22 PANORAMA Mittwoch, 21. August 2019
ZAHLENRÄTSEL NR. 192
SPIELREGELN«KR INGEL»:Die Ziffern 1
bis 7sind soeinzutragen,dasssie in jeder
Reihe einmalvorkommen.Zwischenzwei
Felderngilt: AusgefüllterKreis:EineZahl
ist das Doppelte der anderen.LeererKreis:
EineZahl ist um1 grösser als die andere.
KeinKreis: Keineder beidenEigenschaften
trifftzu.
Auflösung:
ZahlenrätselNr. 191
SOS in der Arktis
Kreuzfahrtenimhohen Nordensindein boomendes Tourismussegment – dochdas Risikofährt mit
Was dasreiselustige Publikum
freut, bereitet den norwegischen
Notfalldiensten Sorgen. Denn mit
zunehmendem Schiffsverkehr
steigt dieWahrscheinlichkeit von
Unfällen in einem Gebiet, wo
Rettung schwierig ist.
RUDOLF HERMANN, BODÖ
Es schien einer dieser ereignislosenRou-
tinetage zu werdenhoch oben im Glas-
haus am Hafen der nordnorwegischen
Küstenstadt Bodö.Doch dann fing ein
Mitarbeiter derKoordinationsstelle der
norwegischenRettungsdienste (JRCC),
die hier untergebracht ist, den Notruf des
Kreuzfahrtschiffes «ArcticViking»auf.
Dieses lag manövrierunfähig im Nord-
westen des arktischen Spitzbergen-Archi-
pels, tausend Kilometer vomFestland ent-
fernt und auch weitab von Longyearbyen,
der einzigen grösseren Siedlung Spitzber-
gens. Über tausendPassagiere und Besat-
zungsmitglieder galt es zuretten.
Nun ging es Schlag auf Schlag.Von der
Festlandküste stieg ein Kampfjet auf, um
detaillierteFotos vom Unglücksort zu
machen.Tr ansportmaschinen und Heli-
kopter folgten mitVerpflegung, Material
und trainiertenRettungskräften, um auf
dem Meereis nahe dem havarierten Schiff
eine Notaufnahmestelle einzurichten. Ein
Aufklärungsflugzeug der Luftwaffeging
mit, um die lokale Flugsicherung zu über-
nehmen.In Bodö, demKoordinationszen-
trum für denRaum von Nordnorwegen
bis zum Nordpol, liefen dieFäden zusam-
men. Innerhalb von Stunden glückte dann
die Evakuierung des Schiffes.
Dutzende von Spezialschiffen
«So etwa stellen wir uns die Zukunft
vor», sagt Bent-OveJamtli, Abteilungs-
leiter von JRCC Nord,alser den Beamer
ausschaltet.Waserdem Besucherge-
zeigt hat,ist nichteine tatsächlich durch-
geführteRettungsaktion, sondern eine
2014 erstellteVideo-Simulation. «Von
einerRealisierung dieserVision sind wir
allerdings noch ein gutes Stück entfernt»,
sagtJamtli.Wie weit, das wurde ihm und
den übrigen Mitarbeitern derRettungs-
Koordinationsstelle diesen März be-
wusst, als in der Norwegischen See das
Kreuzfahrtschiff«Viking Sky» mit über
1300 Personen an Bord in Seenot geriet.
Die Passagiere der«Viking Sky»
dürften es zwar anders empfunden
haben, doch eigentlich befand sich das
Schiff in einerrechtkomfortablenPosi-
tion. Denn mit Kristiansund und Molde
waren gleich zwei Städte mit ausgebau-
terRettungsinfrastruktur in der näheren
Umgebung, und von Unternehmen der
Petroleumindustriekonnten zusätzliche
Helikopter angefordert werden. Knapp
50 0Passagierekonnten deshalbineiner
19-stündigen Operation ausgeflogen
werden, bevor es gelang, die Motoren
des Schiffs wieder anzuwerfen.Wäreein
vergleichbares Unglück bei Spitzbergen
passiert, hätten die zwei in Longyear-
byen stationierten Helikopter nirgend-
wohin gereicht. Ganzabgesehen davon,
dass das kleine örtliche Akutspital hoff-
nungslos überfordert gewesen wäre.
