Der Spiegel - 24. August 2019

(WallPaper) #1
in die offenen Arme von extremen Par -
teien rechts und links des demokratischen
Spektrums treibt.
Reiner Wesnigk, Berlin

Besten Dank für die Analyse. Warum die
AfD nun im Osten so stark ist, ahne ich
ein wenig. Skepsis vor Modernisierung,
Frust über die etablierten Parteien. Aber
was ist zum Beispiel mit der Angst vor
Fremden oder Flüchtlingen, auch einer Art
von Rassismus? Und vor allem, wie spielt
die DDR-Vergangenheit dort eine Rolle?
Die Auflösung des gesellschaftlichen Ge-
meinschaftsgefühls kann ja eigentlich kein
Grund für den Erfolg der AfD im Osten
sein. Wer die AfD wählt oder unterstützt,
teilt in der Regel doch auch ihre Werte.
Und warum haben viele Ostdeutsche mit
dem nationalistischen Denken so wenige
Probleme und oft weniger Kritik an der
NS-Vergangenheit?
Peter Kleffmann, Hamburg

Das Amtsblatt, das der Verleger Franke
herausgegeben hat, als Beleg für seine ver-
meintliche Bürgerlichkeit anzuführen, ist
völlig verfehlt, wenn man die auch von
Herrn Franke im Stadtratswahlkampf dort
veröffentlichten »Leserbriefe« unter die
Lupe nimmt. Ich habe selten so böse, het-
zerische, rassistische und Minderheiten be-
leidigende Leserbriefe gelesen wie im
»Neuen Gera«. Ich gehe davon aus, dass
Herr Franke den Auftrag für die Veröffent-
lichung der amtlichen Mitteilungen der
Stadt auch wegen seiner Hetzartikel ver-
loren hat. Tatsächlich war das »Neue
Gera« jahrelang völlig neutral und unauf-
fällig – bis der Schwenk zur AfD kam. Die-
selben Herrschaften, die jahrelang in CDU,
FDP oder Bürgervereinigungen unterwegs
waren, haben sich so radikalisiert, dass
man sie nicht wiedererkennt. Das gilt auch
für den »Volksanwalt« Brandner, von dem


wir im Vorstand der Thüringer Rechts -
anwaltskammer nie ein fremdenfeindliches
oder sonst diskriminierendes Wort gehört
haben – bis sich die Karrierechance AfD
auftat. Vielleicht würde es sich also lohnen,
auch bei den anderen von Ihnen genannten
Herren einmal tiefer nachzubohren, wie
weit der bürgerliche Charme reicht.
Annette Steuber, Gera (Thüringen)

Unendliche Folterqualen
Nr. 33/2019 In der Politik wird über den
richtigen Umgang mit Nutztieren diskutiert

Es ist mir unverständlich, warum nicht
mehr Menschen als Alternative zu einem
Fleischerzeugnis greifen, das so natürlich
wie nur möglich und noch dazu weitge-
hend klimaneutral entsteht: das heimische
Wildfleisch. Jäger haben zudem seit je
hohe Achtung vor dem Geschöpf, das sie
bejagen. Diese Achtung ist nicht nur blo-
ßer Kodex, sondern sogar gesetzlich fest-
geschrieben in den Grundsätzen der Waid-
gerechtigkeit. Tierschutzgerechte Tötung
steht hierbei an oberster Stelle, ebenso der
Schutz von Elterntieren und ihrem Nach-
wuchs. Im Verzehr von Wild liegen doch
enorme Potenziale, um Tierleid zu mini-
mieren, das Klima und den Wald zu schüt-
zen und gleichzeitig höchsten kulinari-
schen Genuss zu erleben.
Dr. Rainer Aschemeier, Holzminden (Nieders.)

