Süddeutsche Zeitung - 28.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
London–BeieinemTreffenallerOppositi-
onsparteienimbritischenParlament,zu
demLabour-ChefJeremyCorbyneingela-
denhatte,habensichdieParteien,dieei-
nenvertragslosenAusstiegausderEU–ei-
nenNoDeal–unbedingtverhindernwol-
len,aufeingemeinsamesVorgehengeei-
nigt.HatteLabourbishereinMisstrauens-
votumgegenPremierBorisJohnsonund
danacheineÜbergangsregierungunter
Corbynfavorisiert,sowilldieOpposition
nunerstallegesetzlichenundpraktischen
Möglichkeitenausschöpfen.IneinerErklä-
rung,dieDienstagmittagveröffentlicht
wurde,heißtes,manwolledieRegierung
daranhindern,dieArbeitdesUnterhauses
zublockieren–undeineVerschiebungdes
Austrittsdatumserreichen.EinMisstrau-
ensvotumgiltalsletztesMittel.
JohnsonhatteaufeinerPressekonfe-
renzaufdemG7-GipfelaufNachfrage
nichtausgeschlossen,dasserwomöglich
eineProrogationdesParlamentsplane;da-
mitistimVereinigtenKönigreichinderRe-
gelgemeint,dassdasUnterhausamEnde
einereinjährigenSitzungsperiodefüreine
Weilenichtzusammentritt.EineSchlie-
ßungdesParlaments,umeineGesetzge-
bungzuverhindern,diederRegierung
missfällt,wäreallerdingseinUnikum.Die
Oppositionsparteienhalteneinensolchen
Schrittnichtfürverfassungsgemäßund
würdendagegenpolitischsowie,wennnö-
tig,juristischvorgehen.
AußerdemhatdieOpposition–Labour,
Grüne,Liberaldemokraten,Schottische
Nationalpartei,PlaidCymruunddieUnab-
hängigeGruppe–beschlossen,indenkom-
mendenSitzungswocheneinGesetzzuver-
abschieden,dasJohnsoneinenNoDealre-
gelrechtverbietetundihndazuzwingen
soll,fürdenFall,dasserkeinenDealmit
derEUvordem31.Oktobererreicht,eine
VerschiebungdesBrexitdatumszubean-
tragen.ImFrühjahr,nochinderRegie-
rungszeitvonTheresaMay,hattedasParla-
mentschoneinmalmehrheitlicheinemsol-
chenVorstoßzugestimmt,derallerdings
fürdieRegierungnichtbindendwar.
ZudemwollendiesechsParteienversu-
chen,einePublikationvonRegierungsdo-
kumentenzuerzwingen,indenenSzenari-
enüberdieAuswirkungeneinesvertragslo-
senAustrittsausderEUformuliertsind.
Johnsonbetontbisheute,dasseinNoDeal
diebritischeWirtschaftnichtüberdieMa-
ßenbelastenwürde;dieOppositionbestrei-
tetdas.MitdemPlan,schonAnfangSep-
tember,nacheinemerfolgreichenMiss-
trauensvotum,eineÜbergangsregierung
miteinemLabour-Premiereinzusetzen,
konntesichdieParteinichtdurchsetzen.
WeilwohlzuwenigeTory-Abgeordnete
mitstimmenwürden,dieJohnsonnochei-
neChanceaufeinenDealgebenwollen,
wirddieserSchrittvorerstalsunrealistisch
angesehen. 

München–WiewichtigTiminginderPoli-
tikist,weißdieWeltspätestens,seitRepor-
tereinenverschwurbeltenSatzvonMicha-
ilGorbatschowumformuliertenzumkna-
ckigenAusspruch„Werzuspätkommt,
denbestraftdasLeben.“Auchdemtürki-
schenPräsidentistdieWeisheitsicherge-
läufig,inseinerlangenKarriereerkannte
RecepTayyibErdoğanoftdieGunstdesAu-
genblicks–etwa,alser2016denPutschver-
suchseinerGegnerdazunutzte,dieeigene
Machtauszubauen.
InderSyrienpolitikläufterjedochgera-
dehinterher.Wiestark,daszeigteam
DienstageineReisenachMoskau.Wäh-
rendeinerLuft-undRaumfahrtmessetraf
ErdoğandortRusslandsStaatschefWladi-
mirPutin,zunächstbeobachtetendiebei-
dendurchdunkleSonnenbrilleneineFlug-
show,späterludPutindenGastaufeinEis
ein.BeidenGesprächengingeszumeinen
umRüstungsdeals,währenddiePräsiden-
tenplauderten,landeteinAnkaraein
Transportflugzeug,umdasbereitsbestell-
teLuftabwehrsystemS-400zuliefern.

