Handelsblatt - 22.08.2019

(ff) #1
Katharina Kort, Astrid Dörner
New York

ie Titan-Karte von App-
le kommt in einem hel-
len, festen Umschlag.
Ähnlich wie beim iPho-
ne setzt Apple auch bei
seiinererstten KKreddititkkartteauf schlich-
tetess DeDesisigngn. SoSosschchlilichcht,ddass außßer
dem Namen, den dezenten Logos
von Apple vorn und von Goldman
Sachs und Mastercard hinten, nichts
auf der Karte steht.
Die ersten ausgewählten Kunden
haben ihre Apple Card in diesen Ta-
gen schon in ihren Händen halten
dürfen. Seit Dienstag können alle der
gut 100 Millionen iPhone-Kunden in
den USA die Karte beantragen – di-
rekt über die Wallet-App, das Ganze
dauert nur ein paar Minuten.
Es ist ein Test, sowohl für Appplpleealalss
auch für Goldman Sachs. Die Invest-
mentbank gibt zum ersten Mal über-
haupt eine Kreditkarte heraus und
hat dafür eigens eine neue Plattform
aufgebaut. Das ist Teil der neuen
StStraratetegigiee,eeininPPririvavatktkunundedengngeseschchäfäftt
aufzubauen. Goldman-Chef David So-
lomon will so die volatilen Umsätze
aus dem Investmentbanking abfe-
dern. Goldman muss sich allerdings
gegenüber etablierten Anbietern wie
Chase, Citi und Capital One beweisen
und VerlusteiinnKaKaufufnnehehmemenn.AAnana-
lystenschätzungen zufolge kostet es
die Bank 350 Dollar pro Nutzer, der
eine Kreditkarte beantragt.
Die neue Karte ist eigentlich nur ei-
ne Notlösung, falls ein Geschäft oder
Hotel Apples Zahlsystem nicht akzep-
tiert. Apple will vor allem, dass die
Kunden die digitale Karte auf dem
Smaratphone benutzen. Dort bekom-
men sie auch die meisten Prämien:
Pro 100 Doolllar gibbt essssofoforort t zwwei Dol-
lalar r zuzurüückck..WeWr beeii Appplplee–ettwawabbeie
iTiTununess –eeininkakaufuftt,bbekekommmtmt sogogara
drdreieiDDolollalarr.WWererddagagegene ddiieTTiitanii-
um-Kartebenutzt muss sich mit ei-
nem DDollllar zuffriedengeben.
Ein Pluspunkt für Kunden: Es gibt
keine Abschluss- oder Jahresgebüh-
ren für die Karte. Und auf dem
Smartphone kann man dank einfa-
cher Grafiken genau verfolgen, wie
viel man schon wofür ausgegeben
hat, wie viel Kredit man noch hat
und wann die nächste Zahlung fällig
ist oder wie hoch die Zinsen ausfal-
len, wenn man nur einen Teil zurück-
zahlt.

Ideal für Apple-Fans
Reicht das, um sich auf dem gesättig-
ten Kreditkartenmarkt durchzuset-
zen? Gökhan Öztürk, Partner Finan-
cial Services von der Unternehmens-
beratung Oliver Wyman, glaubt, dass
die Apple Card ihren Platz in den
USA und auchin Deutschland finden
wird. Aber „sie wird voraussichtlich
eher als eine zusätzliche Karte posi-
tioniert“, sagt Öztürk. Wenn Men-
schen etwa mit einer Miles-&-More-
Karte Meilen sammelten, würden sie
höchstwahrscheinlich diese dafür höchstwahrscheinlich diese dafür

nicht aufgeben, schätzt
der Berater: „Aber da
die Apple Card keine
Gebühren hat, werden
viele iPhone-Nutzer sie
wahrscheinlich einfach
zusätzlich nehmen.“
Davon ist auch Beverly
Harzog überzeugt, Kredit-
kartenexpertin und Konsumentenfi-
nanzierungs-Analystin von U.S. News
& World Report. Die Karte habe ei-
nen klaren Fokus auf iPhone-Nutzer.
„Sie wird nicht auf einem hohen Le-
vel mit Kreditkarten anderer Groß-
banken konkurrieren,“ meint Harzog.
Die virtuelle Karte sei jedoch „ideal
für Verbraucher, die Fans von Apple-
Produkten sindunddiesich wohl-
fühlen, die Apple-Wallet-App zu nut-
zen“. Für anderegebe es andere Prä-
mien-Kreditkarten, die ihren
Besitzern mehr Wert bieten, sagt die
Kreditkartenexpertin.
„Was die Prämien angeht, gibt es
sicher andere, die weitere Leistungen sicher andere, die weitere Leistungen

