andere zu zwingen, etwas zu
tun, was man selbst für ange-
messen hält. Auch ist die mora-
lische Qualität einer Handlung
kein Grund für eine Interventi-
on, weil jeder leben darf, wie es
ihm gefällt. Die Gedanken sind
frei! Aber die innere Freiheit
kann sich erst nach außen wen-
den, wenn es einen geschützten
Raum gibt, in dem die Gedanken
öffentlich mitgeteilt werden
können, wenn wir auf Meinun-
gen und Gefühle keine Rücksicht
nehmen müssen. In prekären
Verhältnissen, die Armut und
Gewalt produzieren, mag es
ratsam sein, einander zu über-
wachen, weil Loyalität und
Schutz mehr zählen als Offen-
heit. Warum aber soll man in
liberalen, demokratischen Ge-
sellschaften vom Recht, frei zu
sein, keinen Gebrauch machen?
Man kann schon deshalb keine
Meinung verbieten, weil es kei-
nen Richter gibt, der uns sagen
könnte, welche Auffassung über
das Leben richtig und welche
fffalsch sei. Wer seine Verbote nuralsch sei. Wer seine Verbote nur
auf die Meinungen der Mehrheit
oder die Macht einer namenlos
gewordenen Autorität stützte,
hätte doch kein Argument zur
Hand, das plausibel werden
könnte. Wer Meinungen ver-
bietet, bringt sich um die Mög-
lichkeit, die Richtigkeit der ei-
genen Meinungen im Lichte
irriger Auffassungen zu erweisen.
Jedermann profitiert also davon,
mit anderen Meinungen kon-
fffrontiert zu werden. Die Beru-rontiert zu werden. Die Beru-
fffung auf Tradition und Brauch,ung auf Tradition und Brauch,
auf das „Immer-schon-so-Gewe-
sene“ besagt gar nichts. Damit
Tradition und Brauch als Mei-
nungen überhaupt Wirkungen
entfalten können, müssen sie vor
den Verstand gebracht werden.
In offenen Gesellschaften geht
es bisweilen grob zu, die politi-
schen Gegner beschimpfen ei-
nander, tauschen Gemeinheiten
aus. Zur Auseinandersetzung
gehört aber auch der Brauch,
dass diejenigen, die sich für die
Repräsentanten der herrschen-
den Moral halten, den Kritikern
vorwerfen, gegen Anstand und
Sitte zu verstoßen. Die eigentli-
che Plage ist heutzutage nicht
mehr die Tyrannei der Mehrheit,
sondern der Anspruch segregier-
ter Gruppen, ihre Moral müsse
zur Moral aller werden, weil sie
glauben, ihre Gemeinschaft vor
Zumutungen bewahren zu müs-
sen. Gewöhnlich hängen sie sich
nicht nur den Mantel der Moral
um, sie erklären sich kurzum zu
Anwälten der Aufklärung. Der
Einsatz solcher Waffen würde
mehr Anerkennung verdienen,
wenn er beiden Seiten zugestan-
den würde. Stattdessen wird er
nur gegen jene in Stellung ge-
bracht, die anderer Meinung
sind. Wäre es im Interesse der
Wahrheit und Gerechtigkeit
nicht besser, wenn die Empörten
sich der beleidigenden Sprache
enthielten und es jenen, denen
sonst niemand zuhört, erlaub-
ten, sich frei zu entfalten? Über-
haupt sollte sich der Staat nicht
zum Anwalt moralischer An-
sprüche machen lassen. Wir
müssen ertragen, dass andere
nicht nur anders leben wollen,
sondern es auch dürfen. Wer
nicht mehr herausgefordert
wird, bringt sich um eine lebens-
wichtige Erfahrung: sich selbst
im anderen als jemanden zu
erkennen, der sich irren kann.
