Der Tagesspiegel - 07.09.2019

(John Hannent) #1
Hunderte bis Tausende Men-
schen werden nach dem Hurri-
kan „Dorian“ auf den Baha-
mas noch vermisst. Die Behör-
den der beliebten Urlaubsin-
seln fürchten, dass die bestä-
tigte Zahl von 30 Toten deut-
lich höher ausfallen wird. An-
gesichts der Zerstörung kom-
men die Helfer nur schwer in
die betroffenen Gebiete. Am
Freitag war der Hurrikan mit
Windgeschwindigkeiten von
bis zu 150 Kilometern pro
Stunde in den USA auf Land
getroffen. Das Nationale Hurri-
kan-Zentrum in Miami teilte
mit, das Auge des auf Katego-
rie eins heruntergestuften Hur-
rikans sei bei Cape Hatteras
auf der Inselkette Outer Banks
im Bundesstaat North Caro-
lina angekommen. Das Hurri-
kan-Zentrum warnte vor le-
bensbedrohlichen Sturmfluten
an der US-Küste.
Text: dpa; Foto: Smialowski; AFP

DertschechischeMinisterpräsidentAn-
drej Babismuss sich bei einer Demons-
trantin entschuldigen. Dasentschied ein
Gerichtin PragamFreitag.„DieLeute
sindbezahlt, essindpolitische Gegner
aufBestellung“, hatte der65-Jährige über
dieTeilnehmerregierungskritischer
Kundgebungengesagt. Diese Aussagesei
beleidigend und rufschädigend gewesen,
entschieddasGericht. Babis, Gründer
derpopulistischen ParteiANO, kündigte
Berufung an.Die Kläge-
rinsagte:„Ichhoffe,
dass dieMenschen
nunbegreifen,
dass nicht alles,
wasder Minister-
präsidentimFern-
sehensagt, notwen-
digerweise
derWahr-
heitent-
sprechen
muss.“
dpa


Hohe Haftstrafen nach Mord
an Schwangerer auf Usedom
Stralsund- Für den Mord an der 18-jäh-
rigenMariaausZinnowitzhatdasLandge-
richtStralsundfürden19-jährigenHaupt-
täterdieUnterbringungimMaßregelvoll-
zug in einer Psychiatrie angeordnet. Zu-
sätzlich wurde er zu einer zwölfjährigen
Jugendhaftstrafe verurteilt. Der andere
Täter erhielt eine lebenslange Haftstrafe.
Auch bei dem 21-Jährigen stellte das Ge-
richt am Freitag die besondere Schwere
derSchuldfest.EinevorzeitigeHaftentlas-
sung ist damit so gut wie ausgeschlossen.
Laut Gericht wollten die beiden einen
Menschensterbensehen.Siesuchtensich
dafür die im dritten Monat schwangere
Maria aus, mit der sie befreundet waren.
„EsgabnichtdengeringstenAnlassdafür,
Wut oder Rachegedanken zu hegen“,
sagte die Richterin. Der Tod des Fötus
wurde als Schwangerschaftsabbruch ge-
wertet und floss in das Strafmaß mit ein.
Maria wohnte alleine. Es sei einfacher ge-
wesen, das Mordvorhaben umzusetzen
als bei einem jungen Mann in der Clique,
der ebenfalls in ihrem Visier stand, hatte
der19-Jährige im Prozess ausgesagt. dpa


