Frankfurter Allgemeine Zeitung - 30.08.2019

(Dana P.) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen FREITAG, 30. AUGUST 2019·NR. 201·SEITE 25


Vonovia verliert wieder





Für Immobilienaktien ging es in
den vergangenen Tagen auf und
ab, oftmals getrieben von der Sorge
über politische Eingriffe – oder dem
Abnehmen eben dieser Sorge. Am Don-
nerstag waren die Marktteilnehmer
eher skeptisch. Die Kurse gaben nach.
Vonovia verlor 1,3 Prozent, Papiere
der Deutsche Wohnen gaben am Nach-
mittag 0,94 Pro-
zent nach und
landeten damit
zeitweilig auf dem
letzten Platz im
M-Dax der mittle-
ren Werte.

Bankaktien gefragt





Besonders im Blick der Investo-
ren stand am Donnerstag unter
anderem die Bankenbranche. Die
Deutsche Bank legte am Nachmittag
um 1,4 Prozent zu, befand sich damit
aber nur im Mittel-
feld der deutschen Ak-
tienindex Dax. Auf
dem vierten Platz im
M-Dax der mittelgro-
ßen Unternehmen
landete derweil die
Aktie der Commerzbank mit einem
Plus von 3,1 Prozent. Als einen Grund
für das insgesamt freundliche Umfeld
auch für Banken nannten Händler
abnehmende politische Risiken in Ita-
lien.

Beispiel Frankfurt: Hohe


Immobilienpreise in der Stadt


schwappen über.Seite 27


Der Preis der Feinunze wird bald


in Euro neue Rekorde aufstellen.


Technische Analyse.Seite 27


Die Deutschland-Tour lockt


etliche Radstars, aber noch ist


Überzeugungsarbeit nötig.Seite 30


Hat Nico Hülkenberg


noch eine Zukunft


in der Formel 1?Seite 30


BASF legt zu





Aufwärts ging es am Donnerstag
am deutschen Aktienmarkt für
die Papiere des Chemiekonzerns BASF
aus Ludwigshafen. Hintergrund war of-
fenbar, dass sich die Spekulationen um
einen Verkauf des Pigmentgeschäfts
nach Japan bestätig-
ten. Die Aktien zogen
um 2 Prozent an. Die
Konkurrenzpapiere
von Covestro setzten
sich mit plus 3,3 Pro-
zent derweil sogar an
die Spitze des deut-
schen Aktienindex
Dax.

Tops&Flops


Auch das Umland wird teuer Goldim Aufwärtstrend


28.8. 29.8.

Dax

F.A.Z.-Index 2161,47 2184,47
Dax 30 11701,02 11838,88
M-Dax 25105,07 25390,10
Tec-Dax 2727,74 2761,09
Euro Stoxx 50 3365,38 3411,33
F.A.Z.-Euro-Index 122,78 124,40
Dow Jones 26036,10 26382,35*
Nasdaq Index 7856,88 7977,76*
Bund-Future 179,12 178,95**
Tagesgeld Frankfurt -0,45 % -0,45 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,72 % -0,70 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J.-0,35 % -0,35 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,48 % 1,52 % *
Gold, Spot ($/Unze) 1539,10 1528,25
Rohöl (London $/barrel) 60,43 60,78**
1 Euro in Dollar 1,1083 1,1072
1 Euro in Pfund 0,9082 0,9053
1 Euro in Schw. Franken 1,0872 1,0880
1 Euro in Yen 117,18 117,68
*) Ortszeit 13.00 Uhr, **) Ortszeit 19.00 Uhr

Bundesanl. R. 10 J.