VorallemaberwarErdoğansAusflugzu
GorbatschowsNach-Nach-Nachfolgerden
GeschehnisseninIdlibgeschuldet:Trup-
pendessyrischenMachthabersBascharal-
Assadsversuchen,dieRebellenenklavein
SyriensNordenzuerobern.Nachdemsie
langekaumGeländegewinneerzielten,
überranntensievergangeneWochedie
StadtKhanScheikchun,inderenSüden
dietürkischeArmeeeinenBeobachtungs-
postenunterhält.AlsAnkaradieSituation
realisierte,waresbereitszuspät:Eineilig
entsandterKonvoimitVerstärkunger-
reichtedenStützpunktbeimWeilerMorek
nichtmehr,seitFreitagsinddiedortstatio-
niertentürkischenSoldateneingekesselt.
DiehämischenSelfiessyrischerKämp-
fervordembelagertenStützpunkt,dieAs-
sad-naheMedienseitherverbreiten,sind
fürErdoğanpeinlich.Schwererwiegtaber,
dassRusslandbisherkeinerleiEntgegen-
kommenzeigt:AußenministerSergejLaw-
rowsagtekühlineinemInterview,ersehe
keineVerletzungirgendeinesAbkommens
durchsyrischeTruppen–undbezeichnete
dieRegionumIdlibweiterals„Deeskalati-
onszone“.AngesichtsderAngriffe,die
nachUN-AngabenseitApril600000Men-
schenvertriebenundfast1000Menschen
getötethaben,wardaszynisch.UndAnka-
ragegenüberdreist:ImHerbst2018hatten

sichRusslandunddieTürkeiaufdieErrich-
tungvonBeobachterpostengeeinigt,dieei-
neWaffenruheüberwachensollten.
ErdoğandürftewenigHoffnunggehabt
haben,dassPutinnachdemgemeinsamen
Messebummelverkündenwürde,seinem
ProtegéinDamaskusvonnunanweitere
VormärscheinIdlibzuuntersagen.Alsdie
beidenPräsidentenvordieMikrofonetra-
ten,bliebesdannauchbeirechtallgemei-
nenSätzenzuIdlib,etwa,dassmanden
Terrorismusgemeinsambekämpfenwolle
undderStabilitätverpflichtetsei.DerGast-
geberbotErdoğanabernichteinmaleine
LösungfüreinengesichtswahrendenAb-
zugdertürkischenSoldatenausMorekan.
WährendsichdiebeidenPräsidentende-
monstrativnahegaben,könnteeineande-
refürErdoğanschlechtgetimteEntwick-
lungeinenDurchbruchverhinderthaben:
AmDienstagstartetenAufständischeeine
GegenoffensiveinIdlibunderoberten
mehrereDörferöstlichvonKhanScheik-
chun.DabeirücktensieaufeineStellung
derrussischenArmeevor,diewiedertürki-
scheBeobachterposten2018errichtetwur-
de.EinedauerhafteBedrohungfürRuss-
landsZieleinSyriendürftedasnichtdar-
stellen.AberPutinsBereitschaft,Erdoğan
entgegenzukommen,wirdderAngriff
nichterhöhthaben.
OffenerzeigtesichderrussischePräsi-
dentfürdietürkischePositioninderKur-
denfrage–dochauchhierdrohtErdoğan
Ärger,diesmalimeigenenLand.AmMon-
taghattentürkischeMedienberichtet,
dassfünfGeneräleumVersetzunginden
Ruhestandgebetenhaben.Sieallewaren
mitAufgabenandertürkischenSüdgren-
zeundaufsyrischemStaatsgebietbetraut.
FürdieHandlungsfähigkeitderinIdlibof-
fenbarüberfordertenArmeekönntedies
einProblemwerden.VorallemseiendieGe-
nerälemiteinemAbkommenunzufrieden
gewesen,hießes,dasAnkaramitWashing-
tongetroffenhat.DiemitdenUSAverbün-
deteKurdenmilizYPGbeherrschtnach
demSiegüberdenISdenNordostteilSyri-
ens,dieTürkeisiehtinihreineTerrororga-
nisation.ZuletztverlangtedieTürkeides-
halbdieEinrichtungeinerSicherheitszone
entlangderGrenze.VergangeneWochepa-
trouilliertenerstmalstürkischeundUS-
Hubschraubergemeinsam,amDienstag
gabendieKurdenbekannt,Stellungenan
derGrenzegeräumtzuhaben.Dochdas
wirdErdoğannichtreichen,erhattedem
Volkzuletztdeutlichmehrangekündigt,
nämlichdass„unsereBodentruppenbald
indieRegioneindringenwerden“.Nach
derDemissionderGeneräleistdasfragli-
cherdennje. 


