34 REFLEXE Mittwoch, 21. August 2019
Investor will Dekotierung verhin dern
Alpiq- Besitzer müssen
mit Klage rechnen
GiorgioV. Müll er·Der als umtriebiger Aktionärs-
aktivist bekannte Vermögensverwalter Knight
Vinke will in letzter Minute die Dekotierung der
Alpiq-Aktien und die darauffolgende erzwungene
Auszahlung (Squeeze-out) der Minderheitsaktio-
näre verhindern.Das verlangt der angelsächsische
Aktionär, der vor rund18 Monaten eine Beteili-
gung von 1,3% bei Alpiq eingegangen ist, in einem
ausführlichen Schreibenan denVerwaltungsrat.
Die von der PwC erstellte Bewertung, die den
Übernahmepreis von 70Fr. proAktie als angemes-
sen darlegt, sei «äusserst fehlerhaft». Eine inAuf-
trag gegebene Studie von Oxera Consultingkommt
auf einen rund 60% höherenWert.
Die Chancen sind klein, dass der von dem
Schweizer Eric Knight gegründete und geleiteteFi-
nancier mit seinen Anträgen an der ausserordent-
lichen Generalversammlung, die diesen Mitt-
woch in Olten stattfindet, durchkommt. DerTrans-
aktionspreis unterschätzt in derTat den wahren
Wert der Gesellschaft,aber nurdeshalb, weil der
seit Jahren ausstiegswillige französische Energie-
konzern EdF das unschöne Kapitel endlich schlies-
sen wollte. Über einen Aktionärsbindungsvertrag
kontrolliert ein SchweizerKonsortium (u. a. EOS,
EBM, EBL und die Credit-Suisse-Anlagestiftung)
fast 88% von Alpiq.Für einen einfachen Merger-
Squeeze-outreicht eine Zustimmung von 90%,was
wahrscheinlich erreicht wird.
Weil unter den derzeitigen Umständen indes ein
98%-Quorum verhindert wird, das eine Kraftlos-
erklärung derrestlichen Alpiq-Aktien ermöglicht,
läuft es auf eine Abfindungsfusion hinaus.Theore-
tischkönnte diese zu anderenKonditionen erfol-
gen.EinaufgebessertesAngebotandieMinderheits-
aktionäre käme aber allen Aktionären zugute, vor
allem müsste dann EdF einiges mehr bezahlt wer-
den. Offenbar ist der sich im Energiemarkt gut aus-
kennende KnightVinke bereit,es auf eine Klage an-
kommenzulassen.NochistdieSachenichtgegessen.
Handlungsbedarf in der Industrie
Die Frankenstärke
meldet sich zurück
DominikFeldges·Sie ist eineWeile in den Hinter-
grund getreten, doch plötzlich ist sie wieder da –
dieFrankenstärke.ExportorientierteSchweizerFir-
men, die noch immer über einen grossenKosten-
block in der Heimwährung verfügen, haben damit
eine Sorge mehr.Sie müssen zurzeit nicht nur mit
einerweltweitenKonjunkturverlangsamungfertig-
werden,sondern auch schauen, dass sie trotz dem
festenFrankenkonkurrenzfähig bleiben.
Die Situation derFirma Huber + Suhner (H+S),
die mit ihren Kabeln und anderenKomponenten
für dieDatenübertragung zu den führendenAus-
rüstern von Mobilfunkantennen,Rechenzentren
und Zügen zählt, ist typisch für viele Schweizer
Industrieunternehmen. Im ersten Semester dieses
Jahres verteuerte sich derFranken bei den insge-
samt achtWährungspaaren, die für das Geschäft
des Unternehmensrelevant sind, erst um 0 bis
2%. Unter Einschluss der jüngsten Erstarkung des
Frankens seitAnfang Augustschlage dieVerände-
rung jedoch bereits mit 1 bis 7% gegenüber An-
fang 2019 zu Buche, rechnet das Management vor.
