Die Welt - 28.08.2019

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28.08.19 Mittwoch, 28. August 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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10 WIRTSCHAFT *DIE WELT MITTWOCH,28.AUGUST


M

arianne Grimmenstein
ist pensionierte Quer-
flötenlehrerin aus Lü-
denscheid. Und sie ist
das Gesicht des Pro-
tests gegen das Freihandelsabkommens
Ceta, das die EU mit Kanada abge-
schlossen hat. Die 73-jährige Großmut-
ter führte vor drei Jahren eine Bewe-
gung an, die in der größten Bürgerklage
aller Zeiten beim Bundesverfassungsge-
richt mündete. Mehr als 68.000 Klage-
Vollmachten hatte sie eingesammelt, als
sie in Karlsruhe gegen Ceta ins Feld zog.
Das Abkommen trat zwar dennoch in
Kraft, allerdings nur teilweise. Vermut-
lich noch in diesem Sommer oder
Herbst befasst sich das Gericht mit
Grimmensteins 2016 eingereichtem
Massen-Antrag.

VON HANNELORE CROLLY
AUS BRÜSSEL

Derweil hat sich die Freihandels-Geg-
nerin einem neuen Ziel zugewandt:
Mercosur. Unmittelbar vor dem G-7-
Gipfel Ende vergangener Woche starte-
te sie eine Online-Petition, die Bundes-
kanzlerin Angela Merkel auffordert, das
Abkommen zwischen der EU und den
Mercosur-Staaten Brasilien, Argenti-
nien, Uruguay und Paraguay nicht zu ra-
tifizieren. Zudem werden sofortige
wirtschaftliche Sanktionen verlangt, et-
wa den Importstopp brasilianischer
Agrarprodukte. Sie sollen so lange gel-
ten, bis die Brände in Brasilien gelöscht
sind. „Die grüne Lunge der Welt brennt,
mir brennt das Herz, und die Politik tut
rein gar nichts! Das muss ein Ende ha-
ben!“, schreibt Grimmenstein.
20 Jahre hatte die EU verhandelt, En-
de Juni hatte EU-Handelskommissarin

Cecilia Malmström Vollzug gemeldet:
Das Freihandelsabkommen war unter
Dach und Fach, entstehen soll die größ-
te Freihandelszone der Erde. Der ge-
meinsame Markt mit 780 Millionen
Konsumenten steht für rund ein Viertel
der globalen Wirtschaftsleistung. Für
den bisher stark abgeschotteten Merco-
sur wäre es das erste bedeutende Frei-
handelsabkommen überhaupt. Verein-
bart wurden unter anderem die Ab-
schaffung von Zöllen auf Autos, Maschi-
nen und Chemikalien. Zu den größten
Profiteuren dürfte Deutschland zählen,
das auf kräftige Zollvorteile gegenüber
der Weltmarktkonkurrenz hofft.
Doch zuvor muss der EU-Rat, die
Runde der Staats- und Regierungschefs,
zustimmen – einstimmig. Zudem
braucht das Abkommen grünes Licht in
allen Parlamenten der Mitgliedsstaaten.
Doch dafür sah es schon nicht gut aus,
bevor die Regenwälder am Amazonas
brannten. Seit den Feuern protestieren
nicht länger nur Bauernverbände und
Umweltschutzorganisationen, nun
wächst der Widerstand auch in Politik
und der Bürgergesellschaft. Damit wird
immer unwahrscheinlicher, dass das
Abkommen je in Kraft tritt. Schon
gleich nach der Vertragsunterzeichnung
im Juni hatte Frankreich das Problem-
Thema Klimaschutz angesprochen, je-
doch zunächst wohl mehr, um den hei-
mischen Bauernverbänden beizusprin-
gen. Sie fürchten unfaire Wettbewerbs-
bedingungen, etwa, weil in Brasilien
Aberdutzende von Pflanzenschutzmit-
teln zugelassen sind, die in Europa un-
ter Bann stehen. Zudem habe die bäuer-
liche Landwirtschaft gegen die Riesen-
Farmen in Südamerika keine Chance.
Beim G-7-Gipfel kündigte Präsident
Emmanuel Macron nun aber ganz offi-

