Süddeutsche Zeitung - 31.08.2019

(Tuis.) #1

Shenzhen/München– DennisSchröder
fällt auf: 1,88 Meter groß, blondierte Haar-
spitzen, ein Millionär, der gerne zeigt, was
er hat. In der amerikanischen Basketball-
Profiliga NBA, in der Schröder seit sechs
Jahren spielt, gehört das „Bling Bling“ da-
zu, in Deutschland aber staunt so man-
cher, wenn Schröder, wie in diesem Som-
mer wieder, mit seiner „Flexgang“ durchs
Land zieht. Familienmitglieder, Freunde,
Geschäftskollegen umgeben ihn fast so
eng wie Verteidiger auf dem Parkett. Wie
Schröder seine Freizeit verbringt, war bis
vor kurzem auf Instagram zu sehen: mit
Sportflitzern in Tarnfarben, dicken Son-
nenbrillen, Glitzerklamotten, gerne auch
mal mit Diamantenkette. Er ist das, was
landläufig alsStylerdurchgeht.
Noch immer umgibt den NBA-Profi Den-
nis Schröder die Aura eines dollarschwe-
ren Rapmoguls, eines Streetballers, der es
nach oben geschafft hat. Aber das ist nur
der eine Teil seiner Persönlichkeit. Einen
anderen offenbarte er in diesem Sommer:
eine neue Ernsthaftigkeit. Seinen Insta-
gram-Account hat er abgeschaltet, er hat
geheiratet, sein Handy bleibt nun häufiger
in der Hosentasche. Der Schlaks mit den
Krakenarmen ist mittlerweile reifer, als es
seine Outfits vermuten lassen – das Leben
hat ihm etwas viel Größeres in die Hände
gespielt: ein Kind. Bei der Geburt von Den-
nis Malick Junior war Schröder „14, 15
Stunden mit dabei. Das war der Hammer.
Das muss man einmal fühlen“, erzählte er.
Und natürlich sei auch seine Hochzeit in
Braunschweig „der Wahnsinn“ gewesen:
„Familie, Freunde – alle sind gekommen.
Wir haben richtig gut gefeiert.“
Zuletzt hatte der gebürtige Braun-
schweiger noch eine Menge private Dinge
zu erledigen, doch nun steht der Sport im


Vordergrund: die Basketball-WM in China
mit der deutschen Nationalmannschaft,
die an diesem Sonntag (14.30h Uhr/Live-
ticker aufSZ.de)zunächst gegen Frank-
reich ran muss. Schröder steht in der Ver-
antwortung, er ist nach dem Rücktritt von
Dirk Nowitzki aus der Nationalmannschaft
im Jahr 2015 Deutschlands Körbewerfer
Nummer eins. Er muss antreiben, organi-
sieren, inspirieren, punkten und oben-
drein auch noch verteidigen. Eine Auf-
gabe, die er gerne auf sich nimmt.
Für den 25-Jährigen ist das National-
team eine Herzenssache, er hat – anders
als viele NBA-Kollegen – sogar richtig Lust
darauf. Das liegt auch daran, dass die Aus-
wahl des Deutschen Basketball Bundes
(DBB) so tief und breit und gut besetzt ist
wie noch nie. „Wir können viel erreichen
mit der Mannschaft“, befand Schröder
kürzlich, „wir haben so viel Potenzial, da

können wir schon selbstbewusst an die
Sache rangehen und müssen niemanden
fürchten.“ Ehrgeiz, Korbdrang, Wett-
kampfhärte sind seine Qualitäten; „seine
unglaubliche Schnelligkeit ist für uns sehr
wichtig“, ergänzt Nationalcenter Johannes
Voigtmann, der mit Schröder schon zwei
EM-Turniere spielte: „Sein Wurf hat sich
in den letzten Jahren immer verbessert.
Wenn er alles annimmt, kann er einer der
besten Spieler der WM werden.“
An Selbstbewusstsein hat es Schröder
nie gefehlt, nun geht er auch als Motivator
der Mitspieler voran. „Ich bin total begeis-
tert, mit welcher Einstellung er hier ange-
kommen ist“, schwärmte etwa Bundestrai-
ner Henrik Rödl in einem Interview mit
der Deutschen Presse-Agentur während
der WM-Vorbereitung, die Schröder mit
sehr guten Auftritten hinter sich brachte.
Beim Supercup in Hamburg gelang ihm

