Frankfurter Allgemeine Zeitung - 02.09.2019

(lily) #1

SEITE 8·MONTAG, 2. SEPTEMBER 2019·NR. 203 Zeitgeschehen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


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eißrussland ist seit der geschei-
terten Demokratie-Bewegung
von 2010 weitgehend aus der
europäischen Öffentlichkeit verschwun-
den. Das könnte sich als Fehler erwei-
sen. Das Land ist zum neuesten Schau-
platz russischer Großmachtambitionen
geworden. Weitgehend unbemerkt vom
Westen verschärft Putin den Druck,
Weißrussland in eine staatliche Union
zu zwingen. Sie würde das Ende der
weißrussischen Unabhängigkeit bedeu-
ten und die strategische Lage in Mittel-
osteuropa gravierend verändern.
Der Kreml beruft sich auf den Unions-
vertrag von 1996, der gemeinsame staat-
liche Institutionen und eine Währung
vorsieht. Damals hieß der russische Prä-
sident noch Boris Jelzin. Sein Pendant
Lukaschenka sah sich auf Augenhöhe;
vielleicht hoffte er sogar, er könne Präsi-
dent einer Union mit Russland werden.
Heute ist klar, dass Weißrussland zu
einer Moskauer Provinz herabsinken
würde. Nach der Annexion der Krim
wäre der Anschluss ein weiterer Tri-
umph Putins, die Geschichte zu korrigie-
ren. Im Zerfall der Sowjetunion sieht er
bekanntlich „die größte geopolitische
Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Ne-
benbei könnte ein Unionsstaat Putin ei-
nen komfortablen Weg zu einer neuen
Präsidentschaft nach Ablauf seiner jetzi-
gen Amtsperiode eröffnen.
Wichtigster Hebel Moskaus ist die
wirtschaftliche Abhängigkeit des Re-
gimes. Bis zu zehn Prozent des weißrus-
sischen BIP hängen vom Goodwill des
Kremls ab. Dazu zählen die günstigen

Öl- und Gaspreise, die zollfreie Einfuhr
von Agrar- und Industriegütern nach
Russland sowie Kredite, die es Luka-
schenka ermöglichen, den Status quo
nach innen aufrechtzuerhalten. Der
Wink mit dem Zaunpfahl ist deutlich:
Entweder ihr geht unter unsere Fittiche,
oder wir streichen euch die Vergünsti-
gungen. Parallel intensiviert der Kreml
seine politischen Netzwerke.
Noch leistet Lukaschenka hinhalten-
den Widerstand. Den Unionsvertrag
stellt er nicht offen in Frage, beharrt
aber auf der weißrussischen Souveräni-
tät. Er will nicht zum Statthalter von Pu-
tins Gnaden werden, und er will sein
Land aus Russlands Konflikt mit dem
Westen heraushalten. Die Annexion der
Krim sieht er als Warnsignal. Im Ukrai-
ne-Konflikt verhält er sich neutral, was
dem Kreml missfällt. Bislang hat sich
Lukaschenka einer neuen russischen
Luftwaffenbasis in Weißrussland ver-
weigert. Die neue Militärdoktrin des Re-
gimes proklamiert eine „360-Grad-Ver-
teidigung“. Die Botschaft ist klar.
In der Abwehr der Umarmung des
Kremls treffen sich die Interessen des
Regimes mit den nationalen Interessen
des Landes. Die große Mehrheit der Be-
völkerung will einen unabhängigen
weißrussischen Staat mit guten Bezie-
hungen sowohl zu Russland wie zur EU.
Die weißrussische Unabhängigkeit
liegt im strategischen Interesse der EU.
Wenn es Putin gelingt, den Nachbarn zu
schlucken, wäre das sowohl für die ein-
heimische Opposition wie für die russi-
sche Zivilgesellschaft ein Schlag gegen
alle Hoffnungen auf demokratische Ver-

