Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.09.2019

(Ron) #1

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND


Mittwoch, 4. September 2019·Nr. 205/36 D2 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 2,90 € D 2954 A F. A. Z. im Internet:faz.net


Deutschland hat in der Batteriefor-


schung kräftig aufgeholt. Jetzt geht


esan die Umsetzung der Ideen.


Natur und Wissenschaft, Seite N 1


Englische Historiker überbieten


sich in Vergleichen der aktuellen


Politik in ihrem Land mit früheren


Katastrophen.Feuilleton, Seite 9


Zwei Ausstellungen in München


widmen sich Fotokünstlerinnen


von der Weimarer Republik bis


heute.Feuilleton, Seite 11


Das deutsche Basketballteam


wird seinem Anspruch bei der


Weltmeisterschaft in China nicht


gerecht.Sport, Seite 28


Auf den griechischen Inseln kom-


men wieder viele Flüchtlinge an.


Das Flüchtlingsabkommen mit der


Türkei ist in Gefahr.Politik, Seite 6


Von Mitfahrgelegenheiten bis zu


Minikabinen auf Schienen: Kluge


Mobilitätskonzepte gibt es auch


auf dem Dorf.Wirtschaft, Seite 16


Auf der Suche nach der Welt von morgen


ISTANBUL,3. September (dpa).Der tür-
kische Präsident Recep Tayyip Erdogan
will den ehemaligen Ministerpräsidenten
Ahmet Davutoglu aus der AKP ausschlie-
ßen. Das habe der Parteivorstand unter Er-
dogans Leitung am Montagabend einstim-
mig beschlossen und ein entsprechendes
Gesuch an den zentralen Disziplinarrat
der AKP gestellt, berichtete die staatliche
Nachrichtenagentur Anadolu. Eine Be-
gründung wurde zunächst nicht genannt.
Davutoglu hatte der AKP zuletzt vorge-
worfen, sich von ihren Grundprinzipien
zu entfernen. Er hatte auch die Annullie-
rung der Bürgermeisterwahl in Istanbul
kritisiert. Im Juli war bereits der ehemali-
ge stellvertretende Ministerpräsident Ali
Babacan aus der Partei ausgetreten.

Akkus „made in Germany“


N


icht nur die „Gelbwesten“ in
Frankreich waren für CDU und
CSU eine Warnung vor Schnellschüs-
sen in der Klimapolitik. Sie ließen
sich damit Zeit, den Verkehr und die
Gebäude in Deutschland mit einem
Preis für Kohlendioxid-Ausstoß zu be-
lasten. Ähnliche Bürgerproteste gegen
den Ehrgeiz der Politik trifft längst
auch die deutsche Energiewende.
Neue Windkraftanlagen an Land wer-
den mittlerweile von einem dichten
Netz an Bürgerinitiativen blockiert.
Deshalb hinkt die Bundesregierung
nicht mehr nur ihren Klimazielen hin-
terher. Sie droht auch die neuen Ener-
giequellen nicht rechtzeitig besorgen
zu können, die Voraussetzung für den
Ausstieg aus Kernkraft und Kohle-
strom sind. Gleichzeitig sieht sie sich
Anfeindungen aus zwei Richtungen
ausgesetzt: Die einen predigen Panik,
die anderen geißeln Hysterie.
Die Union hat sich auf einen riskan-
ten Ausweg begeben. Sie spricht sich
für einen nationalen Emissionshandel
aus, der für Verkehr und Heizungen be-
werkstelligen soll, was in der Energie-
wirtschaft auf europäischer Ebene
schon gelungen ist, nämlich die schritt-

weise Reduzierung der Treibhausabga-
se nach politischen Vorgaben. Der
Staat gibt zwar die Menge vor, die aus-
gestoßen werden darf, lässt aber den
Unternehmen und Verbrauchern die
Freiheit, selbst zu bestimmen, welcher
Preis zum Ziel führt. Die Politik ist da-
bei auf der sicheren Seite, was das Kli-
maziel angeht, weil sie die Höhe der
Emissionen festlegt; sie kann aber
nicht mehr, was sie allzu gern tut, mit
Ausstiegsterminen hantieren – wie lan-
ge fossile Treibstoffe noch getankt wer-
den dürfen, kann sie nicht vorgeben.
Nicht nur das wird CDU und CSU
(die FDP an ihrer Seite) den Ein-
spruch von Grünen und SPD und da-
mit auch den Widerstand der Klimabe-
wegung eintragen. Deren Favorit ist
die Steuer auf Kohlendioxid, die nicht
die Menge, sondern den Preis vorgibt.
Dafür spricht ein triftiges Argument,
das sehr gut zum Takt der Klimadebat-
te passt: Die Steuer lässt sich schneller
einführen als der Handel mit Zertifika-
ten. Das eine dauert Monate, das ande-
re womöglich Jahre. Schneller einge-
führt heißt aber nicht, dass die Steuer
auch schneller wirkt. Das weiß nie-
mand so recht – im Zweifel muss sie
eben erhöht werden. Dieser Nachteil
wird aber auch den einen oder ande-
ren Unionspolitiker nicht davon abhal-
ten, in der Koalition dann doch auf die
Fraktion der Klima-Schnellschüsse ein-
zugehen.
SPD– Das waren noch Zeiten. Nicht nur war die SPD unbe-
stritten eine Volkspartei. Ihr Vorsitzender war sogar Bundes-
kanzler. Den goldenen Zeiten unter Willy Brandt trauert die
Partei seit vielen Jahren nach. Dabei war auch damals
längst nicht alles so schön entspannt, wie es hier aussieht

