Felix Kjellberg: Kritiker werfen ihm eine gefähr-
liche Nähe zur rechtsradikalen Szene vor.
dpa
Felix Kjellberg
Dieser Youtuber hat
100 Millionen Fans
STOCKHOLM Der um-
strittene Youtuber
Pewdiepie hat es ge-
schafft: Seit dem Wo-
chenende kann sich
der Schwede, der mit
bürgerlichem Namen
Felix Kjellberg heißt,
über 100 Millionen
Abonnenten für sei-
nen Youtube-Kanal
freuen. Das hat vor
ihm noch keine Einzel-
person geschafft. Auf
seinem Kanal veröf-
fentlicht er seit 2006
Filme, die ihn beim
Spielen von Video -
games zeigen. Er kom-
mentiert und stellt seit
einiger Zeit auch Co-
medy-Formate ins
Netz. Mehrfach sorgte
der Göteborger für ne-
gative Schlagzeilen.
Ihm wurde vorgewor-
fen, antisemitische
Witze und rassistische
Äußerungen gemacht
zu haben. 2017 been-
dete der Disney-Kon-
zern seine Zusammen-
arbeit mit Pewdiepie,
nachdem der 29-Jähri-
ge in einem seiner Fil-
me zwei Männer ein
Schild mit der Auf-
schrift „Tod allen Ju-
den“ hochhalten ließ.
Kjellberg entschuldig-
te sich. Seine Kritiker
werfen ihm eine ge-
fährliche Nähe zur
rechtsradikalen Szene
vor. Mit seinen Videos
hat Pewdiepie bislang
26 Millionen Euro ver-
dient. Ein Blick nach
Deutschland: Rezo,
der mit seiner Kritik
an der CDU bekannt
wurde, hat rund eine
Million Abonnenten.
Helmut Steuer
Annett Meiritz Washington
A
uf der Bühne kann sie minuten-
lang über die Konsequenzen
amerikanischer Sanktionspoli-
tik schwärmen. „Sanktionen
sind Werkzeuge. Sehr leistungs-
fähige Werkzeuge. Jedes Mal, wenn wir die
Geldflüsse schädlicher Kräfte stören, machen
wir unser Land sicherer“, sagte Sigal Mandel-
ker kürzlich bei der Veranstaltung einer
Denkfabrik in Washington.
Häufig halten sich leitende Beamte im Hin-
tergrund, nicht so die Topjuristin: Sie vertritt
die Regierung von Präsident Donald Trump
selbstbewusst nach außen. Als Unterstaatsse-
kretärin im US-Finanzministerium führt sie
seit 2017 die Abteilung für Terrorismus und
Finanzinformationen. Am Sonntag dürfte sie
ganz genau den überraschenden Besuch von
Irans Außenminister Mohammed Dschawad
Sarif auf dem G7-Treffen im französischen
Biarritz verfolgt haben. Denn sie entwickelt
einen Großteil der Iransanktionen, leitet die-
se in die Wege und überwacht sie. Trumps Si-
cherheitsberater John Bolton und US-Außen-
minister Mike Pompeo mögen die Gesichter
des Anti-Iran-Kurses sein, Mandelker ist die
gestaltende Kraft dieser Politik.
Trump selbst will trotz wilder Drohungen
auf Twitter einen Krieg mit dem Land ver-
meiden, zugleich aber das Regime in Teheran
maximal unter Druck setzen. Ziel ist es, den
Einfluss des Landes in der Golfregion einzu-
dämmen. Die praktischen Auswirkungen sind
unbestritten: Die iranischen Ölexporte sind
auf dem niedrigsten Stand aller Zeiten, die
Wirtschaft ist gedrosselt, die Machtelite unter
Druck. „Schädliche Akteure brauchen nun
einmal Geld, um schädliche Dinge zu tun“,
erklärt Mandelker. „Wir benötigen jedes
Werkzeug in unserer Werkzeugkiste, um die
Energieversorgung, den Flugverkehr oder
den Handel mit Seltenen Erden einzuschrän-
ken.“ Parallel drängt die Spitzenbeamtin auf
eine internationale Kooperation gegen Über-
fälle auf Tanker im Persischen Golf. Das ist
ein Wunsch, den Deutschland den USA ver-
wehrt, nachdem Trump einseitig das Atom-
abkommen mit dem Iran gekündigt hat.
