OriginalitätalsHemmnis
EinBauherrwirdsichhüten,einenoriginel-
lenEntwurfzuverwirklichen(„Bloßnichts
Besonderes“,14./15.August)–musser
dochbefürchten,dassderDenkmalschutz
miteinemStempel(„Nachwachsendes
Denkmal“)auseinerLuxusimmobilieei-
nenKlotzamBeinmacht.Sowirftdieser
„Schutz“seinedunklenSchattennichtnur
nachhinten...VitusReiter,Babenhausen
Malkurzdurchschnaufen
NichtnurderAnbauvonSojabohnenist
einKlimakiller,auchdieweiterunge-
bremsteViel-Fliegerei.BeimChaosam
MünchnerFlughafen(„Knopfdruckmitfa-
talenFolgen“,28.August)konnteunserGlo-
buseinkleinwenigdurchschnaufen,ein
Sekundenglückfürdie„brennendeWelt-
kugel“.Wervondengestrandeten„Zwangs-
Nichtfliegern“wirdwohlinZukunftauf
dasFliegenverzichtenwollen?
RiggiSchwarz,Büchenbach
FeinesPartizip
HabenSievielenDankfürIhrenArtikel
überdiegendergerechteSprache(„Teilneh-
mer*innenundLehrerschaft“vom20.Au-
gust).ErbieteteinengutenÜberblicküber
dieAuffassungenderKritikerderGender-
sprache.WasichausdemTextnichther-
auslesenkonnte,warIhreeigeneMeinung.
Vorallemhätteichmirgewünscht,dassSie
einenLapsusaufgespießthätten,deroffen-
barJosefKrausbeiderBehandlungder
Partiziplösungenunterlaufenist:„Studie-
rende“seiebensofalschwie„Radfahre-
nde“.Studierenderseijemand,„deringe-
naudiesemMomentstudiert“.Aberman
kanngarnichtingenaudiesemMoment
studieren.IngenaudiesemMomentkann
manimHörsaaloderinderUniversitätsbi-
bliotheksitzenoderdasGehörtedurchLek-
türeeinesBuchesvertiefen.Dassindpunk-
tuelle(vorübergehende)ZuständeoderTä-
tigkeiten.AberStudierenisteinDauerzu-
stand.Jemandstudiert,wenneraneiner
Hochschuleimmatrikuliertist,unddabei
bleibtesauch,wennerschläft,isstoder
spazierengeht.AlsoistdieWortbildung
„Studierende“sehrglücklich,unddassoll-
tejemandHerrnKrausbeiGelegenheitsa-
gen. Dr.UlrichDaum,München
Gebraucht–aberwertvoll
EswirdmirwarmumsHerz,wennsich
MenschensoengagiertfürunsereKinder
einsetzen(„ZuarmfürdieSchule“,26.Au-
gust).AlleineinPunktstößtmirdabeiauf:
WarumwirddieVerwendunggebrauchter
Sachenimmersonegativdargestellt?Gera-
debeiKindern,dieKleidungundauchzum
TeilMaterialnurkurznutzen,bietensich
dochGebrauchtwarenan!Stattnurauf
„neuwertig“zusetzen,solltenlieberparal-
lelTauschbörseninitiiertwerden.Schul-
ranzen,Lektüren,Schulbüchersindnach
demGebrauchdurcheinSchulkindzum
Teilhervorragenderhaltenundkönnten
problemlosweiterenKinderndienen.Dass
sichdamitenormKostenreduzierenlas-
sen,habenwirbeiunserenvierKinderner-
folgreichfestgestellt.Flohmärkte,Tausch-
börsenundKleinanzeigenbietenhiereine
FüllevonAngeboten–manmusssichnur
etwasmehrMühegeben,diesezusichten
undwahrzunehmen.Dieswürdesichim
ÜbrigennichtnurfürFamilienanbieten,
dieinfinanziellenNotlagenstecken.Inun-
serenZeiten,indenenRessourcenschonen
undEnergiesparenangeblichgroßge-
schriebenwerden,könntenwirdamitei-
nengroßenundaktivenBeitragleisten.
