Süddeutsche Zeitung - 24.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
Seit fünf Jahren macht Harald Waßmer die mikroskopischen Vorführungen im
Deutschen Museum und zeigt dabei auch Bärtierchen. FOTO: ALESSANDRA SCHELLNEGGER

interview: elisa schwarz

D


as war sein Stichwort. 50 Minu-
ten lang hat Harald Waßmer,
57, über die Leistung des Ras-
terelektronenmikroskops ge-
sprochen. Über Nanometer
und Atome, über Magnete und Licht. Vor
ihm auf Klappstühlen saßen etwa 20 Leute
an diesem Nachmittag im Deutschen Muse-
um, schweigend – „etwas träge“, wird Waß-
mer später sagen. Aber nach 50 Minuten
rührt sich ein Mann in der vordersten Rei-
he. Er schaut auf den Monitor, auf dem ein
kleines Tierchen mit Krallen und Saugrüs-
sel zu sehen ist. „Das waren doch die auf
dem Mond“, sagt der Mann. Und Waßmer,
der seit fünf Jahren die mikroskopischen
Vorführungen im Deutschen Museum
macht, sagt: „Diese Tierchen sind überall.“

SZ: Herr Waßmer, vor einigen Wochen zer-
schellte eine israelische Raumsonde auf
dem Mond. Sie sollte dort menschliche
Spuren platzieren: Wikipedia-Artikel gra-
viert in Nickelscheiben, DNA-Proben ge-
gossen in Harz – und Bärtierchen. Seit-
dem reden viele über die Tierchen auf
dem Mond, die Sie ja schon seit Jahren mi-
kroskopieren. Wie war das für Sie, als die
Bärtierchen plötzlich berühmt wurden?

Harald Waßmer: Ich habe mich gefreut!
Wobei man natürlich nicht davon ausge-
hen kann, dass die Bärtierchen jetzt mun-
ter auf dem Mond rumhüpfen. Vielleicht
sind sie in einem Behälter, vielleicht fin-
den sie dort keinen Lebensraum. 85 Pro-
zent der Bärtierchen leben in feuchtem
Moos – und das wurde auf dem Mond noch
nicht nachgewiesen. Aber die Vorstellung
ist natürlich toll.
Was fasziniert Sie an den Tierchen?
Sie sind einfach unglaublich widerstands-
fähig und robust. Und es gibt über 1200 ver-
schiedene Arten! Stellen Sie sich vor: Ein
Bärtierchen kann 85 Prozent seiner Körper-
flüssigkeit absondern und so bei hohen Mi-
nusgraden überleben. Man hat Bärtier-
chen in der Tiefsee, in der Wüste und in der
Arktis gefunden. Sogar Vakuum und radio-
aktive Strahlung macht ihnen nichts aus.
Klingt so, als wären sie unsterblich.
Das ist natürlich Quatsch. Mich fragte mal
ein kleiner Junge im Museum, was pas-
siert, wenn man ein Bärtierchen auf einen
Amboss legt und draufhaut. Dann ist es na-
türlich platt und mausetot. Aber ein Bär-
tierchen hält Vieles aus: Wenn es sehr kalt
ist, zieht es seine acht Beinchen zusammen
und kann in dieser Tönnchen-Stellung mo-
natelang überleben. Es verfällt dann in ei-
ne Art Dornröschenschlaf. Und wenn die
Umgebung wieder warm wird, leben die
Bärtierchen weiter, als wäre nichts pas-
siert.
Können Menschen denn was von den Bär-
tierchen lernen?

Japanische Forscher haben herausgefun-
den, dass die Regenerationsfähigkeit der
Tiere enorm hoch ist. Das ist natürlich in-
teressant für die Zellforschung. Und auch
die Tatsache, dass Bärtierchen Flüssigkeit
absondern können, um hohe Minusgrade
zu überleben, könnte für die Kryonik-For-
schung (das Einfrieren von Organismen,
die Redaktion) hilfreich sein.
Sie sind seit etwa fünf Jahren am Deut-
schen Museum und zeigen das mikrosko-
pische Theater. Wie ist die Reaktion der
Besucher auf die kleinen Tiere?
Den Menschen fällt es schwer, sich für eine
Welt zu sensibilisieren, die sie nicht sehen
können. Manche fürchten sich vor den win-
zigen Tieren, manche finden sie eklig.
Warum?
Ich denke, das hat auch mit der Werbung
zu tun: Hausstaubmilben zum Beispiel wer-
den häufig verteufelt. Manche Leute ha-
ben ja auch Allergien gegen die Ausschei-
dungen. Aber vor allem hilft es eben den