Regelmäßig preist Mandelker die Rolle des
US-Finanzministeriums in den 1940er-Jahren,
als Präsident Franklin D. Roosevelt nach dem
Einmarsch der Wehrmacht in Dänemark NS-
Vermögen einfrieren ließ. Ihre Familie
stammt aus der heute ukrainischen Stadt
Dubno, ihre Großeltern kamen im Holocaust
um. Ihre Eltern flohen als Kinder vor deut-
schen Soldaten. „Sie versteckten sich unter
der Erde, in Wäldern, Gräben und unter Heu-
haufen“, so Mandelker.
Geboren wurde sie schließlich in Israel,
später wanderte sie mit ihren Eltern in die
USA aus. „Ich bin ein stolzes Kind von Ein-
wanderern, und ich habe als Erste in meiner
Familie studiert.“ Nach dem Jura-Studium ar-
beitete sie als Anwältin, unter anderem im
Büro des Obersten Richters Clarence Tho-
mas. Als Beraterin des stellvertretenden Ge-
neralstaatsanwalts kümmerte sie sich um na-
tionale Sicherheit und Terrorismusbekämp-
fung, eine Expertise, die ihr im Laufe ihrer
Karriere zugutekam: So erarbeitete Mandel-
ker nach den Anschlägen vom 11. September
2001 Strategien zur Bekämpfung von al-Qai-
da und anderen Terrororganisationen.
Nach den Attentaten auf das World Trade
Center stellten sich die USA in ihrer Sankti-
onspolitik aggressiver auf. Heute umfassen
die Maßnahmen Reiseverbote, Waffenblocka-
den, das Einfrieren von Vermögenswerten
und Kapital, Kürzungen der Entwicklungshil-
fe und Handelsbeschränkungen.
Es gibt aber auch Kritiker dieser Instru-
mente. „Es fehlt ein Gesamtkonzept im Um-
gang mit destruktiven Akteuren“, sagt die Si-
cherheitsexpertin Heather Conley von der
Denkfabrik Center for Strategic and Interna-
tional Studies. „Sanktionen werden als Ersatz
benutzt.“ Tatsächlich ließ sich der Iran bisher
nicht einschüchtern. „Sanktionen waren
1940 das Richtige, und sie sind es heute
noch“, hält Mandelker dagegen und betont,
dass sich die USA auf „langfristige Effekte“
konzentrieren. „Die Kampagne funktioniert.“
Sigal Mandelker
Schöpferin der
US-Sanktionen
Der überraschende Besuch des iranischen Außenministers in Biarritz
dürfte die amerikanische Topbeamtin besonders interessiert haben:
Sie war es, die die Strafmaßnahmen gegen Teheran entwickelte.
Sigal Mandelker: Für sie sind Sanktionen „leistungsfähige Werkzeuge“.
Matthias Luedecke / FOTOFINDER.COM
Jedes Mal,
wenn wir die
Geldflüsse
schädlicher
Kräfte
stören,
machen wir
unser Land
sicherer.
Sigal Mandelker
Unterstaatssekretärin
im Finanzministerium
der USA
Theo Zwanziger
Sommermärchen
kommt vor Gericht
FRANKFURT Der ehe-
malige DFB-Präsident
Theo Zwanziger hat
mit Unverständnis auf
die Entscheidung des
Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main
reagiert, die Anklage
wegen des Verdachts
der Steuerhinterzie-
hung in der Sommer-
märchen-Affäre rund
um die Fußball-WM
2006 zuzulassen. „Es
erstaunt uns schon,
dass im Beschluss des
Oberlandesgerichts in
weiten Teilen die Aus-
führungen der Staats-
anwaltschaft/General-
staatsanwaltschaft
wörtlich abgedruckt
werden, unsere dazu
ausführlich übermit-
telte Stellungnahme
indes völlig weggelas-
sen wird und eine in-
haltliche Auseinander-
setzung damit noch
nicht einmal im An-
satz erkennbar ist“,
teilte Zwanzigers An-
walt Hans-Jörg Metz
am Montag mit. Zuvor
hatte das OLG mitge-
teilt, die Anklage ge-
gen die Ex-DFB-Präsi-
denten Wolfgang
Niersbach und Zwan-
ziger zuzulassen. Es
bestehe bei insgesamt
vier Angeklagten ein
hinreichender Tatver-
dacht. Nach Angaben
des OLG drohen ihnen
Freiheitsstrafen bis zu
fünf Jahren oder Geld-
strafen. HB
Namen
des Tages
DIENSTAG, 27. AUGUST 2019, NR. 164
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