von silvia liebrich
O
hne Kaffee können sich viele
Menschen den Start in einen
neuen Tag nicht vorstellen.
Kaum wegzudenken ist der
Wachmacher aus dem Arbeits-
alltag, immer dann etwa, wenn die Kräfte
nachlassen oder einfach nur als Stim-
mungsaufheller. Kaffeetrinken, das bedeu-
tet viel mehr, als nur einfach an einer Tas-
se zu nippen. Kaffeetrinken, das ist der In-
begriff unseres Lebensstils.
Zugleich ist die schwarze Bohne ein
Symbol dafür, was an unserer Art der Er-
nährung nicht stimmt: sie ist alles andere
als nachhaltig, und das lässt sich auch
nicht einfach so ändern. Angebaut in fer-
nen Ländern, meist von unterbezahlten
Bauern, transportiert über weite Strecken
und im schlechtesten Fall noch in Alumini-
um-Kapseln verpackt – all das macht Kaf-
fee zu einem Produkt mit schlechter Kli-
ma-, Umwelt- und Sozialbilanz.
Verzicht üben kann und will trotzdem
kaum jemand. Heimischer Kamillentee
taugt eben nicht als Kaffeeersatz. Aber be-
deutet das nun: einfach alles so lassen wie
es ist? Ganz sicher nicht.
Die Lösung liegt irgendwo auf der Ach-
se zwischen totalem Verzicht und gedan-
kenlosem Konsum. Wo genau, das muss je-
der selbst für sich herausfinden. Eine Er-
nährung, die gut für den Planeten und die
Menschheit ist, lässt sich nicht per Dekret
verordnen. Sie ist eine Sache von Vernunft
und Verstand, aber auch des persönlichen
Geschmacks und der eigenen Bedürfnis-
se. Fest steht aber auch, Verbraucher kön-
nen mit ihren Kaufentscheidungen mehr
Einfluss nehmen, als viele glauben.
Wer die richtige Wahl für seinen Speise-
plan treffen will, dem hilft es, die wichtigs-
ten Fakten zu kennen. Fast ein Viertel aller
von Menschen verursachten Treibhausga-
se stammen aus der Landwirtschaft, sie
hängen also direkt mit der Ernährung zu-
sammen, wie der Weltklimarat feststellt.
Ein großer Teil der schädlichen Emissio-
nen geht dabei auf das Konto eines welt-
weit wachsenden Fleischkonsums. Das ist
auch Grund dafür, dass auf immer mehr
Ackerfläche Tierfutter erzeugt wird.
Was das heruntergebrochen für den ein-
zelnen Verbraucher bedeutet, haben Wis-
senschaftler der britischen Universität Ox-
ford für denSpiegelerrechnet: Pro Kopf
und Jahr verursachen die Deutschen im
Schnitt elf Tonnen Treibhausgase. Wer
aber vegan lebt, also auf tierische Produk-
te verzichtet, verringert seinen CO 2 -Aus-
stoß bei sonst identischem Lebensstil um
zwei Tonnen. Das sind knapp 20 Prozent,
die einen gewaltigen Unterschied machen.
Auch beim Wasserverbrauch liegt die
Fleischproduktion weit vorn. Für ein Kilo-
gramm Rindfleisch fallen mehr als 16 000
Liter an. Und wer glaubt, dass hier das obe-
re Ende erreicht sei, irrt. Für ein Kilo Röst-
kaffee veranschlagen Forscher gar einen
Verbrauch von knapp 19 000 Liter Wasser.
Zum Vergleich: ein Kilo Weizen schlägt
nur mit gut 1400 Liter zu Buche. Weniger
oder kein Fleisch, Eier oder Milchproduk-
te zu essen ist gemessen an diesen Zahlen
wahrscheinlich bei den meisten Men-
schen der wichtigste Hebel für eine nach-
haltige Ernährung.