30.5.2019 29.8.2019 30.5.2019 29.8.2019

Vier Tage für die Zukunft


Die Börse


Ausgebremst bei Renault


sibi. FRANKFURT, 29. August. Sich
Geld zu leihen ist billig wie nie. Das ist der
Vorteil der Niedrigzinsphase, auf die viele
Sparer so schimpfen. Bauzinsen, Autofi-
nanzierungen, Ratenkredite aller Art er-
reichen Zinssätze mit historischen Tief-
ständen. Möbelhäuser werben genauso
mit Billigkrediten wie Internetplattfor-
men oder Online-Banken. Aber führt das
dazu, dass die Deutschen sich jetzt ein gu-
tes Leben auf Pump gönnen? Nutzen sie
die billigen Zinsen zuhauf zum Schulden-
machen, zum Vorziehen von Konsum in
die Gegenwart? Weit gefehlt. Im interna-
tionalen Vergleich bleiben die Deutschen
weiterhin sehr zurückhaltend, was die Auf-
nahme von Schulden betrifft.
Beispiel Konsumentenkredite: Wäh-
rend in den Vereinigten Staaten das Volu-
men der Kredite im Verhältnis zum verfüg-
baren Einkommen der Haushalte von 23
Prozent im Jahr 2012 auf zuletzt 26 Pro-
zent gestiegen ist, in Großbritannien von
13,6 auf 15,2 Prozent und in Spanien im-
merhin von 10 auf 11,1 Prozent, gab es in
Deutschland sogar einen Rückgang von
10,1 auf 9,4 Prozent. „Die Deutschen nut-
zen Privatkredite zurückhaltender und ha-
ben im internationalen Vergleich eine der
niedrigsten Kreditquoten“, berichtet der
Bankenfachverband in Berlin.
Das Münchner Ifo-Institut hat sich die
gesamten Verbindlichkeiten privater Haus-
halte in Deutschland im Verhältnis zum
Bruttoinlandsprodukt angeguckt und
stößt dabei auch auf eine auffällige Zu-
rückhaltung der Deutschen gegenüber
Schulden. Zwar sind die Schulden der
Deutschen, wenn man auch die Hauskredi-
te in die Betrachtung mit einbezieht, in ab-
soluten Zahlen über die Jahre gestiegen.
Im Verhältnis zum gesamtwirtschaftli-
chen Einkommen aber sind sie nicht nur
viel niedriger als in den meisten anderen
Ländern, sie sind in den vergangenen Jah-
ren mit den niedrigen Zinsen sogar gefal-
len. Die Deutschen haben sich also gleich-
sam relativ zum Einkommen entschuldet.


Lediglich die Unternehmen in Deutsch-
land hätten in den vergangenen beiden
Jahren die Verschuldung in Relation zum
Bruttoinlandsprodukt ausgeweitet, sagt
Timo Wollmershäuser, Ökonom am Ifo-In-
stitut. Private Haushalte hätten die Nied-
rigzinsphase eher zum Schuldenabbau ge-
nutzt, wiederum relativ zum Bruttoin-
landsprodukt, also näherungsweise zu ih-
rem Einkommen. Mehr Schulden als die
Deutschen machten nicht nur die Men-
schen in Amerika, sondern auch in vielen
europäischen Ländern wie Spanien oder
Frankreich. Deutschland liege da im unte-
ren Bereich, der Durchschnitt der privaten
Verschuldung im Euroraum sei deutlich
höher. Wollmershäuser führt das auf die
unterschiedlichen „Präferenzen“ der Men-
schen in den jeweiligen Ländern zurück –
es gebe offenbar ein stärkeres Unbehagen
mit Blick auf das Schuldenmachen in
Deutschland als anderswo.
Umfragen belegen eine skeptische Hal-
tung vieler Deutscher gegenüber Schul-