Matratzenherstellern, wenn sich die Leute
alle paar Jahre eine neue Matratze kaufen.
Dabei hat die Hausstaubmilbe nichts mit
mangelnder Hygiene zu tun – sie frisst ja
den Staub, ist also wie ein kleiner Staubsau-
ger.
Kann das Bärtierchen – durch die aktuelle
Aufmerksamkeit – ein Botschafter sein
für die unsichtbare Tierwelt?
Ja, das war es aber auch schon vorher. Wir
haben vor etwa vier Jahren die blauen Pla-
kate in den U-Bahnen aufgehängt, da war
auch das Bärtierchen drauf. Ich habe schon
Besucher gehabt, die zu mir kamen und
sagten, sie wollen genau diese Tierchen se-
hen mit den Krallen und dem kleinen Rüs-
sel. Es besteht auf jeden Fall Interesse,
auch wenn die Besucher mit dem Begriff
Bärtierchen natürlich erst einmal nichts an-
fangen können. In Japan versucht man,
den Menschen die kleinsten Tiere übri-
gens als Kuscheltiere näher zu bringen.
Auf Amazon gibt es Amöben, Spinnen und

sogar Bärtierchen als Plüschtiere.
Haben Sie sich ein Plüsch-Bärtierchen ge-
kauft?
Nein, das war mir zu kitschig. Wenn es
nicht so kitschig wäre, weiß Gott, ich hätte
es gekauft. Aber ich habe ein anderes An-
denken, schauen Sie.

Er läuft zu einer Schublade und zieht ein ro-
tes Kästchen heraus, auf dem ein silbernes
Gummibärchen steht.

Das müssen Sie erklären.
Als ich mal ein Bärtierchen auf eine Klebe-
folie setzte, um es zu mikroskopieren, ist
es nicht auf seine Füßchen geplumpst, son-
dern auf seinen Hintern. Es saß also auf
der Klebefolie und sah aus wie ein Gummi-
bärchen. Also habe ich ein Gummibärchen
genommen, es mit Gold-Palladium be-
schichtet und mir auf den Schreibtisch ge-
stellt.

Wieso denn mit Gold-Palladium?
Damit beschichte ich normalerweise die
Bärtierchen, bevor ich sie untersuche,
denn sie müssen ja leitfähig sein für das
Elektronenmikroskop.
Wie genau untersuchen Sie denn die Bär-
tierchen?
Also zunächst mal hole ich feuchtes Gras
aus der Isar. Dann sauge ich mit der Pipet-
te ein bisschen Wasser ab und untersuche
den Tropfen auf Bärtierchen. Anschlie-
ßend trockne ich sie in einem speziellen Ge-
rät. Bärtierchen haben einen Chitin-Pan-
zer, sie fallen also nicht zusammen, wenn
sie trocknen. Sie sind übrigens schnee-
weiß, wenn sie aus dem Trockner kom-
men. Und dann beschichte ich sie.
Welche Farbe haben Bärtierchen denn
normalerweise?
Die haben hübsche Farben, ganz unter-
schiedlich. Manche haben ein schmutziges
Orange, manche sind lachsfarben. Das fällt
gut auf im Moos, wenn man die Bärtier-
chen unter dem Lichtmikroskop anguckt.
Auch wenn sie nicht größer als einen Milli-
meter werden.
Sie sind von Haus aus kein Biologe, son-
dern Präzisionsoptiker. Wie sind Sie zu
den Bärtierchen gekommen?
Seit meiner Jugend liebe ich Käfer, Insek-
ten und alles, was wuselt. Bevor ich ans
Deutsche Museum kam, war ich in Ameri-
ka in der Materialentwicklung tätig. Aber
das interessierte mich nicht so sehr wie
kleine Tierchen.
Und dann?
Als ich dann ans Deutsche Museum kann,
habe ich das Elektronenmikroskop nicht
dafür genutzt, Metalle zu untersuchen, son-
dern eben kleine Tiere. Und in der Büche-
rei habe ich viel gelesen. Am Ende ist es ein-
fach so, dass ich den Besuchern zeigen
kann, was mir Spaß macht. Und im besten
Fall macht es ihnen auch Spaß – dann ist es
perfekt.