gegen Polen sogar ein Karrierebestwert
mit 33 Punkten, im letzten Test gegen Aus-
tralien waren es immerhin 15. Wege zum
Korb findet er dank seiner Aggressivität
fast immer, neuerdings glänzt er aber auch
in der Abwehr, lobt Rödl: „Was mir am
meisten Spaß macht, ist, dass er konstant
verteidigt.“ Schröder habe „wieder einen
deutlichen Schritt in seinen spielerischen
Fähigkeiten gemacht“.
Somit verfügt Deutschland nach den No-
witzki-Jahren wieder über einen echten
Anführer. Dabei ist Schröder lauter als No-
witzki, bestimmender. Diese Qualität hat-
te dem damals 21 Jahre alten Schröder bei
seiner ersten EM 2015 noch gefehlt. Da-
mals wollte er ganz allein gewinnen, er
übertrieb es mitunter mit Alleingängen
und wilden Dribblings ins Dickicht der
Gegner. Heute zieht er laut Rödl „die ande-
ren in allen Bereichen mit. Es ist ein Privi-

leg, so einen Spieler dabei zu haben“. Jetzt
kommt es drauf an, etwas aus diesem Po-
tenzial zu machen.
Wenn die Deutschen weit kommen wol-
len, muss Schröder ihnen den Weg zeigen.
„Da er den Ball nach vorne trägt, ist er an
jedem Angriff beteiligt. Natürlich ist das
Spiel auf ihn zugeschnitten“, sagt der Bun-
destrainer, der genau weiß, welche Freihei-
ten er Schröder gewähren muss. „Wir müs-
sen das Beste nutzen, was wir haben“, for-
dert Rödl: „Wir haben sehr, sehr viele gute
Optionen, die er einzusetzen weiß.“

Die Mitspieler haben akzeptiert, dass
Schröder Tempo und Taktung im Angriff
bestimmen wird, dass er vielleicht auch
mal einen Wurf zu viel nimmt, um seinen
Rhythmus zu finden. So hat man sich beim
DBB offenbar darauf verständigt, dass im
Grunde alle vom Fokus auf Schröder profi-
tieren. Die Devise ist simpel: Wenn der Geg-
ner nur Augen für Schröder hat, entstehen
Räume und freie Wurfchancen für andere.
„Dennis ist unser Schlüsselspieler, er wird
die meiste Aufmerksamkeit von allen
Teams haben“, sagt der NBA-Kollege Maxi-
milian Kleber und fügt hinzu: „Dennis
muss die richtigen Entscheidungen für
uns treffen.“
Bei seinem Klub in Oklahoma City kam
Schröder zuletzt hinter dem Überathleten
Russell Westbrook zwar nur von der Bank,
dennoch sei er ein „sehr dominanter Auf-
bauspieler“, urteilte jüngst der frühere Eu-
ropameister Henning Harnisch, der 1993
an der Seite von Rödl den bislang einzigen

Titel für den DBB gewann. Genau darin
könnte freilich auch eine Gefahr liegen:
Was, wenn am Ende zu viel von Schröder
abhängt? Wenn sich alle auf ihn verlassen
und auf Eigeninitiative verzichten? Dann
reicht es im Teamsport Basketball viel-
leicht noch gegen die weiteren Vorrunden-
gegner Dominikanische Republik (am
Dienstag, 10.30 Uhr) und Jordanien (Don-
nerstag, 10.30 Uhr), aber in der Zwischen-
runde vielleicht schon nicht mehr gegen
eingespielte Teams wie Australien, Litau-
en oder Kanada.
Aber: War das mit dem Fokus auf einen
Mann zu Nowitzkis besten Zeiten nicht
auch so? Dieser Vergleich hinkt. Nowitzki
war individuell zwar noch besser als Schrö-
der, als Flügelspieler aber auf einer ganz
anderen Position. „Bei dieser Mannschaft
hängt noch viel mehr von Dennis ab, wie er
es schafft, individuell seine Leistung zu
bringen und andere einzubinden“, gibt
zum Beispiel Marko Pesic zu bedenken,
der Sportdirektor des FC Bayern München.
Pesic muss es wissen: Der 42-Jährige ge-
wann einst als Nebenmann Nowitzkis zwei
Medaillen, Bronze bei der WM 2002 und
Silber bei der EM 2005.
Solche Erfolge kann Dennis Schröder
nur erreichen, wenn er seinen Reifepro-
zess bei dieser WM weiter vorantreibt. Am
Tag des Finales und des Spiels um Platz
drei wird er 26 – sollte die DBB-Auswahl es
so weit schaffen, was die früheren Bundes-
trainer Svetislav Pesic, Henrik Dettmann
und Dirk Bauermann nicht für ausge-
schlossen halten, hätte Schröder sich ei-
nen weiteren Traum erfüllt: die Olympia-
Teilnahme 2020. „Da spielen zu dürfen
und dein Land zu vertreten, ist das Beste,
was du machen kannst“, sagt er. An ihm
soll’s nicht liegen. jonas beckenkamp