SchnelleralsErdoğandenkt


DieEntwicklunginSyrienhältsichnichtandietürkischenPläne


Teheran–NochvoreinpaarWochenhatte
sichFrankreichsPräsidentEmmanuelMa-
croneinenkräftigenRüffelvonDonald
Trumpabgeholt.MitBlickaufdieseiteini-
genMonatenlaufendenVermittlungsbe-
mühungendesFranzosenimAtomstreit
mitIranhattederUS-Präsidentgetwittert:
„Ichweiß,dassEmmanuelesgutmeint,
wiealleanderen,aberniemandsprichtfür
dieVereinigtenStaatenaußerdenVereinig-
tenStaatenselbst.“InBiarritznunhörte
sichdasallesschonversöhnlicheran.Die
entscheidendeFrageindenkommenden
Wochenwirdnunsein,obMacronsdiplo-
matischeInitiativeträgtunddieEskalati-
onsspiraleimPersischenGolfundinder
gesamtenRegionaufzuhaltenvermag.
BiszueinemmöglichenGipfeltreffen
zwischenTrumpundIransPräsidenten
HassanRohani,das40JahrenachderIsla-
mischenRevolutionungeheurenSymbol-
werthätte,istesnocheinweiterWeg–das
machtendieReaktionenamDienstaginTe-
herandeutlich.Macronsprichtaberschon
seitWochenmitIran,Russland,denande-
renEuropäernundChinaüberkonkrete
Angebote,mitdenenerdasAtomabkom-
menrettenwill.TrumpwarimMai
ausdemDealausgestiegen.EinJahrspä-
terhatteerimZugeseiner„Kampagnedes
maximalenDrucks“dieletztenAusnahme-
genehmigungenvondenÖlsanktionenkas-
siertunddamitdieKriseangeheizt.
AndiesemPunktsetztMacronan,denn
dieÖlexportesindfürIrandiewichtigste
Einnahme-undDevisenquelle.Diploma-
ten,dieindieGesprächeinvolviertsind,sa-
gen,dassihnendieiranischenUnterhänd-
lersignalisierthätten,siekönntenvorerst
damitleben,wennAusfuhrenvon
BarrelproTagsichergestelltwerden.Das
istzwarnurknappeinDritteldessen,was
dieIslamischeRepublikvoreinemJahrver-
kaufenkonnte,aberdeutlichmehralsder-
zeit.ZuverlässigeZahlengibtesnicht,die
Schätzungenreichenvon100000bis
400000Barrel.SpäterwillIrandannwie-
der1,5MillionenBarrelverkaufen.
Macronverfolgtdabeizweiparallele
Stränge.ZumeinenversuchterseitMona-
ten,wieauchKanzlerinAngelaMerkel
schon,Trumpdavonzuüberzeugen,vor-
übergehendwiederAusnahmegenehmi-
gungenfürÖlverkäufezuerteilen.Dieseso-
genannten„Waiver“könnenRegierungen
vonDrittstaatenbeantragen,dieÖlvon
Irankaufenwollen;siegaltenjeweilsfür
sechsMonate,bevorTrumpsieauslaufen
ließ.SiestellenUnternehmenvonStrafen
indenUSAfrei,diesieandernfallszube-
fürchtenhätten;einechinesischeFirma
wurdebereitszumZielvonSanktionen.