ObschonH+SindenvergangenenJahrenausKos-
tengründenbedeutendeAktivitäteninsAuslandver-
lagert hat, fallen vorab wegen der hiesigen Tätigkeit
in derForschung und Entwicklung noch immer 30%
des konzernweitenAufwands inFranken an. Beim
Umsatz sind es kaum 10%.Was tun?Für dieKon-
zernführung ist klar, dass erneute Anstrengungen
geleistet werden müssen. Ein Spaziergang wird das
nicht,denndie«einfachenMassnahmen»zumErhalt
derWettbewerbsfähigkeitwurdenlautUnternehmen
schonin de n letzten 10 bis15 Jahren umgesetzt.Zum
Glück hat derKonzern eine solide Bilanz und eine
innovationsstarke Belegschaft. H+S will verstärkt in
dieEntwicklungneuerProdukteinvestieren,diesich
dereinst – unter anderem im Bereich des autonomen
Fahrens – zu hoffentlich attraktiven Preisen verkau-
fen lassen. Bei etlichen Schweizer Industriefirmen
dürfte dieAusgangslage wenigerkomfortabel sein.
Streit zwischen Japan und Korea
Viel Lärm und
etwas Entspannung
MartinKölling,Tokio·Konflikte, beso nders wenn
die unterschiedliche Geschichtsschreibung von ehe-
maligen Eroberern und Eroberten mitspielt, laufen
gerne aus demRuder. Japan und Südkore a exerzie-
ren dies gerade mit einem überflüssigen Handels-
st reit vor, der Experten kurzfristig Sorgen um die
globaleVersorgung mit Speicherchips und Displays
bereitete. Gerade hatJapans Regierung im Eiltempo
eine zweite Exportgenehmigung für ein Schlüssel-
material in der Chipherstellung an Samsung erteilt,
die Südkoreas grösstemKonzern nun neun Monate
Produktionssicherheit verschafft. Doch Südkoreas
Regierung wertet dies vor einemTreffen derAussen-
minister der beidenLänder am Mittwoch inPeking
nicht als versöhnliche Botschaft derJapaner.
Das ist zwar verständlich, aber von beiden Sei-
ten selbst verschuldet.Zu lange haben der linke süd-
kore anische Präsident MoonJae-in undJapans rech-
ter Ministerpräsident Shinzo Abe bei ihren schwe-
lendenKonflikten umFelseninseln und die Bewer-
tung vonJapans Besatzungszeit aufKonfrontation
gesetzt. Und so war eskein Wunder,dass Südkorea
mit Gegenmassnahmen und Boykott en reagierte, als
Japans RegierungAnfangJulidenNachbarnExport-
erleichterungen für drei sicherheitsrelevante Mate-
rialienderChip-undDisplayproduktionaberkannte.
JapansRegierungkonnte noch so sehr beteuern,
dass es sich um eineReaktion auf südkoreanische
Versäumnisse bei Exportkontrollen der gelieferten
Materialien gehandelt habe. In Südkore a wie auch
in Japan wurde die Massnahme als Druckmittel in
einem Streit um Schadenersatzforderungenkorea-
nischer Zwangsarbeiter aufgefasst; die Ansprüche
stellen aus japanischer Sicht die Grundlage der bila-
teralen Beziehungen infrage. Noch ist unklar, wie
derStreitfürbeideSeitengesichtswahrendbeigelegt
werdenkönnte.Aber einerasche Bearbeitung von
Exportgenehmigungen durchJapansWirtschafts-
ministerium wäreein erster Schritt,die Angst von
SüdkoreasIndustrie vor Lieferengpässen zu lindern.
Reflexe
Kommentare
zum Wirtschaftsgeschehen
EineVeranstaltungvon Partner
Datum
Donnerstag,19.September2019
18.30Uhrbis20.30Uhr
(Türöffnungum18.10Uhr)
Ort
NZZ-F oyer, Falkenstrasse11,8008Zürich
Tickets
NormalpreisFr.40.–
AbonnentenpreisFr.30.–
Anmeldung
podium.nzz.ch
0442581383
BigDataund BigBrother:
Am Ende derPrivatheit
Moderation
Dr.MartinMeyer, LeiterNZZ-Podium
NZZPODIUMZÜRICH
Bild: SPmemory
Einleitungsreferat Diskus sionsteilnehmerInnen
Smartphones und Int ernet ha benuns unerhörteHorizonte eröffnet: allzeitverfügbares
Wissen ,sozialeVernetzung, Verortung imRaum, eineganzneueMedien-,Konsum-
und Unte rhaltungswelt.Vieles, wasfrüher Privilegwenigerwar, ist zumallgemeinen
und scheinbarkostenlosenBesitz geworden.Doch der Preis dafürkönntehochsein.
Clau diaWirz
FreieJournalistinund
Autorin
Roberto Simanowski
Literatur-und
Medienwissenschafter
MarianneJanik
CountryManagerMicrosoft
Switzerland
BalthasarGlättli
Nationalrat,Grüne