergie. Solange es frisst und fliegt,
lädt es die Batterie immer wieder auf. Damit wäre das Energieproblem gelöst,
aber die Einheit umfasst noch mehr.«
Ein Teil der Haube beginnt zu leuchten.
»Wie ihr wisst, sind wir in der Lage, Daten auf Magneten zu speichern,
deren jeder aus einem einzigen Atom besteht. Die Speicherkapazität pro
Atom beträgt ein Bit. Das heißt, eine Festplatte, auf der alle je geschriebenen
Bücher oder in Datenform erfasste Musik Platz haben, ist nicht größer als
eine Kreditkarte. Könnte man sich Quanteneffekte nutzbar machen, fände
alles auf der Spitze einer Nadel Platz. PU-453 hat es immerhin geschafft, den
ganzen gewaltige Datenbestand im Volumen eines Reiskorns
unterzubringen – der Teil, den ihr leuchten seht.«
Ein simulierter Libellenschwarm fliegt Manöver, vergrößert und
verkleinert seine Fläche im Raum, wechselt blitzartig die Formation, bildet
Fronten, Kugeln, Speerspitzen und Fächer. Das Symbol eines Zentralrechners
erscheint.
»Hier ist unsere KI, über die wir das Kollektiv steuern. Die neuen


Steuereinheiten passen in jeden Rucksack.« Sendeimpulse gehen innerhalb
des Schwarms und zwischen Schwarm und Rechner hin und her. »Was genau
passiert da? Im Prinzip nichts anderes, als was wir aus rückkoppelnden
Lernprozessen zur Genüge kennen. Sämtliche Tiere sind untereinander und
mit der KI vernetzt. Jede Information, die ein Einzeltier erlangt, wird in
Echtzeit mit allen anderen Tieren geteilt und in deren individuellen Speichern
abgelegt. Die KI wertet den permanenten Informationsfluss aus, erstellt aus


den Einzeldaten komplexe Lagebilder und setzt die daraus gewonnene
Erkenntnis in Anweisungen um. Ein selbstlernendes System also, dessen

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