Handelsblatt - 22.08.2019

(ff) #1
sei groß genug, die Bevölkerung gut ausgebildet.
Und seine Regierung verspricht tatkräftige Un-
terstützung.

Staatliche Förderungen
Noch sind Indonesiens Rahmenbedingungen
aber verbesserungsfähig. Im „Global Innovation
Index“, der von zwei internationalen Hochschu-
len und einer UN-Agentur veröffentlicht wird,
liegt Indonesien auf Rang 85 von 129 untersuch-
ten Volkswirtschaften – und damit deutlich hin-
ter anderen südostasiatischen Ländern wie Ma-
laysia, Vietnam und Thailand. Widodo will das
ändern – mit Investitionen in die digitale Infra-
struktur wie Breitbandleitungen und Kommuni-
kationssatelliten sowie staatlich gefördertem
Erfindergeist: Seine Regierung kündigte im
Sommer Steuernachlässe für Investitionen in
Forschung und Entwicklung an. Widodo verbin-
det das mit der Hoffnung, die Digitalbranche zu
stärken: „Das sorgt bei den Investoren hoffent-
lich für zusätzliche Begeisterung, Geld nach In-
donesien zu schicken.“ Sein Kommunikations-
und Technologieminister Rudiantara, der wie
viele Indonesier nur einen Namen verwendet,
hat als Ziel vorgegeben, bis 2025 20 weitere Uni-
corns in Indonesien zu etablieren.
Das Potenzial ist groß: Laut einer gemeinsa-
men Studie von Google und dem Staatsfonds Te-
masek aus Singapur wird sich das Geschäftsvolu-
men von Indonesiens Digitalwirtschaft bis dahin
verglichen mit dem Jahr 2018 mehr als verdreifa-
chen und dann bei 100 Milliarden Dollar liegen.
Mehr als die Hälfte davon wird demnach auf den
E-Commerce-Sektor entfallen. Dementspre-
chend umkämpft ist die Branche bereits heute:
Neben Bukalapak, das zu mehr als einem Drittel
dem indonesischen Medienkonzern Emtek ge-

hört, und Tokopedia, das den japanischen Kon-
zern Softbank als Investor hat, kämpfen auch
das von Rocket Internet gegründete Lazada und
der Anbieter Shopee um die indonesischen On-
lineshopper. Alle vier großen E-Commerce-Un-
ternehmen haben inzwischen finanzielle Unter-
stützung aus China: Shopee gehört zum Reich
von Tencent. Lazada wurde 2017 von Alibaba
übernommen. Das Unternehmen investierte
auch in Tokopedia. Die Alibaba-Tochter Ant Fi-
nancial gehört zu den Investoren von Bukalapak.
Genaue Geschäftszahlen veröffentlichen die
Unternehmen nicht, Gewinne macht aber offen-
bar noch keines von ihnen – zu kostspielig ist bis-
her der Kampf um neue Kunden. Bukalapak
sprach im vergangenen Jahr davon, bis 2021
profitabel zu werden. Das Unternehmen von
Achmed Zaky dürfte dabei über die geringsten
Finanzmittel verfügen. Während Shopee und
Lazada auf Einnahmen aus anderen südostasiati-
schen Märkten zurückgreifen können und Toko-
pedia im vergangenen Jahr mehr als eine Milliar-
de Dollar an Investorengeldern einwarb, bekam
Bukalapak Anfang des Jahres lediglich 50 Millio-
nen Dollar.
Die Geldgeber vertrauen jedoch darauf, dass
sich Bukalapaks Fokus auf die ländlichen Gegen-
den Indonesiens auszahlen wird: „Wir glauben,
dass Bukalapak einen Wettbewerbsvorteil durch
sein Kiosknetzwerk hat“, kommentiert David
Shen, regionaler Geschäftsführer bei der Private-
Equity-Firma Olympus Capital Asia. Das Modell
erlaube eine vergleichsweise günstige Kundenak-
quise. „Zu unserer Firmenkultur gehört es, dass
wir nicht einfach blind Geld raushauen“, sagt Za-
ky. Er strengt sich an zu beweisen, dass es auch
ohne großes Marketingbudget geht. Der bisheri-
ge Erfolg scheint ihm recht zu geben.

Indonesien

Malaysia
Singapur

Philippinen

Vietnam
Thailand

Indonesien dominiert Digitalwirtschaft
Marktvolumen in Südostasien in Mrd. US-Dollar

HANDELSBLATT Quelle: Google/Temasek: e-Conomy SEA 2018

8

27

100

6

12

43

3

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1

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Thailand

Vietnam

Singapur

Malaysia

Philippinen

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2025

Prognose

Bukalapak-Chef
Achmad Zaky (Mitte):
Der Gründer will den
indonesischen Einzel-
handel umkrempeln.

Kiosk in Jakarta:
Die Besitzer
helfen Kunden,
über Bukalapak
Produkte zu
bestellen.

ANTARA FOTO

mauritius images / Picfair

Skyline von Jakarta:
Der indonesische
Markt ist groß,
die Bevölkerung gut
ausgebildet.

Unternehmen & Märkte
DONNERSTAG, 22. AUGUST 2019, NR. 161
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Bukalapak
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