Das Problem dabei ist: Verbraucher er-
fahren auf Lebensmittelverpackungen
zwar viel über Nährwerte und Zusatzstof-
fe, aber nichts über Treibhausgasbilan-
zen, Wasserverbrauch und den Rohstoff-
verbrauch für Inhalt und Verpackung. Und
wer kann schon aus dem Stand sagen, wie
viele Zutaten in der Pizza oder der Fertig-
suppe aus dem Supermarkt stecken, und
welchen Weg diese hinter sich haben. Ge-
schweige denn, wie groß der CO 2 -Abdruck
etwa einer Orange aus Südafrika oder der
Schokolade aus der Schweiz ausfällt.
Was nachhaltige Ernährung genau be-
deutet, damit beschäftigt sich auch die Ge-
sundheitswissenschaft. Die EAT-Lancet
Commission, ein Team renommierter For-
scher aus 16 Ländern, stellte Anfang des
Jahres einen Speiseplan vor, der nicht nur
Krankheiten wie Herzinfarkt und Diabe-
tes vorbeugen soll, sondern auch die Gren-
zen und Ressourcen des Planeten berück-
sichtigt. Im Kern setzt diese sogenannte
Planetary Health Diet darauf, tierische Pro-
teine durch pflanzliche zu ersetzen. Ein
Mensch darf demnach pro Tag unter ande-
rem 300 Gramm Gemüse, 75 Gramm Hül-
senfrüchte, 31 Gramm Zucker und maxi-
mal 14 Gramm Rind- oder Schweine-
fleisch verzehren. Die Planeten-Diät ist ei-
ne Art Formel dafür, wie sich die wachsen-
de Menschheit ernähren lässt, ohne die Le-
bensgrundlagen zu zerstören.
Keine Frage, solche Vorgaben mögen ei-
ne grobe Richtschnur sein, wirklich prakti-
kabel sind sie im täglichen Leben kaum,
schließlich lässt sich mit 13 Gramm Ei pro
Tag schlecht kochen. Dass selbst Enthusi-
asten angesichts solch nüchterner Vorga-
ben die Lust am Besseressen verlieren
könnten, wer mag ihnen das verdenken.
Es geht aber auch deutlich einfacher.
Wer weder Lust noch Zeit hat, komplizier-
te Berechnungen anzustellen, dem hilft es,
das große Ganze im Blick zu behalten. Die
einfache Faustregel lautet: weniger tieri-
sche Produkte auf den Speiseplan setzen,
dafür mehr regionales und saisonales
Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse.
Auch wer öfter selbst zum Kochlöffel
greift, hat schon einiges gewonnen. Denn
je höher der Verarbeitungsgrad eines Le-
bensmittels, desto höher fallen in der Re-
gel CO 2 -Ausstoß, Wasser- und Rohstoff-
verbrauch aus. Wer dann noch darauf ach-
tet, seine Lebensmittel so zu verwerten,
dass kaum etwas verdirbt und möglichst
wenig Verpackungsmüll anfällt, hat be-
reits viele gute Entscheidungen getroffen,
ohne großen Aufwand zu betreiben.
Wer es noch besser machen will, kann
Biolebensmittel kaufen und auf Produkte
aus fairem Handel achten. Doch Vorsicht:
die Zeichen machen noch kein besonders
umweltfreundliches Produkt. Eine Bana-
ne mit Öko- und Fairtrade-Siegel steht im
Nachhaltigkeitsranking zwar weiter oben
als ihre Schwester aus konventionellem
Anbau. Verglichen mit einem heimischen
Apfel schneiden aber beide schlechter ab.
Schuld ist der lange Transportweg. Richtig
kompliziert wird es, wenn ein Bioapfel aus
Neuseeland ins Spiel kommt. Die CO 2 -Bi-
lanz eines Bodenseeapfels fällt deutlich
besser aus, vorausgesetzt er wird bald
nach der Ernte zügig verkauft. Liegt er
mehrere Monate mit hohem Energieauf-
wand im Kühlhaus, könnte frisches Obst
aus Neuseeland schon wieder vorn liegen.
Alles Wissen nützt freilich wenig, wenn
die Bereitschaft fehlt, die eigenen Gewohn-
heiten infrage zu stellen und zu ändern.