den. Fast die Hälfte der Bürger bezeichnet
sich in Befragungen selbst als „Schulden-
vermeider“. Eine weitere große Gruppe
hält zwar Schulden für Immobilien für ak-
zeptabel, in allen anderen Fällen aber
nicht. Kaum jemand sagt, ihm würden
Schulden keine Sorgen bereiten. Das ist in
vielen anderen Ländern anders, gerade in
Amerika. Auf die Frage, ob sie sich, abge-
sehen von Immobilienkrediten, in letzter
Zeit Geld geliehen hätten, sagten in einer
Umfrage des Inkasso-Unternehmens In-
trum Justitia zuletzt jedenfalls 80 Prozent
der Deutschen stolz: „Nein“.
Was steckt dahinter? Der amerikani-
sche Historiker Sheldon Garon hat sich
mal grundsätzlich mit der Frage beschäf-
tigt, welches Verhältnis Menschen im Um-
gang mit Risiken haben. Seine Forschun-
gen bestätigten die intuitive Annahme: Je
vorsichtiger eine Nation im Eingehen von
Risiken ist, desto ängstlicher ist sie auch
beim Verschulden und desto mehr spart
sie tendenziell. „Die Deutschen sind, wie

man erwartet, konservativ – die Amerika-
ner liegen am anderen Ende des Spek-
trums und lieben das Risiko.“ Das scheint
eine lange Tradition zu haben: Die Deut-
schen seien jedenfalls nicht erst seit den
beiden Weltkriegen und der Hyperinflati-
on in Finanzdingen eher vorsichtig, meint
der Göttinger Angstforscher und Psycho-
therapeut Borwin Bandelow. Er spricht
von einer „Mentalität des vorausschauen-
den Denkens“, für die es ein altes „Nord-
Süd-Gefälle“ gebe. Der Ruf der Schulden
und der Schuldner in Deutschland ist
jedenfalls schon seit Jahrhunderten
schlecht. Dabei mögen Mentalität und Re-
ligion eine ebenso wichtige Rolle gespielt
haben wie die historischen Erfahrungen.
Eine Besonderheit sind offenbar die Im-
mobilienkredite. Nicht zuletzt wegen der
niedrigen Zinsen haben die Deutschen in
den vergangenen Jahren mehr gebaut und
dafür auch Kredite aufgenommen. Das Vo-
lumen der Wohnungsbaukredite ist deut-
lich gestiegen, und zwar seit elf Quartalen

über dem langjährigen Durchschnitt von
1,99 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Al-
lerdings bauen die Deutschen nach wie
vor mit mehr Eigenkapital als die Men-
schen in vielen anderen Ländern, wie Ifo-
Ökonom Wollmershäuser ausführt. Allein
schon die Vorsicht der deutschen Banken
bei der Beleihung von Immobilien zieht
hier Grenzen für die private Verschul-
dung. Gleichwohl haben die Bundesbank
und die Bankenaufsicht Bafin offenbar
Sorgen, dieser Markt könnte in Zukunft
überhitzen. Seit dem dritten Quartal
2019, das ist jetzt gerade, müssen Banken
für Wohnungskredite deshalb innerhalb ei-
nes Jahres einen zusätzlichen Kapitalpuf-
fer von 0,25 Prozent des Kreditvolumens
aufbauen. Das soll in Zukunft mehr Sicher-
heit für die Finanzstabilität des gesamten
Systems bieten – und die Kreditvergabe
notfalls bremsen. Bislang allerdings, so be-
richtet jedenfalls der Deutsche Sparkas-
sen- und Giroverband, sei keine Wende
bei der Baukreditvergabe zu beobachten.

E


s müssen ja nicht gleich 100 Jahre
sein, auch 50 Jahren können eine
sinnvolle Laufzeit sein. Doch die Anlei-
hen des deutschen Staates enden mit ei-
ner Laufzeit von 30 Jahren. Auch hier
sind die Renditen schon in den negati-
ven Bereich gerutscht. Bislang haben
die Schuldenverwalter des Bundes, das
Finanzministerium und seine Finanz-
agentur, eine Ausweitung des Laufzei-
tenspektrums gescheut. Als wichtigs-
ter Emittent im Euroraum ist der Bund
dazu verpflichtet, auf eine ausreichen-
de Liquidität seiner Schuldtitel und da-
mit auf einen reibungslosen Handel zu
achten. Doch das kann sich ändern,
wenn nun auch die Vereinigten Staa-
ten als wichtigster Anleiheemittent in
der Welt sehr lange Laufzeiten prüfen.
Die historisch niedrigen Zinsen ließen
sich für mehrere Jahrzehnte sichern,
was die Finanzierung wichtiger lang-
fristiger Infrastrukturvorhaben erleich-
tern kann. Zudem wollen Lebensversi-
cherer und andere Altersvorsorgeein-
richtungen solche langen Laufzeiten,
weil sie damit für ihre Leistungsver-
sprechen zumindest noch positive Zin-
sen erzielen können. Privatanleger soll-
ten sich einen solchen Bund fürs Le-
ben gut überlegen, denn die Tilgung
dürften nur die wenigsten erleben.

