Wagniskapital
Neuer Fonds findet
prominente Anleger
Der Tech-Investor Christian
Angermayer verwaltet im
Fonds Presight erstmals auch
fremdes Geld. Sein Ziel: junge
Firmen in den USA.
Yasmin Osman Frankfurt
B
islang hat der prominente
Tech-Investor Christian An-
germayer mit seinen Investi-
tionen in Fintechs und Biotech-Fir-
men versucht, sein eigenes Vermö-
gen zu mehren. Nun verwaltet er
erstmals auch das Geld anderer In-
vestoren: Angermayer hat zusam-
men mit Fabian Hansen Presight Ca-
pital gegründet, einen internationa-
len Wagniskapitalarm seines Family
Office Apeiron Investment Group.
Der erste Fonds Presight Global
Venture Opportunities hat ein Volu-
men von 80 Millionen Dollar (72
Millionen Euro), das liegt 30 Millio-
nen über dem ursprünglichen Ziel.
Die Summe ist für einen Wagniska-
pitalfonds stattlich – und die offi-
zielle Zeichnungsphase endete Fi-
nanzkreisen zufolge schon nach
zwei Wochen. Ein Viertel der Sum-
me steuerte Angermayer selbst bei,
unter den übrigen Investoren fin-
den sich illustre Namen aus Europa
und den USA.
Zu den Geldgebern zählt die Ei-
gentümerfamilie der Brauerei Krom-
bacher. Ein Sprecher der Brauerei
bestätigte auf Anfrage, eine Gesell-
schaft des Schadeberg
Family Office habe in-
vestiert. Auch Mar-
kus Pertl, Managing
Partner der renom-
mierten Strategie-
beratung
Stern Stewart, bestätigte sein Enga-
gement. Daneben zählen Finanzkrei-
sen zufolge auch die Risikokapitalge-
berin Nicole Junkermann, sowie
Wallstreet- und Hedgfonds-Größen
wie Mike Novogratz, James Leitner
oder Moore Strategic Ventures zu
den Geldgebern. Der erste Presight-
Fonds soll vor allem in den USA in-
vestieren, selektiv aber auch in
Asien und Europa. Der Schwer-
punkt soll auf Frühphasenfinanzie-
rungen liegen. „Einen thematischen
Schwerpunkt gibt es nicht“, sagt Ini-
tiator Angermayer. „Wir wollen mit
unseren Investitionen breit den
Querschnitt der Themen abbilden,
die gerade in den USA finanziert
werden.“
Er beobachtet, dass sich das Inte-
resse der Wagniskapitalfinanzierer
im Silicon Valley gerade verschiebt.
„Hochtechnologie wie Robotik, in-
telligente Maschinen oder Biotech
rücken mehr in den Vordergrund
und lösen Themen wie Social Media
oder konsumentenorientierte An-
wendungen ab“, sagt er.
Angermayer will „mit großen und
erfolgreichen Fonds vor allem in
den USA und selektiv in Großbritan-
nien und Asien“ koinvestieren.
„Diese Fonds können ihrerseits von
unserem Netzwerk in Europa und
vor allem Deutschland profitieren“,
sagt er.
„Ich finde das Konzept überzeu-
gend“, meint Alexander Schütz, der
Gründer des österreichischen Ver-
mögensverwalters C-Quadrat. Auch
Schütz, der im Aufsichtsrat der
Deutschen Bank sitzt, hat „mehrere
Millionen“ investiert.
Rund ein Zehntel der Investitions-
summe ist bereits wieder investiert,
wie es im Presight-Umfeld heißt. Zu
den ersten fünf Investments zählen
einige Unternehmen aus der Bio-
tech- und Gesundheitsbranche wie
Terran Bioscience, Peptilogics, En-
Clear und SmithRX.
EU-Zahlungsdienstrichtlinie
Streit über Kontoschnittstellen eskaliert
Eine junge Finanzfirma
kritisiert per Brief die
Kontoschnittstellen aller
deutschen Geldhäuser. Die
wehren sich dagegen.