änderung. Nicht zuletzt würde damit
das Aufmarschgebiet des russischen Mi-
litärs – inklusive der Stationierung von
Atomraketen – direkt an die polnische
und litauische Grenze verlagert.
Das politische, wirtschaftliche und
militärische Machtgefälle zwischen bei-
den Staaten macht es für Lukaschenka
fast unmöglich, auf Dauer dem Druck
des Kremls zu widerstehen, solange der
Westen ihm keine alternativen Spielräu-
me eröffnet. Dazu zählen ein Partner-
schaftsabkommen wie mit Armenien,
ein erleichterter Zugang zum europäi-
schen Binnenmarkt, Kooperation bei
Energieeffizienz und erneuerbaren
Energien und die Förderung mittelstän-
discher Unternehmen. Auch die Aufnah-
me in den Europarat sollte auf die Tages-
ordnung, sofern Lukaschenka bereit ist,
die Todesstrafe abzuschaffen und die Ju-
risdiktion des Europäischen Menschen-
rechtsgerichtshofs anzuerkennen.
Die EU muss einen Weg finden, die
weißrussische Unabhängigkeit zu stär-
ken, ohne die diktatorische Herrschaft
Lukaschenkas zu legitimieren. Jede Ko-
operation mit einem autoritären Re-
gime gleicht einer Gratwanderung. Das
gilt für Weißrussland wie für Russland
oder Saudi-Arabien. Welche Minimal-
forderungen muss man gegenüber Luka-
schenka als Preis für eine Annäherung
an die EU stellen?
Die politische Landschaft in Belarus
hat sich seit 2010 verändert. Wo bisher
ein despotischer Staatschef die politi-
sche Opposition einsperrte oder ver-
trieb, tut sich jetzt Neues auf. Vieles
riecht noch nach Kolchose und Homo

sovieticus, aber es gibt Bewegung in der
jungen Generation. Ihr geht es primär
um die Öffnung von Räumen für eine ak-
tive Bürgergesellschaft statt um eine
frontale, derzeit aussichtslose Konfron-
tation mit dem Regime.
Die Hoffnung auf Veränderung liegt
in einer erweiterten gesellschaftlichen
Selbstorganisation. Das können Initiati-
ven für eine partizipative Stadtgestal-
tung sein, Protest gegen Umweltver-
schmutzung oder eine kritische Gegen-
öffentlichkeit im Internet.
Die EU kann und darf Lukaschenka
keine Herrschaft auf Lebenszeit garan-
tieren. Aber sie könnte bessere Bezie-
hungen mit dem Westen in Aussicht stel-
len, ohne sie an Bedingungen zu knüp-
fen, die schnurstracks auf seine Abdan-
kung hinauslaufen. Als Minimum muss
sie verlangen, dass Lukaschenka die Zi-
vilgesellschaft atmen lässt. Demokratie
wächst von unten.
Wir sollten Weißrussland nicht ins
Abseits stellen und schon gar nicht als
Vorhof Moskaus behandeln. Es gibt
dort viele, die sich als Europäer fühlen.
Visafreiheit, Stipendienprogramme und
kultureller Austausch wären Sauerstoff
für die demokratische Zivilgesellschaft.
Die Förderung kleiner und mittlerer Un-
ternehmen würde die Abhängigkeit von
einem übermächtigen Staat reduzieren.
Auf diese Katalysatoren des Wandels
sollte sich die Weißrussland-Politik der
EU konzentrieren.
Marieluise Beckwar Abgeordnete und osteuro-
papolitische Sprecherin der Grünen;Ralf Fücks
war langjähriger Vorstand der Heinrich-Böll-Stif-
tung. Gemeinsam gründeten sie 2017 den Berli-
ner Think Tank „Zentrum Liberale Moderne“.

