Neue Zürcher Zeitung - 07.09.2019

(Ron) #1

Der Immobilienmarkt der «NeuenZürcher Zeitung», 7. September 2019 http://www.nzzdomizil. ch


Haus und Markt


Verdichtung: Es braucht Aufzonungen im grossen Stil


Das revidierte Raumplanungsgesetz
(RPG) postuliert an Bund und Kantone,
dass die zukünftig benötigtenWohnun-
gen durchVerdichtung geschaffen wer-
den sollen, und zwar dort, wo die Sied-
lungsdichte heute schon hoch ist. Be-
trachtet mandie heutigenBauzonen-
reserven der Schweiz und stellt sie der
vom prognostizierten Bevölkerungs-
wachstum induzierten Nachfrage nach
Bauzonen gegenüber, zeigt sich,dass mit
den innerenReserven – unternutztePar-
zellen–und den unüberbauten, einge-
zonten Grundstücken nicht genugBau-
zonenflächen vorhanden sein werden;
zudem liegen viele davon an den «fal-
schen» Orten.


VorhandeneReserven sind knapp
Die angestrebte Siedlungsentwicklung
nach innen kann deshalb nur gelingen,
wenn die vorhandenenReservenkon-
sequent und zeitnah genutzt werden
und darüber hinaus durch Um- undAuf-


zonungen in erheblichemAusmass neue
Potenziale geschaffen werden. Es gibt
allerdings gute Gründe, daran zu zwei-
feln, dass die vorhandenenReserven in
den nächsten zwanzigJahren vollstän-
dig und schnell genug genutzt werden.
Zum einen bestehen im BereichWohn-
eigentum aus steuerlichen Gründen
kaum Anreize zurVerdichtung.Zum
anderen gibt es diverse Hindernisse wie
Einsprachen,komplexe Eigentumsver-
hältnisse und den Umstand, dass Neu-
bauten in den am dichtesten besiedel-
ten Gebieten aus baurechtlichen Grün-
den des Öfteren nicht infragekommen
und Aufstockungen wiederum nicht die
gleicheAusnutzung ermöglichen.
Auch wenn dieVerdichtungsbestre-
bungenkommunal und regional ge-
plant werden, passiertVerdichtung auf
EbeneParzelle oder Areal und hängt
somit von denWirtschaftlichkeitsüber-
legungen der Eigentümer ab. Die Wahr-
scheinlichkeit einerVerdichtung steigt

mit denAusnützungsreserven und dem
Gebäudealter, sprich demRestwert des
Gebäudes. Bei welchem Alter sich die
Investitionsausgaben für die Nutzung
der Reservenrechnen, hängt stark von
der Makro-und Mikrolage ab,dadiese
das Mietertragspotenzial eines Neubaus
gegenüber dem Ist-Zustand bestimmt.

Verdichtungrechnet sich nicht immer
Um zu illustrieren,welche effektiven
Voraussetzungen beiParzellen für eine
Verdichtung gegeben sein müssen, wur-
den für ein Musterhaus die Marktwerte
für ein Sanierungsszenario und ein Ab-
bruch-/Neubauszenario durchgerechnet.
Es zeigt sich: Ein sanierungsbedürftiges
Mehrfamilienhaus mit neun Mietwoh-
nungen, dassichmiteinemGebäudealter
von rund siebzigJahren bereits im zwei-
ten Lebenszyklus befindet, benötigt bei
einer durchschnittlichen MikrolageAus-
nützungsreservenvon rundzwei Dritteln
der bestehenden Geschossfläche, damit

die Nutzung eines Ersatzneubaus wirt-
schaftlicher ausfällt als eine Sanierung.
Dies notabene in einer Gemeinde
mit guter Makrolage in einem inne-
ren Agglomerationsgürtel einer Gross-
zentrums.Die gleicheRenditeliegen-
schaft in derselben Gemeinde,jedoch
zusätzlich an einer guten Mikrolage –
was höhere realisierbare Marktmie-
ten ermöglicht–benötigt zwar weniger
Ausnützungsreserven, aber immer noch
über 50 Prozent. Dies verdeutlicht, dass
es an schlechtenLagen ohnehin fraglich
ist, ob es zeitnah zu genügend Umbrü-
chenkommt, da das Ertragspotenzial
begrenzt ist.Vielmehr wirdund wurde
an guten Makrolagen verdichtet,häufig
durch Umnutzungen von Gewerbe- und
Industriearealen.
Diese Nachverdichtungen und Um-
nutzungen in urbanenLagen führen
aber häufig nur zurVerdichtung von
Quadratmetern und nicht vonPersonen,
da grössereWohnungen gebaut werden.

Dies ist somit nicht im Sinne des RPG.
Es dürfte sich aber nun aufseiten der
Investorendie Einsicht durchsetzen,
dass knapp geschnitteneWohnungen
marktfähig sind.Trotzdem werden sich
die Marktteilnehmer wohl auf zusätz-
liche Regulierungen einstellen müs-
sen, damit die im RPG festgeschriebe-
nen Ziele der haushälterischen Boden-
nutzung erreicht werden.

Umnutzungen eherwahrscheinlich
Insgesamt sind die Politik sowie die
kommunalen Planer gefordert, da der
Markt alleine die gewünschtenResul-
tate nicht zu liefern scheint.An den pas-
senden Orten ist deutlichesAufzonen in
Betracht zu ziehen, umVerdichtungs-
an reize zu schaffen.Aufzonen alleine
wird aber voraussichtlich nichtreichen.
Wahrscheinlicher ist dieVerdichtung im
grossen Stil durch Umnutzungen.
Raphael Schönbächler
FahrländerPartnerRaumentwicklung

Inhalt


Projekt im Fokus
Das moderne neue Hôpital Riviera-
Chablais in Rennaz (VD) wird fünf be-
stehende Regionalspitäler er setzen. 3

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aufnahmenwurde möglich dank der
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Bauerndorf Grenchen,
das sichin den späten 19 20er
Jahren dank der Uhren­
industrie zurStadt entwickelte,
besitzt bis heutezahlreiche
moderat moderneFabrik­
und Wohnbauten,von denen
einige wie die klosterartige,
aus mehreren ineinander
verzahnten Gebäudeteilen
bestehende ETA­Uhrwerk­
manufakturkomplexe Formen
aufweisen, die zusammen
mit demViaduktder Jurabahn
die Textur von HugoKopps
Ansicht bestimmen. (holl.)


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