ZumanderenwillMacronprüfen,wie
diefinanziellenTransaktionenfürsolche
Ölverkäufeabgewickeltwerdenkönnten.
DieUS-SanktionenverbietenIrandieNut-
zungvonDollar,dieüblicheWährungam
Ölmarkt,undschneidetIrandefactoden
ZugangzuminternationalenFinanzsys-
temab.HiererwägtMacron,dievonFrank-
reich,GroßbritannienundDeutschlandge-
gründeteZweckgesellschaftInstexzunut-
zenundsiemitKreditlinieninMilliarden-
höheauszustatten,dieeserlaubenwür-
den,Ölgeschäfteabzuwickeln.Dafürhatte
sichTrumpinBiarritzoffengezeigt.Euro-
päischeDiplomatendagegensagtennoch
vorkurzem,esseischwervorstellbar,aus
demSteuergeldderbeteiligtenStaaten
letztlichdeniranischenStaatshaushaltvor-
zufinanzieren,ohnejeglicheKontrolle,wo-
fürdasGeldverwendetwird.
IransollnachMacronsPlanimGegen-
zugdasAtomabkommenwiedervollstän-
digeinhalten.MitdiesemPaketwillerdie
EskalationstoppenunddieAtmosphäre
undZeitfürdirekteGesprächezwischen
IranunddenUSAschaffen.Trumphatteei-
nerVermittlungsmissiondesjapanischen
PremiersShinzoAbezugestimmt,nichtzu-
letztweilerdasZielderEuropäer,das
Atomabkommenzuerhalten,nichtteilt.

AbewarinTeheranzwarfreundlichemp-
fangengeworden,hattesichaberfürsein
AnsinneneineAbfuhrabgeholt.Offenist,
wieesnunMacronergehenwird.
RohanisiehtsichstarkemWiderstand
ausdemLagerderKonservativengegen
neueGesprächemitdenUSAgegenüber,
vorallemwenndiesedasRaketenpro-
grammoderdieRegionalpolitikumfassen
sollen.AndersalswährendderVerhandlun-
genmitdenUSAundanderenWeltmäch-
ten,die2015zumAtomabkommenführ-
ten,istseinRückhaltinderBevölkerung
starkgeschwunden.VieleIranermachen
nichtalleindieUS-SanktionenfürdieWirt-
schaftskriseverantwortlich,sondernMiss-
managementderstarkvomStaatabhängi-
genWirtschaftundKorruption.
ImFebruarkommendenJahresstehen
Parlamentswahlenan,diepolitischeAus-
einandersetzunginnerhalbdesvomRe-
gimezugelassenenpolitischenSpektrums
wirdschärfer.DieUltrakonservativenhof-
fenaufGewinne,wennenttäuschteAnhän-
gerderReformistennichtzurWahlgehen,
weilRohani,eingemäßigterKonservati-
ver,ihreHoffnungennichterfüllthat.Ein
neuerDealmitdenUSAdagegenwürdeRo-
haniundseinenUnterstützernzweifellos
helfen. -



TelAviv–IsraelsMilitäristinAlarmbe-
reitschaftundhatsichwegenbefürchte-
terAngriffeausLibanonfünfKilometer
hinterdieGrenzezurückgezogen.Minis-
terpräsidentBenjaminNetanjahuwies
DrohungenvonHisbollah-ChefHassan
Nasrallahzurück.„Erweißsehrgut,
dasssichderStaatIsraelgutzuverteidi-
genundesseinenFeindenheimzuzah-
lenweiß.“ZuvorhattedieHisbollah
Israelvorgeworfen,einederzweibei
BeirutabgestürztenDrohnenmit
Sprengstoffbestücktzuhaben.Für
LibanonsPräsidentMichelAoun
kommtderDrohneneinsatzeiner
Kriegserklärunggleich.MilitantePaläs-
tinenserfeuertenamDienstagerneut
eineRaketeaufIsrael,dieArmeegriff
ZieleimGazastreifenan.  