Mittelmaß und Bequemlich-
keit sind die Feinde aller Kreati-
vität. Sie aber haben den öffent-
lichen Raum besetzt, in dem
man nur noch als Langweiler, als
Claqueur des Zeitgeistes Plus-
punkte sammeln kann. Selbst an
den Universitäten, die einmal
Stätten des ungebundenen Den-
kens waren, herrscht eine große
Leere, eine Neigung, allen Fra-
gen aus dem Weg zu gehen, die
Anstoß erregen könnten. Men-
schen, die die Freiheit haben, zu
denken, was sie wollen, müssen
aber die Möglichkeit haben, sich
zum Ausdruck zu bringen. Wo-
rauf es jetzt ankäme, das wäre
eine öffentliche Einladung an
den Störenfried, anderen ein
Beispiel dafür zu geben, was
Freiheit bedeuten könnte, indem
man ihm erlaubte, Unerhörtes in
die Welt hinauszurufen. Re-
aktionäre mit menschlichem
Antlitz, Schriftsteller, die ohne
Kondome schreiben, Exzentriker
und Komiker, die uns mit in-
telligentem Blödsinn versorgten
und dem Stumpfsinn des Zeit-
geistes ins Gesicht lachten – was
könnten wir nicht alles erfahren
und erleben, wenn wir den Mut
aufbrächten und uns auf das
freie Feld hinauswagten! Die
bloße Nichtübereinstimmung,
die Weigerung, vor der Autorität
der Sittenwächter in die Knie zu
gehen, wäre allein schon ein
Segen. Um es mit anderen Wor-
ten zu sagen: Alle reden vom
Wetter. Wir nicht.
TDer Autor (59) ist Historiker
und befasst sich mit der Ge-
schichte Russlands. Für sein
Buch „Verbrannte Erde. Stalins
Herrschaft der Gewalt“ (2012)
erhielt er den Preis der Leipziger
Buchmesse. Er arbeitet zur Zeit
an einem Buch über Revolution
und Diktatur in Russland
WELT AM SONNTAG NR.34 25.AUGUST2019 FORUM^25
Renault empfiehlt
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Gesamtverbrauch kombiniert (l/100 km): 5,6–5,4; CO 2 -Emissionen kombiniert: 128–123 g/km.
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Beim Kauf eines Renault CAPTUR
achdem klar wurde,
dass Soldaten in
Dienstkleidung um-
sonst mit dem Zug fahren
dürfen, ist die Nachfrage nach
Bundeswehruniformen
sprunghaft angestiegen. Die
Truppenstärke könnte nach
Berechnungen der Bahn bald
über zwei Millionen Frauen
und Männer betragen. Ein
schöner Erfolg für Annegret
Kramp-Karrenbauer, der es ja
vor allem um die Sichtbarkeit
der Soldaten in der Öffent-
lichkeit ging. Ein erhebendes
Gefühl, wenn man einen Sol-
daten sichtet, der es sich gera-
de auf dem letzten freien Sitz-
platz bequem macht.
Jetzt wollen auch andere
Uniformträger an die Gratis-
fahrkartenkuchen ran. Poli-
zisten dürfen umsonst mitrei-
sen, Feuerwehrleute nicht und
auch Heilsarmisten müssen
zahlen, obwohl sie zur Armee
Gottes gehören. Dabei sollte
gerade die Heilsarmee in unse-
rer Gesellschaft viel sichtbarer
werden. Der Deutsche Paritä-
tische Wohlfahrtsverband for-
dert, dass auch die Mitarbeiter
des Freiwilligendienstes um-
sonst fahren dürfen.
Aber warum fahren dann
nicht alle umsonst? Jeder Rei-
sende ist doch ein mehr oder
weniger freiwilliger Dienst-
leistender im Versuchslabor
der Bahn, wo man seit Jahren
herausfinden will: Was kann
man einem zahlenden Kunden
zumuten, bis er anfängt ge-
walttätig zu werden? Bevor
der totale Nulltarif kommt,
sollte das Unternehmen an al-
le Kunden zumindest eine far-
benprächtige Freiwilligenuni-
form verteilen, damit der zah-
lende Bahnreisende in der Öf-
fentlichkeit wieder sichtbarer
wird. Hans Zippert
SATIRE
Heilsarmisten
müssen zahlen,
obwohl sie zur
Armee Gottes
gehören
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