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er militärische Beitrag Deutsch-
lands zur Bekämpfung des „Islami-
schen Staates“ in Syrien und im Irak ist
begrenzt. Aber deswegen ist er nicht be-
langlos (gewesen). Die Künste deut-
scher Aufklärungsflugzeuge werden
weithin geschätzt, die Ausbildung kur-
discher Kämpfer im Irak durch die Bun-
deswehr ebenso weithin gelobt. In der
SPD melden sich jetzt wieder Stimmen,
die es doch nicht für eine gute Idee hal-
ten, das Ende Oktober auslaufende
Mandat für diesen Einsatz nicht mehr
zu verlängern. Braucht man für diesen
Sinneswandel wirklich die Einschät-
zung von Fachleuten, dass die Aufklä-
rungsflugzeuge weiterhin gebraucht
würden? Zu dieser Beurteilung sollten
die Außen- und Sicherheitspolitiker
der Regierungspartei SPD schon selbst
fähig sein, zumal auch ihnen bekannt
ist, dass die Bereitschaft anderer Ver-
bündeter gering ist, in eine Bresche zu
springen, die Deutschland hinterließe.
Die IS-Terroristen sind militärisch zu-
rückgedrängt, ausgeschaltet sind sie
noch nicht. Von dieser Aufgabe („Ver-
antwortung“) sollte sich Deutschland
nicht Dispens erteilen. Auch eine SPD
nicht, die ihren Halt verliert. K.F.


W


as in der Konservativen Partei
vorgeht, wird auch im Umgang
mit sogenannten Parteirebellen ersicht-
lich: Abgeordnete, die in den kommen-
den Tagen gegen einen ungeordneten
Austritt aus der EU stimmen sollten,
werden womöglich nicht mehr für
künftige Wahlen aufgestellt. Sie sollen
wegen ihres Widerstands gegen den
Kurs des Premierministers Johnson be-
straft, die Partei soll somit gesäubert
werden. Das ist eine gefährliche Ent-
wicklung. Zwar ist es üblich, dass Par-
teien auf die Loyalität ihrer Abgeordne-
ten bauen und zu diesem Zweck auch
schon mal die „Peitsche“ schwingen.
Aber mehr und mehr drängt sich der
Eindruck auf, dass die britischen Kon-
servativen beim Thema Brexit von ei-
ner ideologischen Obsession getrieben
sind; unter ihrem neuen Anführer sind
sie bereit, Verfassungstraditionen über
den Haufen zu werfen und das Parla-
ment zu kastrieren. So viel zur Parole
der Brexiteers während der Referen-
dumskampagne, sie wollten die Kon-
trolle über die nationalen Belange von
Brüssel zurückgewinnen. Zurück wo-
hin? Offenbar nicht unbedingt ins Par-
lament. K.F.


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s ist zunehmend der Mut der Ver-
zweiflung, der die Demonstranten
in Hongkong weiter auf die Straßen
treibt. Die Regionalregierung als aus-
führendes Organ Chinas ist in keiner
Weise geneigt, auch nur eine Forde-
rung der Demonstranten zu erfüllen.
Denn das hieße ja, dass es dem Volk
auch im Machtbereich der Kommunis-
tischen Partei Chinas möglich wäre, Po-
litik wirklich zu beeinflussen. Dies ist
für eine Führung, die sich durch eine
Art Gottesgnadentum in ihrer Herr-
schaft legitimiert sieht, ein ganz und
gar unerträglicher Gedanke. Deshalb
verbietet Peking jegliches Nachgeben.
Und je größer die Verzweiflung bei de-
nen wird, die die vertraglich zugesi-
cherte Freiheit in Hongkong schon vor
2047 schwinden sehen, desto höher ist
die Gefahr einer Radikalisierung. Dies
wiederum spielt jenen Kräften in die
Hände, die den demokratischen
„Spuk“ lieber heute als morgen mit Ge-
walt beenden möchten. Hongkongs De-
mokraten sollten Peking nach Möglich-
keit keinen Vorwand für noch mehr
staatliche Gewalt liefern. Sie haben
nur so lange eine Chance, wie China ei-
nen offenen Rechtsbruch scheut. pes.