und im Rückblick erscheint. Aber eine Situation wie heute,
wo monatelang eine neue Führung gesucht werden muss,
hätten sich die Genossen damals nicht einmal in Albträu-
men ausmalen können. Wer „es“ werden will und in Brandts
Fußstapfen zu treten hofft, steht aufSeite 3. Foto ddp Images

Erdogan will Davutoglu


aus AKP ausschließen


Ist der Pakt noch zu retten?


Frauen mit Kamera


Endlich Land in Sicht


Spektakulär gescheitert


boe.PEKING, 3. September. Ein Spre-
cher der chinesischen Regierung hat west-
liche Diplomaten, die das Vorgehen der
Polizei in Hongkong kritisieren, am
Dienstag mit Fliegen verglichen, „die ze-
tern und weinen, nachdem sie gegen die
Wand geflogen sind“. Damit bezog er sich
auf einen Ausspruch Mao Tse-tungs. Das
Büro für Hongkong-Angelegenheiten ver-
wies erstmals auf das Recht des Pekinger
Volkskongresses, den Notstand über die
Sonderverwaltungszone zu verhängen.
Unterdessen veröffentlichte die Nachrich-
tenagentur Reuters die Abschrift einer
Tonaufnahme, in der Hongkongs Regie-
rungschefin Carrie Lam sagt, es sei „un-
verzeihlich“, dass sie „großes Chaos“ an-
gerichtet habe.(Siehe Seite 6.)

job.LONDON, 3. September. Der briti-
sche Premierminister Boris Johnson hat
am Dienstag die Regierungsmehrheit ver-
loren. Mit dem Übertritt des konservati-
ven Abgeordneten Phillip Lee zu den Libe-
raldemokraten schmolz die bisherige
Mehrheit, die Konservative und die nord-
irische Democratic Unionist Party hiel-
ten, so zusammen, dass die Oppositions-
parteien und Unabhängigen nun über
eine Stimme mehr verfügen. Lee nahm
seinen neuen Platz noch vor dem Beginn
der ersten Debatte seit der sechswöchi-
gen Sommerpause ein.
Am Morgen hatten mehrere Konservati-
ve Johnson heftig für seine Drohungen ge-
genüber Abgeordneten kritisiert, die ein
Gesetz der Opposition zur Verhinderung
eines No-Deal-Brexits unterstützen. Der

frühere Schatzkanzler Philip Hammond
wehrte sich gegen die Drohung, nicht
mehr für seinen Wahlkreis kandidieren zu
dürfen, und sagte der BBC, er werde den
„Kampf meines Lebens“ führen, sollte ihn
die Partei daran zu hindern versuchen, bei
den nächsten Wahlen wieder anzutreten.
Er bestätigte, dass ihn die Drohung mit ei-
nem Fraktionsausschluss nicht beeindru-
cke und kündigte an, für das Verhinde-
rungsgesetz zu stimmen. Zugleich kritisier-
te Hammond Johnsons Chefberater Domi-
nic Cummings, dem er nachsagte, dass ihn
„die Zukunft der Partei nicht im Gerings-
ten interessiert“. Dies sei „meine Partei.
Ich werde meine Partei verteidigen gegen
Neuzugänge, Eindringlinge, die versu-
chen, sie von einer Volkspartei in einen en-
gen Klüngel zu verwandeln“, sagte Ham-

mond. Die frühere Ministerin Justine Gree-
ning kündigte an, nicht mehr für die Kon-
servative Partei anzutreten. Sie entwickle
sich unter Johnson zu einer „Brexit Party“.
Für den späten Abend wurde mit einer
Abstimmung über die Tagesordnung ge-
rechnet, die den Weg für das geplante
No-Deal-Verhinderungsgesetz frei ma-
chen sollte.Johnson will im Fall, dass das
Gesetz verabschiedet wird, Neuwahlen
am 14. Oktober auf den Weg bringen. Am
Dienstag berieten Vertreter der Oppositi-
onsparteien, unter welchen Umständen
sie die dafür notwendige Zweidrittelmehr-
heit organisieren würden. Sie wollen si-
cherstellen, dass Johnson den Wahltermin
nicht verschieben kann und auf keinen
Fall auf die Tage nach dem Austrittsdatum
legt.(Siehe Seite 2; Kommentar Seite 8.)

