Süddeutsche Zeitung - 07.09.2019 - 08.09.2019

(Rick Simeone) #1
„Auf der Verpackung wirbt der
Hersteller mit splitterfreien
Stiften, das sind sie aber nicht
wirklich, auch wenn sie holzfrei
sind. Das Material ist gummiar-
tig und leicht zu zerbrechen.
Nach dem Spitzen wirkt es abge-
wetzt. Warum die Stifte fast
stumpf aus der Packung kom-
men, verstehe ich auch nicht so
ganz. Und die Farbe auf der
äußeren Lackierung entspricht
nicht der Farbe der Mine. Die
Farben sind matt, nicht sonder-
lich strahlend. Das ist den Kin-
dern aber am wichtigsten.“

Eberhard Faber
Erhältlich:im Einzelhandel
Preis:2,45 Euro für 12 Stifte, 20 Cent
pro Stift*
Bewertung:2 von 10 Punkten

„Die Stifte sind unspektakulär.
Sie stechen nicht sonderlich
hervor, sind qualitativ aber
auch nicht schlecht. Durch den
Dreikant ist das Modell nicht so
griffig, beim Spitzen schrump-
fen die Stifte verhältnismäßig
schnell. Die Farben finde ich
nicht sonderlich schön. Das
‚EcoPencil‘-Siegel kenne ich
nicht. Als Verbraucher weiß
man nicht, auf welche Siegel
man sich wirklich verlassen
kann. Von Faber Castell hätte
ich mehr erwartet, das ist ei-
gentlich eine tolle Marke. Ich
hatte hier schon den Testsieger
vermutet. Aber das Preis-Leis-
tungs-Verhältnis stimmt nicht.“

Faber Castell Dreikant
Erhältlich:im Einzelhandel
Preis:5 Euro für 12 Stifte, 42 Cent
pro Stift*
Bewertung:4 von 10 Punkten

„Vom Gefühl her hätte ich ge-
sagt, dass die Stifte gut sind.
Aber hier hat mich gar nichts
überzeugt. Die Farben sind eine
seltsame Mischung aus Klas-
sisch und Neon, statt Sonnen-
gelb wird eine Art Warnwesten-
gelb mitgeliefert. Kinder brau-
chen aber eher die natürlichen
Farben im Federmäppchen. Die
Deckkraft ist blass, wenn man
beim Schreiben nicht fest auf-
drückt, kann man die Schrift
kaum lesen. Und beim Spitzen
zersplittert das Holz, da besteht
fast schon Verletzungsgefahr.
Stabilo ist durchgefallen.“

Stabilo color
Erhältlich:im Einzelhandel
Preis:2,75 Euro für 12 Stifte,
23 Cent pro Stift*
Bewertung:1 von 10 Punkten

„Da ist ein weißer Stift dabei,
das ist schon mal gut – den
brauchen die Kinder, wenn wir
auf schwarzem Papier malen,
aber kaum eines hat dann Weiß.
Beim Malen stauben die Stifte,
das war bei den anderen Model-
len nicht so schlimm. Beim
Spitzen ist die Mine gleich zwei-
mal hintereinander gebrochen,
da hat man dann gleich mal ein
Zehntel des Stiftes verspitzt.
Aber die Farben sind einfach
aufzutragen. Für den Preis fin-
de ich die Stifte ganz ordent-
lich.“

Rossmann Schreibwelt
Erhältlich:Rossmann
Preis:1,99 für 24 Stifte,
8 Cent pro Stift**
Bewertung:5 von 10 Punkten

„Fürchterlich, aber für einen
Euro habe ich auch nicht so viel
erwartet. Sie haben kein Um-
weltsiegel, meinen eigenen
Kindern würde ich die wohl
nicht kaufen. Der Stift ist ex-
trem kratzig auf dem Papier
und beim Auftragen richtig laut.
Wenn 24 Kinder mit solchen
Stiften auf dem Papier kritzeln,
kann das für die Lehrerin nerv-
tötend sein. Außerdem fühlt
sich das Holz an wie Gummi,
den kriegt sogar ein kleines
Kind ohne jeglichen Kraftauf-
wand auseinandergebrochen.“


Stenzer
Erhältlich:Woolworth
Preis:1 Euro für 12 Stifte,
8 Cent pro Stift**
Bewertung:1 von 10 Punkten
Hinweis der Redaktion:Woolworth
hat am 4. September wegen erhöhter
Bleiwerte zwei Chargen zurückgerufen.