Es war am Samstag, als Michael
Kretschmer bei der Verleihung der Eh-
rendoktorwürde für Angela Merkel an
der Handelshochschule Leipzig nur
ein paar begrüßende Worte sprechen
sollte, und dann plötzlich stockte. Er
fand den Faden schnell wieder und
schob erklärend den Satz „Die letzten
Tage waren wohl doch ein bisschen
viel“ hinterher. Doch das ist noch un-
tertrieben. Kretschmer war in den ver-
gangenen Wochen in Sachsen quasi
omnipräsent. Kaum ein Ort, in dem er
nicht gewesen wäre, kaum ein Fest,
das er nicht besucht hätte, und kein Ge-
spräch, dem er sich verweigert hätte.
Kretschmer schaffte so eine spekta-
kuläre Aufholjagd. Der klare Sieg der
sächsischen CDU bei der Wahl am
Sonntag ist vor allem sein Verdienst.
Das wird seine Stellung in der Partei
festigen.
Nach dem Rücktritt von Stanislaw
Tillich, der dem Aufstieg der AfD
nichts entgegenzusetzen wusste, er-
griff Kretschmer – nach einiger Be-
denkzeit – beherzt die sich ihm bieten-
de Chance, die zugleich auch eine Bür-
de war: Seit 1990 regiert die CDU un-
unterbrochen in Sachsen, die Ver-
schleißerscheinungen der mitglieder-
armen Partei sind unübersehbar und
stehen im starken Kontrast zur Selbst-
gewissheit oder gar Arroganz, die man-
che ihrer Mitglieder und Repräsentan-
ten ausstrahlen. Kretschmer kennt die
Partei seit langem, gleich nach der Wie-
dervereinigung engagierte er sich in
der Jungen Union in seiner Heimat-
stadt Görlitz, war dort im Stadtrat und
Kreistag aktiv. 2002 bewarb er sich in
Deutschlands östlichster Stadt auch für
ein Bundestagsmandat, gewann und
verteidigte es viermal. In Berlin küm-
merte er, der zunächst Büroinforma-
tionselektroniker gelernt, dann sein
Abitur nachgeholt und Wirtschaftsin-
genieur studiert hat, sich vor allem um
Bildung, Forschung und Kultur und
entwickelte ein besonderes Talent dar-
in, Fördermittel für Forschungseinrich-
tungen, Museen und Veranstaltungen
in seinem Wahlkreis zu akquirieren.
2004 machte der damalige Minister-
präsident Georg Milbradt den damals
29 Jahre alten Kretschmer, der ihn zu-
vor hart für den Verlust der absoluten
Mehrheit der Union kritisiert hatte,
zum Generalsekretär der Landespar-
tei. In dem Amt erwies er sich sowohl
rhetorisch als auch organisatorisch ge-
schickt. Seine frische Art kam sowohl
in der Partei als auch in der Öffentlich-
keit gut an. Als ihn der Landtag im De-
zember 2017 zum Ministerpräsidenten
wählte, waren es noch 20 Monate bis
zur Landtagswahl. Kretschmer hat die-
se kurze Frist genutzt, um das Land po-
litisch umzukrempeln; er strich den
strikten Sparkurs seiner Vorgänger, ar-
beitete fortan eher pragmatisch mit
der SPD zusammen, vor allem aber
fuhr er durch das Land, besuchte mehr-
fach jeden Landkreis, dazu zig Städte
und Gemeinden, redete mit den Leu-
ten. Die Menschen, denen Politik fern
und Politiker vielfach fremd geworden
waren, goutieren diesen Kurs, den
Kretschmer im Wahlkampf noch inten-
sivierte. Den verdienten Lohn dieses
Ultra-Marathons strich der Vater zwei-
er kleiner Söhne, der mit einer Journa-
listin zusammenlebt, am Sonntag ein.
STEFAN LOCKE

