tätstheorie infrage. Die Aufgabe sei nicht
einfach, sagt Riess: »Wir haben extrem vie-
le Daten über das Universum gesammelt.
99 Prozent der Ideen, die uns einfallen,
stehen mit irgendeinem Fund im Wider-
spruch.«
Ein Vorschlag gefällt ihm besonders gut.
Es verwundert nicht, dass er mit der dunk-
len Energie zu tun hat. Möglicherweise
habe sie im Laufe der Jahrmilliarden mal
stärker, mal schwächer gewirkt – wodurch
auch das Expansionstempo des Univer-
sums erheblich geschwankt habe.
Mindestens in den ersten Sekunden-
bruchteilen nach dem Urknall muss es
auch dem Standardmodell zufolge eine
Phase einer enormen »Inflation« gegeben
haben, in der sich das Universum unvor-
stellbar schnell ausdehnte. Und auch in
der heutigen Epoche dominiert die dunkle
Energie im Universum über die anderen
Energieformen. »Vielleicht schaltet das
Universum zuweilen eine Extraladung an
dunkler Energie an«, spekuliert Riess.
Eine Erklärung für derartige Schwan-
kungen hat er noch nicht. Er vergleicht die
Aufgabe mit dem Versuch, Beschleuni-
gungs- und Bremsmanöver eines Autofah-
rers vorherzusagen. Wer keine Ahnung
vom Straßenverkehr habe, der scheitere
daran, sagt Riess. »Wer aber einen Fahrer
lange genug beobachtet, merkt: Es gibt
diese Schilder, die heißen Stoppzeichen,
und diese roten Lichter, die heißen Am-
peln. Dort bremst der Fahrer, und nachher
tritt er wieder aufs Gas.«
Ähnliche Gesetze möchte Riess für die
dunkle Energie finden. Sollte ihm das ge-
lingen, könnte er zugleich die vielleicht
wichtigste Frage klären: Wie wird unser
Universum dereinst enden?
Wenn sich die dunkle Energie tatsäch-
lich mit der Zeit verändert, dann gibt es
für die Zukunft wahrscheinlich nur zwei
Möglichkeiten. Sie könnte so stark werden,
dass sie erst Galaxien auseinanderreißt,
dann die Planetensysteme und schließlich
auch die Atome. Es wäre das Ende der Ma-
terie, wie wir sie kennen.
Oder aber die dunkle Energie schwächt
sich ab, die Gravitation übernimmt das
Ruder, und das All schnurrt zunächst lang-
sam, dann immer schneller auf jenen
Punkt zusammen, aus dem es einst ent-
stand.
Die Antwort, da ist sich Adam Riess
sicher, steckt in jener geheimnisvollen Sub-
stanz, die er half zu entdecken und die ihn
nun nicht mehr loslässt. Martin Schlak
Mail: [email protected]
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Video
Die dunkle Seite
des Universums
spiegel.de/sp342019universum
oder in der App DER SPIEGEL
Donnerstag, 22. August 2019, 19.30 Uhr
Staatsschauspiel Dresden, Kleines Haus,
Glacisstraße 28, 010 99 Dresden
Karten im Vorverkauf, an der Abendkasse und unter
staatsschauspiel-dresden.de.
Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 9 Euro
Änderungen vorbehalten. Weitere Informationen unter spiegel-live.de.
SPIEGEL-Gespräch live
im Staatsschauspiel Dresden
Wir seit dem Mauerfall
Sie wollte immer Schauspielerin werden. Und Ärztin.
In der DDR hätte Christiane Paul sich entscheiden
müssen. Nach dem Mauerfall standen der gebürtigen
Berlinerin beide Welten offen – und sie wurde in
beiden überaus erfolgreich. Ein SPIEGEL-Gespräch
mit der Emmy-Preisträgerin über ihre Karriere, ihre
Haltung zu Politik und ihre Hoffnungen, die sie in die
»Fridays for Future«-Generation setzt.
Moderation: Susanne Beyer und Janko Tietz, DER SPIEGEL
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