Kein Bund fürs Leben


Von Markus Frühauf

maf./wvp.FRANKFURT / WASHING-
TON, 29. August. Das amerikanische Fi-
nanzministerium prüft die Ausgabe von
Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 100
Jahren. Eine entsprechende Notiz auf der
Website des Ministeriums hat der Ressort-
chef Steven Mnuchin in einem Interview
mit Bloomberg konkretisiert. Nach sei-
nen Angaben könnte die Regierung so
von den günstigen Kreditbedingungen
profitieren. Erwogen würden Anleihen
mit 100 und mit 50 Jahren Laufzeit.
Die Verunsicherung an den Finanz-
märkten treibt die Anleger in sichere Hä-
fen. Dazu kommt, dass viele institutionel-
le Anleger aus regulatorischen Gründen
gezwungen sind, Staatsanleihen und
Unternehmensanleihen mit Investment-
Grade-Rating, also mit einem investiti-
onswürdigen Status, zu kaufen. Als Invest-
ment Grade gelten Anleihen von Emitten-
ten mit einem Rating von mindestens
„BBB–“ (S&P) oder „Baa3“ (Moody’s).
Weil japanische und europäische Staats-
anleihen zunehmend negative Zinsen ha-
ben, stürzen sich die Anleger verstärkt
auf amerikanische Staatsanleihen, was de-
ren Renditen nach unten drückt. Die Ver-
zinsung des 30-jährigen Bonds sank zeit-
weise auf 1,906 Prozent und war damit so
niedrig wie nie zuvor.
Zudem ist die Zinskurve in den vergan-
genen Tagen wieder invers geworden, da
die Rendite der zweijährigen Anleihe mit
1,516 Prozent über jener der zehnjähri-
gen mit 1,4948 Prozent lag. Eine solche
Zinsstruktur gilt an den Finanzmärkten
als Rezessionssignal: Die Anleger rech-
nen längerfristig wegen der schwächeren
Konjunktur mit Zinssenkungen. Darüber
hinaus belastet eine inverse Zinskurve die
Erträge der Banken aus der Fristentrans-
formation, weil sie langfristige Ausleihun-
gen nicht mehr günstiger kurzfristig finan-
zieren können. Allerdings zeigten sich da-
von die Aktienkurse amerikanischer Ban-
ken in den vergangenen Tagen wenig be-
rührt, da sie zulegten.
Die Idee einer 100-jährigen Anleihe ist
nicht neu: Unter Präsident Barack Obama
wurde eine entsprechende Anleihe eben-
falls geprüft, der Plan aber verworfen.
Das Finanzministerium fürchtete damals
Risiken für die langfristige Reputation
Amerikas als Schuldner, sollte die Emissi-