HolgerundHelgundNachtigall
Sachsenried
„GierfrisstHirn“vom12.August:
BilligfleischunddieFolgen
Leidervielzuseltenwerdensoemotional
besetzteThemenwieMassentierhaltung
undTierschutzsosachlichundrichtigwie-
dergegebenwieindiesemArtikel.Sowohl
demLandwirtHansFoldenauer,alsauch
demJournalistenChristianSebaldgilt
meinehrlicherRespekt.Nachfast40-jähri-
gertierärztlicherundamtstierärztlicher
TätigkeitmitSchwerpunktRinderhaltung
undlangjährigerVorstandstätigkeitim
LandesverbandderbeamtetenTierärzte
kannichnurbestätigen:Genauso,wievon
HerrnSebaldjournalistischwiedergege-
ben,stellensichdieProblemefürMilch-
viehhaltendeBetriebeleiderdar.
Imohnehinlandwirtschaftlichnoch
kleinstrukturiertenBayernfindenTier-
schutzverstößeinkleinen,mittlerenund
großenMilchviehhaltendenBetrieben
statt,undwievonHerrnFoldenauerrich-
tigdargestellt,sindsiehäufigeineFolge
ständigerÜberforderungderLandwirte
undderenFamilien.Trotzdemsollteman
sichsehrvorVerallgemeinerungenhüten.
DerweitausgrößteTeilunsererengagier-
tenBauernlegtgrößtenWertaufdietier-
schutzgerechteHaltungihresMilchviehs
undinvestiertweitmehralseine40-Stun-
den-WocheindiesachgerechteBetreuung
desTierbestandes.
DasUnwortderletztenJahrzehntewar
fürmich„wachseoderweiche“,mitdem
mandenKlein-undKleinstbetriebendie
Existenzberechtigungabsprach.EinJam-
mer,wennmansieht,dassdieser„Vorga-
be“biszu50ProzentunsererBetriebezum
Opfergefallensind!Esstelltsichdanatür-
lichdieFrage:WerhatdieseEntwicklung
zuverantworten?Unddamöchteichne-
benvielenschwervermittelbarenbisun-
sinnigenRechtsvorschriftenausBerlin
undBrüsselvorallemaufdensogenann-
tenmündigenVerbraucherverweisen,der
zwarTierschutzundTierwohlfordert,
aberwennesgilt,dieserForderungauch
Tatenfolgenzulassen,dochzuBillig-
fleischbeimDiscountergreift.Abernicht
nurFleisch,sondernauchWurst,Milch,
Käse,ButterwerdenimRundumschlagne-
benTextilienundWerkzeugindenEin-
kaufswagengelegt.Hauptsachebillig!Die-
se„Wertschätzung“vonLebensmitteln
durcheineVielzahlderVerbraucheristder
entscheidendeGrund,warumvieleBau-
ernihreberuflicheÜberlebenschancenur
mehrinderSteigerungderProduktions-
mengesehen.Wollenwirdas?
DerungebrocheneTrendzumEinkauf
billigerLebensmittelkannaberinkeinem
FalltierschutzwidrigeHandlungenin
Milchviehbeständenrechtfertigen!Natür-
lichwirdnachdenGeschehnissenimAll-
gäuerOrtBadGrönenbachsofortderRuf
nachverschärften,umfassendenamtstier-
ärztlichenKontrollenlaut.Nur:Mitwel-
chemPersonalsollendieimDurchschnitt
etwa2000tierhaltendenBetriebeder
71bayerischenLandkreisekontrolliertwer-
den?
ImFrühjahr2016fordertederOberste
BayerischeRechnungshofeine„Aufgaben-
kritikundPersonalbedarfsberechnung“
fürdieVeterinärämterderLandkreisevom
zuständigenbayerischenUmweltministe-
rium.EinErgebnisdieserBerechnungist
mirbishernichtbekannt.Aufdenöffentli-
chenDrucknachdem„Bayern-Ei“-Skan-
dalkameszurGründungderunterKolle-
gensehrumstrittenenKBLV(Kontrollbe-
hördefürLebensmittelsicherheitundVete-
rinärwesen),derenEffektivitätsichnoch
nichterwiesenhat,insbesondereauchdes-
halb,dadieZentralisierungaufdieStand-
orteKulmbachundErdingäußerstzeitauf-
wändigeundineffektiveFahrstreckenzur
Folgehat.