Danke, dass Sie bei diesem Artikel auf er-
schreckende Bilder verzichtet haben. Ich
habe immer wieder das Problem, dass
beim Zeitung- und SPIEGEL-Lesen auf ein-
mal ein oder zwei Kinder neben mir ste-
hen und wissen wollen, was das da auf
dem Bild zu sehen ist. Durch diese Bebil-
derung des SPIEGEL-Artikels konnten wir
in Ruhe über das Thema sprechen, ohne
dass ich die Zeitschrift gleich wieder zu-
schlagen wollte. Meine Kinder geben mir
sehr viel Anlass, noch einmal über unser
Konsumverhalten nachzudenken. Auch an
Stellen, an denen wir sonst die Augen ver-
schließen. Sicherlich hätte auch eine er-
schreckende Bebilderung eher zu dieser
Reaktion geführt. Danke!
Britta Gehle, Bubenreuth (Bayern)

Danke für diesen Artikel – kann er doch
ein Weckruf sein, das eigene Konsum -
verhalten zu überdenken. Die Anonymi -
tät der Opfer macht es den Verbrauchern
so leicht, die unendlichen Qualen zu ver-
drängen, die an finsteren Orten stattfinden.
Wir brauchen kein verlogenes Tierwohl -
label. Wir brauchen einen »Qualstempel«.
Schluss mit Milchpackungen, auf denen
eine glückliche Kuh nebst Kälbchen auf
grüner Weide grast. Ein Bild eines der Mut-
ter entrissenen Tierbabys im Kälberiglu
oder mit Saugstopper in der Nase gehört
auf jedes Milchprodukt. Bei Zigaretten -
packungen wird doch auch eine klare Spra-
che gesprochen. Es müssen ja nicht gleich
Schlachthofvideos an den Fleischtheken
gezeigt werden, aber die Information, dass
mit dem Kauf von Tierprodukten fast im-
mer großes Leid in Auftrag gegeben wird,
die sollte klar kommuniziert werden. Es
ist unfassbar, was wir unseren Mitgeschöp-
fen antun.
Petra Sandmann, Berlin

Man stelle in jeden Zoo einen »Muster-
stall«, und zwar unübersehbar gleich hin-
ter den Eingang, und lasse ihn dort so lan-
ge, bis die Qualmast für Rind, Schwein,
Huhn und Co. beendet wird.
Gisela Siedmogrodzki, Berlin

Ist das Leben von Menschen, die »keine
konkreten Vorstellungen von einer Zu-
kunft« und »keinen Lebensplan« haben,
weniger wert als das von anderen? Darf
man sie unter Umständen sogar töten, wenn

es den eigenen Interessen dient? Wenn
nicht, warum soll das für Tiere anders sein?
Und: Soll man auf eine »utopistische Vega-
nismusdebatte« verzichten, nur weil 90 Pro-
zent der Gesellschaft vom Fleischkonsum
überzeugt sind? Die Sklavenhalter von da-
mals hätten sich über solche Argumente ge-
gen den Abolitionismus gefreut. Zu einer
Rechtfertigung für das Töten von Tieren um
ihres Fleisches willen taugen sie nicht.
Georg Lentze, Reading (England)

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Briefe

GORDON WELTERS / DER SPIEGEL
AfD-Wahlkampf in Brandenburg

HENNER ROSENKRANZ / DER SPIEGEL
Schweine im Stall

Zum Miststück werden
Nr. 33/2019 So können Frauen in
der Chefetage überleben

Frau Köhler ruft dazu auf, ein Spiel mitzu-
spielen, dessen Opfer sie anscheinend
selbst wurde. Können wir so das Mitein -
ander in unserer Gesellschaft verbessern?
Als erfahrene Führungskraft sage ich: Nein.
Stephan Ritter, Bergisch-Gladbach (NRW)

In was für einer Gesellschaft leben wir
eigentlich? Das soll also, in unserer Kultur,
auf die man so viel hält, ein angestrebtes
Lebensziel sein: eine Führungsposition
mittels Dreckschleudern, Lügen und eis-
kalter Menschenverachtung zu erreichen
und zu erhalten? Noch dazu soll das der
Garant für die Gleichberechtigung sein:
zum »Miststück« zu werden? Da frage ich
mich doch, wozu meine Eltern sich be-
müht haben, mich zu einem aufrechten
Menschen zu erziehen – sie müssen irgend-
etwas grundfalsch verstanden haben.
Brigitte Münch, Naxos (Griechenland)
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