schmetterling

(Martin Jones) #1

gefurchte Fläche des Kastens vor sich und hat sekundenlang das Gefühl, als
durchstießen sie das beschlagene Metall, weil es gar keine feste Oberfläche
ist, sondern der in Wellen erstarrte Spiegel eines eisigen, dunklen Gewässers.
Würde er hindurchgehen –
Vorsicht! Du atmest die Illusion ein. Etwas Halluzinogenes, zuckrige
Ausscheidungen. Ja, du halluzinierst. Die Wolke flutet deine Sinne mit einem
pheromonischen Narkotikum, einer Droge.
Konzentrier dich!
Die Eisempfindung verkehrt sich in ihr Gegenteil. Seine Finger zucken
zurück, als hätten sie eine glühende Herdplatte berührt.
Hinter ihm schlägt etwas gegen Metall.
Fällt zu Boden, scharrt. Geräusche wie von winzigen Klauen.
Luther fährt herum und späht in den dämmrigen Korridor.
»Jayden? Bist du das?«
Weit, sehr weit und sich stetig entfernend, sieht er den Spalt, wo er –
wann? – hineingelaufen ist. Hört Schritte. Schleppend, aus dem Takt geraten.
Hört einen Körper aufschlagen.
Ohrfeigt sich. Ein weiteres Mal, was ihn halbwegs zur Besinnung bringt,
versucht die Quelle der Geräusche zu lokalisieren. Wo kam das her? Aus
einem der Seitengänge? Ganz so klang es, also muss er den Kybernetiker
übersehen haben. Langsam geht er den Weg zurück, schaut nach rechts und
links, stemmt sich mit aller Willenskraft gegen die Wirkung des faulsüßen
Dufts, der eine bloße Chemikalie ist, ein billiger Trick, als kenne er sich nicht
bestens aus mit aller Art Drogen, nähert sich dem ersten Querkorridor –
Ein Mensch liegt darin.
Rasch ist Luther an seiner Seite, geht in die Hocke, fühlt den Puls. Jayden
de Haan lebt. Atmet schwer. Als er den Kopf des Kybernetikers anzuheben
versucht, greift er in verklebtes Haar. Ein Lappen Haut löst sich vom Schädel
und bleibt warm und nass an seiner Handfläche haften. Jetzt sieht er auch,
was mit Jaydens Händen geschehen ist, deren Fleisch heruntergefetzt wurde,

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