„Die Stifte sehen sehr edel aus,
weil sie eine silberne Lackie-
rung haben. Erwachsene mö-
gen das hübsch finden, aber für
Kinder ist es besser, wenn der
ganze Stift farbig ist, nicht nur
das untere Ende. So lassen sich
die Farben im Federmäppchen
leichter finden. Die Stifte rut-
schen gut auf dem Papier, die
Farben sind kräftig. Beim
Bruchtest haben die Lamy-Stif-
te am längsten durchgehalten.
Aber sie kosten mehr als dop-
pelt so viel wie die anderen
Modelle, die gut abgeschnitten
haben, und sind qualitativ
nicht unbedingt besser.“

Lamy Colorplus
Erhältlich:im Einzelhandel
Preis:4,90 für 12 Stifte,
41 Cent pro Stift*
Bewertung:7 von 10 Punkten

„Die Farben haben eine sehr
intensive Leuchtkraft, die gefal-
len mir richtig gut! Die Mine ist
schön weich. Man merkt gleich,
dass man da nicht so fest auf-
drücken muss. Durch leichteres
oder festeres Drücken kann
man eine tolle Farbvariation
erzeugen. Die weichere Mine
hat allerdings den Nachteil,
dass der Stift schneller
schrumpft. Außerdem bricht
die Miene im Härtetest gleich
komplett. Aber das Preis-Leis-
tungs-Verhältnis stimmt hier
absolut.“

Pelikan
Erhältlich:im Einzelhandel
Preis:3,69 Euro für 12 Stifte,
31 Cent pro Stift*
Bewertung:8 von 10 Punkten

„Ein riesiger Pluspunkt dieses
Stifts: Er lässt sich komplett
ohne Rückstände wegradieren.
Das ist wichtig für Kinder,
wenn sie zum Beispiel in Tests
farbig unterstreichen müssen
und dann die falsche Farbe
nehmen. Aber das alleine über-
zeugt mich leider nicht. Der
Auftrag ist recht kratzig und zu
dünn. Der Stift ist nicht aus
Holz, sondern aus Kunstharz.
Das fühlt sich gewöhnungsbe-
dürftig an, auch wenn’s gut für
die Umwelt ist. Das Material
lässt sich immer noch gut spit-
zen, aber der Stift bricht auch –
immerhin ohne Splitter.“

BIC Kids Tropicolor 2
Erhältlich:im Einzelhandel
Preis:3,99 Euro für 12 Stifte,
33 Cent pro Stift*
Bewertung:5 von 10 Punkten

„Im Regal hätte ich zu diesen
Stiften gegriffen, denn die Ver-
packung spricht mich optisch
am meisten an. Das Holz wirkt
hochwertig und stabil. Die Be-
schaffenheit lässt die Kinder
den Stift intuitiv richtig grei-
fen. Aber die Anwendung ist
enttäuschend, leider. Um über-
haupt Farbe zu erzeugen, muss
man sehr fest aufdrücken.
Dann entstehen hässliche
Linien, richtiggehende Furchen
im Papier. Wenn Kinder so fest
aufdrücken müssen, geht ih-
nen schnell die Kraft aus. Übt
man weniger Druck aus, sind
die Farben zu blass. Das PEFC-
Umweltsiegel auf der Packung
ist beim Test des Naturschutz-
bundes durchgefallen. Für den
Preis enttäuschend.“

Staedtler Noris 127
Erhältlich:im Einzelhandel
Preis:4,25 Euro für 12 Stifte,
35 Cent pro Stift*
Bewertung:3 von 10 Punkten

„Der Hersteller wirbt mit hoher
Pigmentierung, womit er schon
mal recht hat. Die Farben sind
richtig kräftig und leuchtend,
sie lassen sich einfach auftra-
gen. Das gefällt mir besser als
bei so manchem Markenstift.
Die Mine bröselt ein bisschen,
aber das liegt wohl daran, dass
sie recht weich ist. Sie hält gut
Stand, anders als bei fast allen
anderen Stiften bricht sie nicht
ganz weg, auch wenn man zu
fest aufdrückt. Weiteres Plus:
Auf der Packung prangen die
bekannten Umweltsiegel von
WWF und FSC. Hätte ich nicht
erwartet, aber das ist mein Test-
sieger. Da können die teureren
Markenprodukte nicht mithal-
ten.“