anbieten“, ist auch Öztürk
von Oliver Wyman über-
zeugt.
Einen großen Vorteil
sieht er jedoch bei der
Sicherheitder Karte:
die Apple-Karte sei si-
cherer als andere,
weil die physische
Karte keine Nummer
und keine Sicher-
heitsnummer hat. „Es kann also sehr
schwer jemand etwas damit online
einkaufen, wenn sie gestohlen ist.“
„Für Apple macht die neue Karte
auf jeden Fall Sinn, weil sie damit ih-
re Kunden an das iPhone binden“,
erklärt Öztürk. Schließlich kann man
die Kartenicht einfach zu Android
mitnehmen.
Kundenbindung ist ein wichtiges
Thema für Apple. Schließlich hat das
Unternehmen aus Cupertino in
jüngster Zeit mit sinkenden Verkaufs-
zahlen beim iPhone zu kämpfen und
versucht, dies mit höheren Einnah-esuc t,des t ö ee a

men bei Abos und Serviceleistungen
auszugleichen.
Seit 2017 ist Apple mit Apple Pay
auch als Zahlungsdienst unterwegs.
Dabei bekommt der iPhone-Herstel-
ler für jede Transaktion eine kleine
Provision.BeiderneuenKartewird
didiesesee etetwawass höhöheher rausffalllelen.

Für Goldman skeptisch
Bei Goldman Sachs sieht die Lage et-
was anders aus. Analyst Bill Carache
von Nomura glaubt, dass die fehlen-
den Gebühren für Goldman zu Ver-
lusten führen könnten, wenn die
Konjunktur sich irgendwann dreht.
In einem Schreiben an seine Kun-
den vergleicht Carache die Karte mit
einem „weiteren Baustein in Apples
wachsender Finanzabteilung, zusam-
men mit Pay, Cash und mittelfristig
potenziell auch Debit“.
Carache ist skeptisch, was den
Nutzen für Goldman angeht. Die
Zinsen für Überziehung seien im
Vergleich zu anderen recht niedrig,
Gebühren gibt es nicht, und die Prä-
mimienensseieienenddezezenent,t,aabeberr ninichchttweweltlt-
bewegend. Er rechnet, dass Gold-
man Sachs auf einem ohnehin
schwierigen Markt mit höheren Ver-
lusten dastehen werde als JP Morgan
Chase, Bank of America,American
Express und Citigroup.
„DassAApppplele-CCarard-dPoPortrtfofolilioo kökönnnntete
weniger Umsatz und höhere Verluste
generieren als der Branchenduch-
schnitt“, schreibt Carache. Es werde
Jahre dauern, bis das Geschäft profi-
tabel werde. Außerdem habe Gold-
man keine historische Erfahrung im
Geschäft mit Konsumentenkrediten,
bemerkt er.
Goldmans Renditen bei der Apple
Card werden „kaum reichen, um die
Kapitalkkosteen nnanchuunsnereennAAnnnnahah-
memennzuuddececkeken,n ddiennococh ninichchttdeden n
mömöglglicichehennGeGegegenwnwinind d mimit tirirgegendnd-
wewelclchehenn wiwirtrtscschahaftftlilichchenenSSchchwiiererigig-
keiten beinhalten“, ,schreibt Carache.
Sollllte es zu einer Rezession kom-
men, wäre es noch schwieriger für
Goldman, „akzeptable Margen zu ge-
nerieren“.
Solomon lässt sich davonjedoch
nicht abschrecken. Die Einführung
der Karte sei „ein großer Schritt, aber
nur ein Anfang“, schrieb er am
Dienstag an seine Mitarbeiter. „Ich
gehe davon aus, dass wir in den kom-
menden Jahrzehnten führend im Pri-
vatkundengeschäft werden.“ Vor drei
Jahren hat Goldman die Onlinetoch-
ter Marcusgegründet und bietet seit-
dem Kleinkredite und gut verzinste
Sparkonten für Normalverbraucher
an. Ein Geschäft, das seither kontinu-
ierlich ausgebaut wird. Wenn es nach
Goldman geht, wird Apple nicht der
einzige Kreditkartenkunde bleiben.
Sowohl weitere Kooperationen könn-
ten folgen sowie andere Kreditdienst-
leistungen, die über die Marcus-Platt-
form angeboten werden könnten.
Das würde dann auch die Margen he-
ben, weil die neuen Kunden an die
bestehende Plattform angedockt wer-
den können.den können.

Kreditkarte


SSeeiitt DDiieennssttaagg iisstt ddiiee nneeuuee KKrreeddiittkkaarrttee vvoonn AAppppllee uunndd GGoollddmmaann SSaacchhss iinn ddeenn UUSSAA auuff


dem Markt. Goldman muss sich im Kreditkartengeschäft jedoch erst noch beweisen.


Apple [M]

Apple Card:
Kunden sollen
vor allem die
digitale Karte
auf dem
Smartphone
benutzen.

Finanzen & Börsen
DONNERSTAG, 22. AUGUST 2019, NR. 161
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