NunsollenalsoinderKonsequenzdes
GeschehensinBadGrönenbachderKBLV
erneut25Stellenzugewiesenwerden,um
87großeMilchviehbeständeundzwölf
SchweinehaltendeBetriebezukontrollie-
ren.
IchdarfnochmalsandieAusführungen
desMilchbauernFoldenauererinnernund
bestätigen:Tierschutzverstößehabenwe-
nigmitderBetriebsgröße,sondernmitder
ÜberlastungeinzelnerLandwirtezutun.
DieVeterinärbehördenderLandkreise
kommenderVielzahlanAufgabenstellun-
genmitihrerungenügendenPersonalaus-
stattungnichtmehrnach.Wäreesnicht
zielführenderimSinneeinerVerbesse-
rungderTierschutzüberwachung,den
Kreisverwaltungsbehördenendlichbe-
darfsgerechtPersonalzuzuweisen?
BereitseinehalbeAmtstierarztstelle
proLandkreis,dieausschließlichfürdie
ÜberwachungundSicherstellungtier-
schutzgerechterHaltungsbedingungen
eingesetztwürde,könnteeinbiszweiKon-
trollenproArbeitstagdasheißt230bis
460KontrollenproJahrsicherstellen,wäh-
renddie25StellenderKBLVnurfürdie
Überwachungvoncirca100Betriebenvor-
gesehensind.Demstehenrechnerischbei
71Landkreisenmindestens16330Kontrol-
lendurchdieörtlichenVeterinärämterge-
genüber.Zentralisierungensindnichtim-
mereinVorteil! Dr.KonradRenner,
Ltd.Veterinärdirektora.D.
SchondorfamAmmersee
WennTiereweinenkönnten...
WiedereinmalhatsichderSpruch:„Wenn
Tiereweinenkönnten,gäbeeseinenOzean
mehr“durchdiegrausamenTierquälerei-
enineinemMilchviehbetriebimAllgäube-
dauerlicherweisebestätigt.
Hans-JoachimFeiner,Stephanskirchen
ErstwirddieLandwirtschaftdurchökonomisiert,
dannfehlenihrdieArbeitskräfte
„FlugblattaktionlandetvorGericht“vom
27.August:
MitKanonenaufSpatzen
EsdrängtsichdochderVerdachtauf,dass
der–beinachsichtigerBetrachtungsweise
–etwasunbedarftePolizist,derdasGanze
insLaufenbrachte,angesichtsderschluss-
endlichenEröffnungeinerAnklagedoch
nichtsoganzalleinfürdieseJustizposse
verantwortlichist.Mankannschonauf
denGedankenkommen,dasshierweniger
einMissverständnisaufSeitenvonPolizei
undStaatsanwaltschaftvorliegt,alsviel-
mehrderVersucheinerKriminalisierung
dieserjungenLeute,diesichmehrGedan-
kenumdiepolitischeLandschaftundEnt-
wicklungmachenalsjedenfallsderzustän-
digePolizeibeamtebeziehungsweise
Staatsanwalt.
Hierwurdewiedereinmal–wennauch
vergeblich–mitKanonenaufSpatzenge-
schossen.Gut,dasshierwenigstenseinver-
nünftigesGerichtdiesemSpukmitderum-
gehendenEinstellungeinEndebereitete.
NachhängenwirddenBetroffenenden-
noch,dassgegensieAnklageerhobenund
einStrafverfahreninGanggebrachtwur-
de.HiersolltemitNachdruckdurchden
RechtsanwaltderBetroffeneneineentspre-
chendeBereinigungderDatenlagebetrie-
benwerden. GustelSchuppe,Dießen
StaatsanwaltaufdemHolzweg
DassnormaleStreifenbeamtedenengli-
schenAusdruck„scum“(für,Abschaum’)
nichtverstehen,istnachvollziehbar.Eine
BlitzumfrageuntermeinenFreundenund
Bekannten,allesAkademiker,ergab,dass
außereinerAnglistinniemanddasWort
kannte,zumalesindiesemZusammen-
hangjawohlimübertragenenSinnund
eherumgangssprachlichverwendetwur-
de.DerPolizeiistalsokeinVorwurfzuma-
chen,wennsiehierirrtümlicherweisehin-
terderAktionechteNeonazisvermutete
undeinschritt.Dagegenbleibtunverständ-
lich,wiesoeinStaatsanwaltbeimBlickauf
dasFlugblattnichtseineAppimSmart-
phonezücktoderauchseinLexikon,wenn
erhöherenAltersist,undganzeinfach
nachschaut.Kannessein,dassdieStaats-
anwaltschaftüberbesetztist,wennsiedie-
seSacheallenErnstesbiszurGerichtsver-
handlungdurchzieht,diedann,logischer-
weise,nichtüberdasVerlesenderAnklage
hinauskommt?VielleichtistdenHerrschaf-
tenganzeinfachlangweilig?