ziell an, das Abkommen in seiner aktu-
ellen Form nicht zu ratifizieren, wenn
Brasilien beim Umweltschutz nicht um-
schwenke. Irland schloss sich an, und
auch Luxemburg ist gerade auf die Linie
der Gegner eingeschwenkt. Außenmi-
nister Jean Asselborn plädiert dafür, das
Abkommen vorerst auf Eis zu legen.
Finnlandbrachte sogar bereits einen
Importstopp auf alle Agrarprodukte aus
Brasilien ins Spiel. Die Agrarsprecherin
der neuen liberalen Fraktion „Renew
Europe“ im EU-Parlament, Ulrike Mül-
ler, rechnet mit einer Ablehnung in
Straßburg. Selbst EU-Ratspräsident Do-
nald Tusk ist mittlerweile skeptisch: Es
sei schwierig, „sich einen harmonischen
Ratifizierungsprozess vorzustellen, so-
lange die brasilianische Regierung die
Zerstörung der grünen Lunge des Pla-
neten Erde zulässt“.
Die Bundesregierung stemmt sich bis-
her gegen eine Blockade und verweist
auf die Möglichkeit, mit dem Abkom-
men viel mehr Einfluss auf Umweltbe-
lange in Südamerika nehmen zu können.
Das Abkommen enthalte schließlich
„ein ambitioniertes Nachhaltigkeitska-
pitel mit verbindlichen Regelungen zum
Klimaschutz“, so ein Sprecher. Das will
Aktivistin Grimmenstein als Argument
nicht gelten lassen. Und auf Change.org,
der Plattform für Online-Petitionen,
sammelte ihre Forderung nach Sanktio-
nen binnen vier Tagen mehr als 92.
Unterschriften ein. Die Brasilianerin Va-
leria Magalhaes, die schon vor vier Wo-
chen eine Amazonas-Petition gestartet
hatte, kommt sogar schon auf 5,1 Millio-
nen Unterzeichner. Magalhaes erwähnt
das Handelsabkommen zwar in ihrem
Aufruf nicht. Aber zumindest in der EU
ist es mittlerweile untrennbar mit dem
Schicksal des Urwaldes verknüpft.
„Der Amazonas brennt, weil Brasi-
liens Agrarmafia das so will und weil
Europa die Absatzmärkte für ihre Pro-
dukte noch weiter öffnen will“, kriti-
siert der Deutsche Naturschutzring
(DNR) und fordert ein Importverbot
für brasilianische Agrarprodukte, vor al-
lem für Soja, Fleisch und Ethanol. Der
DNR ist der Dachverband der deut-
schen Natur-, Tier- und Umweltschutz-
organisationen. Auch der WWF sieht im
Soja-Anbau im Regenwald ein großes
Problem, weil Sojabohnen in riesigen
Mengen als Futtermittel für Schweine,
Hühner und Fische nach Europa gelang-
ten. Tatsächlich importiert die EU jähr-
lich rund 14 Millionen Tonnen Sojaboh-
nen für Tierfutter und die Sojamilcher-
zeugung. Bis vor Kurzem kamen mehr
als zwei Drittel aus Brasilien. Zuletzt
wurde der Import-Anteil aus den USA
aber massiv erhöht, um US-Präsident
Donald Trump entgegenzukommen.
Gerade haben auch die Schweiz und
die anderen Efta-Staaten Norwegen,
Liechtenstein und Island ein Handels-
abkommen mit dem Mercosur-Block
unterzeichnet. Doch auch dort droht
Ungemach. Die Sozialdemokraten for-
dern Nachbesserungen, die Grünen
wollen ein Referendum anstoßen, soll-
ten der Schutz des Regenwaldes und der
indigenen Bevölkerung im Vertragstext
nicht gestärkt werden. Bei den Eidge-
nossen hat sich sogar bereits eine „Mer-
cosur-Koalition“ formiert, der knapp
ein Dutzend Organisationen für Ent-
wicklungshilfe, Verbraucherschutz und
Landwirtschaft angehören. Und eine
Online-Petition gibt es natürlich auch.
Ihr Titel: „Kein Schweizer Freihandels-
abkommen mit Amazonas-Zerstörer
Bolsonaro!“ Binnen fünf Tagen kamen
fast 50.000 Unterschriften zusammen.