M


an kann alles sagen. Die Frage
ist nur, was daraus folgt. Es
gibt keinen gelenkten „Main-
stream“, der darüber wacht, was
man in Deutschland „noch sagen
darf“. Die Meinung ist frei, die
Kunst ist frei, die Wissenschaft ist
frei. Aber auch das ist eine recht kli-
nische Sicht. Manche Politiker und
Medienmenschen sehen das gern
nur durch ihre Brille. Aber es ist et-
was anderes, ob man qua Amt oder
aus einem geschützten Apparat her-
aus eine Linie verkündet oder etwa
als junger Wissenschaftler, der noch
berufen werden möchte, „quer-
denkt“.
Und hier ist es erstaunlich, wenn
die eigene Perspektive nur bis zur
Grenze des Regierungsviertels
reicht. Bundeswirtschaftsminister
Peter Altmaier (CDU) hat in seiner
Antwort auf Bernhard Schlink in der
in dieser Zeitung geführten, vielbe-
achteten Kontroverse über die Fra-
ge, ob es einen verengten Main-
stream gibt, mit Recht hervorgeho-
ben, dass der Mainstream keine vor-
gegebene Breite habe und sich auch
stark verändert habe. Ja, er ist offe-
ner geworden. Aber nur in eine Rich-
tung. Auf der anderen Seite ist er en-
ger und ärmer geworden.
Altmaier schreibt, es stimme
nicht, dass ein nationalkonservati-
ver Bürger, der auf dem Boden des
Grundgesetzes stehe, in diesem
Mainstream keinen Platz oder
Schutzraum mehr habe. „Im Gegen-
teil: Deutschlandfahnen kann man
heute überall hissen. Allein auf den
Türmen des Reichstags wehen drei.“
Das staatliche beflaggte Parlament
als Beispiel für einen breiten, offe-
nen Mainstream? „Nicht nur WMs
und EMs schwimmen in einem Meer
aus Schwarz-Rot-Gold“, schreibt Alt-
maier. Doch nach diesen Flaggenor-
gien sind schnell so gut wie alle Fah-
nen wieder verschwunden. Und
mehr noch: Bei Demonstrationen
wie von „Pulse of Europe“ oder „Un-
teilbar“ ist Schwarz-Rot-Gold nicht
erwünscht.
Die Deutschlandfahne gilt näm-
lich als nicht unproblematisch. Bis
hinauf zur Bundeskanzlerin. Als
nach dem Wahlsieg 2013 der damali-
ge CDU-Generalsekretär Hermann
Gröhe mit einem kleinen Deutsch-
landfähnchen wedelte, eilte eine
sichtlich verärgerte Kanzlerin her-
bei, entwand dem Getreuen das
Fähnlein und entsorgte es im Publi-
kum. Offenbar darf die CDU
Deutschlands mit den deutschen Far-
ben nicht mehr jubeln. Dabei han-
delt es sich ja nicht um die früher
noch über manchen Schrebergärten
flatternde Reichskriegsflagge, son-
dern um die Farben der Freiheit von
1813, 1848 und von Weimar.
Oder sollte es tatsächlich so sein,
dass der ostentative Gebrauch der
Bundesflagge durch manche AfD-Po-
litiker dazu geführt hat, dass sich die

Staatsspitze und die überkommenen
staatstragenden Parteien nun für ih-
ren Gebrauch schämen? Das käme
geradezu einer Abdankung der Repu-
blik gleich. Was kommt als Nächs-
tes? Die Nationalhymne?
Schwarz-Rot-Gold steht für diese
Republik und damit für Freiheit und
Gleichberechtigung. Warum sollte
man das verleugnen? Altmaier hat
recht, dass die Gleichberechtigung
noch nicht (überall) „realisiert“ ist.
Das „Gender-Thema“ hat damit frei-
lich nur bedingt zu tun. Denn Gleich-
berechtigung bedeutet nicht Gleich-
macherei; nur Gleiches muss auch
gleich behandelt werden. Und füh-
ren wirklich „Rechte“ und „einige
Konservative“ seit 1789 einen „ver-
zweifelten Abwehrkampf gegen die

