Taschenlampe mit
LED-Lichttechnik:
Aktionäre profi-
tieren vom Bieter-
rennen um den
Konzern Osram.
Osram
Osram
HANDELSBLATT
Quellen: Bloomberg, Thomson Reuters, Unternehmen, IBES
1) Geschäftsjahr z. 30.9.2018; 2) am 26.8.2019; 3) IBES-Prognose
27.8.2018 26.8.2019
+20
±0
-20
-40
%
%
%
%
Umsatz
Börsenwert
Nettoergebnis
Dividendenrendite
Eigenkapitalrendite
Ergebnis je Aktie
Kurs-Gewinn-Verhältnis
Kurs am
Hoch/Tief (52 Wochen)
ISIN
Hauptversammlung
Homepage
Kennzahlen
Prozentuale Veränderung seit 27.8.2018
Aktienkurs
Dow Jones Industriegüter
und Dienstleistungen
Sept. 2018
Sept. 2019
Sept. 2020
Sept. 2019
28.08.2019 (16 Uhr)
4,12 Mrd.
3,53 Mrd.
0,14 Mrd.
3,0
5,5
1,42
-0,84
0,87
- 36,43
41,92 24,60
DE000LED4000
2020
http://www.osram-group.de
€ € € % % € € € € €
1 2 1 1
Robert Landgraf Frankfurt
O
sram Licht steuert auf
einen Übernahme-
kampf zu. Sobald der
Chiphersteller AMS die
Genehmigung durch
die Finanzaufsicht Bafin erhält, kann
er in ein Bieterrennen mit den Fi-
nanzinvestoren Bain und Carlyle ein-
steigen, die den Lichttechnikkonzern
ebenfalls übernehmen wollen. Die
Münchener haben das bestehende
Stillhalteabkommen mit AMS auf -
gehoben und eine Kooperationsver-
einbarung unterzeichnet. Etwas an-
deres sei Vorstand und Aufsichtsrat
nicht übrig geblieben, ohne Klagen
zu riskieren, berichten Finanzkreise.
Die IG Metall bleibt skeptisch und
spricht sich weiterhin klar gegen eine
Übernahme von Osram durch AMS
aus. Sie sorgt sich um Arbeitsplätze.
Für Aktionäre ist das Gerangel eine
gute Nachricht. Während die US-In-
vestoren den Anteilseignern 35 Euro
je Aktie bieten und schon früh den
Beschäftigten den Erhalt von Stand-
orten und Arbeitsplätzen zugesagt
haben, ist AMS bereit, 38,50 Euro zu
bezahlen. Das Angebot von Bain und
Carlyle läuft derzeit bis zum 5. Sep-
tember. Wenn die Bafin das Gebot
der Österreicher bis dahin erwar-
tungsgemäß genehmigt, verlängert
sich die Offerte der beiden Private-
Equity-Häuser um weitere fünf Wo-
chen. Beide Offerten laufen dann bis
Anfang Oktober parallel.
Zwar ist AMS im Rennen um Os-
ram vorn, doch Finanzkreise sehen
gute Chancen, dass Private Equity
das Gebot erhöht. Allerdings muss
dann die Finanzierung neu struktu-
riert werden. Die Möglichkeiten da-
für würden intern ausgelotet. Karsten
Iltgen, Managing Director beim Bank-
haus Lampe, ist überzeugt: „Es beste-
hen gute Chancen, dass die Private-
Equity-Bieter für Osram noch einmal
beim Preis nachziehen. Das sollten
sie auch finanzieren können.“ Aber
klar ist auch: Von Synergien wie AMS
können die Finanzinvestoren nicht
profitieren.
Von der sich abzeichnenden Über-
nahmeschlacht hat Osram bereits
profitiert. Die Aktie ist in den ver -
gangenen drei Monaten um rund 29
Prozent im Kurs gestiegen. Nach ei-
ner Umfrage der Nachrichtenagen-
tur Bloomberg raten vier von insge-
samt 15 Analysten zum Kauf der Ak-
tie, die restlichen elf Experten
empfehlen, sie zu halten. Im Durch-
schnitt sehen sie nur geringe Aus-
sichten auf Kursgewinne. Es gibt je-
doch Ausnahmen. So hat die Com-
merzbank das Kursziel nach dem
Auslaufen des Still halteabkommens
zwischen AMS und Osram von 37 auf
39,50 Euro erhöht.
Die Experten sehen zwei Risiken
beim neuen Angebot: dass Aktionäre
auf ein noch höheres Angebot für Os-
ram hoffen, nachdem sich die Sum-
me für den Konzern heute bei der Of-
ferte von AMS auf insgesamt 4,3 Mil-
liarden Euro beläuft. Und es könnten
Kartellprobleme auftreten.
Das Erreichen der Schwelle von 70
Prozent bei den frei verfügbaren Ak-
tien erscheint der Commerzbank
aber als „sehr wahrscheinlich“. Ein
Selbstläufer ist das Übernahmeange-
bot des Halbleiterherstellers AMS
dennoch nicht. „Der Plan von AMS,
ein dreimal so großes Unternehmen
zu übernehmen, ist sehr sportlich“,
sagt Iltgen.
In den vergangenen zwölf Monaten
ist der Kurs der Aktie der Österreicher
um über 42 Prozent gefallen, in den
letzten vier Wochen um über ein Vier-
tel. In Finanzkreisen hat die Offerte,
die jeweils zur Hälfte von HSBC und
UBS finanziert wird, viele überrascht.
Die Logik von AMS
Die Absicht von AMS sei, das eigene
Unternehmen breiter aufzustellen
und die Abhängigkeit von Apple als
Großabnehmer zu verringern. Die
Brücke zur Finanzierung des geplan-
ten Deals liegt Finanzkreisen zufolge
bei 2,3 Milliarden Euro. Nach einer
geplanten außerordentlichen Haupt-
versammlung bei AMS wird erst im
Januar nächsten Jahres mit einer Um-
setzung des Deals gerechnet, falls al-
les nach Plan verläuft.
Neben der geplanten Kapitalerhö-
hung über 1,5 Milliarden Euro wird
mit einer Ablösung der Brückenfi-
nanzierung durch Ausgabe von
Schuldscheinen und Anleihen ge-
rechnet. Es wird erwartet, dass AMS
bei der Bonitätsbeurteilung durch
die Ratingagenturen eine mittlere
Qualität bleibt, was noch ein Invest-
mentgrad wäre. Für möglich gehal-
ten wird allerdings auch eine Stufe
darunter, was einer spekulativen An-
lage entspräche. Bei einer Ausgabe
neuer Aktien mit Bezugsrecht erwar-
ten Banker einen Abschlag von über
20 Prozent. Um Genaueres zu sagen,
sei es derzeit noch zu früh, heißt es.
Dass sich bei Osram viel ändern
muss, ist den Aktionären nach meh-
reren Gewinnwarnungen klar. Sie
machen schon seit Längerem Druck.
Aktie unter der Lupe
Übernahmekampf
um Osram
Der Chiphersteller AMS will den Lichttechnikkonzern Osram
übernehmen und hat dabei eine wichtige Hürde genommen.
Analysten halten allerdings noch höhere Offerten für möglich.
Private Geldanlage
DIENSTAG, 27. AUGUST 2019, NR. 164
36