Der Standard - 24.08.2019

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EwaldNowotny,scheidender Chef derNationalbank,
hält die politischePerspektiveder EU für beunruhigend, befürchteteine
weltwirtschaftliche Krise. Der Gouverneur über seinenKampfgegen
dieAufsichtsreform, das gute Essen und dieFernkälte in der OeNB.

INTERVIEW:RenateGraber

„Parteipolitische Eingriffe


spielenkeinegroße Rolle mehr“


A


m1.September ist es vor-
bei, ab da ist Ewald Nowot-
ny Pensionist. Wer mit dem
Sozialdemokraten über Türkis-
Blau reden will, muss bis dahin
warten. In seiner jetzigen Rolle
stehe ihm das nicht zu, meint er.


Standard:Sielieben das Lesen.
Ihr erstes Buch als Pensionist wird
der zweite „Lederstrumpf“-Band?
Nowotny:Definitiv nein. Warum?


Standard:WeilSie gesagt haben,
Sie werden Ende August der letzte
Mohikaner sein, der Letzte, der das
alteOeNB-Direktoriumverlässt.„Der
letzteMohikaner“ erschien 1826, ist
Teil zwei von „Lederstrumpf“.
Nowotny:Sie werden lachen. Ich
habe gerade Adalbert StiftersDer
Nachsommer gelesen. Ein Ele-
ment der Ruhe und Klarheit, al-
lein die Geduld, die man aufbrin-
gen muss, das zu lesen, tat mir gut.
Ich habe das gerade in meiner jet-
zigen Lebensphase sehr geschätzt.


Standard:„Nach dem Sommer“
klingt auch besser als Herbst.
Nowotny:Absolut.


STANDARD:„Die OeNB hat sich
zu einem modernen Dienstleis-
tungsunternehmen entwickelt und
ist sehr gut für die Zukunft gerüs-
tet.“ Stimmt das?
Nowotny:Ja. Wer hatdas gesagt?


Standard:Ihr Vorgänger Klaus
Liebscher beim Abschied 2008.
Nowotny:IchhattedenVorteil,von
ihm eine gut geführte Bank zu
übernehmen, dafür bin ich ihm
dankbar. Danach gab es natürlich
eine Vielzahl von Herausforde-
rungen. Ich hoffe, dass auch mein
Nachfolger den Eindruck hat, eine
gut geführte Bank zu überneh-
men, und ich wünsche ihm sehr,
dass die Zeiten, in denen er arbei-
ten muss, leichter sein werden.


STANDARD:Was war denn das
Leichteste in Ihrer Ära?
Nowotny:Das Angenehmste waren
meine Diskussionen mit den ex-
zellenten Volkswirten hier: eine
Mischung von Arbeit und Vergnü-
gen für mich als Nationalökonom.


Standard:Bei Ihrem Antritt als
Gouverneur sagten Sie, das hier
sei Ihr Traumjob. Wurde es danach
manchmal zum Albtraum?
Nowotny:Nein, aber es gab schon
große Herausforderungen.


STANDARD:Größer als die bei der
Bawag, nach deren Stabilisierung
Sie zur OeNB kamen?
Nowotny:Anderer Art, angeneh-
mer. Bei der Bawag gab es einen
kriminellen Hintergrund, man
wolltemichaufAbwegeführen.In
der ersten Woche schon sollte ich
Dinge unterschreiben, die mich
Kopf und Kragen gekostet hätten.
Mein Vorteil war, dass ich ein
misstrauischer Mensch bin und
guten Rechtsbeistand hatte. Das
war eine heikle Zeit für mich,
während die Herausforderungen
als Gouverneur gesamtwirtschaft-
liche waren–und für die war ich
fachlich sehr gut gerüstet.


STANDARD:Kaum waren Sie im
Amt, fiel Lehman. Sie sagten da-
mals: „Wir haben alles im Griff.“
Hatte nicht die Krise alles im Griff?
Nowotny:Ja, aber Gott sei Dank
wussten die Notenbanken, was zu
tun ist. Es war einer der wenigen
Fälle, in denen man aus der Ge-


schichte, in dem Fall der Welt-
wirtschaftskrise der 1930er-Jahre,
gelernt hat. Die Banken bekamen
von den Notenbanken unbegrenzt
Liquidität zur Verfügung gestellt,
um den Zusammenbruch des
Geldmarktes zu kompensieren,
und man hat beschlossen, keine
Bankumfallenzulassen.Auchdie
Republik hat stark und entschie-
den reagiert und das 100-Millio-
nen-Bankenpaket beschlossen.

