Handelsblatt - 22.08.2019

(ff) #1

Charlotte Tilbury: Die Kosmetik-Unternehmerin
verklagte Aldi Süd erfolgreich.


Charlotte Tilbury


Schminkstreit


mit Aldi


LONDON Die britische
Visagistin und Unter-
nehmerin Charlotte
Tilbury hat gegen Aldi
Süd einen Prozess ge-
wonnen. Die Kosme-
tik-Unternehmerin, zu
deren Fans Prinz Har-
rys Ehefrau Meghan
Markle zählt, hatte
den deutschen Dis-
counter wegen der
Ähnlichkeit einer sei-
ner Make-up-Marken
mit einem ihrer Pro-
dukte verklagt. Nun
bewertete der High
Court of Justice, der
den Fall verhandelte,
die Ähnlichkeiten als
„substanziell“. Es ging
dabei um einen Bron-
zer, den Tilbury seit
2013 für 49 Pfund
(53,50 Euro) verkauft.
Aldi bietet das umstrit-
tene Produkt seiner


Eigenmarke „Lacura“
dagegen seit 2018 für
sieben Pfund an. Rich-
ter John Linwood kriti-
sierte in seinem Urteil
„Aldis Ethos, ähnlich
aussehende Produkte
bekannter Marken bil-
lig zu verkaufen, um
Kunden in die Läden
des Discounters zu
bringen“. Das Unter-
nehmen bezeichnete
die Angelegenheit als
„inzwischen erledigt“.
Tilbury ist eine der be-
kanntesten Visagistin-
nen des Königreichs
und hat mit vielen
Topmodels wie Kate
Moss oder Kim Kar-
dashian zusammenge-
arbeitet. Im vergange-
nen Jahr zeichnete die
Queen sie als „Mem-
ber of the British Em-
pire“ aus. ade

Sha Hua Peking

B


evor Li Ka-Shing der Besitzer
des größten britischen Brauerei-
und Kneipenbetreibers Greene
King wurde, war er drei Jahre
lang dessen Vermieter. Was der
91-Jährige dabei sah, gefiel ihm: Die Pubs der
Kette aus Südostengland, die das Kneipen-
sterben der vergangenen Jahre überlebt hat-
ten, steigerten sogar ihre Absätze.
Und Alkohol trinken die Leute selbst bei
schlechter Konjunktur, so die Kalkulation
des reichsten Mannes Hongkongs. Deswe-
gen zahlt Li nun knapp fünf Milliarden Euro
für Greene King. Ein Brexit-Schnäppchen,
sozusagen. Denn seit der schicksalshaften
Abstimmung von 2016 ist der Wert der Kette
um 37 Prozent gesunken, dazu kommt die
Schwäche des britischen Pfunds.
Li, der als Kind vom Festland nach Hong-
kong geflohen war, probierte sich als junger
Mann zuerst im Plastikblumengeschäft aus.
Während Hongkong nach dem Zweiten Welt-
krieg als Brücke zwischen China und dem
Ausland rasant wuchs, stieg der Mann mit
Investitionen in Immobilien und Häfen zu
ihrem berühmtesten Tycoon auf.
Doch in den vergangenen Jahren begann
Li, der seit den 90er-Jahren kräftig am Bau-
boom auf dem Festland verdient hatte, sich
aus chinesischen und Hongkonger Vermö-
gensanlagen zurückzuziehen. Stattdessen in-
vestiert seine Familie vermehrt in entwickel-
te Märkte, in Deutschland kaufte er etwa
2004 einen 40-prozentigen Anteil an der

Drogeriekette Rossmann. Großbritannien ist
aber in der Regel die erste Wahl. Allein dort
hat Lis Familie im letzten Jahrzehnt rund 30
Milliarden Euro angelegt und ist damit einer
der größten ausländischen Investoren. Erst
im vergangenen Jahr hatte seine Firma CK
Assets die Londoner Zentrale der UBS für ei-
ne Milliarde Dollar erworben.
Nachdem 2015 bekannt wurde, dass Li in
mehreren chinesischen Städten Immobilien
verkauft hatte, kritisierten ihn chinesische
Medien für seine fehlende Loyalität.
„People’s Daily“, das Sprachorgan der Kom-
munistischen Partei Chinas, rief seine Leser
dazu auf, „ein besseres Land aufzubauen, so
dass er seinen heutigen Weggang morgen be-
dauert“.
Wohl aber weil Li nicht mehr abhängig
vom Geschäft in China und Hongkong ist,
kann er sich eine ambivalente Position ge-
genüber den Demonstranten leisten. Wäh-
rend sich andere Unternehmen auf die Seite
der Regierung in Peking schlagen mussten,
hüllte sich Li in Poesie: So schaltete er ver-
gangenen Freitag in mehreren Zeitungen
ganzseitige Anzeigen, in denen das Wort
„Gewalt“ durchgestrichen war, darüber der
Hinweis, dass die besten Absichten zu den
schlechtesten Ergebnissen führen können.
Unklar ist, ob damit die Demonstranten oder
die Regierung gemeint ist. Welche Seite am
Ende auch die Oberhand behält – Li Ka-
Shing wird vermutlich auf der Gewinnerseite
stehen.

Li Ka-Shing


Immer auf der

Gewinnerseite

Der reichste Hongkonger setzt am liebsten auf krisenfeste Anlagen.


Auch in der Politik schätzt er Unsicherheiten überhaupt nicht.


Li Ka-Shing: Den Großteil
seines Vermögens hat der
reichste Hongkonger in
Europa und Nordamerika
investiert.
Jerome Favre/EPA-EFE/REX

Mateusz Morawiecki


Polens Premier will


Reparationen


BERLIN Polens Minis-
terpräsident Mateusz
Morawiecki hat die
Forderung seiner
Regierung nach deut-
schen Reparationszah-
lungen bekräftigt. „Po-
len hat von Deutsch-
land bis heute keine
angemessene Kom-
pensation für die
Gräueltaten des Zwei-
ten Weltkriegs bekom-
men“, sagte er der
Funke-Mediengruppe.
„Wir haben sechs Mil-
lionen Menschen im
Zweiten Weltkrieg
v erloren – weit mehr
als andere Staaten,
die umfangreiche Re-
parationszahlungen
erhalten haben.“
Eine Summe wollte


Morawiecki dem Be-
richt zufolge noch
nicht nennen. Das
werde aktuell von ei-
ner parlamentari-
schen Kommission un-
tersucht. „Es gibt viel
zu analysieren. Mehr
als 1 000 polnische
Dörfer sind von Deut-
schen ausgelöscht
worden“, sagte der Po-
litiker der rechtspopu-
listischen PiS-Partei.
Den Einwand, dass
Warschau 1953 ver-
traglich auf Reparatio-
nen verzichtet habe,
ließ er nicht gelten.
„Das war ein Vertrag
zwischen Polen und
der DDR, den wir
nicht anerkennen“,
sagte er. dpa

4,9


MILLIARDEN
Euro bezahlt Li Ka-Shing
für die britische Brauerei
und Pubkette Greene King.

Quelle: Öffentliches Angebot

Namen


des Tages


DONNERSTAG, 22. AUGUST 2019, NR. 161
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