wen“ vorgestellten Produkte der Start-ups
regelmäßig gute Verkaufszahlen – in der aktuellen
Staffel etwa ein Bratfett in Pulverform, Periodenun-
terwäsche oder ein Oolong-Tee mit Whisky-Beimi-
schung.
Glagau hat selbst Erfahrung damit, wie es ist, in
jungen Jahren eine Firma zu steuern. Der Unter-
nehmenserbe musste mit
Anfang 30 Verantwor-
tung übernehmen, als
sein Vater starb. cuk
Nils Glagau
Der neue Löwe brüllt
E
in ganz großer Fan war Nils Glagau bislang
noch nicht, was die Vox-Gründershow
„Höhle der Löwen“ anging: Nur gelegentlich
schaltete er die Fernsehsendung ein. Doch in der
sechsten Staffel, deren Ausstrahlung am 3. Septem-
ber startet, ist der Orthomol-Chef als Investor neu
dabei – neben bekannten Finanziers wie Carsten
Maschmeyer. Der Rheinländer hat ein Faible für
Gründer, sein Unternehmen ist an einigen Start-
ups beteiligt. Jetzt will er auch privat investieren
und hofft darauf, durch die Sendung unverbrauch-
te Geschäftsideen zu finden.
„Ich bin ein klassischer Unternehmer. Ich kann
Gründern mit meinen Kenntnissen über Marken
und mit meinen Netzwerken helfen“, sagte der
43-Jährige. Zudem freue er sich darauf, womöglich
einmal Fans zu treffen.
Von der Sendung erhofft er sich auch Aufmerk-
samkeit für die Vitaminprodukte seines Unterneh-
mens. Bei rund drei Millionen Zuschauern errei-
chen schließlich bereits die in der „Höhle der Lö-
Daniel und Andreas Sennheiser
Forscherdrang
und Klang
A
m kommenden Donnerstag
erwarten Andreas und Da-
niel Sennheiser hohen Be-
such. Bundeswirtschaftsminister Pe-
ter Altmaier (CDU) macht auf seiner
Mittelstandsreise den Unterneh-
mern seine Aufwartung. Ihr Großva-
ter Fritz hatte 1945 bei Hannover das
„Laboratorium Wennebostel“ ge-
gründet. Heute ist Sennheiser ein
führender Hersteller von Kopfhö-
rern, Lautsprechern, Mikrofonen
und drahtloser Übertragungstech-
nik: ein familiengeführter, global er-
folgreicher Mittelständler – das viel
zitierte „Rückgrat der deutschen
Wirtschaft“.
Doch viele Mittelständler fühlen
sich vernachlässigt von Politik und
Minister Altmaier, der gern europäi-
sche Industrie-Champions aufbauen
möchte. Auch Daniel, 46, und An-
dreas Sennheiser, 45, haben Forde-
rungen an den Minister. „Wir brau-
chen in Deutschland mehr Offenheit
für Innovation, mehr Erfindergeist
und mehr Mut für Neues. Wir hof-
fen, dass Herr Altmaier den Mittel-
stand auf diesem Weg unterstützt“,
sagt Andreas Sennheiser. Die Politik
müsse für eine sinnvolle und verläss-
liche Regulierung sorgen.
Trend zu spät erkannt
Der Audiospezialist kann nur dank
ständiger Innovationen global vorn
mitspielen. Die Branche brummt
zwar, doch neue Spieler wie Apple
mit Beats oder Skull Candy haben
den Markt aufgemischt. Laut Midia
Research fiel Sennheiser bei Kopf-
hörern zeitweise global auf Rang
sechs zurück. So sprangen die Deut-
schen erst spät auf den Trend zu
drahtlosen Kopfhörern auf. Senn-
heiser verlor Marktanteile und Um-
satz, schrieb Verluste. Die Brüder
flexibilisierten die Organisation,
sparten Millionen Euro und entlie-
ßen Mitarbeiter.
Die Sanierung war schmerzvoll,
aber erfolgreich. Der Umsatz stieg
2018 um 6,4 Prozent auf 710 Millio-
nen Euro. Der operative Gewinn lag
bei 21 Millionen Euro. Fast 2 900 Mit-
arbeiter sind bei Sennheiser beschäf-
tigt, davon die Hälfte in Deutschland.
Wie der Standort Deutschland attrak-
tiver werden kann, dürfte auch eine
Frage an Minister Altmaier sein. „Um
dem Fachkräftemängel entgegenzu-
wirken, ist es wichtig, dass wir das
deutsche Bildungssystem entspre-
chend aufstellen und gleichzeitig ge-
zielt qualifizierte Arbeitskräfte aus
dem Ausland nach Deutschland brin-
gen“, betont Daniel Sennheiser.
Der Mittelständler selbst investiert
kräftig in Know-how und neue Tech-
nologien. 2018 flossen mehr als 60,5
Millionen Euro in Forschung und
Entwicklung, das sind 8,5 Prozent
des Umsatzes. „Das Forscher-Gen
steckt uns in den Knochen“, scher-
zen die Brüder gern. Innovative Im-
pulse erhoffen sie sich auch von Dear
Reality, an dem sie seit Juli die Mehr-
heit halten. Die Düsseldorfer Firma
ist auf Audiosoftware für Virtual und
Augmented Reality spezialisiert. „Für
uns ist 3D-Audio die Zukunft“, sagt
Andreas Sennheiser, selbst Elektro-
techniker und Betriebswirt.
Nun wagen die Brüder den Schritt
in ein ganz neues Geschäftsfeld – die
Autobranche. Ihr 3D-Soundsystem
Ambeo wird in die Elektroautos des
kalifornischen Luxus-Autoherstellers
Karma eingebaut. „Mit Karma verbin-
den wir die Zukunft der Mobilität mit
der Zukunft der Audiotechnik“, sagt
Daniel Sennheiser, der Produktde-
sign studiert hat. Die Brüder wollen
das „beste Audiosystem der Branche
schaffen“. Ein ehrgeiziges Ziel, sind
doch Hi-Fi-Experten wie Burmester
für Porsche und Mercedes oder Bang
& Olufsen für Audi hier schon lange
aktiv. Zwei Jahre dauerte die Entwick-
lung bei Sennheiser. „Wir haben
praktisch von null angefangen.“ Doch
die Brüder, beide Waldorfschüler,
sind hartnäckig.
Alexander Kind, Chef des Hörgerä-
teherstellers, charakterisiert die bei-
den so: „Kundenfokus, schnelle, effi-
ziente Prozesse und innovative Pro-
dukte bestimmen ihr Denken und
Handeln.“ Davon kann sich Minister
Altmaier selbst ein Bild machen,
wenn er durch das Werk in Wenne-
bostel geführt wird. Katrin Terpitz
Die Brüder haben den Audiospezialisten zurück
auf die Erfolgsspur gebracht. Nun wagen
sie den Einstieg als Automobilzulieferer.
Daniel (l.) und
Andreas
Sennheiser:
Schmerzvolle,
aber erfolgrei-
che Sanierung.
imago images / Future Image
Nils Glagau:
Gespannt auf
Fans und
neue Ideen.
Orthomol
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