Dass es ebenfalls ein Schiff mit
«Viking» im Namen sein würde, an dem
dereinst der Ernstfall durchgespielt
werden würde, konnten die Macher des
Videos nicht ahnen,als sie den Namen
«ArcticViking» wählten. Doch dass
man sich auf ein solches Szenario in der
hohen Arktis würde vorbereiten müs-
sen, war ihnen schon damals klar. Denn
Kreuzfahrten, die immer näher zum
Polareis und in absehbarer Zukunft so-
gar durch dieses hindurch bis zum Nord-
pol führen, stehen bei gutbetuchtenTou-
risten seit einiger Zeit hoch imKurs.
Man will dorthin, wo noch nie jemand
anders war – zumindestkeinTourist.
Spezialwerften in Norwegen und
anderswo sind deshalb eifrig damit be-
schäftigt, Expeditionsschiffe mit ver-
stärktemRumpf fürFahrten in bisher
unzugängliche Seegebiete zu bauen.
Denn die Nachfrage boomt, und für die
Schiffbauer geht es um eine willkom-
mene Nische in einer Zeit, da die Nach-
frage seitens der Erdölindustrie zurück-
gegangen ist. Mehr als dreiDutzend
Expeditions-Kreuzfahrtschiffe befin-
den sich laut Brancheninsidern derzeit
imBau, und über zwanzig bestehende
bieten für 2020 Arktis-Expeditionen an.
Aber auch mitkonventionellen Kreuz-
fahrtschiffen wollen dieReedereien vom
Arktis-Geschäft profitieren. Anders als
mit einigen der Expeditionsschiffe darf
zwar nicht bis zur Eiskante gefahren wer-
den.Weil das Eis jedoch durch die Ark-
tis-Erwärmungim Sommer immerwei-
ter zurückweicht, erweitert sich auch ihr
Aktionsradius. DieZahl der Spitzbergen-
Kreuzfahrten stieg von 33 imJahr 2010
auf 122 im vergangenenJahr.
DieVorstellung, dass ein grosses
Kreuzfahrtschiff in der hohen Arktis
in Schwierigkeiten geratenkönnte, jagt
Jamtli einenSchauerüber denRücken.
Zwar hat die International Maritime
Organization (IMO), die Uno-Agentur
für Seefahrt,aufAnfang 20 17 den Polar
Code, einRegelwerk für Sicherheit in
polaren Gebieten, in Kraft gesetzt. Er
enthältVorgaben fürKonstruktion und
Ausrüstung von Schiffen sowie Richt-
linienfür dasVerhaltenauf See. Das ist,
wie Jamtli sagt, auf jedenFall ein Schritt
in die richtige Richtung. Das Problem
ortet er aber bei der praktischen Um-
setzung der Massnahmen.
Rettungsdiensteam Anschlag
«Es gibt vorläufigkeinen einheitlichen
Standard, etwa beiSicherheitsausrüs-
tungen fürPassagiere und Crew»,sagt
Jamtli. DerPolar Code spreche von
fünfTagen, die man im Notfall ohne
fremde Hilfe überstehenkönnen sollte.
Tests, die mit bestehendenAusrüstun-
gen vorgenommen worden seien, hät-
ten aber gezeigt, dass manrealistischer-
weise nicht länger als 36 Stunden überle-
benkönne. Ohne verbindliche Kriterien
sei es illusorisch, eine Norm durchzuset-
zen. Jamtli fügt an, dass es generell mög-
lich sei, ein in Not geratenes Schiff im
Raum Spitzbergen in 24 Stunden zu er-
reichen. Doch weiter nördlich werde es
sehr schnell sehrschwierig.
Ein weiteres Problem liegt in der Er-
fahrung der Besatzungen mit extremen
Bedingungen. Natürlich sei man im Ge-
spräch mit den Anbietern von Expedi-
tionskreuzfahrten, und bei denen sehe
es in dieser Hinsicht auch gut aus, sagt
Jamtli. BeikonventionellenReedereien
ist er sich hingegen weniger sicher.
