„Das Digitalgeschäft wird wohl so-
wohl von den Bietern AMS als auch
von den Finanzinvestoren verkauft“,
erwartet Iltgen vom Bankhaus Lam-
pe. Banker rechnen mit Interesse aus
China für diesen Konzernteil. Und
die Autobeleuchtung als Sparte von
Osram passe auf Dauer nicht zur neu-
en Gruppe, falls die Österreicher Er-
folg hätten. Während die beiden Fi-
nanzinvestoren offenbar gerne mit
dem Vorstand von Osram zusam-
mengearbeitet hätten, sieht die Situa-
tion im Fall AMS schon kritischer aus:
„Viele Investoren stehen dem Ma-
nagement von Osram sehr skeptisch
gegenüber. Sie wären einem Neustart
im Vorstand nicht abgeneigt“, sagt
Lampe-Banker Iltgen.
Autokonjunktur belastet
Wie stark gerade die Konjunktur-
schwäche in der Autoindustrie Os-
ram belastet, macht Peter Olofsen
von Kepler Cheuvreux deutlich.
Zwar wurde das Kursziel nach der
Absegnung des Angebots durch den
Aufsichtsrat der Münchener auf
38,50 Euro und damit auf den vor-
geschlagenen Übernahmepreis er-
höht. Zur gleichen Zeit senkte Olof-
sen jedoch die Prognosen. Der
Grund dafür liegt im „enttäuschen-
den Gewinn im Automobilbereich
im dritten Fiskalquartal“. Das Ge-
schäftsjahr endet bei Osram am 30.
September. Im laufenden und im
nächsten Geschäftsjahr rechnet
Kepler Cheuvreux mit einem um
sieben Prozent niedrigeren operati-
ven Gewinn. Noch immer würden
ein leichter Anstieg der Umsätze
und ein deutlicher Vorteil durch
Kosteneinsparungen im Jahr 2020
angenommen.
Wichtig für Erfolg oder Misserfolg
der Übernahmeofferten ist das Ver-
halten von Allianz Global Investors
(AGI) als größtem Investor mit über
neun Prozent der Aktien. In einer un-
gewöhnlichen, öffentlichen Erklä-
rung hatte das Fondshaus bereits mit
Blick auf das Angebot der Finanzin-
vestoren Anfang August erklärt, dass
es „derzeit entgegen der Empfehlung
von Vorstand und Aufsichtsrat der
Osram nicht bereit ist, das Angebot
anzunehmen“.
Zwar liegt die AMS-Offerte höher,
doch etwa für Harald Schnitzer, Ana-
lyst der DZ Bank, ist der Aktienkurs
nach wie vor niedrig. Osram habe ein
umfangreiches Effizienzprogramm
gestartet, sich aus dem traditionellen
Leuchtengeschäft zurückgezogen
und entwickele sich zu einem reinen
Fotonikunternehmen. Geht da im
Preis noch mehr?
Finanzmärkte
Beunruhigte Anleger
Auch am wieder gestiegenen
Goldpreis ist abzulesen, wie
nervös Investoren mit Blick
auf die schwelenden
politischen Konflikte bleiben.
D
ie Krisenwährung macht ih-
rem Namen alle Ehre: Der
Goldpreis hat am Montag ein
neues Allzeithoch in Euro erreicht.
Das Edelmetall kostete zwischenzeit-
lich 1 393 Euro pro Unze von rund 31
Gramm. In US-Währung gerechnet
waren es am Montag in der Spitze
1 555 Dollar pro Unze – ein Plus von
rund einem Prozent im Vergleich
zum Vortag und ein neues Sechs-Jah-
res-Hoch. Im Tagesverlauf sackten
die Preise allerdings wieder etwas ab.
„Die neue Rally bestätigt, wie at-
traktiv Gold und Edelmetalle im der-
zeitigen Marktumfeld sind“, sagt Car-
lo Alberto De Casa, Chefanalyst beim
Brokerhaus ActivTrades. Neben der
Angst vor einer Eskalation des Han-
delsstreits sei es vor allem die Aus-
sicht auf eine lockere Geldpolitik in
den USA, die Investoren in Gold trei-
be. Hintergrund für den aktuellen
Preisschub: US-Präsident Donald
Trump hatte Ende der Woche den
Handelskrieg mit China noch einmal
eskaliert, indem er die Strafzölle der
USA auf Waren aus China ein weite-
res Mal erhöht hatte.
Im Verlauf des Montags sanken die
Preise für die Unze wieder auf rund
1 377 Euro und 1 531 Dollar, als mode-
ratere Töne von Trump und einlen-
kende Aussagen aus China kamen.