Und hier liegt das eigentliche Problem:
Umfragen zufolge legen weniger als 20 Pro-
zent der Menschen Wert auf regionale, sai-
sonale oder ökologische Lebensmittel. Im
Umkehrschluss bedeutet das: Dem größ-
ten Teil der Bevölkerung ist es schlicht
schnuppe, wie sich die eigenen Ernäh-
rungsgewohnheiten auf Umwelt und Kli-
ma auswirken. Wer wirklich etwas ändern
will, sollte an diesem Punkt ansetzen. Ziel
muss es sein, auch die restlichen 80 Pro-
zent zum Umdenken zu bewegen. Ein
schwieriges Vorhaben, schließlich neh-
men viele Menschen beim Essen noch
nicht einmal Rücksicht auf die eigene Ge-
sundheit. Warum sollten sie sich da um
Umwelt und Klima scheren?
Die einfache Antwort lautet: weil es
Spaß machen kann und nicht viel kosten
muss. Eine nachhaltige Ernährung ist kei-
ne Frage des Geldbeutels, sondern eine
Frage des Willens. Den Speiseplan zu än-
dern kann bereichernd und unterhaltsam
sein. Wer experimentierfreudig ist, findet
im Internet eine unglaubliche Vielfalt an
Rezepten, und die Resonanz jener Men-
schen, die sie bereits ausprobiert haben.
Das eigene Essen zu fotografieren und im
Netz zu teilen, hat sich zu einem Volks-
sport entwickelt. Ein lecker angerichteter
Pflanzen-Burger ist überzeugender als je-
der Ernährungsvortrag. Selbst Menschen,
die sonst gern Fleisch essen, greifen da
gern auch mal zur fleischlosen Variante –
einfach weil es schmeckt, und nicht weil
sie sich dazu gedrängt fühlen.
Am Ende steht die Erkenntnis, weniger
Fleisch essen, das bedeutet nicht schlech-
ter Essen. Wer seine Gewohnheiten än-
dert, lernt neue Zutaten kennen, ernährt
sich gesünder und erschließt sich völlig
neue Geschmackswelten. Die Angst vor ei-
nem Verlust an Lebensqualität ist völlig un-
begründet. Wer mit einem schmalen Haus-
haltsbudget zurechtkommen muss, kann
trotzdem gutes Fleisch essen, nur selte-
ner, dann aber in besserer Qualität.
Umsichtig einkaufen, bedeutet auch
nicht, dass exotische Früchte wie Ananas,
Mango oder Avocado gleich ganz vom Ein-
kaufszettel verschwinden müssen. Es
reicht, wenn man sie so behandelt, wie
dies bis vor wenigen Jahrzehnten noch üb-
lich war: als etwas Besonderes, das nicht je-
de Tag auf den Tisch kommen muss. Um
zu erkennen, dass eine Ein-Euro-Ananas
aus dem Supermarkt ganz sicher nicht
nachhaltig ist, muss man kein Umweltex-
perte sein.
Es lohnt sich auch, Ernährungsdogmen
und Tipps kritisch zu hinterfragen. Egal
ob Mondphasen-, Dornröschen- oder Pa-
leo-Diät, vieles davon dient in erster Linie
dazu, die Konten jener zu füllen, die hier
ein Geschäft wittern. Völlig überschätzt
sind auch die sogenannten Superfoods,
die oft vor allem eines sind: superschlecht
für die Umwelt, weil sie nicht selten aus
weit entfernten Anbaugebieten in Südame-
rika, Australien, Afrika oder Asien kom-
men. Dabei wachsen die Alternativen vor
unserer Haustür. Heimische Heidelbeeren
oder schwarze Johannisbeeren können bei
den Inhaltsstoffen leicht mit exotischen
Acai- oder Goji-Beeren mithalten. Leinsa-
men aus Europa sind nicht nur billiger als
Chiasamen, sondern meist auch weniger
mit Pestiziden belastet.
