Süddeutsche Zeitung - 24.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
Eine der Aktions-Postkarten, gezeichnet von Rudi Hurzlmeier. ZEICHNUNG:HURZLMEIER

interview: jakob wetzel

I


n Bayern sind Schulferien, der Pro-
test für mehr Klimaschutz aber soll
weitergehen. Die Münchner Orts-
gruppe der „Parents for Future“, die
sich mit den Schülerinnen und Schü-
lern von „Fridays for Future“ solidarisie-
ren, hat deshalb eine Postkarten-Aktion
angestoßen. Unter dem Motto „Write now
for climate“ rufen sie alle dazu auf, Karten
an Entscheidungsträger in Politik, Wirt-
schaft und Kirchen zu schreiben, um für
mehr Klimaschutz zu werben. Die Idee fin-
de großen Anklang, erzählt Meike Missler.
Auch nach dem Ende der Ferien soll es des-
halb mit den Postkarten weitergehen.

SZ: Vor den Sommerferien ging die Angst
um, der Protest für den Klimaschutz

könnte in der Urlaubszeit einschlafen.
Wie ist es denn nun, mitten in den Ferien?
Ist die Luft schon raus?
Meike Missler: Nein, das Thema ist noch
da. Aber genau diese Sorge hat uns dazu ge-
bracht, die Aktion „Write now for climate“
anzustoßen. Ich bin jetzt beruhigt und be-
unruhigt zugleich: beunruhigt, weil der

Protest wegen der Klimakrise unbedingt
aufrechterhalten werden muss – aber
auch beruhigt, weil ich sehe, dass das Enga-
gement tatsächlich weitergeht. Die Groß-
demonstration, die bereits für den 20. Sep-
tember angekündigt ist, ein weltweiter Kli-
mastreik, zu dem die Schülerinnen und
Schüler alle Menschen aller Generationen
aufrufen, zeigt mir, dass es weiter geht.
Wie kamen Sie auf Postkarten?
Wenn Sie darüber nachdenken, wie Sie
den Funken in den Ferien, wenn viele im
Urlaub sind, weitertragen können, dann
ist es von diesem Gedanken nicht mehr
weit zu Postkarten.
Sie wollten Urlaubspostkarten an Angela
Merkel schicken, an Markus Söder oder
auch an Dieter Reiter?
Wir wollten eine Form finden, weiterhin
Protest auszudrücken, auch wenn man au-
ßerhalb des Alltags steht – auch wenn es
dann eine Urlaubsform ist. Deswegen
steht auf den Karten auch: „Die Klima-Ka-
tastrophe macht keine Sommerpause“.
Sie bieten auf writenowforclimate.de drei
Postkartenmotive an, die sich jeder aus-
drucken kann.
Die sind nur eine Anregung. Uns ist wich-
tig, dass der Protest überhaupt weiterhin
vorgetragen wird, und dass deutlich wird,
dass der Protest nicht nur von Schülerin-
nen und Schülern getragen wird, sondern
viel breiter ist. Das kann über eine unserer
Postkarten passieren, aber auch über eine
eigene Karte, die man dann mit dem Hash-
tag „Write now for climate“ versieht, oder
über einen Brief.
Man kann auch einen langen Urlaubs-
brief schreiben?
Ja, das kann man natürlich auch. Wichtig
ist uns, Einfluss zu nehmen auf die Ent-
scheidungsträger in der Politik, aber auch
in der Wirtschaft oder zum Beispiel in den
Kirchen, um zu zeigen, dass wir als Erwach-
senengeneration endlich Verantwortung
für die Zukunft unserer Kinder und Kin-
deskinder übernehmen müssen.
Wie läuft denn die Postkarten-Aktion?
Gut! Ganz konkrete Zahlen haben wir zwar
nicht. Aber wir haben zum Beispiel auf der
„Munich for Future“-Demonstration im
Juli 4000 Karten verteilt. Anfang August
haben wir dann etwa 1000 Stück an den
Oberbürgermeister und den Stadtrat ein-

geworfen, zusammen mit einem offenen
Brief. Wir haben auch schon gehört, dass
man uns bald antworten möchte.
Auf alle 1000 Karten?
Eher auf den einen offenen Brief. Aber die
Aktion hat schon einen Effekt. Auch in den
sozialen Medien wird der Spruch „Write
now for climate“ häufig als Hashtag ge-
setzt. Und wir haben auch schon Karten
aus Schweden und aus Portugal gesehen.

Wie geht es jetzt weiter?
Ursprünglich war die Idee, mit den Post-
karten nur die Sommerferien zu überbrü-
cken. Aber wir erfahren sehr viel positive
Resonanz, deswegen werden wir die Akti-
on ausweiten. Andere Ortsgruppen wollen
die Idee ebenfalls aufgreifen. Auf die Som-
merferien folgen ja auch andere Ferien.
Und nach den Urlaubskarten kommen
dann die Weihnachtskarten.