Wirdnoch gebraucht


Michael KRETSCHMER Foto Gyarmaty

Mutder Verzweiflung


KAPSTADT/ROM, 1. September

E


s herrschte großer Auftrieb in
Moçambiques Hauptstadt Maputo,
als am 6. August Staatspräsident Fi-
lipe Nyusi und Rebellenführer Ossufo Mo-
made ein Friedens- und Versöhnungsab-
kommen unterzeichneten. Tausende feier-
ten, Kapellen spielten auf, einige afrikani-
sche Staatschefs waren gekommen. Der
Pakt soll einen blutigen Konflikt been-
den, der das Land im Südosten Afrikas
seit dessen Unabhängigkeit 1975 verfolgt
und mehr als eine Million Menschenle-
ben gefordert hat.
Es war schon das dritte Friedensabkom-
men zwischen der sozialistischen Regie-
rung der „Befreiungsfront Moçambiques“
(Frelimo) und der rechten Rebellenbewe-
gung „Nationaler Widerstand Moçambi-
ques“ (Renamo). 1992 war das erste Ab-
kommen unterzeichnet worden, maßgeb-
lich vermittelt von der katholischen Lai-
engemeinschaft Sant’Egidio aus Rom; es
hielt bis 2013. Dann brachen alte Feind-
schaften wieder auf. Ein weiteres Frie-
densabkommen von 2014 wurde schon
kurz nach der Unterzeichnung wieder ge-
brochen. Beim dritten Mal soll alles an-
ders werden. „Wir verabschieden uns end-
gültig von der Gewalt und vom Krieg“,
versprach der Renamo-Vorsitzende Mo-
made feierlich. Die EU-Außenbeauftrag-
te Federica Mogherini erklärte nach der
Zeremonie vom 6. August: „In einer Welt
voller Konflikte, in der alles in die falsche
Richtung zu gehen scheint, gibt Moçambi-
que uns Hoffnung, gibt Afrika uns Hoff-
nung.“ Bundesaußenminister Heiko Maas
forderte die ehemaligen Bürgerkriegspar-
teien eindringlich auf, „den Friedensver-
trag auch umzusetzen“.
Angesichts des fragilen Friedens in
dem von langer Misswirtschaft ausgezehr-
ten Land ist der Besuch von Papst Franzis-
kus in Maputo von Mittwoch bis Freitag
von großer Bedeutung. Es ist der erste
Papstbesuch in Moçambique seit 31 Jah-
ren. In einer Videobotschaft äußerte Fran-
ziskus seine Vorfreude darüber, seine Bot-
schaft von Versöhnung und Frieden bald
mit allen Menschen in Moçambique tei-
len zu können. Außerdem wolle er begut-
achten, „wie die Saat meines Vorgängers
Johannes Paul II. aufgeht“. Der Besuch

des polnischen Papstes von 1988, noch zu
Zeiten des Bürgerkriegs, gab den seiner-
zeit von Sant’Egidio schon vorangetriebe-
nen Friedensverhandlungen den viel-
leicht entscheidenden Schub.
Auch wenn er bei seinem Besuch nur in
der Hauptstadt haltmachen könne, „er-
reicht und umfasst mein Herz Sie alle, mit
einem besonderen Platz für diejenigen,
die in Schwierigkeiten leben“, bekräftigte
Franziskus in der Videobotschaft. Bis zu-
letzt hatte man im Erzbistum Beira dar-
auf gehofft, dass der Papst auch die vom
Zyklon „Idai“ im März schwer heimge-
suchte Region besuchen werde. An den
Folgen von „Idai“ Mitte März und des Zy-
klons „Kenneth“ schon sechs Wochen spä-
ter starben in Zentral-Moçambique min-
destens 700 Menschen. Mitte Juli galten
nach Angaben der Internationalen Orga-
nisation für Migration (IOM) noch immer
75 000 Menschen durch die Katastrophen
von März und April als Binnenvertriebe-
ne. Das Welternährungsprogramm WFP
wird noch bis mindestens Oktober
100 000 Sturmopfer mit Gutscheinen für
Nahrungsmittel und mit Gütern des tägli-
chen Bedarfs unterstützen.