von anna dreher

A


ls vor dem freien Training der
Formel 2 die Namen der Nach-
wuchsrennfahrer aus den Laut-
sprechern über den Circuit de
Spa-Francorchamps schallen,
bekommt einer einen Zusatz: „Der Sohn
von Michael“. Mick Schumacher, 20, zieht
Aufmerksamkeit auf sich, weil er sehr
schnell fahren kann, aber auch, weil er der
Sohn des Formel-1-Rekordweltmeisters
ist, der sich nach einem Skiunfall Ende
2013 aus der Öffentlichkeit zurückgezogen
hat. Der Name Schumacher weckt Nostal-
gie und gleichzeitig Hoffnung auf die Fort-
setzung der Familientradition in der For-
mel 1. In Spa gewann der Vater 1992 sein
erstes Rennen in der Königsklasse und der
Sohn sein erstes Formel-3- Rennen. Einen
Sieg möchte er in Belgien am Wochenende
auch in der Formel 2 feiern.


SZ: Herr Schumacher, 2017 sind Sie in Spa
im Benetton-Ford Ihres Vaters gefahren,
mit dem er 1994 erstmals Weltmeister
wurde. In Bahrain saßen Sie in diesem
Jahr für Ferrari und Alfa Romeo als Test-
fahrer erstmals in einem der aktuellen Au-
tos. Und am Hockenheimring haben Sie
vor ergriffenen Fans Runden im F2004 ge-
dreht, jenem Ferrari, mit dem Ihr Vater
seinen siebten und letzten WM-Titel ge-
wann. Wie hat sich das alles angefühlt?
Mick Schumacher: Vor zwei Jahren habe
ich noch nicht ganz verstanden, was wirk-
lich passiert ist. Mit dem F2004 war es um
einiges emotionaler, besonders vor den
deutschen Fans. Das war schon sehr schön.
Und die beiden offiziellen Formel-1-Testta-
ge – da ist mir echt bewusst geworden: Das
ist es wirklich, was ich machen möchte.


Wie fühlt sich das an in so einem Auto?
Das beste Beispiel ist für mich die Strecke
in Bahrain, Kurve sechs und sieben. In der
Formel 2 müssen wir runterschalten, vom
fünften Gang in den vierten oder dritten.
In der Formel 1 wird im sechsten Gang mit
Halb-Gas durchgefahren, bei 250 bis 270
Kilometern pro Stunde durch die Kurven.
Das entspricht in der Formel 2 Vollgas auf
der Geraden. Wie stabil das Auto dabei
bleibt, habe ich mir nicht vorstellen kön-
nen: als ob der Wagen mit Kleber auf der
Straße haftet – unglaublich.
In Spa haben Sie 2018 Ihr erstes For-
mel-3-Rennen gewonnen – und im Okto-
ber in Hockenheim schließlich den Titel.
Hat Ihnen das gezeigt: „Ich kann es wirk-
lich?“ Hatten Sie das Gefühl, damit haben
Sie es auch allen anderen gezeigt?
So ein Titel hilft natürlich sehr, dann ist
quasi ein Stempel drauf. Als wir damals
nach Spa gereist sind, waren wir nicht mal
unter den besten Zehn der Fahrerwertung.
Aber wir haben gezeigt, was wir trotz eines
großen Drucks schaffen können.
Apropos Druck: Sie haben sich für den
gleichen Beruf entschieden, wie Ihr sehr
erfolgreicher Vater. Was fasziniert Sie so
sehr am Motorsport und der Formel 1?
An der Formel 1 die Geschwindigkeit und
die Technik, die dahintersteckt. Mittlerwei-
le lernen die Flugzeugbauer von der For-
mel 1, früher war es anders herum. Die
Rennwagen sind ja fast wie Raumschiffe.
Und was im Motorsport generell schön ist:


Es ist wirklich Teamarbeit. Für mich ist
das ein noch größerer Mannschaftssport
als Fußball. Über meine bisherige Karriere
hinweg habe ich mit so vielen Menschen
aus verschiedenen Ländern zusammenge-
arbeitet, dass ich schon viel fürs Leben mit-
genommen habe.
Zum Beispiel?
Ich habe von Anfang an mit Italienern zu-
sammengearbeitet. Sie bringen so viele
Emotionen, so viel Leidenschaft ein – so
auf ein Ziel hinzuarbeiten, reizt mich. Das
macht den Sport so interessant, deswegen
mögen ihn so viele – und gleichzeitig ver-
stehen ihn nur wenige wirklich. Die meis-
ten Menschen sehen nur den Fahrer. Aber
dahinter steckt viel mehr.
Als Sie im Kart begonnen haben, sind Sie
nicht unter dem Namen Schumacher ge-
fahren, das haben Sie erst nach dem Wech-
sel in den Formelsport getan. Was hat sich
dadurch für Sie verändert?
Ich konnte mich anfangs ganz frei entwi-
ckeln. Ich konnte frei über die Strecke lau-
fen, schauen, was andere Fahrer so ma-
chen und dadurch lernen. Mittlerweile ist
das komplizierter geworden.
Weil die teils sehr emotionale Begeiste-
rung um Ihre Person wächst. Das hat auch
mit Ihrem berühmten Namen zu tun. Wie
gehen Sie damit um?
Mir hat geholfen, dass sich das immer lang-
sam aufgebaut hat. Jetzt ist das Interesse
an einem Punkt angekommen, der dem
Rummel der Formel 1 ähnelt. Das hilft mir
wieder, weil es mich in gewisser Weise vor-
bereitet auf das, was kommen könnte. Und
es ist ja auch schön zu sehen, dass sich die
Leute für mich interessieren.
Machen Sie sich über die große Aufmerk-
samkeit viele Gedanken?
Ich versuche eher, das so weit möglich von
mir wegzuhalten.
Ihr Vater prägte die Formel 1 jahrelang. Er
ist mit sieben Weltmeistertiteln und vie-
len Rekorden der beste Fahrer in der Kö-

nigsklasse des Motorsports. Ist es Ihnen
wichtig, für eine nächste Motorsportära
mit dem Namen Schumacher zu stehen?
Das hört sich doch gut an!
Was macht Ihren Vater – abgesehen von
den Titeln undRekorden – für Sie zum bes-
ten Rennfahrer? Und was zeichnet ihn ab-
seits der Strecke aus?
Mir ist das Privatleben auch sehr wichtig.
Das Private wirklich privat zu halten, darin
ist mein Vater sehr gut, das stand für ihn
immer an oberster Stelle. Für mich ist das
auch so, das ist der Ort, wo ich mich fallen
lassen und Energie zurückgewinnen kann.
Als Rennfahrer ist es seine Zielstrebigkeit,
sich voll auf den Sport einzulassen. Ich
glaube, das ist in unserer Familie generell
so. Egal, was wir machen: wenn, dann rich-

tig. So ist es bei meiner Schwester beim Rei-
ten, und so ist es auch bei mir.
Ihr Vater war der erste Formel-1-Fahrer,
der viel an seinem Körper gearbeitet hat,
weil er verstand, dass das den entschei-
denden Vorteil auf der Strecke bringen
kann. Trainieren Sie deswegen auch viel?
Das kommt schon von mir. Ich mag Sport
einfach total gerne, das ist abseits vom
Rennfahren das, was mir am meisten Spaß
macht. Ich glaube, dass es im Motorsport
inzwischen noch mehr auf die mentale
Stärke ankommt. Aber auch da ist mein Pa-
pa vielen ein Vorbild gewesen – mir auch.
Ich kann jeden Tag davon lernen.
Inwieweit hat es Sie beeinflusst, die For-
mel-1-Rennen Ihres Vaters anzuschauen?
Da gibt es viele Aspekte, wo ich sage: Wow,

