Focus Money - 21.08.2019

(Frankie) #1

FOCUS-MONEY 35/2019 57


ger übergibt sein Geld einem Experten, der das Vermö-
gen in aussichtsreiche Anlagen investiert und je nach
Markterwartung entsprechend umschichtet. Kleiner Wer-
mutstropfen: „Für die individuelle Vermögensverwaltung
sollte das liquide Vermögen nicht unter einer Million Euro
liegen, da die Kosten sonst zu hoch ausfallen und kei-
ne ausreichende Streuung erreicht werden kann“, sagt
Nicolai Bräutigam, Analyst beim Research- und Bera-
tungshaus MMD Analyse & Advisory.
Für Sparer, deren Vermögen diese Grenze nicht erreicht,
bietet sich dennoch eine Lösung: Vermögensverwaltende
Fonds (VV-Fonds), also Investmentfonds,
die das ihnen von einer Vielzahl von Spa-
rern anvertraute Kapital ebenfalls je nach
Markterwartung anlegen und umschich-
ten. Dabei können Sparer wählen zwi-
schen sicherheits- und renditeorientierten
sowie ausgeglichenen Strategien.
Alles unter einem Dach. Dabei bedienen
sich die Manager der VV-Fonds – ähn-
lich wie Vermögensverwalter – aus unter-
schiedlichen Anlageklassen wie Aktien
und Anleihen sowie Rohstoffen, Immobi-
lien und anderen Vermögenswerten oder
Wertpapieren. Entweder investieren sie
direkt in diese Anlagen oder setzen in-
direkt auf Zielfonds, sodass der VV-Fonds zugleich ein
Dachfonds ist. Der Vorteil bei der zweiten Variante: Der
Fonds manager kauft zusätzliche Expertise ein, nämlich
die der Manager seiner Zielfonds. Und die Diversifikation
kann um ein Vielfaches breiter ausfallen.
Komfortabel gestreut. So haben es Anleger deutlich
einfacher, als wenn sie selbst diese Streuung vornehmen
und Entscheidungen treffen müssten. Bräutigam rät An-
legern zudem, nicht nur auf ein einziges der auch Multi-
Asset-Fonds genannten Portfolios zu setzen: „Vermögen
sollte immer über Asset-Manager, Investmentstrategien
und Anlageklassen gestreut werden, um Risiken zu mi-
nimieren und den Anlageerfolg zu verstetigen“, so der

Fondsname (Schwerpunkt) Investmentgesellschaft ISIN Entwicklung in %* max. Verlust
1 Jahr 5 Jahre über 5 Jahre
Allianz Flexi Rentenfonds A (Renten) Allianz Global Investors DE0008471921 1,9 17,4 –7,1
Amundi Ethik Fonds A EUR D (Renten) Amundi Austria AT0000857164 4,9 23,2 –8,7
DJE – Zins & Dividende I (Aktien/Renten) DJE Investment LU0553169458 0,0 39,9 –8,5
DWS Dynamic Opportunities (Aktien) DWS Investment DE0009848077 2,8 51,4 –13,2
ODDO BHF Polaris Dynamic DRW (Aktien) ODDO BHF LU0319577374 3,2 48,0 –14,8

Vermögensverwaltende Fonds: auf alles gefasst
Anleger erzielen mit vermögensverwaltenden Fonds je nach dem gewählten Schwerpunkt stabilere Renditen oder
nehmen auch höhere Verluste in Kauf. Unterm Strich geht es vor allem um den Vermögenserhalt.

*kumuliert, gerundet Quelle: Targobank

Nicolai Bräutigam, MMD Analyse & Advisory


„Wenn zehn Manager das Gleiche machen, habe ich neun zu viel“


73 %


Ausgewogen bevorzugt
Laut Fondsverband bevorzu-
gen fast drei Viertel aller An-
leger ausgewogene Fondsmi-
schungen ohne Aktien- oder
Anleihenschwerpunkt.

Quelle: BVI

Experte. Schließlich gebe es keinen Manager, der jedes
Jahr mit seinen Anlageentscheidungen richtig liegt. „Man
muss die finden, die in sieben oder acht von zehn Jah-
ren richtig liegen, und diese miteinander mischen. Dabei
ist es wichtig, dass sie in ihrer Kombination die Schwan-
kungen reduzieren.“ Deshalb sei es wesentlich, dass die
Fonds sich in ihrer Strategie voneinander unterscheiden.
Bräutigam: „Wenn zehn Manager das Gleiche machen,
habe ich neun zu viel.“
Gern gemischt. Dass immer mehr Anleger auf VV-Fonds
setzen, illustriert eine Aufstellung der Rating-Gesellschaft
Lipper Alpha: Seit 2003 hat sich in Euro-
pa das von Multi-Asset-Fonds verwaltete
Vermögen mehr als vervierfacht. Während
vor 16 Jahren noch 380 Milliarden Euro
in diesen Fonds steckten, sind es heu-
te 1,8 Billionen Euro. Auch hierzulande
stehen Multi-Asset-Fonds ganz oben auf
der Beliebtheitsskala der Fondsanleger.
Nach Erhebungen des Bundesverbands
Investment und Asset Management flos-
sen 2018 Mischfonds 22 Milliarden Euro
zu, während das Nettomittelaufkommen
aller anderen Publikumsfonds-Katego-
rien bei minus einer Milliarde Euro lag.
Über die vorangehenden Jahre 2013 bis
2017 stehen durchschnittliche 24 Milliarden Euro Zuflüs-
se in Mischfonds 17 Milliarden Euro Zuflüssen in alle üb-
rigen Kategorien gegenüber. Dabei lag der Schwerpunkt
mit 73 Prozent deutlich auf ausgewogenen Fonds.
Am liebsten ausgeglichen. VV-Fonds kombinieren mit-
unter nur zwei Anlageklassen, nämlich Aktien und An-
leihen, während Multi-Asset-Fonds auf mindestens drei
Anlageklassen fokussieren. Eines jedoch vereint sie: Die
Fondsmanager schichten eigenständig um – weil sie eine
Vorstellung davon haben, was sie als Nächs tes zu erwar-
ten haben.

ANDREAS BUSCH
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