HeinrichMaul,München
Esskultur
WEITEREBRIEFE
ZumselbenBeitrag:
1974hörtenwirStudentenderTiermedi-
zinimSommersemester1974proWoche
eineDoppelstundeVorlesungenüber
landwirtschaftlicheBetriebslehre;damals
warenSubventionen/Förderungen(heute
dieFormulierung:EU-Agrarsubventio-
nen)fürdieNutztierzucht/-Haltungnoch
überschaubar.
EinProfessorZ.vonderLandwirtschaftli-
chenHochschuleWeihenstephansprach
überdievorbildlicheEntwicklunginder
GeflügelmastundHühnereier-Produktion
inderBRD.„NunwäredieseEntwicklung
abgeschlossen;erstmalsseiesgelungen,
betriebswirtschaftlicheNormenundAb-
läufebeieinerNutztierarteinzuführen;
bisauf0,0001Pfennigewäreallesvoraus-
zurechneninSachenHühnermastund
Eierproduktion.SolcheAbläufemüssen
beiallenanderenlandwirtschaftlichen
Nutztierartennunaucheingeführtwer-
den.“
Mansieht,welcheLehrmeinungendie
Strategienvor45JahreninderNutztierhal-
tungangeschobenhaben,dieheuteauf
einigenBauernhöfenundinGroßstall-An-
lagendurcheinpaarschwarzeSchafe
schwereFolgenhaben.UrsachefürTier-
quälereiensindnichtdiefehlendenKon-
trolleure,sondernfehlendeArbeitskräfte
indenBetrieben.Diesewürdeesgeben,
wennderenAnstellungengefördertwür-
den–durchAnwerbungenundbefristete
Anstellungenvon„Landarbeitern“(wiees
früherhieß),zumBeispielunteranderem
ausdenöstlichenEU-Ländern.
Dr.HubertusLutz,Aschheim
FLUGBLATTAKTION VOR GERICHT
DahatdieJustiz
überreagiert
° In„EwigesEis,ade“
(17./18.August)wurdederEin-
gangdesTirolerHorlachtals
fälschlicherweiseimKauner-
talverortet.ErliegtaberimÖtztal.
TIERSCHUTZ UND MASSENTIERHALTUNG
Landwirtesindüberfordert–unddieKontrolleureauch
„ChickenWingsaufzweiBeinen“vom
23.August(Kolumne„NeueHeimat“):
Mit„Appetit“lasichdiesenArtikelim
Sitzen!Applaus,dieseEinstellungist
auchdiemeine.Ichbinnichtmehr
alleinemitmeinerVorstellungvon
EssenmitGenussundHöflichkeit.
Michschaudertesimmerwieder,die-
senMenschenbeimEssen(gieriges
Hinunterschlingen)unterwegszuschau-
enzumüssen,fürmichisteseineZu-
mutung.Dasliegtwohldaran,dass
mich(57Jahre,ausBayern)meine
Elternsoerzogenhaben:Gegessen
wirdnuramTisch.Sobehalteichesbei
undbinmeinergutenErziehungdank-
bar.GerlindeMayerhofer,München
DasBilligschnitzelbeimDiscountersetztLandwirteunterPreisdruck–undwennesdannbeimTierschutzhapert,istderAufschreigroß. FOTO: MANUELGEISSER/IMAGO
KORREKTUREN
LeserbriefestellenkeineredaktionelleMei-
nungsäußerungdar,dürfengekürztunddigi-
talveröffentlichtwerdenunterAngabevon
NameundWohnort.DasLeserforumdes
Ressorts„München-Region-Bayern“erreichen
[email protected]
oderunter:SüddeutscheZeitung,Leserforum
Region,HultschinerStraße8,81677München.
R4 FORUM&LESERBRIEFE Donnerstag,29.August2019,Nr.199 DEFGH
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