Zerstörtes


Paradies


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Berlin- Erwachsene haben über die
Schule viel zu sagen. Umfragen holen re-
gelmäßig Ansichten von Menschen ein,
die schon lange nicht mehr selbst zur
Schule gehen. Doch was sagen Kinder
über den Ort, an dem sie so viel Zeit ver-
bringen und die meisten ihrer sozialen
Kontakte knüpfen? Im Auftrag des KiKA
wurden jetzt 1296 Erst- bis Sechstkläss-
ler befragt, wie sie Schule wahrnehmen
und was sie sich wünschen.
Das Ziel des Fernsehsenders für Kin-
der und Jugendliche ist es, die Erkennt-
nisse aus der repräsentativen Umfrage in
ihre Formate zum Themenschwerpunkt
„Respekt für meine Rechte! Schule le-
ben“ einfließen zu lassen. Heraus kam,
dass die meisten Kinder gerne bis sehr
gerne zur Schule gehen. Durchschnitt-
lich 80 Prozent gaben das an, wobei die
Fünft- und Sechstklässler etwas weniger
gern zur Schule gehen als die Erst- und
Zweitklässler. Gefragt wurden sie auch
nachihrer Wunschzeit für denmorgendli-
chen Schulbeginn – der würde im Schnitt
bei 8.40 Uhr liegen.
KindernehmendieSchulealsOrtsozia-
ler Begegnung und weniger als Bildungs-
einrichtung wahr. Am meisten freuen sie
sich auf Freunde und Freundinnen, Pau-
sen, Wandertage und die Lehrkräfte – mit
Zustimmungswerten zwischen 96 bis 80
Prozent.Mit75ProzentkommtderUnter-
richt erst an siebter Stelle. Am wenigsten
mögen sie – wenig überraschend – Haus-
aufgaben(29Prozent)undLeistungskon-
trollen (27 Prozent).
BeiderFragenachdertechnischenAus-
stattung liegt Berlin deutlich über dem
Bundesschnitt. 65 Prozent sagen hier,
dass sich in ihren Klassenräumen ein
Whiteboard befindet, in Bayern sind es
nur 30 Prozent. Zu Hause nutzt schon ab
derdrittenKlassejedeszweiteKinddasIn-

ternet.WasdenGebrauchvonHandysan-
geht, ist Berlin strenger als der Rest des
Landes.80Prozentgabendortan,dassdie
jeweilige Schule ein Handyverbot erlas-
sen hat. Im Bundesschnitt sind es 71 Pro-
zent,inBrandenburg 60 Prozent.
62ProzentderKinderwürdengernean
ihrer Schule mitentscheiden. Je höher die
Klassenstufe, desto größer ist dieser
Wunsch. Dabei geht es um die Wahl von
Klassensprechern, die Klassenraumge-
staltung unddieKlassenkasse–aberauch
um Handyregeln. Bei der Frage, was man
anderSchulebessermachenkönnte,wün-
schensich30ProzenteineattraktivereGe-
staltungdesSchul-undPausenhofs.Auch
besser ausgestattete Klassenräume und
ein renoviertes Schulgebäude stehen auf
der Liste. Immerhin 17 Prozent sind aber
so zufrieden, dass sie auf diese Frage mit
„Nichts“ antworten. Inga Barthels

EFLEUTE


Heute aus Prag

Knysna, das Städtchen am untersten Zip-
fel Südafrikas, ist beliebt bei Touristen
aus aller Welt. Der Hafen ist voll kleiner
Läden, einmal imJahr werden beim tradi-
tionellen „Oyster Festival“ Champagner
mit Austern geschlürft. 2017 änderte
sich jedoch alles, als ein Waldbrand über
Nacht weite Teile des Orts auffraß. Meh-
rere Menschen kamen ums Leben, etwa
Tausend Häuser fielen den Flammen
zum Opfer. Die Tier- und Pflanzenwelt
hat sich bis heute nicht erholt.
Lauffeuer gehören in Afrika zum All-
tag.Das zeigen auchdie Satellitenaufnah-
men der NASA, auf denen Brand-
herd-Marker einen roten Teppich von
Zentralafrika quer über den Südosten des
Kontinents bis nach Madagaskar zeich-
nen. Allein in Angola loderten Berichten
zufolge in den vergangenen Tagen etwa
dreimal so viele Brände wie in Brasilien.
„Afrika istfür 70 Prozentder jährlich ver-
brannten Erdoberfläche verantwortlich.
Es ist die entzündlichste Region der
Welt“, so William Bond, Ökologe an der
Universität Kapstadt. Doch wo bleiben
der internationale Aufschrei und Spen-
denzusagen in Millionenhöhewie für den
Amazonas-Regenwald? Nur am Randeer-
wähnte Frankreichs Präsident Macron
beim G7-Gipfel die Feuer am afrikani-
schen Kontinent.
Der entscheidende Unterschied liegt
darin, dass in Afrika keine ökologisch
wertvollen Wälder zerstört werden, er-
klärt die südafrikanische Botanikerin und
Feuerökologin Sally Archibald. „In Ama-
zonien bereiten uns die Feuer Sorge, die
in der Unterschicht der Tropenwälder lo-
dern. Diese können großen Schaden an-
richten, da die Tropenhölzer, anders als
Savannenbäume, nicht an Feuer gewöhnt

sindundbei einem einzigen Brandabster-
ben können.“ In Afrika gehören Wald-
brände eher zur Ausnahme. Stattdessen
brennt vorwiegend Busch- und Grasland


  • und das ist aus Sicht der Biologin sogar
    nützlich.
    „In Savannen sind Pflanzen und Tiere
    an Feuer gewöhnt, viele sind sogar da-
    rauf angewiesen, um ihren Lebenszy-
    klus zu vollenden. Manche Pflanzen blü-
    hen erst nach einem Wildfeuer und
    viele Vögel, Ameisen und Säugetiere
    benötigen die ungleichmäßig offene
    Landschaft, die bei einem Brand ent-
    steht“, so Archibald. Die Wurzeln der
    Savannenpflanzen überleben das Feuer.
    Das garantiert eine schnelle Regenera-
    tion, was wiederum Tiere anlockt.


