Der Tagesspiegel - 07.09.2019

(John Hannent) #1

DIE KUNST


Susa Templin,54,
ist in Hamburg gebo-
ren und studierte an
der Hochschule für
Bildende Kunst
(heute UdK) in Ber-
lin und an der Stä-
delschule in Frank-
furt. Während eines
Atelierstipendiums in New York entwi-
ckelte sie ihren Umgang mit Fotografie
weiter, indem sie ihre Architekturauf-
nahmen in den Raum hineinwachsen
ließ. Heute lebt und arbeitet Susa Tem-
plin in Berlin und Frankfurt. 2018
waren ihre Fotocollagen in der Einzel-
ausstellung „Sites and Constructions“
in der Dorothée Nilsson Gallery in
Berlin zu sehen. Zuvor auch in der
Kunsthalle Nürnberg, im Museum für
Photographie Braunschweig und in Aus-
stellungen in den USA und Brasilien.
Seit Juli 2019 ist Susa Templin Stipen-
diatin des „AArtist in Residence“-
Programms des Auswärtigen Amts und
hat das spektakuläre Studio auf dem
Dach der Behörde bezogen. Dort entwi-
ckelt sie ihr Projekt „Sites and Con-
structions“ weiter. Am 10. September
findet um 18 Uhr ein Künstlergespräch
statt(Kurstr. 36). Anmeldung unter
[email protected]. rieg

Sites and Constructions.Susa Tem-
plin ist eine Reisende. Egal, ob sie sich
in fremden Regionen der Welt aufhält
oder zuhause in Berlin, die Räume, in
denen sie sich bewegt, nimmt sie mit
besonderer Aufmerksamkeit wahr,
sieht sie als Speichermedien für Erleb-
nisse und Gefühle und macht sie zum
Ausgangspunkt ihrer subjektiven foto-
grafischen Arbeiten. Ein Treppenhaus
in dem Gebäude, das sie bewohnt, ein
Geländer, ein Vorhang, ein Fenster, al-
les kann von Bedeutung sein. Die archi-
tektonischen Details hält Templin mit
der Kamera fest, arrangiert sie in Mo-
dellen aus Papier und Karton, die sie
wiederum erneut abfotografiert, alles
analog. So werden ihre Fotoskulpturen
gleichzeitig wieder zum Motiv. Im letz-
ten Schritt vergrößert Templin die so
gewonnenen Bilder auf raumhohe Dis-
plays, arrangiert sie zueinander oder
verschmilzt sie mit dem Ausstellungs-
raum. So beobachtet sie, wie Räume
und persönliche Erinnerungen sich
durchdringen, nutzt ihre fragilen, pas-
tellfarbenen Collagen wie ein Tage-
buch, das immer wieder neue, zeitlose
Geschichten produziert.

DIE KÜNSTLERIN


SONNABEND, 7. SEPTEMBER 2019|WWW.TAGESSPIEGEL.DE

VIER SEITEN KUNST, POLITIK UND STADTGEFÜHL


MEHR BERLIN


Foto: Angelika Platen

Im Labyrinth der Erinnerung. Grundlage der Collagen von Susa Templin sind kleine Raummodelle und Fotografien von Architektur, in denen die Künstlerin gelebt hat. Foto: Dorothée Nilsson Gallery

Free download pdf