Moderne“, und haben sie dabei „Nie-
derlage um Niederlage“ erlitten?
Ja, die Geschichte ist eine Abfolge
von Beharren und Fortschreiten.
Doch lässt diese simple Rückschau
außer Acht, dass die seinerzeit so
empfundene „Moderne“ auch Hun-
derte Millionen Menschenleben ge-
fordert hat. Es waren nicht zuletzt
Konservative, die sich den fürchter-
lichen Bewegungen Lenins, Stalins
Hitlers und Maos entgegengestellt
haben.
Dass „rechts“ historisch anders
konnotiert ist als „links“, ist klar.
Aber wenn auch Konservative, „Na-
tionalkonservative“ als ewiggestrig
und chronisch den guten Fortschritt
aufhaltend dargestellt werden, dann
bedeutet das auch einen Abschied
vom Bürgertum. Denn der Bürger ist
Teil einer Gemeinschaft – idealer-
weise von Freien und Gleichberech-
tigten. Diesem Ideal kommt die Bun-
desrepublik Deutschland ziemlich
nahe. Wer diese Republik und die sie
tragenden Werte abschaffen will,
der soll gern ausgegrenzt werden.
Wer sich aber zu ihr auch mit Symbo-
len bekennt, ist noch kein Verfas-
sungsfeind. Feinde der Freiheit wer-
den natürlich nicht zu ihren Freun-
den, weil sie Schwarz-Rot-Gold tra-
gen. Aber Extremisten dürfen die Ho-
heit weder über staatliche Symbole
noch über das Sagbare erhalten.
Es ist weder unbürgerlich noch un-
modern, darauf hinzuweisen, dass
die Europäische Union ihre Legiti-
mation aus ihren Völkern bezieht,
dass die Verbindung von Mann und
Frau besonders geschützt werden
darf und dass der freiheitliche Staat
von einem Austausch der Meinun-
gen, auch über Geschichte und Kli-
mawandel, lebt, nicht aber von Sank-
tionen und staatlichen Weisheiten.

Heute


Carrie Lam entschuldigt


sich für „großes Chaos“


Wem gleicht


Boris Johnson?


Boris Johnson verliert


Regierungsmehrheit im Unterhaus


Tory-Abgeordneter schließt sich Liberaldemokraten an / Debatte über No-Deal-Brexit


MOSKAU, 3. September (dpa). Mehr als
einen Monat nach den ersten Massenfest-
nahmen in Moskau sind Aktivisten zu
Haftstrafen verurteilt worden. Ein Mann
muss für drei Jahre in ein Straflager, weil
er bei einem nicht genehmigten Protest
Polizisten Pfefferspray ins Gesicht sprüh-
te, wie die Agentur Interfax meldete. Ein
anderer Demonstrant wurde zu zwei Jah-
ren Haft verurteilt, weil er einen Polizis-
ten geschubst haben soll. Ende Juli waren
rund 1400 Menschen vorübergehend fest-
genommen worden.(Kommentar Seite 8.)


palo.FRANKFURT, 3. September. Die
Zahl der Geburten in Deutschland ist
2018 leicht gestiegen. Im vergangenen
Jahr kamen 787 500 Kinder zur Welt, das
waren 2600 Neugeborene mehr als im
Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundes-
amt am Dienstag weiter mitteilte, blieb
die zusammengefasste Geburtenziffer al-
lerdings auf dem Vorjahresniveau von
1,57 Kindern je Frau. Der Wert gibt an,
wie viele Geburten statistisch gesehen auf
eine Frau im gebärfähigen Alter kommen.
Zudem werden Frauen immer später Mut-
ter: Erstmals waren sie 2018 bei der Ge-
burt des ersten Kindes durchschnittlich
30 Jahre alt. Auch bekommen mehr Frau-
en, die älter als 40 Jahre sind, ein Kind.
(Siehe Deutschland und die Welt.)