Maker
Erhältlich:Netto
Preis:1,69 Euro/12 Stifte, 14 Cent
Stift*
Bewertung:9 von 10 Punkten

B


eim Einkauf für den Test ein paar Wochen
vor Schulstart begegnen einem bereits ver-
zweifelte Eltern in den labyrinthartigen
Gängen der Schreibwarenabteilungen, mit der ei-
nen Hand in der Tasche nach einer ellenlangen
Materialliste kramend, an der anderen Hand das
quengelnde Kind, das lieber das Schreibheft mit
dem Delfin drauf will, nicht das mit den Pferden.
Der Einzelhandel bietet viel, bisweilen zu viel
Auswahl, wenn es um die Ausrüstung für Schul-
kinder geht. Das gilt auch bei Buntstiften, seit je-
her Basisprodukt im Ranzen eines Abc-Schüt-
zen. Welche Qualitätsunterschiede es wirklich
gibt, zeigt sich dann im Klassenzimmer: Die
Schüler kauen an Stiften, schmeißen sie samt Fe-
dermäppchen runter, zerbrechen sie auch mal in
der Wut. Die Farben sollen leuchten, radierbar


sein, lange halten und nicht verschmieren. So ein
Buntstift muss also viel aushalten. Aber welcher
ist der beste? Wie findet man in der Fülle der Aus-
wahl das Modell, das nicht nur Eltern, sondern
auch Kinder glücklich macht? Muss man für die
besten Farben wirklich tiefer in die Tasche grei-
fen? Und welche wurden nachhaltig produziert?
Die Grundschullehrerin Kerstin Breuer hat für
uns Buntstifte von zehn Herstellern getestet und
dabei den Schwerpunkt darauf gelegt, wie gut
die Produkte für Kinder zu handhaben sind. Sie
hat Mandalas ausgemalt, Minen zerdrückt, Stif-
te gespitzt und zerbrochen. Eine Analyse der In-
haltsstoffe fand nicht statt. Um die Vergleichbar-
keit zu gewähren, haben wir jeweils das klassi-
sche Modell gewählt, also keine Aquarell- oder
besonders dicke Stifte. laura krzikalla

Die Expertin:Kerstin Breuer unterrich-
tet im neuen Schuljahr eine vierte Klas-
se an der Grundschule Ottobrunn bei
München. Die 35-jährige Grundschul-
lehrerin betreibt den Blog „Material-
wiese“, auf dem sie anderen Lehrern
selbsterstellte Unterrichtsmaterialien
zur Verfügung stellt. Ihre Materialliste
hat sie selbstverständlich schon vor Schulstart an die
Eltern geschickt, damit es am ersten Tag nach den großen
Ferien kein Chaos gibt. Bestimmte Marken empfehlen dür-
fen Lehrer übrigens nicht, erklärt Breuer, sie sei da zur
Neutralität verpflichtet, schon weil nicht alle Familien
sich die teureren Marken leisten können. Für den SZ-Test
macht sie eine Ausnahme.

ILLUSTRATION: DIRK SCHMIDT, FOTOS: HERSTELLER

*= Unverbindliche Preisempfehlung
des Herstellers
**= im Handel bezahlter Preis

Der Enttäuschende Der Durchschnittliche Der Holzfreie Der Günstige

Wer sät, wird ernten


Maurice Maggi fand seine Heimat Zürich viel zu grau. Deshalb streut er seit 35 Jahren Blumensamen auf Grünstreifen, Straßenecken und Verkehrsinseln


Der heiße Sommer hat den Stockrosen zu-
gesetzt, nur vereinzelt leuchtet es am Zür-
cher Limmatquai noch in Lila, Rosa und
Pink. Für Laien mag das Quadrat um die
Bäume am Straßenrand Anfang August et-
was traurig aussehen: ausgebleichte Stän-
gel, braunes Gras, welke Blätter. Für Mau-
rice Maggi ist es ein Geschenk. Während
die Autos an ihm vorbeirauschen, zwickt
der 64-Jährige die gelbbraunen Kapseln
der Stockrosen ab, die im Volksmund Mal-
ven genannt werden, öffnet sie und schüt-
telt die kleinen braunen Samen in seinen
Stoffbeutel. Die Passanten, die dem Mann
mit dem Hut und dem bunt gestreiften
Hemd zusehen, sehen irritiert aus. Was
will der Typ bloß mit dem Unkraut?