Bleibt das Fazit: sich gut, gesund und
umsichtig zu ernähren ist längst nicht so
kompliziert, wie manche befürchten. Und
es braucht dafür auch nicht ständig den
Rat eines Umwelt- und Ernährungsexper-
ten. Wer sich an ein paar einfache Grund-
sätze hält, spart viel Zeit. Zeit, die sinnvol-
ler genutzt ist beim Kochen und einem ge-
meinsamen Essen mit Familie und Freun-
den. Ein guter Kaffee zum Schluss kann da
ein Highlight sein, aber vielleicht darf es
da ja zur Abwechslung auch mal ein erfri-
schender Minztee sein – einen Versuch ist
es wert. Ein guter Einstieg ins Umdenken
wäre es allemal.
Folge 12 der Nachhaltigkeitsserie erscheint am
- September zum Thema: Kosmetik
Jackie Hunt gilt als eine der mächtigsten
Frauen der Finanzwelt. Die gebürtige
Südafrikanerin hat beim Versicherungs-
konzern Allianz dafür gesorgt, dass die
Problemtochter Pimco aufhört, Geld zu
verlieren – eine Folge der Firmenpolitik
des über-selbstbewussten Pimco-Grün-
ders Bill Gross. Hunt erzählt imMon-
tagsinterviewvon ihrem Aufstieg über
vier Kontinente bis nach München.
In der Nachhaltigkeitsserie amDienstag
geht es um Kosmetik, Cremes und Sham-
poo. Was ist gut für die Umwelt und die
eigene Gesundheit? Im Badezimmer
kann man etwa unnötige Verpackung
einsparen, doch das ist nicht der einzige
Tipp. Wie sich auch Arbeitnehmer ökolo-
gisch verhalten können, zeigt Alexander
Hagelüken amDonnerstagin der nächs-
ten Folge der Nachhaltigkeitsserie. Denn
wenn es um ökologisches Verhalten
geht, denken viele nur an die anderen:
an die Industrie, oder an die Konsumen-
ten als Fleischesser und Vielflieger. Die
sollen sich bitte zusammenreißen. Aber
was ist mit dem Büroarbeiter?
Jacqueline Lang hat Caroline Sinders für
dasMittwochsporträtgetroffen. Die
gebürtige Amerikanerin arbeitet gerade
daran, Feminismus digital abbildbar zu
machen. Mit den Daten will Sinders
(FOTO: ALANNAH FARRELL)im Anschluss einen
feministischen Bot entwickeln. Die Idee
dazu kam ihr, als sie im US-Wahlkampf
2016 Hasskommentare analysiert hat.
Start-ups gibt es nicht bloß in Berlin,
München und anderen Großstädten,
sondern zum Beispiel auch im Saarland.
Elisabeth Dostert hat dort einige interes-
sante junge Unternehmen aufgetan und
berichtet darüber amMittwoch.
AmMittwochabendkommt die offiziel-
le Entscheidung, welche Aktiengesell-
schaft den deutschen Leitindex Dax
verlassen muss. Es gilt als sicher, dass es
Thyssenkrupp treffen wird, eines der
Gründungsmitglieder des Index. Der
Abstieg erzählt viel über den Wandel der
deutschen Industrie, Benedikt Müller
wird sich damit beschäftigen.
Die Sonne hat diesen Sommer geschie-
nen, Wind wehte auch: Von Juni bis Au-
gust speisten Windräder und Photovolta-
ikanlagen zusammen 39,3 Terawattstun-
den Strom ins öffentliche Netz ein, hat
das Fraunhofer-Institut für solare Ener-
giesysteme errechnet. Aber es soll, es
muss noch mehr werden, wenn das mit
dem geplanten Kohleausstieg klappen
soll, es braucht die doppelte Leistung.
Der dafür benötigte Ausbau der Wind-
energie wird aber immer schwieriger.
AmDonnerstagfindet daher ein Wind-
gipfel statt: Bundeswirtschaftsminister
Peter Altmaier (CDU) lädt Vertreter der
Branche und der Bundesländer zum
Krisentreffen.
