wollten keine »blutbefleckte« Maschine,
wie aus den Akten des Auswärtigen Amts
hervorgeht, das Bonner Haus der Ge-
schichte hat keinen Platz.
Der Unternehmer und Mäzen Thomas
Liebelt hatte angeboten, am Rande des
Flensburger Flughafens ein Museum zu
bauen, wurde aber über Monate vom Aus-
wärtigen Amt hingehalten. Auch Liebelt
steht heute nicht mehr zur Verfügung.
»Wenn man einmal so hintergangen wurde,
schließt das einen zweiten Versuch mit
denselben Partnern aus«, sagt er. »Da fehlt
die Verlässlichkeit und Professionalität.«
Der Historiker Martin Rupps, der das
Wrack in Brasilien entdeckte, plädiert für
eine Ausstellung in Stuttgart-Stammheim.
Dort saßen die RAF-Anführer Andres
Baader und Gudrun Ensslin sowie weitere
Terroristen in Haft. Die palästinensischen
Entführer der »Landshut« wollten deren
Befreiung erzwingen. Da das misslang, be-
gingen Baader, Ensslin und Jan-Carl Raspe
in ihren Zellen Selbstmord. Stammheim
sei daher der authentische Ort, um die Ge-
schichte des RAF-Terrorismus in all seinen
Facetten zu präsentieren, sagt Rupps, der
auch Mitglied des wissenschaftlichen Bei-
rats des »Landshut«-Projekts ist.
Doch bislang gibt es keine Signale, dass
die baden-württembergische Landesregie-
rung diese Idee unterstützt – im Gegenteil:
Landesjustizminister Guido Wolf will die
Mehrzweckhalle, in der die RAF-Prozesse
stattfanden, abreißen, um ein Haftkran-
kenhaus zu bauen.
Und so rückt jenes Szenario näher, für
das die Beamten des Auswärtigen Amts
von Anfang an plädiert hatten: eine Zerle-
gung des Flugzeugs in seine Einzelteile.
»Das wäre ein Skandal«, sagt Rupps. »Soll-
te die ›Landshut‹ in Stücke geschnitten
werden, wäre das für uns eine Katastro-
phe«, findet auch David Dornier. »Nur ein
Cockpit zu zeigen würde die Geschichte
überhaupt nicht anschaulich machen.«
Dem Steuerzahler müsste die Bundes-
regierung zudem erklären, warum sie erst
drei Millionen Euro für den Transport
nach Deutschland ausgibt, um das Flug-
zeug dann auszuschlachten und den Groß-
teil zu verschrotten.
Und was sagt Sigmar Gabriel, der mit
seinem Alleingang für den Schlamassel ver-
antwortlich ist? Der Ex-Außenminister fin-
det, die Bundesregierung könne ruhig noch
mehr Geld lockermachen, um die »Lands-
hut«-Ausstellung zu retten. »Angesichts der
Schlösser und Denkmale vergangener Mo-
narchien, die wir ansonsten mit viel Geld
wiederaufbauen oder sanieren, fände ich
es angemessen, auch die ›Landshut‹ in eine
große Ausstellung über die wehrhafte De-
mokratie in Deutschland zu integrieren.«
Christoph Schult
Twitter: @schultchristoph
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