Transfersummen in den europäischen Fußball-Topligen im Sommer*
1,3
Mrd. €
1,1
Mrd. €
277,2
Mio. €
328,0
Mio. €
161,3
Mio. €
139,9
Mio. €
139,9
Mio. €
719,4
Mio. €
507,9
Mio. €
Saison
2010/11
433,6
Mio. €
2019/20
1,6 Mrd. €
England Spanien Italien Deutschland Frankreich
Quelle: transfermarkt.de
Philippe Coutinho
Bayern München
DPA PICTURE-ALLIANCE
*Stand: 22. August
DER SPIEGEL Nr. 35 / 24. 8. 2019 93
Sport
»Schmerzen definieren den Sport, die Welt, in der du lebst.« ‣S.94
Einen Rekordwird die Bundesliga in diesem Sommer aufstellen:
Niemals zuvor wurde so viel Geld für neue Spieler ausgegeben.
Bisher kauften die Vereine für 720 Millionen Euro neues Perso-
nal ein. Nur einen kleinen Anteil daran hat der Toptransfer: Bay-
ern München hat Philippe Coutinho bisher lediglich ausgeliehen,
der Klub kann den Profi im kommenden Jahr für 120 Millionen
fest verpflichten. In Europa wird England wohl Marktführer blei-
ben, auch wenn die Ausgaben dort seit zwei Jahren stagnieren.
Die Transferphase ist in der Premier League beendet, die ande-
ren großen Ligen können noch bis zum 2. September zukaufen.
SPIEGEL: Vor zwei Jahren
wurden Sie in Budapest
als Nummer 124 der
Weltrangliste Weltmeis-
ter. Was war da los?
Wieczerzak:Ich pushte
mich in einen brutalen, ein-
zigartigen Flow. In sieben Stunden absol-
vierte ich sechs Kämpfe, und vom ersten
Sieg an wuchs mein Selbstvertrauen.
Als es um Gold ging, war nur noch
ein Gedanke in mir: »Du holst dir
jetzt, was dir zusteht.«
SPIEGEL:Nacheinander besiegten
Sie den Vizeweltmeister von 2014,
den Europameister und Weltranglis-
tenersten und im Halbfinale den
Olympiasieger – das klingt wie ein
Märchen.
Wieczerzak:Gegen Chassan
Chalmursajew, den Olympiasieger,
konnte ich doch nur gewinnen.
Zwar war er seit Rio unbezwungen,
aber das war mir egal. Ich hatte
meinen Lauf, stand total unter
Adrenalin und spürte nicht mal, dass
ich mir die Nase brach.
SPIEGEL:Wie genau packten Sie sich
letztlich den Titel?
Wieczerzak:Im Finale merkte ich, dass
mich eine Würgetechnik zum Ziel führen
wird. Die Bewegungen meines Gegners
passten perfekt zu meinen besten Angrif-
fen. Ich zwang Matteo Marconcini in den
Schwitzkasten, und nach nur 1:56 Minu-
ten musste er aufgeben.
SPIEGEL:Anschließend verneigten Sie
sich vor dem Bundestrainer.
Wieczerzak:Richard Trautmann hatte
mich 2010 bereits zum Juniorenweltmeis-
ter gemacht. Ohne ihn wäre das alles
nicht möglich gewesen. Er glaubte an
mich, als ich von vielen längst abgeschrie-
ben war.
SPIEGEL:Die Olympischen Spiele 2016
hatten Sie aufgrund von Verletzungen
verpasst. War der WM-Triumph deshalb
besonders wichtig für Sie?
Wieczerzak:Natürlich. Die Monate vor
Rio waren die Hölle. Anfang 2016 hatte
ich mich durch einen Mückenstich in
Havanna mit dem Denguefieber
infiziert. Kaum hatte ich das über-
lebt, brach mir im Training eine
Rippe. Der Traum Olympia platzte.
SPIEGEL: Wie fühlten Sie sich am
Tag nach Ihrem WM-Triumph?
Wieczerzak:Körperlich war ich
ein Wrack. Ich konnte mir beim
Essen nicht mal selbst das Fleisch
schneiden.
SPIEGEL:Kommende Woche treten
Sie bei der WM in Japan an. Kämp-
fen Sie sich wieder in einen Rausch?
Wieczerzak:Eine erneute WM-
Medaille wäre ein Traum. Der
nächste ganz große Flow ist aber
eigentlich erst für Tokio 2020
geplant. PK
Magische Momente
»Spürte nicht, dass ich mir die Nase brach«
Judoka Alexander Wieczerzak, 28, über einen atemberaubenden WM-Sieg
MASAHIRO SUGIMOTO / PICTURE ALLIANCE / AP / DPA
Wieczerzak (l.) im WM-Finale 2017
NORBERT SCHMIDT / PICTURE ALLIANCE / DPA