STANDARD:Wie oft haben Sie ge-
logen,umdieSparerzuberuhigen?
Nowotny:Ich habe nie gelogen. Ich
habe meine Aufgabe immer darin
gesehen, ein Element der Stabili-

Standard:Was muss geschehen?
Nowotny:Die Staatenlenker müs-
sen die internationalen Institutio-
nen wie Währungsfonds oder
Welthandelsorganisation beach-
ten und stärken, das funktionie-
rende Regelwerk befolgen. Wenn

Foto: Regine Hendrich

tät und Ruhe zu sein. Eine Noten-
bank muss etwaige Hysterie durch
Vernunft beseitigen.

Standard:Elf Jahre später ist’s
auch nicht leicht, oder? Heute gibt
es Strafzinsen, Handelskriege ...
Nowotny:Ja, es ist auch jetzt eine
schwierige Zeit: Eine Hochkon-
junkturphase endet. Dazu kom-
men aber gesamtwirtschaftliche
Spannungen, und es besteht die
Gefahr eines Wirtschafts- und
Währungskrieges. Ich hoffe, dass
man auch da aus der Geschichte
gelernthat,sichStaatennichtwie-
der abschotten und so den Welt-
handel zusammenbrechen lassen.

iFortsetzung auf Seite22

derStandard.at/Wirtschaft


Neue Runde im Strafzoll-PingpongSeite 22 Faceliftfürden BulliAUTOMOBIL Seite 27


SA./SO.,24./25.AUGUST2 019 Wirtschaft


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etwa China intellektuelles Eigen-
tum missachtet, ist es völlig legi-
tim dagegen vorzugehen, aber
gleichzeitig muss man die Märkte
offenhalten. Dass das Gegenteil
passiert, ist beunruhigend. In der
Krise 2007/08 wussten die Noten-
banker als Geldpolitiker, was zu
tun ist. Heute sind wir stärker in
der Hand der Politik, damit ist die
Berechenbarkeit viel geringer.

Standard:Der EU steht der Bre-
xit bevor, Italien hat Riesenproble-
me. Droht die nächste Krise?
Nowotny:Die politische Lage in der
EU hat sich zweifellos verschlech-
tert, und ich befürchte, dass man,
anders als 2008, nicht richtig re-
agieren wird. Die extrem populis-
tische und irrationale Politik Ita-
liens gefährdet das Zusammen-
leben in der EU, der Brexit wird
sich unmittelbar auf Großbritan-
nien negativ auswirken, die Effek-
te auf die meisten EU-Staaten wer-
den sich in Grenzen halten. Viel
beunruhigender ist die längerfris-
tige politische Perspektive. Der
Brexit, der Austritt Großbritan-
niens ist ein Rückschritt in der In-
tegration–und das ist historisch
gefährlich. Ich befürchte also eine
weltwirtschaftliche Krise, weil der
internationale Zusammenhalt in-
frage steht. Und dagegen können
Notenbanken wenig tun, das liegt
in der Verantwortung der Politik.
Kein beruhigender Gedanke.

STANDARD:Siewaren lange SPÖ-
Nationalratsabgeordneter und der
ersteSozialdemokratanderOeNB-
Spitze. Sie hatten sich die Abschaf-
fung des Proporzes und den Abbau
der sogenannten OeNB-Privilegien
vorgenommen. Geschafft?
Nowotny:Ich habe mich sehr be-
müht, Proporzbesetzungen abzu-
stellen. Sicher kann ich partei-
politische Eingriffe nicht ganz
ausschließen, aber grundsätzlich
spielt das in der OeNB keine gro-
ße Rolle mehr. Das Direktorium
wird natürlich politisch besetzt,
denn die OeNB ist ja eine öffentli-
che Institution. Bei diesen Beset-
zungen sollte aber jedenfalls die
Qualität eine Rolle spielen.

Standard:IhrNachfolger Robert
Holzmann gehört ja zu den Frei-
heitlichen, auch die anderen drei
Direktoriumsmitglieder sind ÖVP-
oder FPÖ-nahe. Pure Umfärbung?
Nowotny:Ich hoffe nicht. Ich gehe
davon aus, dass sich mein Nach-
folger dem Haus verbunden fühlt
und seine Aufgaben erfüllt.

Standard: Bei der geplanten
Aufsichtsreform sprachen Sie sehr
wohl von politischer Umfärbung.
Laut Gesetzesentwurf von Türkis-
Blau sollten die 160 in der OeNB
tätigen Aufseher in die FMA über-
siedeln, der dortige SPÖ-nahe Vor-
stand Helmut Ettl sollte per Gesetz
abgeschafft werden.
Nowotny:Es geht um die Effizienz
der Bankenaufsicht. Eine Noten-
bank ohne Information aus dem
Bankensektor kann nicht funktio-

Rückblickend hätte man bei der Bankenaufsicht
manches anders machenkönnen, daskonzediereich.


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