Was noch?Die Bank-App eines Manns
in Irland hat ihm plötzlich einen unge-
wöhnlichen Kontostand gezeigt: Angeb-
lich betrug sein Guthaben 197 Millionen
Euro. Das war nur ein Darstellungsfeh-
ler, meldet das irische Fernsehen. Der
Mann ging aber entspannt damit um,
fast so weise, dass es als Aphorismus in
die Beraterliteratur eingehen könnte für
die Fälle, in denen der Manager auch
keine Lösung kennt: „Ich wusste nicht,
was ich tun sollte. Ich habe mich am
Kopf gekratzt.“ Denn das Problem löste
sich, wie mitunter überraschend viele
im Büroalltag, von alleine. Zwei Stunden
später zeigte die App wieder den alten
Kontostand an. bastian brinkmann
Anders Essen kann Spaß machen.
Zugleicheröffnet es neue Geschmackswelten
Wer umsichtig einkaufen will, dem fehlen Informationen.
Eine einfache Faustregel hilft, den Überblick zu behalten.
Im Zug dagegen:
einsteigen,die Ta-
schen auf die Abla-
ge, fertig. Natürlich
ist oft zu wenig
Platz, weil der Zug
knallvoll ist. Aber
schneller kommt
man in Deutschland
kaum von Stadt zu
Stadt, vor allem mit
Gepäck im Schlepp.
FOTOS: DPA
DER GEWINN:
Planet auf dem Teller
Nahrung istlebenswichtig,
sie soll gesund sein und gut schmecken.
Zudem darf sie wenig kosten.
Doch was auf den Tisch kommt,
hat auch Einfluss auf Klima und Umwelt.
Worauf Käufer achten können
DAS PROBLEM:
DIE LÖSUNG:
SAMSTAGSESSAY
Sabine Lautenschläger, 55,Direktorin
der Europäischen Zentralbank, hat sich
gegen die Pläne von EZB-Präsident Mario
Draghi ausgesprochen, demnächst die
Geldpolitik wieder stark zu lockern.
„Nach meiner Meinung, basierend auf
den aktuellen Daten, ist es viel zu früh für
ein großes Paket“, sagte Lautenschläger
(FOTO: BLOOMBERG)Market News. „Und ich bin
weiterhin davon überzeugt, dass das An-
leihenkaufprogramm die Ultima Ratio
ist.“ Die EZB solle es
nur dann einsetzen,
wenn es das Risiko
einer Deflation gebe.
Diese Gefahr sei aber
nirgendwo auszuma-
chen. Lautenschläger
gesellt sich mit ihrer
Kritik zu Bundesbank-
präsident Jens Weid-
mann und dem nieder-
ländischen Notenbankchef Klaas Knot.
Der im Oktober scheidende Draghi möch-
te die Kollegen bei der nächsten Sitzung
am 12. September überzeugen, den Straf-
zins für Bankeinlagen zu erhöhen und das
billionenschwere Anleihekaufprogramm
neu zu starten. Vor allem in Deutschland
gibt es daran scharfe Kritik. zyd
Katrin Lompscher, 57, Berlins Stadtent-
wicklungssenatorin und Mitglied der
Linkspartei, entschärft den Mietende-
ckel, zumindest ein bisschen: Die rot-rot-
grüne Koalition habe sich auf Änderun-
gen am bisherigen Vorschlag verständigt,
sagte Lompscher. Demnach liegen die
Mietobergrenzen in den nächsten fünf
Jahren je nach Baualter zwischen 5,95Eu-
ro und 9,80 Euro. Bis zu diesen Grenzen
dürfen Vermieter die Nettokaltmieten
gemäß der jährlichen Teuerungsrate
erhöhen. Mieter können Senkungen bean-
tragen, wenn sie mehr als 30 Prozent
ihres Netto-Haushaltseinkommens dafür
aufwenden müssen. „Im Ergebnis haben
wir ein sehr guten, tragfähigen und
rechtssicheren Kompromiss gefunden“,
sagte Lompscher. Der komplette Referen-
tenentwurf soll am Montag veröffentlicht