das war einfach speziell, wie er das ge-
macht hat. Ich achte zum Beispiel darauf,
wie er bestimmte Situationen gelöst hat.
Mich interessieren auch die Strategien und
die Konstellation an Leuten, die ihn beglei-
tet haben. Bei Ferrari damals zum Beispiel
Teamchef Jean Todt und Technikchef Ross
Brawn, die in vielerlei Hinsicht entschei-
dend waren. Wenn ich solche zwei Men-
schen finden würde, würde ich sie auch
gleich mit ins Boot nehmen.
Wo möchten Sie eigene Wege gehen?
Ich glaube, es ist wichtig, eigene Fehler zu
machen. Aber wenn ich in manchen Situati-
onen schon weiß, wie ich reagieren könnte
und so große Fehler vermeiden kann, ist
das natürlich besser. Ich glaube, da gibt es
einiges von ihm zu lernen für mich. Wir ha-
ben ein ähnliches Temperament.
Ab wann haben Sie sich Formel-1-Rennen
angeguckt?
Wahrscheinlich schon bevor ich laufen
konnte. Bewusst kann ich mich extrem gut


  • das hört sich jetzt vielleicht doof an – an
    den Motorschaden in Suzuka erinnern.
    Als Ihr Vater 2006 seinen Ferrari neben
    der Strecke parken musste und den Titel
    an Fernando Alonso verlor.
    Genau. Das weiß ich noch gut, das ist ein
    Bild, das sehr präsent ist. Und Stadtkurse
    wie früher in Macao oder jetzt noch in Mo-
    naco finde ich faszinierend, vor allem, seit
    ich dort in diesem Jahr selbst gefahren bin.
    Ich habe in jeder Runde auf dieser engen
    Strecke gedacht, es knallt. Es geht darum,
    ein Gefühl zu bekommen; es ist eigentlich
    ein Rhythmus. Wenn man zu viel nach-
    denkt, ist man zu langsam, dann baut man
    einen Unfall.
    Wie schwer ist es Ihnen gefallen, sich nach
    Ihrem ersten großen Titel auf die For-
    mel2 umzustellen, wo sie bisher eine ähn-
    lich schwierige Saison erleben wie im ver-
    gangenen Jahr?
    Mir war von Anfang an klar, dass der Wech-
    sel schwierig sein würde. Aber wir haben


schon gezeigt, dass wir schnell sein kön-
nen. Das ist wichtig für mich. Das ein oder
andere Mal hatten wir Pech. Und ich habe
mich am Anfang schwergetan, die Risiken
richtig einzuteilen. Wenn ich im ersten Ren-
nen überholt habe, ging das schon mal in
die Hose, und dann ist das ganze Wochen-
ende zerstört.
Lernen Sie sich gerade neu kennen als
Rennfahrer?
Ja, in der Formel 2 zu fahren, ist anders. Ich
muss mich ständig an neue Situationen
herantasten und gewöhnen. Alles, was ich
in den vergangenen Monaten erlebt habe,
treibt mich noch mehr an, an mir zu arbei-
ten. Budapest war das erste Mal in dieser
Saison, dass ich gesagt habe: Das war gut
von meiner Seite aus.
Sie haben in Budapest gewonnen, als Elf-
ter aber 151 Punkte Rückstand auf den
Führenden Nick de Vries bei noch vier
Rennwochenenden. Was ist Ihr Ziel?
Ich nehme die zweite Saisonhälfte als eige-
ne Meisterschaft. Spa jetzt ist ein Neustart,
und ich will wieder unter Beweis stellen:
Schaut Leute, wir sind da!