München–NaheLibyensKüsteistes
inderNachtzumDienstagerneutzum
UntergangeinesFlüchtlingsbootes
gekommen.DieUN-Migrationsorgani-
sationIOMteilteperTwittermit,es
seienetwa60Menschengerettetwor-
den,dochmüssemanbefürchten,dass
rund40Migrantenertrunkenseien,
darunterFrauenundKinder.Italiens
amtierenderInnenministerMatteo
SalvinihatindeswiedereinemSchiff
einerHilfsorganisation(NGO)unter-
sagt,italienischeHäfenanzulaufen.Die
EleonorederdeutschenNGOLifeline

hatteamMontagetwa100Menschen
voneinemSchlauchbootaufgenommen
(FOTO: DPA),das50KilometervorLibyen
amSinkenwar.DieChancenfürFlücht-
lingsboote,gesichtetzuwerden,dürf-
tennunweitersinken.WieLaRepubbli-
caberichtete,hatItaliensLuftfahrtamt
EnaczweiKleinflugzeugendieStarter-
laubnisentzogen.SieflogenfürNGOs
zurAufklärungüberdemMittelmeer.
DieMoonbirdunddieColibriseienaber
nurfürHobbyflügezugelassen,argu-
mentieredieEnac.



Singapur–NochhatsiekeinenNamen.
Wiewirdsieaussehen?Wemwirdsieäh-
neln?DieIndonesierwissennochnichtall-
zuvielüberihrneuesBaby.NurdassdieGe-
burtnundochnäherzurückenscheint.Prä-
sidentJokoWidodotratAnfangderWoche
vordieNationundverkündete,dassIndo-
nesieneineneueHauptstadtbekommen
wird.
NunwissendieLeuteschoneineWeile,
dassWidodoaufdiesesZielhinarbeitet,in-
sofernhieltsichdieÜberraschungüberdie
offizielleAnkündigunginGrenzen.Das
Parlamentistnunbeauftragt,einGesetz
auszuarbeiten,umdenUmzugraschanzu-
schieben.DieRegierunghabedieOptio-
nennundreiJahrelangeingehendstu-
diert,sagteWidodo.UndimErgebnissei
dieWahlaufKalimantangefallen,dasist
derindonesischeTeilderInselBorneo.
EskönntedaskompliziertesteProjekt
werden,dasderStaatseitderUnabhängig-
keitvondenHolländernjemalsangepackt
hat;zumaldieRegierungnunvonInselzu
Inselumziehenmuss.AlsBauplatzfürden
künftigenRegierungssitzhatWidodoein
küstennahesGebietimOstenBorneosbe-
nannt,nichtweitvonderStadtBalikpapan
entfernt.DieHauptstadtwirddemnachin
dietiefeProvinzverlegt.EingroßesAben-
teuer?Ganzbestimmt.DochanderEnt-
schlossenheitJokowis,wiedieIndonesier
ihrenPräsidentennennen,gibteskaum
Zweifel.
SchoninfrüherenJahrzehntenspielten
PolitikerinJakartamitderIdee,dieHaupt-
stadtzuverlegen.Allerdingshatkein
StaatschefdasVorhabensoernsthaftvor-
angetriebenwieWidodo.Unddasdürfte
mitderimmerzuwachsendenMiserein
derbestehendenHauptstadtJakartazu
tunhaben.ImEinzugsgebietderMetropo-
lelebenjetzt30MillionenMenschen,die
StadtisteinMoloch,dessenVerkehrsstaus
solegendärwiegefürchtetsind.Mangeln-
dePlanunghatdasBallungsgebietüber
dieJahrzehnteinmassiveMobilitätspro-
blemegestürzt,MüllundSmogsind
schwerbeherrschbar.
Dochambedrohlichstenist:Jakarta
sinkt,teilssenktsichderBodenum25Zen-
timeterimJahrab,wasvorallemdaran
liegt,dassdieBewohnersovielWasseraus
demBodenpumpen.DamitsteigtdieGe-
fahrvonÜberflutungen,vorallemimNor-
denderStadt.EinSchutzwallimMeersoll
künftigdasSchlimmsteverhindern,doch
Widodoistfrustriert,dasssichderBauim-
merwiederverzögert.DerKlimawandel
dürftedieLeidenJakartasweiterverschär-
fen,weilderMeeresspiegelsteigtundda-
mitzurechnenist,dassStürmeheftiger
wütenalszuvor.
AnapokalyptischenSzenarienfürJakar-
tamangeltesnicht,insofernsprichtvielda-