Münchens kleinste Kuscheltiere


Bärtierchensind die unglaublich widerstandsfähig. Kürzlich wurden sie
auf dem Mond freigesetzt. Harald Waßmer mikroskopiert die Lebewesen im Deutschen Museum.
Wie war es für ihn, als sie plötzlich berühmt wurden?

„Bärtierchen sind einfach unglaublich widerstandsfähig und robust“, sagt Harald Waßmer vom Deutschen Museum. FOTO: DEUTSCHES MUSEUM / OH

„Sie haben hübsche Farben,
ganz unterschiedlich.
Manche haben
ein schmutziges Orange,
manche sind lachsfarben.“

München– Wer immer noch glaubt, Mün-
chen sei die Stadt der Schweinshaxen und
des Schweinsbratens, der sollte sich mal
um den Altstadtring herum umschauen:
ein Steakhaus nach dem anderen! Zwar
sind die großen Ketten wie Maredo und
Asado eher auf dem Rückzug, dafür kom-
men neue daher. Am Oberanger hat vor ei-
nem Monat das schwäbisch-schweizeri-

sche Joint Venture Abacco’s seine erste bay-
erische Filiale im ehemaligen Ocui eröff-
net, schon etwas länger ist der Louis Grill-
room im Hotel Louis am Start, im Tal fin-
det man erstklassige Steaks im Little Lon-
don, und das El Gaucho der Grazer Unter-
nehmerfamilie Grossauer feierte unlängst
am Viktualienmarkt sein fünfjähriges Be-
stehen. Höchste Zeit für ein neues Lebens-

zeichen, dachte sich da wohl Patrick Berter-
mann und lud zum Sommerfest in sein ei-
genes Steakhaus Zum goldenen Kalb. Mit
Recht, schließlich hat er den Trend zum
hochwertigen Stück vom Rind hier erst so
richtig etabliert, und das schon vor gut
acht Jahren.
So stehen also an die 200 Gäste am Don-
nerstagabend auf dem Gehsteig gegen-

über der Schrannenhalle oder im weitge-
hend leer geräumten Lokal. Es sind vor al-
lem Freunde des Hauses gekommen, die
Zahl der Promis, die sich vor der Fotowand
postieren dürfen, ist übersichtlich, nicht je-
der erkennt sie gleich. Da ist zum Beispiel
Lisa Loch, 34, von Beruf Schauspielerin
und Model, die als 16-Jährige einmal von
Stefan Raab inTV Totalziemlich mies be-
handelt worden war und der daraufhin ge-
richtlich 70 000 Euro Schadenersatz zuge-
sprochen wurden. Der ebenfalls anwesen-
de Schauspieler Antoine Monot Jr. hat
zwar schon eine ganze Menge Filme und
Fernsehserien gedreht, richtig bekannt
wurde er aber durch seine Rolle als „Tech-
Nick“ in einer Reihe von Werbespots für ei-
ne Elektromarktkette. Ohne dem Golde-
nen Kalb und den beiden Schauspielern zu
nahe treten zu wollen: Im Vorgängerlokal
war da schon mehr Glitzer und Glamour.
Kein Wunder, es handelte sich dabei
schließlich um Kays Bistro, einen berühm-
ten Münchner Promi-Treff. Gina Lollobri-
gida, Rod Stewart, Alain Delon, Mick Jag-
ger, Gianni Versace, Leonard Bernstein
und Boris Becker gingen da hin, diese Liga.

Immerhin einen ehemaligen Weltklas-
se-Sportler trifft man im Goldenen Kalb
an diesem Abend auch: Andi Brehme. Der
Fußballer wurde nicht nur durch seine un-
widerlegbare Lebensweisheit „Haste Schei-
ße am Schuh, haste Scheiße am Schuh!“ be-
rühmt, sondern hauptsächlich durch seine
Finalteilnahme bei der Weltmeisterschaft


  1. Sein damaliger Teamchef Franz Be-
    ckenbauer hat über das Spiel den schönen
    Satz geprägt: „Damals hat die halbe Nation
    hinter dem Fernseher gestanden.“ Und das
    wie ein Mann, vermutlich. Jedenfalls ver-
    wandelte Brehme den einzigen Elfmeter
    des Spiels zum Siegtreffer und darf sich
    seither Weltmeister nennen. Er ist immer
    noch sehr fußballbegeistert: „Meine Frau


und ich, wir schauen uns heute noch viele
Spiele an, Bundesliga, zweite Liga, auch
die italienischen und spanischen Ligen.“
Essen geht er auch gerne, deshalb ist er
heute hier, wenn auch nicht lange, denn
wie zur Bestätigung des zuvor Gesagten
taucht dann seine Ehefrau Pilar auf:
„Schatzi, Fußball geht los!“, und sie verab-
schieden sich.