Mercosur-Deal


steht auf


der Kippe


2 0 Jahre hat die EU mit Südamerika


verhandelt, dann gelang der Durchbruch. Doch


nach den Bränden am Amazonas schwinden


die Chancen, dass der Vertrag je in Kraft tritt


Klimaaktivisten in
Brüssel protestieren
gegen das Mercosur-
Abkommen

REUTERS

/FRANCOIS LENOIR

US-OPIATE-KRISE

Pharmakonzern


erstmals verurteilt


In den USA ist erstmals ein Pharma-
Konzern im Zusammenhang mit der
Opiate-Krise zu Schadenersatz ver-
urteilt worden. Ein Gericht im Bundes-
staat Oklahoma verurteilte den Her-
steller Johnson & Johnson zu einer
Entschädigungszahlung in Höhe von
572 Millionen Dollar (515 Millionen
Euro). Durch irreführende Werbung
über in hohem Maße abhängig machen-
de Schmerzmittel hätten J&J und des-
sen Tochterfirma Janssen „die Ge-
sundheit und Sicherheit Tausender
Bürger Oklahomas beeinträchtigt“, so
das Urteil. J&J kündigte umgehend
Berufung an. „Janssen hat die Opiate-
Krise in Oklahoma nicht verursacht“,
erklärte der US-Konzern. In vielen
Regionen stellt die Suchtkrise ein dra-
matisches soziales Problem dar. Nach
Behördenangaben starben2017 landes-
weit Zehntausende Menschen an Über-
dosen von Opiaten. Im selben Jahr trug
der verbreitete Missbrauch von
Schmerzmitteln zu einer Absenkung
der Lebenserwartung in den USA bei.

BREE

Autozulieferer kauft


Taschenhersteller


Der Hersteller von Autositzbezügen
Coindu übernimmt das insolvente
deutsche Handtaschenunternehmen
Bree. Der portugiesisch-deutsche Le-
derkonzern hat über 6000 Beschäftigte
und erzielte 2018 rund 348 Millionen
Euro Umsatz. WELT-Recherchen ha-
ben ergeben, dass der Einstieg des
Konzerns bei dem 1970 in Hannover
gegründeten Taschenhersteller jetzt
beim Bundeskartellamt angemeldet
wurde. Ein Bree-Sprecher wollte die
Information auf Anfrage „weder be-
stätigen noch dementieren“. Jüngst
hatte Bree-Insolvenzverwalter Stefan
Denkhaus verkündet, dass mit einem
nicht näher genannten strategischen
Investor eine Vereinbarung zur Über-
nahme getroffen wurde. Sowerde die
Unternehmenszukunft gesichert und
die Traditionsmarke bleibe erhalten.

STAATSFINANZEN

OECD findet
Vermögensteuer gut

Die Industriestaaten-Organisation
OECD spricht sich für eine Vermögen-
steuer in Deutschland aus. „Grund-
sätzlich sehen wir bei der OECD Vor-
teile in einer Vermögensbesteuerung“,
sagte die Deutschland-Expertin der
Organisation für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung, Nicola
Brandt. Hauseigene Studien zeigten,
„dass sie weniger verzerrend wirkt und
damit weniger negative Effekte auf das
Wirtschaftswachstum hat als zum
Beispiel eine hohe Besteuerung von
Arbeitseinkommen“, erklärte Brandt.
„Sie ist auch in der Regel verteilungs-
gerecht, weil Vermögen insbesondere
in Deutschland sehr ungleich verteilt
sind.“ Das SPD-Präsidium hatte sich
am Montag für die Wiedereinführung
der Vermögensteuer ausgesprochen
und Eckpunkte beschlossen. Bundes-
wirtschaftsminister Peter Altmaier
lehnte das Vorhaben ab.

PHILIP MORRIS/ALTRIA

US-Tabakriesen prüfen


Zusammenschluss


Die US-Tabakriesen Philip Morris In-
ternational und Altria könnten ein
Bündnis schmieden. Beide Konzerne
erörterten einen Zusammenschluss
unter Gleichen, teilten sie mit. Da-
durch würde ein neuer Tabak-Riese mit
einem Marktwert von über 200 Milliar-
den Dollar entstehen. Es sei aber noch
offen, ob die Verhandlungen zu kon-
kreten Ergebnissen führen werden.
Altria hatte erst im Jahr 2008 Philip
Morris International Inc abgespalten –
der Mutterkonzern wollte dem Unter-
nehmen damit schnelleres Wachstum
ermöglichen. Altria hatte wegen des
aufgrund von Gesundheitsgefahren
unter anderem in den USA schrump-
fenden Tabakkonsums auch auf Dampf-
und E-Zigaretten, Cannabis-Produkte
und Alkoholika gesetzt. Philip Morris
International, mit rund 77.000 Be-
schäftigten weltweit führender Tabak-
Konzern, setzt nach eigenen Angaben
darauf, Zigaretten durch rauchfreie
Produkte zu ersetzen.

