Der Tagesspiegel - 07.09.2019

(John Hannent) #1
Das Bett gehört ins Schlafzimmer, der
Esstisch steht dort, wo man isst, und der
Schreibtisch im Büro – die Inneneinrich-
tung einer Wohnung folgt für gewöhnlich
diesen Gesetzen. Doch was, wenn Bett,
Esstisch und Schreibtisch sich nicht weit-
läufig in der Wohnung verteilen lassen,
sondern in einem Raum untergebracht
werden müssen? Was, wenn ein Micro-
apartment einzurichten ist?
„In einem Microapartment kann man
nichtmit den konventionellenGrößen ei-
ner Wohnung planen“, erklärt Wencke
Katharina Schoger, Innenarchitektin aus
Berlin. Oft gehe es darum, mehrere Nut-
zungen an einer Stelle einzurichten, die
sich auch noch überlagern. „Bei der Ein-
richtung eines Microapartments geht es
jedoch nicht nur darum, gewöhnliche
Raumgrößen herunterzuskalieren“, sagt
Schoger. Wichtig sei es, dass flexibel mit
den kleinen Grundrissen geplant werde
und intelligente Lösungen gesucht und
umgesetzt werden:Durch das Drehen um
neunzig Grad werde ein flaches Element
zueinem hohen, oderdas Bettwird hoch-
geklappt und so zum Schrank.
Auch wenn der Expertin zufolge ein
Tisch, Bett, Stuhl und vielleicht ein Sofa
in einem Microapartment vorhanden
sind, gebe es keine allgemeingültige In-
nenarchitektur. „Die konkrete Gestaltung
ist zum einen abhängig vom Konzept“,
sagt Schoger. Sobald ein großer Gemein-
schaftsbereich außerhalb der Wohnung
geplant sei, müsse man sich weniger Ge-
danken darüber machen, wie ein Wohn-
zimmerfeelingentstehen könnte. Zuman-
deren hänge die Gestaltung von der Ziel-
gruppe ab. „Es macht für die Planung der
Inneneinrichtung einen Unterschied, ob
die Zielgruppen Paare sind oder einzelne
Personen.“
Auch Benjamin Oeckl, Geschäftsfüh-
rer beim Miniapartmenteinrichter Bel-
form, hat da Ideen. Für ihn richtet sich
die Innenarchitektur nicht zuletzt auch
nach der Dauer des Wohnens. „Eine kür-
zere Laufzeit des Mietvertrages, wie es
bei Serviced Apartments oft der Fall ist,

geht damit einher, dass der Mieter weni-
ger persönliche Gegenstände mitbringt“,
sagt Oeckl. Als Konsequenz werde weni-
ger Stauraum eingeplant. Bleibt ein Mie-
ter hingegen länger in einer Wohnung
wie Studenten oder Projektmitarbeiter,
bringe er meist mehr persönliche Gegen-
stände mit – und benötige dementspre-
chend mehr Stauraum.
„Wir wollen nur so viel vorgeben, dass
die Bewohner auch ihre individuelle
Note einbringen können“, sagt auch
Heiko Szczodrowski, Geschäftsführer
der Commerz Real KGV. Darum lassen
diePlaner genügend Platzauf denAbstell-
flächenund anden Wänden fürFotos, so-
dass auch diese Wohnung auf Zeit ein
zweites Zuhause werden könne. „Der Stil
ist meist stabil, nüchtern, mit gedeckten
Farben und möglichst neutral“, sagt
Szczodrowski.Unbedingt gehöre ein leis-
tungsfähiges W-Lan in Microapartments.

„Auf keinen Fall hängen wir Duschvor-
hänge auf“, sagt Szczodrowski, „und wir
bedenken ausreichend Fahrradabstellflä-
chen vor den Apartments, sodass diese
nicht mit in die Wohnungen müssen.“
„Bei allen Entscheidungen in Bezug auf
die Inneneinrichtung soll das Gefühl ent-
stehen, dass das Apartment größer ist,
als man es von der Quadratmeterzahl her
denkt“, sagt Oeckl.
Schoger arbeitet derzeit in Berlin an ei-
nemProjekt,indemgroßeAltbauwohnun-
gen in kleine Apartments aufgeteilt wer-
den. Dass es in Zukunft nur noch derart
kleineWohnungengebenwird,siehtScho-
ger allerdings nicht. „Das Minimalwoh-
nen ist ein Trend und es gibt den Bedarf,
fürvieleistdieseFormdesWohnensauch
sinnvoll“, betont Schoger, „aber der ge-
samteWohnungsbauwirdsichernichtda-
raufreduziert.“ Anja Brandt

