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illionen junger Menschen zo
gen 1914 in vielen europäi
schen Ländern mit überwälti
gender Begeisterung in den Krieg. In
allen Ländern machten Politiker die
Soldaten und ihre Familien glaubend,
dass der Feldzug genauso wie in der Ver
gangenheit nur kurz dauern würde. Doch
dass sich die Art, Krieg zu führen, durch
die umfassende militärische Aufrüstung
in den Jahren vor Beginn des so genann
ten Ersten Weltkriegs grundlegend än
dern würde, davon hatten weder die jun
gen Freiwilligen noch ihre Familien eine
Vorstellung. Viele Abschiede standen an.
Gerade erst erwachsen gewordene Jun
gen mussten sich von ihren Müttern und
Geschwistern ebenso verabschieden wie
junge Männer, die gerade erst ihre junge
Liebe gefunden hatten.
Maskottchen
Und was lag da näher, als die Solda
ten nicht allein in den Krieg ziehen
zu lassen. Deshalb kamen findige Fir-
men schnell auf eine Idee. Nicht nur
Fotografien und gute Wünsche sollten
sie auf die Schlachtfelder begleiten,
sondern kleine Bären, die sie an die
Liebsten zu Hause erinnern sollten.
Kleine Miniaturbären, die in die Brust-
taschen der Uniformen passen sollten,
erfreuten sich großer Beliebtheit als
Abschiedsgeschenke und Maskott-
chen für den anstehenden Feldzug.
Diese kleinen Bärchen wurden von
verschiedenen, vor allem englischen,
Teddybär-Manufakturen produziert. Sie
weisen alle eine Besonderheit auf: Die
Augen der kleinen Plüschkameraden
sind sehr weit oben am Kopf platziert.
Denn auf diese Weise konnten die Mas-
kottchen, wenn sie in der Brusttasche
der Uniform steckten und keck ihre
großen Begleiter betrachteten, gerade
noch aus ihrem Versteck herausschau-
en und die Umgebung betrachten. Ver-
steckt und kaum zu sehen, begleiteten
sie ihren erwachsenen Besitzer nun
überallhin, ohne die Würde der getrage-
nen Uniform zu beschädigen.
Besonders einfallsreich war der Lon-
doner Teddybärproduzent John Kir-
by Farnell, der seit 1908 verschiedene
Spielzeuge aus Mohair herstellte. Seine
kleinen Miniaturbären ließ er nicht nur
in blondem Fell anfertigen, sondern ver-
kaufte diese insbesondere in Blau, Weiß
und Rot sehr erfolgreich. Diese drei
Farben entsprachen denen der Flagge
Großbritanniens, dem Union Jack. Die-
ser Marketing-Trick verhalf der Firma
Farnell zu einem unglaublich hohen Ab-
satz großer Stückzahlen dieser Minia-
turbären während des Ersten Weltkriegs
Im Gegensatz zu Puppen sind Teddybären von
Beginn an nicht nur als Spielzeug für Kinder,
sondern auch als Geschenkartikel für Erwachsene
hergestellt worden. Teddybären dienten jungen
verliebten als Erinnerung und Gabe für den
valentinstag, aber auch jungen Soldaten wurden
kleine Teddybären mitgegeben, um diese auf dem
Weg in den Krieg zu begleiten. Diese kleinen –
besonders im vereinigten Königreich – Teddybären
waren besonders als Maskottchen beliebt.
Als Maskottchen
im Dienst
Wegbegleiter
Thomas Dahl
Foto: vectis Auctions Ltd.