Handelsblatt - 22.08.2019

(ff) #1
Michael Mandel

Pragmatiker mit viel Energie


M


ichael Mandel ist ein Mensch, der
sich und andere schnell begeis-
tern kann. Innerhalb der Com-
merzbank vergleichen ihn manche mit ei-
nem Duracell-Hasen, der manchmal gar
nicht weiß, wo er hin soll mit all seiner
Energie und seinen Ideen. Doch im zurück-
liegenden Jahr gab es für den 52-Jährigen
Bremer eine Reihe von Rückschlägen. Wich-
tige Projekte, die er gut fand, platzten.
Die Gründung einer europäischen Online-
bank beerdigte die Commerzbank im Som-
mer 2018, unter anderem wegen begrenzter
finanzieller Ressourcen. Im April scheiterte
dann eine Fusion mit der Deutschen Bank,
die aus Sicht von Mandel im Privat- und Fir-
menkundengeschäft viele Chancen geboten
hätte. Und nun prüft die Commerzbank im
Zuge ihrer neuen Strategie auch noch, das
Netz mit rund 1 000 Filialen auszudünnen,
das Mandel in den vergangenen Jahren bei
jeder Gelegenheit verteidigt hatte. „Der My-

thos, dass Kunden Filialen überflüssig fin-
den, stimmt nicht“, sagte er 2018. „Im Ban-
king ist die Zukunft persönlich und digital.“
Innerhalb der Commerzbank gibt es eini-
ge, die im Falle eines Filialabbaus auch
Mandels Position geschwächt sehen. Andere
weisen darauf hin, dass der Privatkunden-
vorstand mehrfach betont habe, dass nicht
die Zahl der Zweigstellen entscheidend sei,
sondern was man damit mache. Mandel sei
pragmatisch und habe kein Problem damit,
seinen Kurs anzupassen, wenn die Rahmen-
bedingungen dies erforderten.
Mandel hat in Münster BWL studiert und
anschließend viele Jahre für die Dresdner
Bank gearbeitet. Nach einem kurzen Abste-
cher zur Beratungsgesellschaft McKinsey
wechselte der Vater von zwei jugendlichen
Töchtern zur Commerzbank. 2016 wurde er
Privatkundenchef – als Nachfolger des heu-
tigen Vorstandschefs Martin Zielke.
Seit Herbst 2016 hat das Institut mehr als
eine Million neue Privatkunden gewonnen
und damit die Belastungen durch das Zins-
umfeld etwas abgefedert. Die Privatkun-
densparte steuert inzwischen mehr zum Ge-
winn der Bank bei als das lange dominieren-
de Firmenkundengeschäft. Andreas Kröner

Michael Mandel:
Seine Sparte hat
in der Coba an
Bedeutung ge-
wonnen.

Bernd Roselieb / VISUM

Der Mythos,


dass Kunden


Filialen


überflüssig


finden,


stimmt nicht.


Michael Mandel
Privatkundenvorstand
der Commerzbank

Heidi Göess-Horten

Heimliche Spenderin


A


m liebsten macht Heidi Göess-Hor-
ten Schlagzeilen als Kunstsammle-
rin. Die Witwe des Kaufhauspioniers
Horten zeigte im vergangenen Jahr ihre
Sammlung mit Werken von Gustav Klimt,
Pablo Picasso oder Gerhard Richter im Wie-
ner Leopold-Museum. Nun ist die viert -
reichste Frau Österreichs unfreiwillig in die
Schlagzeilen geraten, weil sie der konserva-
tiven ÖVP und ihrem Parteichef Sebastian
Kurz in nur zwei Jahren 931 000 Euro ge-
spendet hat. Das Vermögen der am Wör-
thersee lebenden 78-Jährigen wird von
„Forbes “ auf über drei Milliarden Dollar ge-

schätzt. Die frühere Sekretärin lernte 1959
in einer Bar am Wörthersee den Kaufhaus-
Betreiber Helmut Horten kennen, der von
der Arisierung in der Zeit des Nationalsozia-
lismus profitiert hatte. Der ehemalige Chef
der rechtspopulistischen FPÖ, Heinz-Christi-
an Strache, prahlte bereits im heimlich auf-
genommenen Video in einer Villa auf Ibiza
mit Heidi Horten. Er nannte die Milliardärin
im Ibiza-Video als Unterstützerin der FPÖ.
Später nahm er die Aussage zurück.
Die opulenten Spenden riefen bei der
Opposition Entrüstung hervor. Die Grünen
rügen, dass Göess-Horten einen Großteil
der Spenden an die ÖVP an der Öffentlich-
keit „vorbeigeschmuggelt“ hat. Göess-Hor-
ten stückelte ihre Zuwendungen so, dass sie
unter der Schwelle von 50 000 Euro blie-
ben, ab der sie direkt veröffentlicht werden
müssten. Hans-Peter Siebenhaar

BusinessLoungeLounge


Politisches Theater: Patricia Schlesingerrr, Inten-
dantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, trifft
im Potsdamer Hans-Otto-Theater ein. Dort wird
es vor den Landtagswahlen zur TV-Debatte der
Spitzenkandidaten kommen.

Geld zu verteilen: Bill Hilf spricht in Singapur. Der
Chef von Vulcan Capital, dem Family Office von
Microsoft-Co-Gründer Paul Allen, soll 100 Millionen
Dollar in südasiatische Start-ups investieren.

Geldzuverteilen:BillHilf

Intelligent:Bosch-Chef Volkmar Dennergibt
eine Pressekonferenz im indischenBangalore.
Laut Berichten will Bosch in dem Land in den
nächsten drei Jahren 220 Millionen Euro inves-
tieren, unter anderem in Künstliche Intelligenz.

Intelligent:Bosch ChefVolkmarDennergibt

Besuch aus Europa:US-PräsidentDonald Trump
(l.) begrüßt Rumäniens deutschstämmigen Präsi-
denten Klaus Iohannis. Die beiden unternehmen
einen Spaziergang entlang des Weißen Hauses.

BesuchausEuropa:USPräsidentDonaldTrump

imago images / Metodi Popow, imago images / UPI Photo, Bloomberg, Jagadeesh Nv/EPA-EFE/REX

Der Privatkunden-Vorstand der
Commerzbank hat das Filialnetz
jahrelang verteidigt. Nun muss er
es möglicherweise ausdünnen.

Mit fast einer Million Euro
finanzierte die Milliardenerbin die
Partei von Österreichs Ex-Kanzler
Kurz. Die Opposition tobt.

Heidi Horten:
Fast eine Million Euro
für die ÖVP.

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Namen des Tages


DONNERSTAG, 22. AUGUST 2019, NR. 161
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