Was sie nicht ahnen: Ohne ihn würde es
keine einzige Malve in ganz Zürich geben,
zumindest nicht außerhalb der Gärten und
Parks. Denn Maurice Maggi hat sie gesät:
mitten in der Stadt, in Ritzen und Nischen,
auf Verkehrsinseln und Kiesflächen, um
Bäume und Laternen, unter Bänken und
Büschen. Seit 35 Jahren wird er nicht mü-
de, Zürich alljährlich mit bunten Blumen
aufzuhübschen. Inzwischen wirbt Zürich-
Tourismus sogar mit seinen Malven, sie
sind zu einer Art symbolischer Stadtblume
geworden, einem Zeichen moderner Urba-


nität. Selbst auf Architekturzeichnungen
von Bauprojekten tauchen sie auf.
Die Malve ist am Straßenrand nicht al-
lein: Wegwarte, Schafgarbe, Spitzwege-
rich, Wilde Möhre, Fenchel, Distel, Wiesen-
salbei, Labkraut, Klee – um die 50 verschie-
denen Sorten Samen hat Maurice Maggi in
seinem Stoffbeutel, den er immer bei sich
trägt. Manche hat er dazugekauft, andere
bekommt er von Menschen geschickt, die
seine Arbeit unterstützen, die meisten
liest er selbst auf. Von März bis Oktober
greift er bei jedem Spaziergang in seine Ta-
sche und verstreut die Mischung dort, wo
etwas Bunt der Stadt guttut. Die Samen
hat er so ausgewählt, dass es im besten Fall
von Mai bis Ende September blüht. Eigent-
lich hält er nichts von Regeln, aber ein biss-
chen Ordnung hat er dem Chaos trotzdem
gegeben: Einheimisch müssen die Pflan-
zen sein, die er aussucht. Und gesät wird
nur im öffentlichen Raum.
Manche Samen wirft er bewusst in be-
stimmten Vierteln aus. Im Wiedikon, ei-
nem Quartier mit vielen jüdischen Bewoh-
nern, hat er viel Meerrettich gepflanzt,
weil er weiß, dass zum traditionellen Ge-
richt „gefilte Fisch“ gerne eine Vinaigrette
aus Rote Beete und dem Abrieb dieser Wur-
zel gereicht wird. Und Gewürzfenchel im
Sihlfeld für tamilische Familien verstreut,
der eine besondere Rolle in deren Küche
einnimmt.
Und warum der Aufwand? Seine Stadt
war ihm schlichtweg zu grau, damals 1984,
als er noch als Gärtner arbeitete. Außer-

dem fand er es stumpfsinnig, dass er und
seine Kollegen jeden Juni das Unkraut um
die Bäume entfernen mussten, die die
Stadtverwaltung entlang der Straßenzüge
hatte pflanzen lassen. Als er in einem Gar-
ten auf ein Beet voll abgeblühter Stockro-
sen stieß, las er die Samen ab und fing an,
sie zu verstreuen. „Ich wollte wissen, wie
die Stadt reagiert, wenn auf den Grünflä-
chen keine Wildpflanze, sondern eine ver-
wilderte Kulturpflanze wächst“, sagt Mag-
gi. Die Malve wird schon mal 1,50 Meter
groß, sie abzuschneiden fällt dann schwer.
Die ersten Blumensamen streute er vor sei-
ner Haustür und entlang seiner täglichen

Wege, außerdem vor den Häusern seiner
Freunde, damit sie etwas haben, über das
sie sich freuen konnten auf dem Weg in die
Arbeit. Und siehe da, im Frühjahr blühte
es, die Gärtner ließen die Malven stehen,
gemäht wurde drumherum. Die Lokalzei-
tungen wunderten sich über die Kraft der
Natur, die sich so plötzlich ihren Raum zu-
rückerobert. Erst Jahre später erfuhr Mag-
gi, dass das Gartenbauamt damals viele An-
rufe bekam von Bürgern, die sich für die
tolle Aktion bedankten.
Wer die Blumen pflanzte, wusste jedoch
lange niemand. Sein Geheimnis, schließ-
lich verstieß er, der Gärtner, damit gegen

das Pflegekonzept der Stadt, die normaler-
weise im Juni alles abschneiden lässt, was
wild wächst. Seither packt „Malven-Mau-
rice“, wie er längst genannt wird, jeden
Frühling seinen Pflanzenbeutel und geht
ausgiebig spazieren.

