Der Stern - 29.08.2019

(Tina Meador) #1

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INFOGRAFIK: BETTINA MÜLLER/STERN

Was uns schadet Medizinische Folgen des Klimawandels



  1. Hitze
    Hitzschlag und Hitze-
    erschöpfung werden mit
    zunehmender Tempera-
    tur viel häufiger auftre-
    ten. Ein Hitzschlag kann
    zu dauerhaften Schäden
    an Gehirn und Nerven
    führen, im schlimmsten
    Fall ist er tödlich.
    Schwerwiegende Aus-
    wirkungen können Hit-
    zeperioden auch auf
    ältere und übergewichti-
    ge Menschen sowie
    Patienten mit Herz- und
    Lungenproblemen oder
    Diabetes haben. In
    Städten ist die Wärme-
    belastung besonders
    groß, auch weil kühlen-
    de Grünflächen fehlen
    und sich Asphalt und
    Beton schnell aufheizen.
    Zudem sind Städte
    anfälliger für Über-
    schwemmungen und
    deren Folgen, etwa
    Seuchengefahr. Zwei
    Drittel aller Städte mit
    mehr als fünf Millionen
    Einwohnern liegen
    weniger als zehn Meter
    über dem Meeresspiegel.

  2. Luftverschmutzung
    Der Klimawandel be-
    günstigt die Bildung
    von Ozon in Bodennähe.
    Dieses Gas reizt die
    Augen und die Schleim-
    häute der Atemwege,
    die Lungenfunktion wird


eingeschränkt und die
Leistungsfähigkeit be-
einträchtigt.
Ozon entsteht, wenn
Nebenprodukte aus der
Verbrennung fossiler
Stoffe, wie zum Beispiel
Stickoxide, der ultra-
violetten Strahlung der
Sonne ausgesetzt sind.


  1. Infektionen
    Wenn sich Klimazonen
    Richtung Norden ver-
    schieben, siedeln sich in
    europäischen Ländern
    subtropische und tropi-
    sche Insektenarten an.
    Die Asiatische Tigermü-
    cke Aedes albopictus
    etwa, Überträgerin des
    Dengue- und Chikungu-
    nya-Fiebers, dringt zur-
    zeit mit 150 Kilometern
    pro Jahr Richtung Mit-
    teleuropa vor. Gleichzei-
    tig wird die Saison für
    Insekten länger, und
    Krankheitserreger ver-
    mehren sich bei Wärme
    schneller.

  2. Allergien
    Höhere Temperaturen
    verlängern hierzu-
    lande die Periode, in der
    Pflanzen allergene
    Pollen produzieren.
    Zugleich tragen höhere
    Kohlendioxidkonzen-
    trationen in der Luft zu
    einem höheren Pollen-
    ausstoß von allergen-


produzierenden Pflan-
zen wie Ambrosia bei.


  1. Ernährung
    Starkregen, Dürreperio-
    den, extreme Hitze und
    Kälte gefährden unsere
    Ernten. Eine erhöhte
    Menge von CO 2 in der
    Luft verringert die
    Menge an Nährstoffen
    einiger Getreidesorten.
    Auch bodennahes Ozon
    kann das Pflanzen-
    wachstum beeinträchti-
    gen. Zudem ist auch die
    weltweite Fischerei
    bedroht, die für die Pro-
    teinversorgung der
    Menschheit wichtig ist:
    Durch die steigenden
    Temperaturen werden
    einige Regionen der Tro-
    pen als Lebensraum für
    Fische und andere Mee-
    resbewohner zu heiß.

  2. Feuer und Rauch
    Trockenheit erhöht die
    Gefahr von Waldbrän-
    den. Deren Rauch be-
    steht aus zahlreichen
    schädlichen Stoffen wie
    Feinstaubpartikeln. Sie
    werden mit Frühgebur-
    ten, Lungenkrebs und
    einer Vielzahl anderer
    Krankheiten in Verbin-
    dung gebracht. Während
    industrielle Emissionen
    gesetzlich regulierbar
    sind, hilft gegen Brände
    nur Vorsorge.


schnupfen plagt mich inzwischen schon ab
Ende Februar. Dazu kommt eine zuneh-
mende Luftverschmutzung.
Was hat die mit dem Klima zu tun?
Durch die Verbrennung von fossilen
Brennstoffen wie Kohle oder durch hitze-
bedingte Waldbrände werden nicht nur
Klimagase freigesetzt, sondern auch eine
Reihe Stoffe, die unserer Gesundheit direkt
schaden, Feinstaub oder Stickoxide etwa.
Die belasten nicht nur die Lunge, sondern
den ganzen Körper, weil die kleinsten
Partikel auch ins Blut gelangen. Mehrere
Millionen Menschen sterben weltweit
jedes Jahr an Luftverschmutzung. Wir
reden fast nur über den Diesel. Dabei ver-
ursachen unsere deutschen Kohlekraft-
werke mehr als 3000 Todesfälle pro Jahr.
Landwirte passen bereits heute ihre
Saaten an – wie werden sich unsere
Nahrungsgrundlagen verändern?
Durch den Anstieg der Temperatur, extreme
Wetterereignisse und unregelmäßige

Folgen der Erwärmung


lastet“


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