Die Bewohner von lslote sammeln ihren Müll und lassen ihn zur Nachbarinsel Tintipim bringen, wo er sortiert wird. Omar Berrio trägt
die Säcke dann zu einem Boot, das sie nach Cartagena oder Tolu schippert, den Festlandstädten, die Tintipim am nächsten sind
läuft schleppend, in gedrosselter Ge
schwindigkeit. Weil es keinen Auslauf
gibt, weil man nirgends richtig rennen
kann, stößt das Tempo automatisch an
Grenzen.
"Passt auf den Verkehr auf", ruft
Maya scherzhaft. Es gibt keine Autos,
keine Fahrräder, nicht mal Esel, aber
überall Kinder. Kinder, die mit Rochen
schwimmen. Kinder, die für den Hah
nenkampf trainieren und für das große
Fußballspiel Insel gegen Kontinent.
GEO 09 2019
G
LÜCKLICI-IERE KINDER
als hier gibt es nicht, da
sind sich Maya und Adrian
einig. 200 Nachbarsfreun
de mindestens, frei spie
len, halbnackt herumlaufen, mit Delfi
nen tauchen, Motorboote steuern, ohne
Grenzen-außer dem Meer.
Die Jugend auf Islote dagegen ist
schwieriger, es gibt keine Geheimnisse,
das Leben ist öffentlich, Privatsphäre
ein leeres Wort. Jede Romanze ist ein
Versteckspiel. Mit 15 fragte sich Maya
zum ersten Mal: gehen oder bleiben?
Sind die Grenzen Islotes nicht viel grö
ßer als die Freiheiten?
An den Nachmittagen trennen sich
die Wege der Geschwister. Maya kleidet
sich in enge Röcke und Oberteile, eine
Spange im Haar, sie schreitet im Tempo
der Stadt durch eines dervielen Viertel,
viel zu schnell für die Insel, in 30 Se
kunden ist sie durch. Ständig ist sie am
Smartphone: Instagram, Facebook und
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