on nicht komplett untergebracht werden.
Die zweite Sorge war seinerzeit, die
100-jährigen könnten die Nachfrage nach
30-jährigen Bonds verdrängen und damit
sogar die Finanzierungskosten der Staats-
schulden erhöhen. Jetzt hat sich die Nach-
fragesituation aber entscheidend geän-
dert, mit Investoren aus aller Welt, die in
amerikanische Staatsanleihen drängen.
Anleihen mit 100 Jahren Laufzeit ha-
ben in Europa in den vergangenen Jahren
für Aufsehen gesorgt. Einen solchen Titel
hat Österreich vor zwei Jahren begeben,
von dem inzwischen 5,8 Milliarden Euro
im Umlauf sind. Der Zinskupon beträgt
zwar 2,1 Prozent, doch mittlerweile wird
der Titel am Markt mit einer Rendite von
0,67 Prozent gehandelt. Dieser Rendite-
rückgang ist auf den Kursgewinn der
100-jährigen Anleihe zurückzuführen.
Auch andere Euroländer wie Belgien
oder Irland haben schon solche ultra-
langen Anleihen begeben, während sich
Frankreich, Italien oder Spanien auf
50 Jahre beschränken. Die „Jahrhundert-
anleihen“ von Belgien und Irland richte-
ten sich nur an ausgewählte Investoren
und haben mit maximal 100 Millionen
Euro deutlich geringere Volumina. Inves-
toren wie zum Beispiel Lebensversiche-
rer oder Pensionsfonds sind an sehr lang
laufenden Anleihen interessiert. Oft wer-
den nur für wenige Altersvorsorgeeinrich-

tungen solche ultralangen Schuldtitel auf-
gelegt. Diese Institute geben langfristige
Finanzierungsversprechen und können
diese nicht auf Dauer mit kurzfristigen
Wertpapieren abdecken. Das Interesse an
sehr langen Laufzeiten dürfte im Zuge
des jüngsten Renditeverfalls zunehmen.
Der deutsche Staat begibt Anleihen
nur mit einer Laufzeit von höchstens
30 Jahren. Hier konnte er vor wenigen
Wochen die erste Anleihe in dieser Lauf-
zeit zu einem Zinskupon von null Prozent
plazieren. Allerdings lag die Nachfrage in
der Auktion deutlich unter dem Angebot,
nachdem die Rendite der 30-jährigen Ti-
tel am Markt in den negativen Bereich ge-
sunken ist. Längere Laufzeiten plant die
Finanzagentur, die für den Bund die
Schulden verwaltet, bislang nicht. Offen-
bar hat man Bedenken, in einer solchen
langen Laufzeit nicht ausreichend Liquidi-
tät schaffen zu können.
Mit den sehr späten Fälligkeiten lassen
sich die historisch niedrigen Zinsen für ei-
nen längeren Zeitraum zwar sichern. Je-
doch führen die Langläufer nach der
Emission zunächst zu einem höheren
Zinsaufwand, weil sie mit einem höheren
Kupon ausgestattet werden müssen. Mit
den 30-jährigen Anleihen fühlt sich der
Bund bislang jedenfalls wohl, um seine
langfristigen Finanzierungswünsche abzu-
decken.

Sollten nun aber die Vereinigten Staa-
ten als wichtigster Emittent im Dollar,
der Leitwährung der Weltwirtschaft, er-
folgreich eine ultralange Anleihe bege-
ben, könnte das ein Umdenken in der Fi-
nanzagentur und im Bundesfinanzminis-
terium auslösen. In Berlin war die Emissi-
on der 100-jährigen Anleihe Österreichs
vor zwei Jahren sehr aufmerksam verfolgt
worden. Derzeit beschäftigt sich die Fi-
nanzagentur mit einer grünen Bundesan-
leihe. Auch hier spielt die Bedeutung als
wichtigster Anleiheemittent im Euro-
raum eine wichtige Rolle. Die hohe Liqui-
dität der Bundesanleihen an den Märkten
soll in jedem Fall gewahrt werden.
Auch Mexiko und das abermals von ei-
ner Staatsschuldenkrise betroffene Argen-
tinien haben Titel mit einer Laufzeit von
100 Jahren begeben. Im April 2019 hat
Nordrhein-Westfalen als erster deutscher
Emittent eine 100-jährige Anleihe im Vo-
lumen von 2,75 Milliarden Euro an den
Markt gebracht. Der Kupon lag bei 2,15
Prozent. Inzwischen ist die Rendite auf
0,96 Prozent gefallen.
Nicht nur Staaten haben 100-jährige
Anleihen im Angebot, sondern auch Un-
ternehmen. Dazu zählen der brasiliani-
sche Ölkonzern Petrobras sowie die fran-
zösischen Versorger Engie und EDF. Mit
der niederländischen Rabobank reiht sich
auch eine Bank in diese Liste ein.