für,neueWegezugehen:„Jakartaträgtei-
neüberwältigendeBürdealsZentrumder
Verwaltung,derGeschäftswelt,vonFinan-
zen,HandelundDienstleistungen“,erklär-
tederPräsident.IhreRollealsWirtschafts-
metropolesolldieStadtzwarbehalten,
dochderPräsidentwillsiedurchdenAb-
zugdesRegierungssitzesentlasten.Wo-
möglichwirddashelfen,vonJakartazuret-
ten,wasnochzurettenist.
Widodosagte,dassIndonesienbisher
nieinderLagegewesensei,seineHaupt-
stadtselbstzuwählen,erspieltedamitauf
dieholländischenKolonialherrenan,dieih-
reostasiatischenBesitzungenseitdem17.
JahrhundertvomHandelsposteninBata-
viaauskontrollierten,dasspäterdannin
Jakartaumbenanntwurde.Widodoer-
wähntedieskaumzufällig,hoffterdoch,
dassdieWahleinerneuenHauptstadtden
WillenzurEinheitstärkt.
JakartasymbolisiertnichtnurdasErbe
derKolonialzeit.DieStadtliegtaufJava

unddamitaufjenerInsel,dieIndonesien
ökonomischundpolitischstetsdominier-
te,obgleichsiediekleinstedersogenann-
ten„GroßenSundainseln“ist.Sumatra,
BorneoundSulawesisindwenigerentwi-
ckelt,ganzzuschweigenvonTausenden
kleinerenInseln,diezumriesigenStaatsge-
bietgehören.DieAufgabe,dieentlegenen

RegionenimInselarchipelstärkeranzubin-
den,giltalsimmens.UndesgibtseitLan-
gemeineindonesischeDebattedarüber,
obesnichteinSchrittzumehrGerechtig-
keitwäre,dieHauptstadtIndonesiensstär-
kerzu„zentrieren“,dasheißt,einenStand-
ortzufinden,dergeografischweitgehend
inderMittezwischenSumatraimWesten
undPapuaimOstenliegt.DieseÜberle-

gungmachteBorneozumFavoriten.„Der
Standortistsehrstrategisch“,versicherte
Widodo.Ermöchte,dassdieserOrtdann
auchzurKeimzellefürAufschwunginver-
nachlässigtenGegendenwird.
DerStandorthatnocheinenweiteren
Vorteil:EsgibtkeinespeiendenVulkanein
derNähe.AußerdemistaufBorneonoch
verfügbar,wasaufJavaaufgrundderBe-
völkerungsdichteäußerstknappgewor-
denist:Land.ZweiDistriktewurdenfür
denBauausgewählt.DortbesitztderStaat
bereits1800QuadratkilometerGrund,an-
fangssollsichdieMetropoleüber400Qua-
dratkilometererstrecken,siewäredannet-
wasgrößeralsMünchen.DieKostenwer-
denauf30Milliardengeschätzt.Schonab
2024hofftdieRegierung,mitdemUmzug
ersterBeamterzubeginnen.
EinzigartigistsoeinHauptstadt-Trans-
fernicht,schonandereLänderhabenneue
Verwaltungs-oderRegierungszentrenge-
baut,umdiealtenHauptstädtezuersetzen