Von Maputo aus reist Franziskus weiter
nach Madagaskar und nach Mauritius.
Am 10. September kehrt er nach Rom zu-
rück. In Maputo wird der Papst an einem
interreligiösen Jugendtreffen teilnehmen
und ein Krankenhaus in einem der Außen-
bezirke der Stadt besuchen. Unmittelbar
vor seiner Weiterreise nach Antananari-
vo zelebriert Franziskus am Freitagmor-
gen in Maputo im Fußballstadion von
Zimpeto einen Gottesdienst, zu dem
Zehntausende Gläubige erwartet werden.
Mitte Oktober finden in dem Land mit
seinen gut 30 Millionen Einwohnern Prä-
sidenten-, Parlaments- und Provinzwah-
len statt. Die politische Anspannung dürf-
te sich auch über den Papstbesuch legen.
Die Frelimo-Regierung gilt als eine der
korruptesten des Kontinents. Das durch-
schnittliche Jahreseinkommen eines
Moçambiquaners liegt bei rund 400 Euro
jährlich. Und im Norden terrorisieren Isla-
misten die Bevölkerung. Internationale
Geldgeber weigern sich, die Regierung
weiter mit Devisen zu versorgen. 2017
sind rund 500 Millionen Dollar „ver-
schwunden“. Das Geld war für die An-
schaffung einer Fischfangflotte sowie von

Radarstationen und Patrouillenbooten ge-
dacht. Dem Land wurden in der Vergan-
genheit mehrfach Schulden erlassen, und
doch steht es wieder nahe am Bankrott.
Zudem gibt es Zeichen für eine Spal-
tung innerhalb der Rebellenbewegung Re-
namo. General Mariano Nhongo, Chef
des militärischen Renamo-Flügels, kün-
digte in einem Interview mit der Deut-
schen Welle an: „Die militärische Füh-
rung der Renamo wird die für Oktober an-
gekündigten Wahlen verhindern, wenn
die Regierung mit uns kein eigenes Frie-
densabkommen aushandelt. Das Anfang
August unterschriebene Abkommen er-
kennen wir nicht an.“ Weiter drohte
Nhongo: „Wahlen werden nicht stattfin-
den. Jeder, der dazu aufruft, sollte wissen:
Wir werden ihn umbringen.“ Ungeachtet
dessen will der demilitarisierte Flügel der
Renamo, der als politische Partei zugelas-
sen ist, an der Wahl mit eigenen Kandida-
ten teilnehmen.
Nhongo stellt den Führungsanspruch
von Renamo-Chef Ossufo Momade grund-
sätzlich in Frage. Der 58 Jahre alte Moma-
de war erst im Januar zum Nachfolger
Afonso Dhlakamas gewählt werden. Dhla-
kama hatte die einst als antikommunisti-
sche Rebellenbewegung gegründete Rena-
mo seit 1979 geführt und war im Mai
2018 an Herzversagen gestorben.
Inwieweit General Nhongo in der Lage
ist, seine Drohungen gegen die Wahlen
wahr zu machen, ist unklar. Insgesamt
soll die Renamo noch über rund 5000 be-
waffnete Kämpfer verfügen. Diese sollen
nach dem Maputo-Abkommen in die regu-
lären Streitkräfte und in die Polizei inte-
griert oder entwaffnet werden. Nhongo
gibt an, über 500 Kämpfer zu verfügen,
verteilt auf elf Stützpunkte im ganzen
Land. Wie fragil der Frieden in dem Land
am Indischen Ozean ist, wurde bereits am
Abend der großen Zeremonie in Maputo
deutlich. Während sich in der Hauptstadt
die Menschen noch in den Armen lagen,
wurden bei einem Angriff auf einen Last-
wagen in der Zentralprovinz Sofala zwei
Männer schwer verletzt. Die Provinz ist
eine Hochburg der Renamo. Die Regie-
rung ist davon überzeugt, dass Nhongos
Männer für den Anschlag verantwortlich
waren.

Fremde Federn:Marieluise Beck, Ralf Fücks


Putin greift nach Weißrussland


Vorder Säuberung


Gestärkt


Hindernisse auch beim dritten Anlauf


Papst Franziskus ruft vor seinem Besuch in Moçambique zur Versöhnung auf / Von Matthias Rüb und Thilo Thielke


Endgültiger Friede?Unterzeichnung des Abkommens vor einigen Wochen Foto AP

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