Selbstverständlich hat auch Singa
pur eine Vergangenheit. Doch sie hat
sich in die Museen zurückgezogen und
in die kleinen, sorgsam polierten En
klaven im Stadtbild, eingezwängt zwi
schen Wohnblocks und Bankpalästen -
die neopalladianischen Bauten aus der
Engländerzeit, die Ginsengläden und
Drachen von Chinatown, die Minarette
und zweistöckigen shophouses im mus
limisch geprägten Kampong Glam, die
Hindutempel und Tandoori-Lokalevon
Little India.
Es ist eine kuratierte Erinnerung -
ganz so wie im Terminal 4 von Changi
Airport, wo auf eigens nachgebauten
Kolonialfassaden ein zehn Meter langer
LED-Bildschirm Liebesgeschichten aus
den l930er Jahren erzählt.
Doch die Vergangenheit ist kein Bal
last in diesem Land. Und so kommt es,
dass es umso unbeschwerter ins Mor
gen aufsteigen kann: Tatsächlich gibt es
kaum ein Land, das sich so freudig der
Zukunft öffnet wie Singapur.
Schon liegt der Stadtstaat im Global
Innovation Index, den die Organisation
für geistiges Eigentum der Vereinten
Nationen zusammen mit Hochschulen
und Industrieverbänden in jedem Jal1r
erstellt, auf Platz eins in Asien und auf
Platz fünf in der Welt- und rangiert so
BODENPERSONAL Auch bei 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit
treffen sich sonntags Angestellte im Bankenviertel, um für den alljährlichen
Singapur-Marathon zu trainieren. Sportmarken sponsern viele der Laufgruppen
noch vor klassischen Erfindernationen
wie den USA und Deutschland. Kaum
ein anderes Land hat das Internet der
art innig umarmt: Die Verwaltung ge
schieht zu einem großen Teil papierlos,
staatliche Kliniken betreuen Tausende
von Patienten per App, und bald soll
auch das Bargeld komplett dem elek
tronischen und digitalen Zahlungsver
kehr weichen.
Und kaum irgendwo teilen Mensch
und Maschine so selbstverständlich den
Alltag wie hier: Die Restaurantkette
Timbre experimentierte bereits mit
Drohnen, die mit Cocktails und Pizza
durch den Gastraum schweben. Im Ho
tel Park Avenue Rochester rollt der Ro
boter "Cobie" mit zwinkernden Kuller
augen über die Flure, um den Gästen