Die grösste Sorge derRettungszentrale
liegt darin, dass sich das Geschäft mit Ark-
tis-Kreuzfahrten derzeit sorasch ent-
wickelt,dass die Rettungsdienste mit ihrer
Infrastruktur nicht nachkommen. Zwar
ist man schon jetzt in derLage,Ausser-
ordentliches zu leisten.Das zeigte sich
vor einem halbenJahr, als die vierzehn-
köpfige Besatzung eines auf Grund gelau-
fenenTr awlers im Nordosten von Spitz-
bergen in einem Sturm bei minus 20 Grad
und inDunkelheit gerettet werdenkonnte
- in einer waghalsigen Helikopter-Aktion
und drei Stunden nach Absetzen des ers-
ten Notrufs. Hilfe zur Seehingegen wäre
eine volleTagesreise entfernt gewesen.
«Was aber», so fragte nach derRet-
tung rhetorisch einer der betroffenen
Seeleute, «wenn es um eines der Kreuz-
fahrtschiffe gegangen wäre,wie sie im
Sommer hier hochkommen? Hätte man
da überhaupt helfenkönnen?»Auch
fürJamtli ist klar: In einer Gegend wie
Spitzbergen werde man eine hundert-
prozentige Bereitschaft derRettungs-
dienste nie erreichen.
Die «NorwegianJoy» der Norwegian Cruise Line 2017 in der Meyer-Werft inPapenburg inDeutschland. DAVID HECKER / EPA
Die Teilung
Berlins virtuell
erle ben
EineApp macht den Mauer-Verlauf
mitAugmentedRealityfassbar
JOCHEN SIEGLE
DreissigJahre nach dem Mauerfallkön-
nen Smartphone-Nutzer in der deut-
schen Hauptstadt virtuell an der Berliner
Mauer stehen. Mithilfe vonAugmented
Reality (AR) erinnert die App MauAR
an dieTeilung der Stadt und macht den
Verlauf der einstigen Mauer mithilfe von
Fotos, Texten undTonaufnahmen sowie
eines 3-D-Modells sichtbar.
160 Kilometer des ehemaligen Mau-
erverlaufs werden damit im Mauer-
fall-Jubiläumsjahr historisch erlebbar.
Am 9. November jährt sich das Ende
der DDR zum 30.Mal. Bereits diese
Woche erinnert Deutschland an das
Paneuropäische Picknick im ungari-
schen Sopron, dem drei Monate später,
im Herbst1989, derFall der innerdeut-
schen Grenze folgte.
Die App kann zunächst nur mit einem
iPhone odereinemiPad von Apple ge-
nutzt werden.An den historischen Orten
in Berlin, wie etwa entlang dem Branden-
burgerTor oder am Checkpoint Charlie,
legt die neue App nun historische Bil-
der der Mauer über die Bildausschnitte
in der Kamera und zeigt Besuchern, wie
es in der geteilten Stadt aussah.
Dazu nutzt MauAR nebenAugmen-
ted Reality zur Lokalisierung GPS-
Daten und lädt an den Originalorten
historische Bilder herunter, die in der
Umgebung genau dort positioniert wer-
den, wo siegeschossen wurden. So sieht
man die Mauer nicht nur vor sich, son-
dern kann auch um sie herumgehen.Per
Klick auf die Bilder werden Erklärtexte
der Stiftung Berliner Mauer eingeblen-
det.Auch wer sich nicht in der deutschen
Hauptstadt befindet, kann sich mit der
App ein Bild von derTeilungsgeschichte
von1961 bis1989 machen und ein origi-
nalgetreues 3-D-Modell der Mauer er-
kunden, das unter anderem die Entste-
hung der Grenze nachbildet.
Anfang derWoche hat derRegie-
rende Bürgermeister Berlins dasFest-
programm fürs Mauerfall-Jubiläum
rund um den 9. November vorgestellt.
Vom 4. bis zum 10. November feiert die
Stadt die friedlicheRevolution. In fünf
speziellen Episodenwerden anlässlich
derFestivalwoche auch die Ereignisse
an den historischen Schauplätzen nach-
erzählt.Per Smartphonekönnen Nut-
zer dann etwa auf dem Alexanderplatz
virtuell an der grössten Protestdemons-
tration, jener vom 4. November1989,
teilnehmen.