KOMPAKT


Die konsequente Anwendung des
Leistungsfähigkeitsprinzips spricht so-
gar gegen eine Vermögensteuer, weil
sie in allen diskutierten Vorschlägen
das Vermögen systematisch unvoll-
ständig erfasst. Als Bemessungsgrund-
lage der Vermögensteuer werden
hauptsächlich Grundvermögen, Kapi-
talvermögen und unternehmerisches
Betriebsvermögen betrachtet. Das
Humankapital wird hingegen regelmä-
ßig von der Vermögensteuer ausge-
nommen, ohne dass es hierfür eine
sachlogische Begründung gibt.
Versucht man die Argumentation
dennoch verfassungsrechtlich stabil
über eine Orientierung an der wirt-
schaftlichen Leistungsfähigkeit zu füh-
ren, stellt sich die Frage, warum nicht
mit offenem Visier für eine Reform der
Einkommensteuer gestritten wird.
Im für viele Wähler undurchsichtigen
Dickicht der einzelnen politischen Maß-
nahmen wurden zwar in jüngster Zeit
entsprechende Effekte erzielt, eine of-
fen ausgetragene Debatte um die Steu-
ersätze jedoch fehlt: Bezieher „hoher
Einkommen“ bekommen weder Baukin-
dergeldnoch Elterngeld.
Sie sollen auch nicht von der Ver-
pflichtung entlastet werden, für ihre
pflegebedürftigen Eltern aufzukom-
men, und sie werden nicht vom Solida-
ritätszuschlag befreit. Die Definition, ab

wann Bürger zu viel verdienen, um sich
die Wohltaten der Regierung zu verdie-
nen, variieren zwischen diesen Maßnah-
men erheblich.
Eine klare Regelung im Steuergesetz
wäre nicht nur ehrlicher, sondern auch
ein effizienteres Mittel, um Reich und
Arm näher zusammenrücken zu lassen.
Denn natürlich bliebe eine Vermögen-
steuernicht folgenlos für die Nichtver-
mögenden. Die von den Unternehmen
nicht durch höhere Preise überwälzbare


  • also die tatsächlich zu tragende – Ver-
    mögensteuerlast schmälert entweder
    den Unternehmensgewinn oder muss
    aus der Unternehmenssubstanz getra-
    gen werden.
    Auch wenn Vermögensteuersätze von
    einem Prozent moderat klingen, verber-
    gen sich dahinter erhebliche Belastun-
    gen: Bei einem Ertrag von zwei Prozent
    führt eine Vermögenssteuer von einem
    Prozent zu einer 50-prozentigen Belas-
    tung der Erträge.
    Es bleibt das Geheimnis der Befür-
    worter von Vermögensteuern, warum
    ausgerechnet in der aktuellen konjunk-
    turellen Lage Investitionen unattrakti-
    ver gemacht werden sollen.


TSteffen Roth ist Geschäftsführer am
Institut für Wirtschaftspolitik der Uni-
versität zu Köln. Oliver Arentz ist dort
stellvertretender Geschäftsführer.

gen bei der Einkommensbesteuerung
unberücksichtigt bleibt.
Befürworter der Vermögenssteuer ar-
gumentieren daher, dass durch Vermö-
gen fundierte Einkünfte (insbesondere
Kapitalvermögen, Grundvermögen und
Betriebsvermögen) geringeren Risiken
ausgesetzt seien als Einkünfte aus ab-
hängiger Beschäftigung. Allerdings sind
viele Kapitalanlagen – nicht erst seit der
Finanzmarktkrise – mit deutlich höhe-

