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Sport
»Im Kopf schon zwei Schritte weiter sein.« ‣ S. 120
SPIEGEL:Frau Halmich,
wie erinnern Sie den
- November 2007?
Halmich:An dem Tag
war mein letzterKampf.
Dieses Datum bleibt ein
Leben lang.
SPIEGEL:Sie gewannen gegen die
Israe lin Hagar Finer knapp nach
Punkten. Was ist Ihnen besonders
im Gedächtnis geblieben?
Halmich:Die Ringpause zwischen
der neunten und zehnten Runde.
Da haben mein Trainer Torsten
Schmitz und ich noch mal einen
intensiven Blick ausgetauscht,
denn wir wussten: Jetzt kommt
unsere letzte gemeinsame Runde.
Das hat mich sehr berührt.
SPIEGEL:Fast neun Millionen
Zuschauer verfolgten den Kampf
im ZDF, bis heute Rekord im Frau-
enboxen. Merkt man im Ring, dass
so viele Menschen mitfiebern?
Halmich:Natürlich war mir klar,
dass sich die Leute meine Kämpfe
anschauen. Das ZDF war wie ein Sechser
im Lotto für uns. Boxen direkt nach dem
»Sportstudio« – fantastisch. Inzwischen
sieht man, wie außergewöhnlich es war,
dass wir so präsent sein konnten. Heute
kämpft unser Sport um Aufmerksamkeit.
SPIEGEL:Wie lange hat es bei Ihnen
gedauert, bis Sie sich die mediale Reich-
weite erkämpft hatten?
Halmich:Sehr lange. Es war sehr
schwer am Anfang. Ich wusste immer,
dass ich mit dem, was ich mache,
Leute unterhalten kann. Aber man muss
ja auch die Chance dazu bekommen.
Zunächst wurden meine Kämpfe, wenn
überhaupt, oft erst weit nach Mitter -
nacht gezeigt.
SPIEGEL:Sie traten damals wie die
Klitschko-Brüder oder Dariusz
Michalczewski für den Universum-Box-
stall an, der 2012 insolvent ging.
Jetzt ist Universum unter einer neuen
Füh rung wieder da. Wie schätzen Sie
das Poten zial ein?
Halmich:Warum sollen sie nicht
erfolgreich sein? Promoter Ismail
Özen-Otto hat eine Vision und mit
Robert und Artem Harutyunyan
sehr talentierte Boxer unter Vertrag.
SPIEGEL:Diese Woche hat das
ZDF angekündigt, nach neun Jah-
ren Pause wieder in die Live -
berichterstattung einzusteigen.
Hat Sie das überrascht?
Halmich:Ja, denn es ist ein muti-
ger Schritt. Ich mag Leute in
Chefetagen, die sagen: Wir machen
das jetzt einfach. Ich hoffe nur,
dass die Beteiligten ausreichend
Zeit bekommen, um wirklich
etwas aufzubauen. MMM
ROLF-PETER STOFFELS / GEISLER-FOTO / PICTURE ALLIANCE / DPA
In dieser Wochestartete in Shanghai das E-Sport-Turnier The
International im Echtzeit-Strategiespiel »Dota 2«. Den größten
Teil des Preisgelds von rund 33 Millionen Dollar steuerten die
Fans durch Crowdfunding bei. Der Rekord der »Fortnite«-Welt-
meisterschaft, die im Juli in New York ausgespielt wurde und
mit rund 30 Millionen Dollar dotiert war, ist damit gebrochen.
Den Einzelwettbewerb dort gewann Kyle »Bugha« Giersdorf,
der 16-jährige Amerikaner kassierte mit 3 Millionen Dollar
das bislang höchste Einzelpreisgeld – und damit mehr als der
Tennisprofi Novak Djoković für seinen Wimbledon-Sieg.
Magische Momente
»Wie ein Sechser im Lotto«
Ex-Boxweltmeisterin Regina Halmich, 42, über ihren letzten Kampf
Die zehn höchstdotierten
E-Sport-Turniere weltweit
in Millionen Dollar
Turnier:
The International 2019
Spiel:
»Dota 2«
Preisgeld:
33,1 Mio. $
Stand: 15. August
World Cup Finals 2019
»Fortnite«
30,4*
2018
»Dota 2«
25,5
2017
»Dota 2«
24,7
2016
»Dota 2«
20,8
2015
»Dota 2«
18,4
World
Championship
»League of
Legends«
2014
»Dota 2«
10,9
2018
6,5
2017
4,9
Spielfigur
aus »Dota 2«
»Fortnite«-Charaktere
Quelle: esportsearnings.com
2016
5,1
*Einzel- und Doppelwettbewerbe
DANIEL ROLAND / AP
Finer, Halmich 2007 in der Arena der Karlsruher Messe