Amerika prüft Ausgabe 100-jähriger Anleihen


Finanzminister Mnuchin will günstige Finanzierungsbedingungen langfristig sichern


maf.FRANKFURT, 29. August. Die
guten Aussichten auf eine neue Regie-
rung in Italien nehmen die Anleger po-
sitiv auf. Die Rendite der zehnjährigen
Staatsanleihe fiel am Donnerstag erst-
mals unter die Marke von 1 Prozent.
Am Abend lag sie bei 0,977 Prozent.
Am Anleihemarkt sind rückläufige
Renditen mit Kursgewinnen verbun-
den. Diese waren auch am Aktien-
markt zu beobachten. Der Leitindex
der Mailänder Börse, der S&P Mib 40
legte um knapp 2 Prozent zu und damit
deutlich stärker als die Indizes anderer
europäischer Börsen. Eine neue Regie-
rungskoalition aus Sozialdemokraten
und der linkspopulistischen Fünf-Ster-
ne-Bewegung muss noch vom Präsiden-
ten Sergio Mattarella abgesegnet wer-
den. Diese Koalition stünde für einen
gegenüber dem Euro und den Schul-
denregeln moderateren Kurs als der,
den der auf Konfrontation ausgerichte-
te Chef der rechtsnationalen Lega,
Matteo Salvini, verfolgte. Er hatte die
Koalition mit der Fünf-Sterne-Bewe-
gung platzen lassen, um nach Neuwah-
len Ministerpräsident zu werden. Die
Lega ist in Umfragen seit längerem
stärkste Partei. Von der neuen Regie-
rung sind nach Ansicht von Commerz-
bank-Analyst Marco Wagner zwar kei-
ne großen Strukturreformen zu erwar-
ten. Sie werde aber auch nicht finan-
ziell völlig über die Stränge schlagen.


Die Zinsen sind niedrig


wie nie. Trotzdem


halten die Deutschen


sich mit Schulden sehr


zurück. Allenfalls für


Immobilien nehmen sie


Kredite auf. Warum?


Italiens Rendite


fällt auf


Rekordtief


Schulden machen – nein danke!


1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

0,3

0,6

0,9

1,2

1,5

1,8

2,1

Quelle: Bloomberg F.A.Z.-Grafik Niebel

Dreißig Jahre Laufzeit, in Prozent

Sinkende Zinsen

29.8.2018 29.8.2019 29.8.2018 29.8.2019

Rendite amerikanischer Staatsanleihen
Hundert Jahre Laufzeit, in Prozent

Zinsstruktur amerikanischer Staatsanleihen Rendite österreichischer Staatsanleihen
Zwei bis dreißig Jahre Laufzeit, in Prozent

2 3 4 5 6 987 10

Laufzeit (in Jahren)

29.8.2018
29.8.2019

Italienische Staatsanleihe

Quelle: Bloomberg F.A.Z.-Grafik Heß

10 Jahre Laufzeit
29.8.: Tagesverlauf

0,5

1 ,2

1,9

2,6

3,3

4,0

31.8.2018 26.8.2019

Rendite in Prozent

Schulden der Privathaushalte

1) Stand 2017. Quelle: Ifo / Foto Martin Ly / F.A.Z.-Grafik Brocker

Das Traumauto doch lieber als Modell kaufen?
Die Deutschen nehmen relativ wenig Kredite auf.

in Prozent des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal 2019 Entwicklung in Deutschland seit 1999

Konsumentenkredite
in Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens1)

1999 2003 2007 2011 2015 2019

26,0

15,2

11,1

11,1

9,4

Vereinigte Staaten

Großbritannien

Frankreich

Spanien

Deutschland

60,3

58,4

57,5

53,0

41,1

Frankreich

Spanien

Euroraum

Deutschland

Italien 50

54

58

62

66

70
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