ren Risiken behaftet als beispielsweise
Einkünfte aus einer Anstellung als Be-
amter oder als Arbeitnehmer im öffent-
lichen Dienst.
Zudem federn die sozialen Siche-
rungssysteme die finanziellen Risiken
sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
ter ab. Vermögen spielt daher gerade in
gut ausgebauten Sozialstaaten für die
meisten Bürger eine geringe Rolle bei
der Absicherung existenzieller Lebens-
risiken.
Die daraus resultierende statistische
Ungleichverteilung der Vermögen in
den gut ausgebauten Sozialstaaten wie
Schweden, Norwegen und Dänemark
oder eben auch Deutschland ist jedoch
kein Ausdruck tatsächlicher Wohl-
fahrtsunterschiede.
Für eine zusätzliche Besteuerung von
Vermögen wird außerdem angeführt,
dass der Vermögensbesitz an sich be-
reits die Leistungsfähigkeit des betref-
fenden Bürgers erhöhe. Personen mit
Vermögen seien etwa kreditwürdiger.
Allerdings erhöht auch das sichere Ein-
kommen des Beamten die Kreditwür-
digkeit erheblich.
Systematisch logisch wäre es also, die
Kreditwürdigkeit als erklärenden Fakto-
ren für künftige Einkommen anzuse-
hen, die in einer Ist-Ertrag-Besteuerung
erst dann der Steuer unterliegen, wenn
sie realisiert werden. Wie bisher also.

D


ie SPD erinnert sich in ihrem
Bemühen um Selbstfindung
und Abgrenzung zum ungelieb-
ten Koalitionspartner der Vermögen-
steuer. Eine höhere Belastung der „Rei-
chen“ zu fordern ist wenig originell. Es
steht der SPDgut an, den kleinen Mann
auf der Straße zu vertreten.
Als Partei hingegen, die die Hoffnung,
als Volkspartei wahrgenommen zu wer-
den, noch nicht gänzlich aufgegeben
hat, gilt es, steuerpolitische Pläne sach-
lich nachvollziehbar zu begründen. Ein
Verweis auf ein diffuses Gerechtigkeits-
empfinden der Wählermehrheiten ist
dazu nicht hinreichend.
Im Kontext umzuverteilender Steu-
ern ist das Leistungsfähigkeitsprinzip
von herausragender Bedeutung. Es be-
sagt zum einen, dass Personen mit glei-
cher ökonomischer Leistungsfähigkeit
steuerlich gleich behandelt werden
müssen. Zum anderen fordert es, dass
Personen mit höherer ökonomischer
Leistungsfähigkeit steuerlich stärker
belastet werden sollen.
Die ökonomische Leistungsfähig-
keit wird in modernen Steuersyste-
men vorwiegend durch die laufenden
Einkommen erfasst. Folgt man diesem
Ansatz, wäre eine zusätzliche Besteue-
rung von Vermögen nur dann ange-
zeigt, wenn ein Teil der wirtschaftli-
chen Leistungsfähigkeit aus Vermö-

GASTBEITRAG

Eine


VVVermögensteuerermögensteuer


iiist alles – nurst alles – nur


nicht gerecht


OLIVER ARENTZ UND STEFFEN ROTH

Außenminister Heiko Maas hat Bra-
silien aufgefordert, energischer
gegen die Brände im Amazonas-
Regenwald vorzugehen. Er habe
seinem brasilianischen Kollegen am
Montagabend deutsche Hilfe an-
geboten, sagte Maas am Dienstag
auf der Botschafterkonferenz in
Berlin. Brasilien müsse aber auch
daran erinnert werden, dass es mit
dem Mercosur-Handelsabkommen
mit der EU zugesagt habe, den Re-
genwald zu schützen.„Vielleicht
sollten wir das gerade in diesen
Tagen nicht verschweigen“, sagte er
in Anspielung auf Forderungen etwa
aus Irland oder Frankreich, das Ab-

kommen so lange nicht umzusetzen,
bis Brasilien stärker gegen die
Brandrodungen vorgeht. Das Mer-
cosur-Abkommen biete überhaupt
erst die Chance, Einfluss in einem
Land bei einer Gefahr zu nehmen,
die weltweite Auswirkung habe.
„Wir dürfen nicht tatenlos zusehen,
wie verheerende Brände die grüne
Lunge der Welt zerstören“, sagte
Maas. Auch Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron hatte zum Ab-
schluss des G-7-Gipfels am Montag
betont, dass man zwar die Souverä-
nität Brasilien achten müsse, die
Waldbrände aber dennoch eine
internationale Angelegenheit seien.

Maas erinnert Brasilien an Zusagen

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Konzern, setzt nach eigenen Angaben

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Konzern, setzt nach eigenen Angaben
darauf, Zigaretten durch rauchfreie
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