oderzuentlasten,NigeriaundBrasilien
sindBeispieledafür.Borneowarfrüher
fastüberallvonRegenwaldbedeckt,doch
massiverHolzeinschlag,FeuerunddasAn-
legenvonPalmölplantagenhabendieTro-
penwälderweitgehendzerstörtoderso
starkfragmentiert,dasseinstverbreitete
TierartenwiedieOrang-Utansinzwischen
alsextremgefährdetgelten.
AuchderAbbauvonKohlehatviele
Schädenangerichtet.UnddasneueGroß-
projekt?EsgibtSorgen,dassderZuwachs
anBevölkerungdenDruckaufdieUmwelt
Borneosweitererhöht.Planungsminister
BambangBrodjonegorosicherteimmer-
hinzu,dassSchutzgebietedurchdenBau
nichttangiertwürden,auchwillergeschä-
digteFlächenwiederaufforsten,sodasssie
derStadtalsGrüngürtelnützen.Wenndas
gelingt,wirddieneueHauptstadtdeutlich
andersaussehenalsdieBetonburgJakar-
ta,wojederBaumschonzurRaritätgewor-
denist.

DEFGH Nr. 198, Mittwoch, 28. August 2019 (^) POLITIK HF3 7
Allianzgegen
BorisJohnson
DieOppositionwillperGesetzden
BrexitohneVertragverhindern
FranzösischeVerhandlungskunst
MacronwillIranunddieUSAaneinenTischbekommen–undsodenAtomdealretten
AssadsSoldatenschießen
hämischeSelfiesvor
eingekesseltenTürken
JakartahatalsHauptstadtausgedient.DieMetropolesinktjedesJahrumbiszu25Zentimeterab. FOTO: ULETIFANSASTI/GETTY
IransPräsidentHassanRohanistehtinnenpolitischunterDruck:SeinRückhaltin
derBevölkerungiststarkgeschwunden. FOTO: KEITH BEDFORD/REUTERS
AuchandereLänderhabenihre
Hauptstädteverlegt,etwa
BrasilienoderNigeria
MilitärbefürchtetAngriffe
TotebeiUntergangvorLibyen
UmzugindenDschungel
IndonesiensHauptstadtgiltalsMoloch,derimMeerzuversinkendroht.UmJakartazuentlasten,bautsichderInselstaateineneueKapitale
aufBorneo,dasfürseineRegenwälderundOrang-Utansbekanntist.KritikerwarnenvordenFolgenfürdieUmwelt
AUSLAND
RELEASED
ZieleimGazastreifenan.
RELEASED
ZieleimGazastreifenan.BY
eineRaketeaufIsrael,dieArmeegriff
BY
eineRaketeaufIsrael,dieArmeegriff
ZieleimGazastreifenan.ZieleimGazastreifenan.BY
"What's
kommtderDrohneneinsatzeiner
"What's
kommtderDrohneneinsatzeiner
Kriegserklärunggleich.MilitantePaläs-
"What's
Kriegserklärunggleich.MilitantePaläs-
tinenserfeuertenamDienstagerneut
"What's
tinenserfeuertenamDienstagerneut
eineRaketeaufIsrael,dieArmeegriffeineRaketeaufIsrael,dieArmeegriff"What's
News"
BeirutabgestürztenDrohnenmit
News"
BeirutabgestürztenDrohnenmit
Sprengstoffbestücktzuhaben.Für
News"
Sprengstoffbestücktzuhaben.Für
LibanonsPräsidentMichelAoun
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LibanonsPräsidentMichelAoun
kommtderDrohneneinsatzeinerkommtderDrohneneinsatzeinerNews"
vk.com/wsnws
Kriegserklärunggleich.MilitantePaläs-
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Kriegserklärunggleich.MilitantePaläs-
tinenserfeuertenamDienstagerneut
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tinenserfeuertenamDienstagerneut
eineRaketeaufIsrael,dieArmeegriff
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ZieleimGazastreifenan.
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LibanonsPräsidentMichelAoun
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Kriegserklärunggleich.MilitantePaläs-
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