ZUM AUTOR
PROFESSOR DR.
SVEN SCHULZE
Der Volkswirt
ist seit 2017
als Partner bei
Economic Trends
Research tätig.
Seine Arbeits-
schwerpunkte
liegen in den
Bereichen der
Ökonomie des
Klimawandels,
der nachhaltigen
Mobilität und der
Energiepolitik
Wer ein Patentrezept für die Ver-
kehrswende sucht, wird keines
finden. Im Bereich der Antriebstechnologien zum
Beispiel müssen die unterschiedlichen Nutzungsfor-
men wie Privat- und Güterverkehr sowie Kurz- und
Langstrecke berücksichtigt werden. So könnte Was-
serstoff beim Gütertransport eine Lösung sein: Die
Kosten für diese Technologie fallen bei Lastwagen
nicht so sehr ins Gewicht wie bei einem Pkw. E-Mo-
bilität ist bei Autos – solange die Reichweitenproble-
matik noch nicht gelöst wurde – eher für den urbanen
Raum und kürzere Strecken geeignet. Für lange Stre-
cken böten sich hingegen Plug-in-Hybride an.
Neue Technologien sind wichtig,
werden aber oft überschätzt. Bei
der Antriebstechnologie, der Verkehrssteuerung und
neuen Mobilitätskonzepten spielen sie eine Rolle. Die
Empirie zeigt, dass sie nur einen geringen Beitrag zur
Verkehrsreduzierung leisten. Die Einsparung von
CO 2 wird eher durch das Verhalten der Nutzer und
der Güterwirtschaft gesteuert. Daher sind ökonomi-
sche Anreize, sprich höhere Kosten für herkömmliche
Antriebe, schlichtweg notwendig. Für 20 Euro von
A nach B zu fliegen ist nicht wirklich eine Hemm-
schwelle – wenn eine weitere Null dranhängt, schon.
Nicht die Politik, sondern der
Markt wird die besten Ansätze
für künftige Mobilitätskonzepte hervorbringen. Sinn-
voll ist eine klare Aufgabenteilung: Die Politik sorgt
für Rahmenbedingungen und Verhaltensanreize; Un-
ternehmen kümmern sich um Technologien und Ge-
schäftsmodelle. Es ist derzeit noch unklar, welche
Antriebstechnologie künftig die Nummer eins sein
wird. Dies ist abhängig von den politischen Zielset-
zungen und dem Nutzungsverhalten. Früher haben
wir unseren Weg immer nur mit einem Verkehrsmittel
geplant. Jetzt wird multimodales Fortkommen immer
wichtiger. Digitale Technologien tragen dazu bei, dass
die Bereitschaft dazu steigt. Apps zum Beispiel machen
das Reisen bequemer, sodass ich eher bereit bin, von
einem Mobilitätsanbieter zum anderen zu wechseln.
„Bereit zum Umstieg“
GASTBEITRAG Der Wandel gelingt nicht von heute auf morgen und wird auch
Verlierer hervorbringen. Sven Schulze über seine fünf Thesen zur Mobilitätswende.
Schnelle Lösungen sind der Feind
guter Lösungen. Gegen den Kli-
mawandel sind sofortige Maßnahmen erforderlich –
jedoch wirkt manches ein wenig überstürzt. Der
Dringlichkeitsaspekt steht oft einer fundierten Analyse
im Weg. Zu glauben, dass von heute auf morgen alles
geändert werden kann, ist unrealistisch. Auch kleine
Fortschritte sind gut. Nach der Einführung einer
CO 2 -Steuer, über die das Klimakabinett derzeit berät,
würde ich schon erwarten, dass wir innerhalb von zwei
bis drei Jahren signifikante Effekte sehen.
Es kann keine Verkehrswende
ohne Kosten und Verlierer geben.
Zu den Verlierern zählen Mittel- und Langstrecken-
pendler, die auf ihr diesel- oder benzinbetriebenes Auto
angewiesen sind. Gleiches gilt vielleicht auch für das
Transportgewerbe, zumindest solange es noch fossile
Antriebsstoffe nutzt. Die Gewinner sind jene, die Ver-
änderungen begrüßen und die frühzeitig die Antriebs-
technologie ihres Fuhrparks gewechselt haben. Auto-
hersteller, die vor der Konkurrenz auf das richtige Pferd
gesetzt haben, werden vielleicht auch profitieren. Ge-
nauso Anbieter neuer Mobilitätslösungen wie Ride-
pooling oder Ridesharing. Grundsätzlich sehe ich
insgesamt mehr Gewinner.
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