Die mobile AR-App ist imRah-
men des deutschen Hackathon für
offene Kulturdaten namens Coding
daVinci entstanden. Im vergangenen
Jahr haben die Berliner Entwickler be-
reits eine Betaversion der Anwendung
dem Apple-ChefTim Cook in Berlin
demonstriert.
Scheitern Epstein-Opfer an Testament?
Der Multimillionär hat zwei Tage vor seinemTod seinenletztenWillenunterzeichnet
(afp)· Der wegen Sexualdelikten ange-
klagte MultimillionärJeffrey Epstein hat
laut einem Medienbericht zweiTage vor
seinem mutmasslichen Suizid einTesta-
ment unterschrieben.Darin habe er sein
Vermögen in Höhe von 578 Millionen
Dollar einemTr euhandfonds übertra-
gen, schrieb die «NewYorkPost» am
Montag. Dieskönnte die Entschädigung
von Opfern erschweren. Derweilzog das
US-Justizministerium wegenVersäum-
nissen während Epsteins Haft weitere
personelleKonsequenzen.
Laut «NewYorkPost» ist unklar, wer
von dem eingerichtetenTr euhandfonds
«T he 1953 Tr ust» profitiert.EinBegüns-
tigtersei in demTestamentnicht genannt.
Dieser Schrittkönnte es laut der Nachrich-
tenagentur Bloomberg mutmasslichen
Missbrauchsopfern erschweren, Schaden-
ersatzeinzuklagen. MehrereFrauen hat-
ten nach EpsteinsTod Klage eingereicht
und angegeben, in derVergangenheitvon
ihm sexuell missbraucht worden zu sein.
Sie forderten Hunderte Millionen Dollar
Entschädigung von Epsteins Erben und
möglichenKomplizen.
In seinemTestament gab der eins-
tige Hedge-Fund-Manager an, unter
anderem Aktien imWert von mehr als
300 Millionen Dollar zu besitzen,aus-
se rdem sechs Luxusanwesen an Orten
wie NewYork,Paris und Florida sowie
Flugzeuge,Autos und Boote imWert
von über 18 Millionen Dollar.
Derweil zog das US-Justizministe-
rium weitere personelleKonsequenzen
aus demFall. Am Montag teilteJustiz-
ministerWilliamBarr mit, die Leitung
desFederal Bureau of Prisons, der Be-
hörde, die für dieVerwaltung der Bun-
desgefängnisse zuständig ist, werde neu
besetzt. Kathleen Hawk Sawyer soll
Hugh Hurwitz ablösen, der denPosten
15 Monate lang innehatte.Die ehema-
lige Gefängnispsychologin leitete die Be-
hörde bereits zwischen1992 und 2003.
Barr hatte von «ernsthaften Unregel-
mässigkeiten» bei der Überwachung
Epsteins gesprochen und eine «gründ-
liche Untersuchung» derTodesumstände
des 66-Jährigen zugesagt.Epstein war be-
reits am 23.Juli nach einem mutmass-
lichen Suizidversuch verletzt in seiner
Zelle gefunden worden. Seineverstärkte
Überwachung wegen Suizidgefahr wurde
aber am 29.Juli wieder eingestellt.
Gran Canaria
atmet etwas auf
Der Waldbrand schwächt sichab
(dpa)·Das verheerendeFeuer in den
Bergen der spanischen Insel hat sich
leicht abgeschwächt. «Gute Nachrich-
ten»,teilte der Präsident der Kanari-
schen Inseln, ÁngelVictorTorres,am
Dienstag aufTwitter mit.«DasFeuer
verliert anPotenzial», so derPolitiker.
Derweil waren am Morgen wieder zahl-
reiche Löschflugzeuge und Hubschrau-
ber in die Luft gestiegen, um gegen die
Flammen in den Bergen Gran Canarias
zu kämpfen. HunderteFeuerwehrmän-
ner und Helfer waren wiederim Einsatz.
«Wir werden diese Bestie besiegen»,
zitierte die Zeitung «El Mundo»Torres.
DasBlatt sprach von einem Hoffnungs-
schimmer bezüglich dieses «unlöschba-
ren Feuers».