Elisabeth Atzler Frankfurt
D
er Streit über die künftig er-
forderlichen Kontoschnitt-
stellen der Banken geht in ei-
ne neue Runde. Das Finanz-Start-up
(Fintech) Fintecsystems sieht bei al-
len deutschen Kreditinstituten Defizi-
te. „Wir haben einen Brief an 1296
Kreditinstitute in Deutschland ge-
schrieben und auf die jeweiligen Pro-
bleme, die wir bei den Kontoschnitt-
stellen sehen, hingewiesen. Wir se-
hen bei allen Mängel“, sagte Fin-
tecsystems-Chef Stefan Krautkrämer
dem Handelsblatt.
Um die Qualität der Kontoschnitt-
stellen wird seit Langem gerungen.
Hintergrund ist die zweite EU-Zah-
lungsdiensterichtlinie, kurz PSD2. Sie
soll den Zahlungsverkehr in der EU
für Verbraucher bequemer und si-
cherer machen sowie den Wettbe-
werb fördern. Wesentliche Vorgaben
treten am 14. September in Kraft, wo-
bei es in bestimmten Fällen auch ei-
ne Art Übergangsfrist gibt.
Teil der PSD2 ist, dass Banken
Drittanbietern, meist Fintechs, auf
Wunsch ihrer Kunden den Zugriff auf
Zahlungskonten gewähren. Dafür
müssen die Geldhäuser neue Daten-
schnittstellen einrichten. Über diese
Kontoschnittstellen können Fintechs
Verbrauchern zum Beispiel eine
Übersicht über ihre Finanzen bieten.
Auch Zahlungen können per Konto-
zugriff initiiert werden.
Erste Versionen der neuen Schnitt-
stellen hatten Banken teils schon Mit-
te März bereitgestellt. Fintechs soll-
ten sie testen und kamen oft zu har-
schen Urteilen: Die Schnittstellen
seien nicht voll funktionsfähig und
stellen relativ wenig Daten bereit.
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin
hatte vorvergangene Woche die Geld-
häuser bereits aufgefordert, bei den
Schnittstellen bestimmte Punkte zu
verbessern. Das sorgte bei Fintechs
für Erleichterung, bei Banken jedoch
für Unmut. Laut Bafin sollen beide
Seiten nun gemeinsam konkrete Zeit-
pläne für die weitere Umsetzung der
Regeln erarbeiten.
Dort will Krautkrämer anknüpfen
und „durch den Brief den Dialog auf-
nehmen“. „Wir wollen Transparenz
darüber schaffen, welche Probleme
wir sehen, und den Kreditinstituten
auch klarmachen, worum es uns im
Detail geht“, erklärte er. Fintecsys-
tems, das für andere Fintechs und
auch für Banken arbeitet, stellt bei-
spielsweise bei der Schnittstelle der
Sparkassen „noch erhebliche Män-
gel“ fest und listet acht konkrete Kri-
tikpunkte auf. Das Schreiben liegt
dem Handelsblatt vor.
Sparkassen und Banken wehren
sich und greifen teils ihrerseits Fin-
techs an: „Den Vorwurf, dass die von
Sparkassen bereitgestellte Schnittstel-
le erhebliche Mängel aufweist, kön-
nen wir nicht nachvollziehen“, teilte
der Deutsche Sparkassen- und Giro-
verband mit. Die eigene Schnittstelle
entspreche den Forderungen der
PSD2. Die Forderung von Funktionen
über die PSD2 hinaus „entbehrt jeder
rechtlichen Grundlage“. Die Hinwei-
se der Bafin aber nehme man ernst
und bewerte sie derzeit.
Der Verband der Volks- und Raiffei-
senbanken erklärte, dass die Schnitt-
stelle den gesetzlichen Vorgaben ent-
spreche. Die Deutsche Bank hält die
Kritikpunkte der Drittanbieter für un-
begründet, wie ein Sprecher sagte.
„Unseres Erachtens sind diese Punk-
te außerhalb des PSD2-Leistungsum-
fangs und teilweise nicht mit der Da-
tenschutzgrundverordnung verein-
bar.“ Zudem habe man festgestellt,
dass sich viele Drittanbieter noch
nicht ausreichend mit den Schnitt-
stellen auseinandergesetzt hätten.
Wir haben
einen Brief
an 12 96
Kreditinstitute
geschrieben
und auf
die jeweiligen
Probleme
hingewiesen.
Stefan Krautkrämer
Fintecsystems-Chef
Christian
Angermayer:
Fokus auf
Apeiron die USA.
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Finanzen & Börsen
DIENSTAG, 27. AUGUST 2019, NR. 164
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