Streit herrscht indessen über den Ein-
satz von Feuer in der Landwirtschaft.
Landeanflug auf Mbombela. Wer die
Wolken durchbricht und auf die Klein-
stadt nahe des südafrikanischen Kru-
ger-Nationalparks schwebt, erkennt sie
schon von Weitem: schwarzgraue
Rauchsäulen, die sich in den Himmel
bohren. „Brandrodung“ ist als Landwirt-
schaftstechnik weit verbreitet in Afrika.
Für das trockene Steppen-Ökosystem
eher unbedenklich, stehen die Feuer je-
doch im Verdacht, den Klimawandel zu
beschleunigen. Laut Studien seien Land-
schaftsfeuer für zehn Prozent der globa-
len Treibhausgas-Emissionen verant-
wortlich, ein Drittel davon stammt aus
Afrika. Vernachlässigbar, meint hinge-

gen der Kapstädter Ökologe Bond:
„Diese Brände tragen nicht signifikant
zu den Emissionen bei, denn das CO 2
wird durch den rapiden Neubewuchs
wieder aufgebraucht.“
Also Abfackeln ohne schlechtes Ge-
wissen oder Löschen um jeden Preis?
Für ein gesundes afrikanisches Ökosys-
tem ist keine dieser Optionen eine Lö-
sung. Das weiß auch Ramona Butz,
Ökologin aus den USA. Sie untersuchte
in Nordtansania das traditionelle Feuer-
Management der Massai. Wie einige an-
dere afrikanische Volksgruppen legten
die Nomaden seit Tausenden Jahren
während der Trockenzeit kleine, kon-
trollierte Feuer. Das änderte sich mit
der Ankunft der Europäer am Konti-
nent. Bis heute herrscht ihre Devise
vor, Brände noch im Funken zu ersti-
cken. „Historische Analysen zeigen uns,
dass es etliche Konsequenzen mit sich
zog, als man indigene Brandmethoden
aus der Umwelt verbannte“, so Butz.
Wo kleine Feuer einst auf nachhaltige
Weise die Natur aufräumten und natürli-
che Brandschneisen bildeten, wuchern
heute Büsche und Gestrüpp. Die Folge:
noch viel gewaltigere, zerstörerische
Flächenbrände. Diese bedrohen Men-
schen und Infrastruktur.
Auch die Weltbank hat die doppelte
Rolle von Buschbränden in Afrika er-
kannt. 2016 veröffentlichte sie dazu eine
umfassende Studie mit dem Titel „Afrika


  • der Feuerkontinent“. Während das
    Feuer für die Artenvielfalt und ein gesun-
    des Ökosystem entscheidend sei, be-
    drohe es in einem zunehmend urbanen
    Raum zugleich den Menschen und des-
    sen Besitz, so Weltbank-Expertin Magda
    Lovei. „Deshalb müssen wir sicherstel-
    len, dass die Brände in einem Zyklus und
    auf kontrollierte Weise stattfinden.“


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Freunde.Kinder sehen die Schule als Ort so-
zialer Begegnung. Foto: Doris Spiekermann-Klaas

Foto: CTK Photo/Imago

EFNACHRICHTEN


Von Markus Schönherr, Kapstadt

Buschbrände, wie hier im Norden Madagaskars,werden auf dem afrikanischen Kontinent
gelegt, um „aufzuräumen“ und Schneisen zu schaffen. Foto: Danita Delimont/Imago

36 DER TAGESSPIEGEL WELTSPIEGEL NR. 23 938 / SONNABEND, 7. SEPTEMBER 2019


Ausschlafen


und dann


mitbestimmen


Umfrage: Was Kinder


von ihrer Schule erwarten


Der Feuerkontinent


Satellitenbilder zeigen: In Afrika lodern mehr Brände als im Regenwald des Amazonas.


Sie zu legen, gehört zur Nomadenkultur – die Weltbank drängt auf eine stärkere Kontrolle


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