I


mmer mehr Menschen ziehen in die
Stadt, der Wohnraum im Zentrum
wird knapp. Als Folge steigen die
Wohnkosten – und mit ihnen die Nach-
frage nach kleineren Wohnungen. Micro-
living, Boardinghouses, Serviced Apart-
ments und Co. sind hier eine Lösung.
Und das nicht nur aufgrund der zuneh-
mendenWohnungsnot,sondern auchwe-
gen des veränderten Bedarfs: Viele Men-
schen pendeln zwischen Job und Woh-
nung, wechseln häufig den Job oder ge-
hen jederzeit von überall in der Welt ih-
rer Arbeit nach.
Doch zuerst zur Begrifflichkeit: Unter
einem Boardinghouse beziehungsweise
ServicedApartmentverstehtmaneinvoll-
möbliertesApartmentmithotelähnlichen
Dienstleistungen, das für Kurzzeit- sowie
Langzeitaufenthalte gemietet werden
kann.EinereguläreDefinitionfürMicroa-
partments gibt es nicht, wie Experten der
Branche sagen. Eines ist aber sicher: Die
Wohnfläche ist bei Microapartments auf
ein Minimum reduziert. Von 18 oder 20
biszu35Quadratmetern istdie Rede.
Das Leben in Microapartments ist be-
liebt.EinarSkjerven,Geschäftsführerder
Skjerven Group, hat beobachtet, dass
„rund 25 Prozent der Kaufgesuche und
über 42 Prozent der Mietnachfragen laut
Immobilienscout24inBerlinfürWohnun-
genbis55Quadratmeterabgegeben“wer-
den.
Fragt man nach der Zielgruppe für Mi-
croapartments, zeigt sich, dass sich diese
nicht nur auf eine beschränkt. „Micro-
apartments bieten zu klassischen Ein-
undZweizimmerwohnungen inMetropo-
len eine willkommene Alternative für
Auszubildende, junge Berufstätige, Pend-
ler sowie für Geschäftsleute“, sagt Hel-
mut Bayer, Regionalmanager bei Bonava
Deutschland. Besonders bei Studenten
seien die Einraum-Apartments sehr be-
gehrt. „Das hateindeutige Gründe. Allein
im Wintersemester 2018/2019 waren an
deutschen Hochschulen 2,87 Millionen
Studierende eingeschrieben – so viele
wie noch nie“, sagt Bayer.
Laut Jürgen Kriegisch, Geschäftsfüh-
rer bei A-STATE Immobilien, sind Fern-
pendler eine große Zielgruppe. „Nach
ZahlenderBundesagenturfürArbeitkom-


men nach Berlin aktuell 100000 Fern-
pendler mit einem Arbeitsweg von mehr
als 150 Kilometern,one waywohlge-
merkt.“DieseGruppehabeinderRegelei-
nenZweitwohnsitzinBerlin–oderwohnt
hier teilweise im Hotel. „Dies betrifft vor
allem die höheren Einkommensgruppen,
dieeinenGroßteilderFernpendlerausma-
chen“,sagtKriegisch.GegenüberHotellö-
sungen hätten Microapartments aller-
dings einen deutlichen Kostenvorteil.
„Bei voller Serviceleistung einschließlich
Reinigung, Wäsche und Nebenkosten –
quasi löffelfertig – kostet eine vollmöb-
lierte 30 Quadratmeter-Wohnung etwa
900 Euro im Monat, oder 30 Euro die
Nacht“, sagt Kriegisch und bezieht sich
auf die Beautique-Apartments im Berli-
ner Stadtteil Charlottenburg. Der Miet-
preis enthalte zwar kein Frühstück, „aber