elo. BERLIN, 3. September. Die CDU
strebt eine rasche Bepreisung von CO 2
an, um der Erderwärmung entgegenzu-
wirken. Beim sogenannten Werkstatt-
gespräch der Partei am Dienstag im
Konrad-Adenauer-Haus habe sich Zu-
stimmung zu dem Vorschlag abgezeich-
net, den Emissionshandel auf die Be-
reiche Verkehr und Gebäude auszuwei-
ten, um den CO 2 -Ausstoß zu reduzie-
ren, sagte der CDU-Klimapolitiker An-
dreas Jung am Dienstag. Entscheidend
sei dabei der „schnelle Einstieg“ in den
Emissionshandel zunächst auf nationa-
ler Ebene, sagte Jung. Langfristig wer-
de eine europäische Lösung für eine
derartige CO 2 -Bepreisung angestrebt.
Der Einstieg in die CO 2 -Bepreisung
solle „auf moderatem Niveau“ erfol-
gen und dann Schritt für Schritt an-
wachsen. Zugleich sei ein sozialer Aus-
gleich erforderlich. „Die Einnahmen
aus einer Bepreisung sollen den Bür-
gern und den Unternehmen vollstän-
dig zurückgegeben werden“, sagte der
stellvertretende Unions-Fraktionsvor-
sitzende. Mit dem „Werkstattge-
spräch“ will die Union ihre Beschlüsse
in der Klimapolitik vorbereiten. Die
Beratungsergebnisse aus den Arbeits-
gruppen sollen in das neue Klima-
schutzkonzept einfließen. Am 20. Sep-
tember will die große Koalition im so-
genannten Klimakabinett konkrete
Entscheidungen treffen.(Siehe Seite 4
sowie Wirtschaft, Seite 15.)


Die Farben der Freiheit


Von Reinhard Müller

Moskau: Erste Urteile


nach Massenfestnahmen


rüb. ROM, 3. September. Der amtierende
und designierte künftige italienische Mi-
nisterpräsident Giuseppe Conte will die
Haushaltspolitik der panpopulistischen
Vorgängerregierung fortsetzen. In einem
am Dienstag veröffentlichten 26-Punkte-
Plan für die Regierungszusammenarbeit
von linkspopulistischen Fünf Sternen und
Sozialdemokraten wird an erster Stelle
eine „expansive Wirtschaftspolitik“ zu-
gunsten von Familien und Geringverdie-
nern genannt. Zugleich wird in dem gut
zwei Seiten langen Plan versichert, das
Gleichgewicht der öffentlichen Finanzen
werde nicht gefährdet. Darin wird zudem
bekräftigt, dass eine Erhöhung der Mehr-
wertsteuer, mit welcher ein zu hoher Fehl-
betrag im Haushalt 2020 ausgeglichen
werden müsste, in jedem Fall vermieden

werde. Wie aus dem Entwurf für ein Re-
gierungsprogramm der künftigen Links-
koalition hervorgeht, erwartet Conte in
der Haushaltspolitik ein Entgegenkom-
men der EU-Kommission.
In der Migrationspolitik fordern die bei-
den Parteien eine „starke europäische Ant-
wort“, um sowohl die illegale Einwande-
rung wie das Schleuserunwesen zu be-
kämpfen. Der Entwurf des Regierungspro-
gramms sieht zudem ein Gesetz zur Ver-
meidung von Interessenkonflikten vor, das
auch eine Reform des Radio- und Fernseh-
sektors einschließt. Ferner soll es verstärkt
Investitionen im strukturschwachen Süden
des Landes geben. Die Linkskoalition will
außerdem private Sparer und deren Erspar-
nisse besser schützen. Geplant ist auch
eine Internetsteuer für Großkonzerne.

Am Dienstag waren die auf der partei-
eigenen Website Rousseau registrierten
Anhänger der Fünf-Sterne-Bewegung auf-
gerufen, im Internet über die geplante Re-
gierungszusammenarbeit mit den Sozialde-
mokraten abzustimmen. Conte hatte die
Anhänger der Fünf Sterne zur Zustim-
mung aufgefordert. Es sei der Moment, in
der „Träume wahr werden“ könnten. Con-
te will an diesem Mittwoch Staatspräsident
Sergio Mattarella seine Regierungsmann-
schaft vorstellen. Unterdessen beschlag-
nahmten die Behörden das italienische Ret-
tungsschiff „Mare Jonio“ im Hafen von
Lampedusa. Zuvor waren die verbliebenen
31 Bootsflüchtlinge an Land gegangen.
Am Dienstag wurde der Besatzung ein
Bußgeldbescheid in Höhe von 300 000
Euro überbracht.(Siehe Seite 2.)

Zahl der Geburten


leicht gestiegen


CDU will rasche


Bepreisung von


Klimagas CO 2


Briefe an die Herausgeber Seite 6


Conte fordert expansive Haushaltspolitik


26-Punkte-Plan von Fünf Sternen und Sozialdemokraten / Rettungsschiff beschlagnahmt


Extremisten dürfen weder
die Herrschaft über die
Symbole des Staates noch
über das Sagbare erringen.

Riskanter Ausweg


Von Jasper von Altenbockum

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