Erst fallen Schüsse, dann beginnt die Show: Es ist fast schon eine Tradition, dass die US-
BandMetallicaihre Konzerte mit einer Melodie aus dem Soundtrack zum Westernfilm
„Zwei glorreiche Halunken“ beginnt. Dann erst fängt der eigentliche Auftritt an, mit
dem Titelsong „Hardwired“ aus dem aktuellen Album „Hardwired ... To Self-De-

struct“. Die Show hat fast etwas Filmisches: Gestochen scharfe Videoinstallationen be-
gleiten auf fünf Leinwänden das Konzert im ausverkauften Olympiastadion, die Fans fei-
ern neue Songs ebenso wie die Klassiker „Master of Puppets“, „The Unforgiven“ oder
auch „Enter Sandman“. Ein gelungener Abend also. MEST/FOTO: CATHERINA HESS

Ein aus der Psychiatrie in Haar geflohe-
ner Sexualstraftäter hält sich offenbar
längst nicht mehr in München oder dem
Münchner Umland auf, nach Angaben
der Polizei gehe von dem Gesuchten so-
mit keine Gefahr für die Bürger in der Re-
gion aus. Der Mann wurde nach Auskunft
der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern zu-
letzt am Donnerstag in einer kleinen Ge-
meinde in der Südwestpfalz gesehen. Der
56-jährige Michael K. war in Haar in Be-
handlung und bereits am 13. Juli von ei-
nem Ausgang nicht mehr in die Klinik zu-
rückgekehrt. Daraufhin fahndete die
Münchner Polizei nach ihm; die Öffent-
lichkeit erfuhr allerdings erst in dieser
Woche durch einen Fahndungsaufruf der
Staatsanwaltschaft in Kaiserslautern da-
von, dass der wegen mehrfachen sexuel-
len Missbrauchs verurteilte Täter frei her-
umläuft. Eine frühere Öffentlichkeits-
fahndung hätte kontraproduktiv sein
können, erklärte die Staatsanwaltschaft,
„da der Flüchtige dadurch hätte gewarnt
und Ermittlungsansätze zu seinem Auf-
enthalt nicht mehr erfolgreich hätten ver-
folgt werden können“. Inzwischen melde-
te sich eine Frau aus der Südwestpfalz,
mit der K. im Internet Bekanntschaft ge-
schlossen hatte. anh

Zumindest für einen Abend hat ein ju-
gendlicher Intensivtäter den Geschmack
eines luxuriösen Lebens gekostet. Der
16-Jährige hatte Anfang März den Keller
eines Hauses an der Sandstraße in Neu-
hausen aufgebrochen und dort einen Kas-
ten Ingwer-Bier und eine Flasche Cham-
pagner gestohlen, deren Wert die Polizei
auf 400 Euro beziffert. Am Tatort fanden
die Beamten allerdings auch mehrere
Bierflaschen, die der Einbrecher offen-
bar gleich an Ort und Stelle geleert hatte.
Mit Hilfe des bayerischen Landeskrimi-
nalamts konnte die DNA an den Flaschen
einem Schüler zugeordnet werden, der in
der Vergangenheit mit zahlreichen Straf-
taten aufgefallen ist und deshalb von der
AG Proper (Projekt personenorientierte
Ermittlungen und Recherchen) in einer
Kartei der auffälligsten jungen Straftäter
geführt wird. Festnehmen musste die Po-
lizei ihn nicht mehr – er sitzt derzeit ohne-
hin wegen diverser anderer Delikte in Un-
tersuchungshaft. anh

Umfallen und sich Totstellen für den Kli-
maschutz: Mit einem „Die-in“ vor dem
brasilianischen Generalkonsulat an der
Sonnenstraße haben am Freitagmittag et-
wa 40 Aktivisten von „Extinction Rebelli-
on“ gegen die Umweltzerstörung am Ama-
zonas protestiert. Nachdem Brasiliens Prä-
sident Jair Bolsonaro den Schutz des Re-
genwalds gelockert hat, wüten in dem süd-
amerikanischen Land nun verheerende
Waldbrände, Naturschützer sprechen von
außer Kontrolle geratenen Rodungen. Die
Bewegung „Extinction Rebellion“, die ge-
waltfrei mehr Klimaschutz erzwingen
möchte, hatte in mehreren Ländern zu Ak-
tionen vor brasilianischen Vertretungen
aufgerufen. In München wurden die Akti-
visten von „Fridays for Future“ unter-
stützt: Die Schulstreikbewegung, die auch
in den Sommerferien an bislang jedem
Freitag zu Kundgebungen aufgerufen hat,
zog durch die Sonnenstraße. Vor dem Kon-
sulat legten sich die Demonstranten soli-
darisch ebenfalls auf den Boden. Gemein-
sam waren sie etwas mehr als 100. wet

Metallarbeiter


Sexualstraftäter


flüchtet in die Pfalz


Erst Schampus,


dann Strafanstalt


Die Gruppe „Extinction Rebellion“ protestiert am Freitagvormittag an der Sonnen-
straße gegen die Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes. FOTO: ROBERT HAAS

Meike Misslerist Mutter
von zwei Kindern, hat die
Postkarten-Aktion für die
Münchner Ortsgruppe der
„Parents for Future“
vorangetrieben – und
sagt, sie wolle selbst
ebenfalls eine Karte
beisteuern, eine aus
Lissabon. FOTO: PRIVAT

Botschaft an Bolsonaro


Aktivisten kritisieren brasilianischen Präsidenten vor dem Generalkonsulat in München


Mit freundlichen Protestgrüßen


Noch immer gehen freitags Schülerinnen und Schüler auf die Straße, um gegen die Klimapolitik zu demonstrieren. So manche Eltern
befürchteten, dass der Kampf über die Ferien einschläft. Deswegen verschicken die „Parents for Future“ nun ganze spezielle Postkarten

★★

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