Auch die führenden europäischen
Aktienindizes erholten sich von frü-
hen Verlusten. Es gebe „sehr produk-
tive“ Gespräche mit der chinesischen
Seite, sagte Trump auf dem G7-Gipfel
in Biarritz. „Es ist das erste Mal, dass
ich sehe, dass sie wirklich eine Ver-
einbarung schließen wollen“, sagte
er. Chinas Vizepräsident und Chefun-
terhändler Liu He sagte, China sei da-
zu bereit, den Streit durch „ruhige“
Verhandlungen zu lösen: „Wir glau-
ben, dass die Eskalation des Handels-
kriegs nicht gut für China und die
USA ist und auch nicht im Interesse
der Völker der Erde liegt.“
Fortschritte im Handelsstreit wä-
ren nicht nur bei Investoren mehr als
willkommen. In den Chefetagen der
deutschen Wirtschaft hinterlässt der
Handelskonflikt bereits tiefe Spuren,
wie der viel beachtete monatliche Ifo-
Geschäftsklimaindex ergibt: Dem-
nach ist die Stimmung unter Mana-
gern im Land so schlecht wie zuletzt
im November 2012. „Die Anzeichen
für eine Rezession in Deutschland
mehren sich“, kommentierte Ifo-Prä-
sident Clemens Fuest.
Das bisherige Rekordhoch bei Gold
von 1 386 Euro hatte der Goldpreis im
Jahr 2011 auf dem Höhepunkt der
Euro-Schuldenkrise markiert. Damals
lag auch der Dollar-Goldpreis auf
dem Höchstwert von rund 1 800 Dol-
lar pro Unze. Dass der Goldpreis in
Euro auf Rekordniveau notiert, in
Dollar jedoch noch deutlich davon
entfernt ist, liegt nach Aussage von
Alexander Zumpfe vom Edelmetall-
Unternehmen Heraeus, an Wechsel-
kurseffekten. Der Goldpreis in Dollar
befinde sich im Aufwärtstrend.
Gleichzeitig bewege sich der Euro-
Dollar-Kurs mehr oder weniger seit-
wärts, sagte der Edelmetall-Händler.
Seit Anfang Juni hat sich Gold um
mehr als 20 Prozent verteuert. Bis
Mitte August hatte das Edelmetall
dem World Gold Council zufolge in
über 20 Währungsräumen ein neues
Allzeithoch markiert, darunter in vie-
len Schwellenländern, etwa türki-
scher Lira, indischer Rupie oder ar-
gentinischem Peso.
Grund dafür ist, dass der US-Dollar
trotz der Aussicht auf sinkende Leit-
zinsen in den USA vergleichsweise
stark ist. „Normalerweise belastet ei-
ne solche Entwicklung den Wert des
US-Dollars“, bestätigt Zumpfe von
Heraeus. Doch wegen noch niedrige-
rer Zinsniveaus etwa in Japan oder
Europa und der starken Nachfrage
nach extrem sicheren US-Staatsanlei-
hen fließt weiterhin viel Kapital in die
USA. Der Greenback bleibt trotz lo-
ckerer Notenbankpolitik stark.
Der starke Dollar sorgt üblicher-
weise dafür, dass die Goldnachfrage
in wichtigen Schmuckmärkten, etwa
China, Indien oder der Türkei, sinkt.
Das dämpft üblicherweise auch den
Goldpreis. Doch von diesem negati-
ven Zusammenhang zwischen Dollar-
Kurs und Goldpreis ist aktuell nichts
zusehen. Die Zuflüsse insbesondere
in durch physisches Gold gedeckte
Goldindexfonds sind weiter hoch, ein
Zeichen dafür, dass professionelle In-
vestoren den Anteil des Edelmetalls
in ihren Depots weiter erhöhen. Und
auch deutsche Privatanleger kaufen
angesichts steigender Preise wieder
kräftig Münzen und Barren, bestätigt
Zumpfe: „Wir beobachten einen
deutlichen Anstieg des Kaufinteres-
ses von Investoren.“ Zu Beginn der
Edelmetallrally im Juni und Juli hat-
ten viele Anleger ihr Altgold zunächst
verkauft und sich Gewinne gesichert.
Edelmetallhändler wie Heraeus, Pro
Aurum oder ESG verzeichneten zwi-
schenzeitlich doppelt so viele Ankäu-
fe wie Verkäufe. Mittlerweile hat sich
der Markt wieder gedreht – die Deut-
schen sind mehrheitlich wieder auf
der Käuferseite. jbl/rez
Gold
Preis in Euro je Feinunze
1 393,68 €
Hoch am
26.8.2019
1.1.2019 26.8. HANDELSBLATT • Quelle: Bloomberg
1 400
1 300
1 00
1 100
1 000
Der Plan
von AMS,
ein dreimal
so großes
Unterneh-
men zu
überneh-
men, ist sehr
sportlich.
Karsten Iltgen
Bankhaus Lampe
"%#!
#"
%% %
%#!
&
#!(#
'
! ! %!
!
#%
$($!
'!
% "
#! % #
Private Geldanlage
DIENSTAG, 27. AUGUST 2019, NR. 164
37