selbst wenn Sie 20 Euro draufschlagen,
bekommen Sie für das Geld kein
4-Sterne-Zimmer in der City-West.“
Bonava-Mann Bayer hat beobachtet,
dassMicroapartments auchfür Kapitalan-
leger interessant sind. Für das „Wohnen
auf Zeit“ gelten allerdings bestimmte Vo-
raussetzungen, die erfüllt sein sollten.
Auch Kriegisch zufolge sind hochwer-
tig ausgestattete Microapartments heute
„einattraktives Asset,mit dem private Ka-
pitalanleger bei überschaubaren Ein-
stiegspreisen ab 250000 Euro eine Ren-
dite von etwa vierProzenterwirtschaften
können“. Von wachsender Bedeutung sei
dabei auch die Vermietung an die eige-
nen Angehörigen, vor allem an Kinder,
die in Berlin studieren oder erste berufli-
che Erfahrungen sammeln wollen. „Über
eine vergünstigte Vermietung lassen sich

unter bestimmten Voraussetzungen steu-
erliche Verluste aus Vermietung und Ver-
pachtung darstellen, die die Eigentümer
bei der Einkommenssteuer geltend ma-
chen können“, sagt Kriegisch.
Für Kapitalanleger sei das Microapart-
ment ein risikoarmes Produkt,
sagt Bayer. In Bezug auf die Ausstattung
sollten Anleger wissen, dass professio-
nell betriebene Microapartments sich
von der Ausstattung her im Hinblick auf
ihreZielgruppe inDetails durchaus unter-
scheiden. Je mehr Details für die Bewoh-
ner passen, umso eher entscheiden sie
sich für ein Microapartment.
Kapitalanleger sollten berücksichti-
gen, dass Microapartments eine höhere
Mieterfluktuationhabenalseingewöhnli-
ches Mehrfamilienhaus. Wenn die Apart-
menthäuser gut nachgefragt sind, bedeu-

tetdieskeinenNachteil.DamitsichInves-
toren nicht um jede einzelne Vermietung
oder sonstige Alltagsprobleme kümmern
müssen, sollten zwei Punkte geklärt sein:
Der Projektentwickler sollte die Bedürf-
nissederzukünftigenBewohnervonvorn-
herein baulich ausreichend berücksichti-
gen und einen erfahrenen Betreiber wäh-
len.Esistsehrwichtig,dassAngebotewie
eine flexible Größe des Apartments, aber
auch solche wie ein Fitnessraum zu den
Mietern passen. Für Anleger bedeutet die
richtige Betreiberwahl vor allem: Das Ri-
siko eines Leerstands bleibt durch eine
schnelleNeuvermietunggering,dieStabi-
litätderRendite ist gewährleistet.
Microapartments sind „All inclu-
sive“-Angebote. Mieter zahlen keine Ex-
trakosten für den Internetanschluss und
für Wasser, Strom oder Gas. Daher liegt

die durchschnittliche Miete oberhalb der
Bestandsmieten einer Stadt.
Baukosten und Lage sind ebenso wich-
tige Punkte: Grundstücke am Stadtrand
sind in der Regel günstiger als mitten in
der City. Entscheidend ist dann eine gute
Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs
zur Universität und zur Innenstadt. Ein-
sparpotenziale sind zudem durch eine
ökonomische, plattformbasierte Bau-
weise möglich. In dem Fall werden zum
großen Teil Kalksandsteine in einer Fa-
brik vorgefertigt, was auch die Bauzeit
deutlich verringert.
„Wenn Kapitalanleger ein ganzes Bün-
del an Maßnahmen wie eben Lage, Miet-
kosten undBedürfnisseder Bewohnerbe-
rücksichtigen, steht einem erfolgreichen
Investment nichts mehr im Wege“, sagt
Bayer.

Einraumwohnung statt Keinraumwohnung


In Zeiten des


Wohnraummangels


und hoher Preise sind


Apartments Alternativen


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Länger als zwei Jahrewürden 18 Prozent der Bürger in einem Microapartment leben, für 17 Prozent ist diese Wohnform „keine Option“, so
die Ergebnisse einer von der Silverlake Real Estate Group in Auftrag gegebenen Onlineumfrage von YouGov. Foto: Interboden Gruppe/BelForm

Bloß keine


Duschvorhänge


Was in Microapartments gehört und was nicht


Von Anja Brandt

MICROLIVING „Löffelfertig“ einziehen


„Aus groß mach klein“
funktioniert hier nicht

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