Wollen Sie nur als Meister in die Formel 1
wechseln?
Ich glaube, es geht mehr darum, den richti-
gen Moment zu erwischen. Ein Titel ist na-
türlich wichtig. Aber als Meister schafft
man es auch nicht automatisch in die For-
mel 1 oder ist dort direkt schnell. Das liegt
mehr daran, ob man bereit ist oder nicht.
Und natürlich muss ein Cockpit frei sein.
Bereit sein heißt auch: In einem Rennen
schnell gute Entscheidungen treffen zu
können. Kann das trainiert werden, einen
kühlen Kopf zu bewahren?
Ich finde, es ist sehr wichtig, eine gute Ba-
lance zwischen Arbeits- und Privatleben
zu haben. Sich Zeit für sich zu nehmen, aus-
zuruhen und abzuschalten.
Und mal nicht an Motorsport zu denken.
Das ist mir trotzdem noch nicht passiert.
Ich brauche mindestens einmal am Tag
meine Portion Motorsport – und wenn es
nur eine Runde im Kart ist.
Wie kommen Sie dann zur Ruhe, wenn im
Kopf immer die Motoren brummen?
Komischerweise bekomme ich beim Trai-
nieren ganz gut den Kopf frei, was ja auch
zu meiner Arbeit gehört. Im Fitnessstudio,
auf dem Rad, beim Schwimmen. Aber ich
habe immer die nächsten Schritte im Kopf,
das ist irgendwie in mir drin.
In Ihrer Familie werden nicht nur motori-
sierte Pferdestärken bewegt, reiten Sie
auch wie Ihre Mutter, Ihre Schwester?
Ich bin oft geritten früher. Inzwischen ist
das Rennfahren ein Fulltime-Job. Wenn
ich jetzt Zeit habe, trainiere ich lieber.
Pferde sind Ihnen wahrscheinlich auch zu
langsam.
Oh nein, wenn die loslegen, sind die echt
schnell!
Haben Sie vor dem Reiten mehr Respekt
als vor dem Motorsport?
Ja, in gewisser Weise schon. Weil man nie
weiß, was so ein Pferd macht. Auf einmal
kickt es, und dann fällst du runter.
Ist Ihnen das schon passiert?
Als Kind. Ich bin vor meiner Schwester ge-
ritten, runtergefallen und das Pferd mei-
ner Schwester ist auf mich getreten. Das
war nicht so witzig. Aber es ist zum Glück
nur ein kleines Shetlandpony gewesen.

„Was im Motorsport
generell schön ist:
Es ist wirklich Teamarbeit.“

„Ich habe immer die
nächsten Schritteim Kopf,
das ist in mir drin.“

Der Mann für Tempo und Taktung


Von Spielmacher Dennis Schröder hängt das Abschneiden der deutschen Basketballer bei der WM in China ab – der 25-Jährige sagt selbstbewusst: „Wir müssen niemanden fürchten“


Drei ehemalige Bundestrainer
trauen der Mannschaft
eine Medaille zu

Das WM-Aufgebot der deutschen Basketballer


Spieler(Verein) Position* Größe Alter Länderspiele
Ismet Akpinar (Besiktas Istanbul) G 1,90 24 36
Danilo Barthel (Bayern München) C/F 2,07 27 47
Robin Benzing (Basket Saragossa) F 2,10 30 139
Niels Giffey (Alba Berlin) G 2,00 28 68
Maximilian Kleber (Dallas Mavericks) F 2,07 27 25
Maodo Lo (Bayern München) G 1,92 26 54
Andreas Obst (Ratiopharm Ulm) G 1,91 23 16
Dennis Schröder (Oklahoma City) G 1,88 25 44
Daniel Theis (Boston Celtics) C/F 2,04 27 39
Johannes Thiemann (Alba Berlin) C 2,05 25 40
Johannes Voigtmann (ZSKA Moskau) C 2,11 26 61
Paul Zipser (Bayern München) F 2,03 25 38
–––––––––
* Die Abkürzungen der Positionen: G = Guard; F = Forward; C = Center.

„Die Rennwagen sind ja fast wie Raumschiffe“


Nachwuchsrennfahrer Mick Schumacher, Sohn des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters, über die Faszination der Königsklasse des Motorsports,
den Umgang mit dem wachsenden Rummel – und was er von seinem Vater Michael gelernt hat und noch lernen kann

DEFGH Nr. 201, Samstag/Sonntag, 31. August/1. September 2019 HF2 SPORT 43


Kann es mit links wie mit rechts: Spielmacher Dennis Schröder ver-
teiltdieBälle im deutschen Team. FOTO: TILO WIEDENSOHLER / IMAGO

Vater und Sohn, jeweils am Anfang ihrer Karriere:
Mick Schumacher, 20, in diesem Jahr (oben) und
Michael Schumacher anno 1992 als 23-Jähriger.FOTOS: IMAGO
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