Focus - 06.09.2019

(singke) #1
ONLINE

Foto: Victor Moriyama/The New York Times/laif


FOCUS 37/2019 69

Berliner Katastrophe
Zum Thema Mietdeckel im
Newsletter von Chefredakteur
Robert Schneider (26.8.2019)
Ich denke, dass es an der
Zeit ist, die Folgen des aktu-
ellen Mietdeckelkonzepts in
Berlin darzustellen:
Zunächst werden sich die
Mieter freuen, dass sie statt
16 Euro/m^2 in der Fasanen-
straße nur noch 6 Euro/m^2 oder
in Neukölln statt 7,5 Euro/m^2
nur noch 4,5 Euro/m^2 zahlen
müssen. Nur: Die Rechnung
wird nach drei oder vier Jah-
ren aufgemacht, wenn die
Verfassungswidrigkeit fest-
gestellt wurde.
Dann gilt die Ex-ante-Situ-
ation, d. h., die Mieter müssen
die zu wenig bezahlte Miete
nachzahlen.
Gleichzeitig wird der Woh-
nungsmarkt zusammenbre-
chen; welcher Vermieter wird
zu diesen Konditionen ver-
mieten? Der Neubau dürfte
ebenfalls massiv zurückge-
hen. Denn Pensionskassen,
Versicherungen, Versorgungs-
werke etc., die in den letzten
25 Jahren Zehntausende Neu-
baumietwohnungen in Ber-
lin gekauft haben, werden
schlagartig massive Abschrei-
bungs- und Ausschüttungs-
probleme bekommen.
Das wird zur Folge haben,
dass die Wohnungsknappheit
in Berlin dramatisch anstei-
gen wird.
Dr. Jürgen Leibfried
Bauwert Aktiengesellschaft
10719 Berlin

Fühlen Sie sich als Fleischesser für


die Brände am Amazonas mitverantwortlich?


FOCUS-Leser diskutieren über:

Inferno im Regenwald Fast 73 000 Brände wurden bis Ende August in Südamerika gezählt

Die Leserdebatte aus Heft 36 von FOCUS und FOCUS ONLINE

Liebe Leserin,
lieber Leser,

schreiben Sie Ihre Meinung
zu den Themen in diesem Heft –
bitte unbedingt mit Angabe
Ihrer vollständigen Adresse und
Telefonnummer:
Redaktion FOCUS
Potsdamer Straße 7
10785 Berlin
oder E-Mail:
[email protected]
Die Redaktion behält sich
das Recht auf Kürzungen vor.

Viele Kritiker geben dem bra-
silianischen Präsidenten Jair
Bolsonaro die Schuld an den
verheerenden Feuern im Ama-
zonasgebiet. Zur Wahrheit
gehört aber auch: Ein Großteil
der Brände ist von Viehzüch-
tern und Sojabauern verur-
sacht. Sie bauen Futter für die
Massentierhaltung in aller
Welt an und züchten Rinder,
die bei uns auf dem Teller lan-
den. Unsere Frage an die
Leser: Fühlen Sie sich als Ver-
braucher für die Verwüstung
mitverantwortlich?

Eindeutig nein
Ich fühle mich nicht mitverant-
wortlich für die Feuer am Ama-
zonas. Ich habe kein Streichholz
in die Hand genommen.
Norbert Nogaj
per Mail

Kein neues Problem
Das Amazonasgebiet ist die grü-
ne Lunge des Planeten, und des-
wegen müssen wir es schützen.
Natürlich kann man nicht alle
Probleme auf den aktuellen bra-
silianischen Präsidenten abwäl-
zen, denn dieses Problem ist
weder neu noch unterliegt es der
vollständigen Kontrolle der bra-
silianischen Regierung. Die Plan-
tagen und Weideflächen dieser

Welt können nicht ewig ausge-
weitet werden. Das gilt beson-
ders für sensible Ökosysteme
wie den Amazonas. Nachhaltig-
keit und Weitblick müssen auch
in der Landwirtschaft eine Rolle
spielen. Für diese Meinung muss
man kein Wähler der Grünen
sein.
Frank Schauer
per Mail

Böse Fleischesser
Fühlen Sie sich als Tofuesser für
das Amazonas-Feuer mitverant-
wortlich? Immer wird der
Fleischesser als das Böse klassi-
fiziert. Soja für die Produktion
von veganen Lebensmitteln oder
Palmöl für die industrielle Pro-
duktion oder zur Beimengung in
den Sprit, damit die verantwort-
liche Bundesregierung ihre Kli-
maziele erreicht, wurden in den
bisher von mir gelesenen Arti-
keln dagegen nie in Verbindung
mit den Feuern und Rodungen
gebracht.
Ralf Schulten
per Mail

Folge der Globalisierung
Wunderschöne, hochgelobte
Globalisierung. Ich verstehe
nicht so ganz, warum bei uns in
Deutschland nicht genügend
Ackerflächen für die Tierfutter-

produktion zur Verfügung ste-
hen. Einer meiner Freunde ist
Landwirt, und er sagte mir, dass
für die Stilllegung von Landwirt-
schaftsfläche EU-Gelder gezahlt
werden. Na, dann legen wir halt
hier still und kaufen im Ausland
ein.
Thorsten Kremer
per Mail

Platz für Bio-Rohstoffe
Eigentlich ist es ein Grund zur
Freude für alle Veganer, Vegeta-
rier und (selbst ernannten)
Umweltschützer. Durch die
Brandrodung gibt es mehr
Anbaufläche für pflanzliche,
vegane Nahrung und für nach-
wachsende Rohstoffe, zum Bei-
spiel für Biodiesel.
Klaus H. Nahrwold
per Mail

Grüne Lunge
Die Bezeichnung des Amazonas-
regenwalds als „grüne Lunge“
des Planeten ist eine totale
Übertreibung. Sauerstoff wird
durch Fotosynthese erzeugt.
Alle Pflanzen sind daran betei-
ligt, egal, wo sie wachsen. Der
meiste Sauerstoff wird durch
Chlorophyll in den Ozeanen
erzeugt.
Günter Schlag
per Mail
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