Die beiden verpassen so die eine oder an-
dere Kostprobe: Scheiben von Rinder-
steaks und Lachs, Mini-Burger. Für die Mu-
sik sorgen dieWiesn Buam;sie sind nahezu
die einzigen, die in Tracht gekleidet sind.
Selbst Axel Munz, Chef von Angermaier-
Trachten, ist in Zivil gekommen und
scheint die (noch) trachtenfreie Zeit fast ein
bisschen zu genießen. franz kotteder

„Man kann natürlich
nicht davon ausgehen,
dass die Bärtierchen
jetzt munter
auf dem Mond rumhüpfen.“

Bier vom Fass darf bei einem Sommerfest nicht fehlen: Gastgeber Patrick Berter-
mann (hier mit seiner Frau Janina) beim Anzapfen. FOTO: ROBERT HAAS

Glut statt Glamour


DasGoldene Kalb am Viktualienmarkt meldet sich mit einem Sommerfest als Platzhirsch zurück – auch ein ehemaliger Fußball-Weltmeister ist kurz zu Gast


SZENARIO



R6 LEUTE Samstag/Sonntag, 24./25.August 2019, Nr. 195 DEFGH


Lassen Sie sich inspirieren unter
sz-shop.de

Die schönsten Geschenke
kommen von Herzen –
und aus dem SZ Shop.

®

Kai Wiechmann e. K. - Sollner Str. 59
81479 München - Tel.: 089/791 49 59
Mo.– Fr.: 10 –19 Uhr - Sa.: 10 –18 Uhr

20 % Rabatt auf sämtliche
Polster und Auf agen bis
31.08.2019 – gegen Vorlage
dieser Anzeige!

Exklusiv bei


Kai Wiechmann


Hochlehnsessel
Pisa, Teak

massiv,

klappbar, Rücken
verstellbar, statt 229,-
nur 189,- €

Top-Qualität! Top Service!
mehr Infos unter
http://www.kai-wiechmann.de

............

mobile
faszination
Ausgabe Nr. 8 • August 2019

Eine Sonderveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung

Sicherheitslücken schliessen
Wie zuverlässig sind
Keyless-Go-Systeme?

Neu beim Händler

Wunderbaum Adé
Dufttricks der
Automobilhersteller
Mythen über Elektromobilität
E-Autos im Faktencheck

Škoda Scala

BMW X1

Aston Martin DBS Superleggra Cabrio

Motorrad Caravan und Camping Wassersport
Retro-BoxerBMW Concept R 18 Cabrio-Feeling im Skydancer Apéro Wasserwandern mit dem Voyager 860

....

....

....

Regelkonform
E-Tretroller
fahren

Noch mehr Motormarkt!


Am Montag, den 26. August 2019 erscheint die
Sonderveröffent lichung mobile faszination.
Diese ist der Süddeutschen Zeitung in
den Gebieten Stadt München und Region*
beigelegt.
Es werden Neuheiten in der Motormarktbran-
che aufgegriffen sowie spannende und infor-
mative Themen rund um das Auto, Motorrad,
Wassersport und Caravan erörtert.

* Regionales Kernverbreitungsgebiet der Süddeutschen Zeitung: Stadt und
Landkreis München sowie die Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding,
Freising, Fürstenfeldbruck, Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshausen und die
Gemeinden Jetzendorf, Ried, Steindorf, Geltendorf, Penzberg, Sees-
haupt, Bernried, Pähl, Dießen, Utting, Schondorf und Eching.
Nähere Informationen unter Telefon 0 89/21 83-3 69
oder [email protected]

Am
Montag, den


  1. August 2019,


in der
Süddeutschen

Zeitung

Mobilität


fasziniert



  • lesen Sie am Montag
    die Süddeutsche Zeitung.


RELEASED


BY

"What's

News"

VK.COM/WSNWS

t.me/whatsnws
Free download pdf