werden. Grundlage für die Mietobergren-
zen soll der Mietspiegel von 2013 sein und
nicht wie zuletzt geplant der für 2011. Der
derzeit geltende Mietspiegel gilt dann
nicht mehr. Zuletzt hatte Lompscher mit
einer Höchstmiete von knapp acht Euro
geplant. Der neue Entwurf erlaube Ver-
mietern Zuschläge auf die Höchstmiete,
wenn die Wohnung in einem Ein- oder
Zweifamilienhaus liegt oder wenn in den
vergangenen 15 Jahren modernisiert
wurde, sagte Lompscher. Soll mehr als
ein Euro je Quadratmeter hinzukommen,
braucht der Vermieter jedoch eine Geneh-
migung. Geplant ist darüber hinaus eine
Härtefallregelung für Vermieter, die dau-
erhafte Verluste oder eine Substanzge-
fährdung ihrer Häuser nachweisen kön-
nen. In den vergangenen Tagen hatten
Eckpunkte des Mietendeckels große Kri-
tik hervorgerufen, auch innerhalb der
Koalition. SPD und Grüne hatten eine
rechtssichere Lösung angemahnt. dpa
Nicole Hoffmeister-Kraut, 46, die CDU-
Wirtschaftsministerin Baden-Württem-
bergs, versucht’s noch einmal, nachdem
das Bundesland im Rennen um den Auf-
bau einer Batteriezellenforschung das
Nachsehen hatte. Hoffmeister-Kraut
(FOTO: DPA)reichte an diesem Freitag zusam-
men mit Wissenschaftsministerin There-
sia Bauer (Grüne) beim Bund ein entspre-
chendes Konzept ein. Der „Sustainable
Lithium-Ion Hub“ in Ulm soll eine wettbe-
werbsfähige industrielle Zellproduktion
erforschen. „Die Aufholjagd gegenüber
den asiatischen Herstellern wird uns nur
mit exzellenten Konzepten und einer
substanziellen Förderung gelingen“, be-
tonte Ministerpräsident Winfried Kretsch-
mann (Grüne). Das Bundesforschungsmi-
nisterium hatte sich für Münster und
gegen Ulm als Standort einer Batteriefor-
schungsfabrik ausge-
sprochen. Das nun
abgeschickte Projekt-
konzept hat ein Volu-
men von 100 Millionen
Euro. Das ist genau die
Summe, die das Land
kürzlich als Förderung
vom Bund verlangt
hatte. dpa
ist unsere Mitarbeiterin der
Woche. Die Stimme der
Apple-Handys fragt künftig,
ob sie die Gespräche an
menschliche Kollegen weiter-
leiten darf. Die erklären ihr
dann, was die Handybesitzer
wirklich meinen. Siri selbst
ist nämlich gar nicht so
schlau.ILLUSTRATION: STEFAN DIMITROV
PERSONALIEN
Kurze Strecken zu fliegen, schadet dem
Klima. Das sehen inzwischen sogar die
Flughäfen ein. Es gibt aber noch einen
weiteren Grund, den ICE dem Flieger
vorzuziehen: Fahren geht oft schneller –
gerade für Reisende mit Gepäck.
Mit dem Koffer raus
zum Airport,
mindestens eine
Stunde vor Abflug
da sein, besser zwei.
Dann ein paar
Minuten fliegen –
und wieder warten,
diesmal bis das
Gepäck übers Band
gezuckelt kommt.
Alles in allem dauert
das Stunden.
Fahren
Superfood gilt als gesund.
Für die Umwelt ist
vieles davon nicht so super
26 WIRTSCHAFT Samstag/Sonntag, 31.August/1. September 2019, Nr. 201 DEFGH
„Es ist keine Option, die Mietpreis-
entwicklung demMarkt zu überlas-
sen“, sagt Berlins Bausenatorin
Katrin Lompscher.FOTO: DPA
Kritik an Draghi
Jetztbis zu 9,80 Euro
Neuer Ladeversuch
SIRI
WAS KOMMT
Jet vs. Zug
Fliegen
Forscherhaben genau
ausgerechnet, wie der ideale
nachhaltige Speiseplan aussieht