Heute sind die Großstädte voll mit Hoch-
beeten, Bienenkästen, Insektenhotels und
vertikalen Gärten. Als er anfing, hatte man
von „Seedbombs“ oder „Guerilla Garde-
ning“ jedoch noch nie gehört. „Vor 30 Jah-
ren musste ich eine halbe Stunde lang er-
klären, warum das, was ich mache, so wich-
tig ist“, sagt Maggi. Unter dem Namen „Blu-
men-Graffiti“ hätten es die Leute schnel-
ler kapiert, inzwischen ist er nicht mehr al-
lein mit seinem grünen Daumen. Der Zeit-
geist hat ihn eingeholt, es gibt immer mehr
Nachahmer. „Ich sehe sofort, welche Pflan-
zen nicht von mir sind. Manche Sorten ha-
be ich gar nicht in meinem Sortiment“,
sagt Maggi. Je mehr, desto besser, findet er


  • schließlich arbeite man ja für dasselbe.
    Dasselbe bedeutet: Die Städte sollen
    sorgfältiger umgehen mit ihren Räumen,
    so seine Forderung. Jede Versiegelung
    muss begründet werden, zu viel Pflegeauf-
    wand darf 2019 kein Argument mehr sein
    gegen das Grün. Schließlich sind Blumen
    und Pflanzen nicht nur hübsch anzusehen,


sie bieten Tieren aller Art Lebensraum, sor-
gen für saubere Luft und wirken sich auf
das Gemüt der Menschen aus. Man könnte
viel erreichen mit wenig Aufwand, da ist er
sich sicher. Wenn man es nicht so verhunzt
wie die neu gestaltete Europaallee, unweit
des Hauptbahnhofs. Beton, Glas, Metall
auf 78 000 Quadratmetern: Das Projekt
sollte zum Sinnbild einer modernen Stadt
werden, stattdessen hagelte es Protest und
Kritik. Nun überlege man, als Wiedergut-
machung Töpfe mit Malven aufzustellen,
erzählt Maggi. „Wird nicht funktionieren,
Malven sind Tiefwurzler.“
Auf die Idee, Zürich zu verlassen, ist er
nie gekommen. „Ich bin ein Stadtmensch,
auf dem Land hat es mir nicht gefallen.“
Der Idealist, der die Malve schon bis nach
New York schmuggelte, um sie dort zu ver-
streuen, ist angenehm bescheiden. Sich
selbst in den Mittelpunkt zu stellen, bedeu-
tet ihm nichts. Er macht einfach das, was
er für richtig hält. Und freut sich, wenn er
Menschen auf der Straße sieht, die sich Sa-
men von den Malven ziehen für daheim.
Nach all den Jahren erstaunt ihn allerdings
immer noch, wie wenig Blumen gepflückt
werden. „Dabei hätte ich nichts dagegen,
ist ja kollektives Eigentum.“
Bis Oktober wird Maurice Maggi mit sei-
nem weißen Baumwollsäckchen durch Zü-
rich ziehen, dann geht es in die Winterpau-
se. Ans Aufhören denkt er nicht mal, vom
Säen bekommt er nicht genug. „Solange
ich mich bewegen kann, werden in Zürich
Malven wachsen.“ julia rothhaas

Der Gummiartige


Gute Mine


Buntstiftegehören zur


Grundausstattung


jedes Schulkindes. Doch


welche eignen sich am


besten für den Alltag im


Klassenzimmer?


Maggi ist ein Stadtmensch,
derdie Malve sogar bis nach
New York geschmuggelt hat

Der Radierbare

DerEdle

DEFGH Nr. 207, Samstag/Sonntag, 7./8. September 2019 STIL 63


Der Überraschende

Als er damit anfing, hatte noch


niemandje etwas von


„Guerilla Gardening“ gehört


Bunt für die Stadt: Maurice Maggi neben seinem Lebenswerk, den Malven, die an
allen Ecken Zürichs zu finden sind. FOTO: ANITA AFFENTRANGER

Der Leuchtende

Der Kratzige
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